Der Filmfall bei AZXY hatte in der Tat einige Auffälligkeiten. Zunächst möchte ich aber meine persönliche Einschätzung darstellen, dass die filmische Darstellung nämlich verschiedenen, teilweise einander widersprechenden Ansprüchen gerecht werden muss:
- Die Darstellung muss einen gewissen "Unterhaltungswert" haben, denn wenn niemand XY schaut, ist der Sache (Aufklärung von ungelösten Kriminalfilmen) nicht gedient.
- Menschen müssen ohne Diskriminierung dargestellt werden, das heißt, die Lebensumstände dürfen nicht zur Abwertung der Beteiligten führen, das Opfer muss Empathie erwecken und nicht als mitschuldig an der Tat hingestellt werden.
- Mögliche Zeugen müssen sich angesprochen fühlen, ihr Wissen zur Tataufklärung beizutragen.
- Möglicherweise zuschauende Tatbeteiligte müssen angeregt werden, sich zu stellen, sich zu offenbaren oder auch Fehler in dem Sinne zu begehen, dass sie, ohne es zu ahnen, zur Tataufklärung selbst beitragen.
Diese und vielleicht weitere Gründe führen dazu, dass bestimmte Dinge anders dargestellt werden (müssen), als sie real stattgefunden haben. Trotzdem gibt es einen Kern harter Fakten, der stichfest ist.
Flashster schrieb:Die Villa fand ich auch hinter merkwürdig reingeworfen.
Hier vermute ich, dass es kurz vor Ausstrahlung Gründe gab, die Villa mit aufzunehmen, welche man zuvor bewusst nicht in den Filmfall eingearbeitet hat. Das können kurzfristige neue Erkenntnisse sein, oder auch Forderungen lokaler Ermittler, die im Gegensatz zu übergeordneten EB die Auffassung vertreten, dass die Villa mit in den Fall hineingehört. Vielleicht wollte man aber auch den Fall ergebnisoffener präsentieren, indem man eine größere Zahl von Verdachtspersonen aufnimmt.
kloanesherz schrieb:Wird dieser Zeugenaufruf auch in anderen (Groß-)Städten gezeigt, die räumlich erst einmal keinen Bezug haben?
Wie auch hier schon angedeutet, haben nach der Wende viele junge Menschen den Ort bzw. die Region verlassen und sind nunmehr weit verstreut, in Deutschland wie auch international. Hier wurde ja schon gesagt, dass selbst frühere Boizenburger bislang von dem Fall nichts mitbekommen hatten.
PurePu schrieb:Ja, fand ich auch extrem seltsam. Warum nimmt man das in die Sendung auf? Klar, ist immer etwas seltsam, wenn ein fast 30Jähriger sich mit einem so viel jüngeren in seiner Freizeit abgibt. Da fragt ich mich schon immer, was das Motiv sein könnte.
Hier könnten (siehe meine Aufzählung am Anfang des Beitrages) verschiedene Gründe eine Rolle gespielt haben. Ich mutmaße, dass man da möglicherweise auf die Emotionen des Täters einwirken will. "Er hatte auch noch andere ältere Freunde" oder "Du warst nicht der einzige erwachsene Freund von Martin". Man kann nicht ausschließen, dass sich der Mörder emotional zu seinem Opfer hingezogen fühlte und er aus Verdeckungsabsicht gemordet hat. Aus Tätersicht hat sich vermutlich eine völlig andere Geschichte abgespielt, als sie sich dem objektiven Betracher präsentiert.
LARA43 schrieb:Kann beides sein..ich vermute aber, das das Opfer den Täter kannte, da er viele Freunde und Bekannte hatte..sogar den einen erwachsenen Mann, mit dem er ab und zu Wrestling schaute…
Dieser erwachsene Freund kann eine ermittlungstaktische Fiktion sein, siehe oben. Die meisten Eltern hätten schon ein natürliches Unbehagen bei "Freundschaften" ihrer minderjährigen Kinder mit fremden Erwachsenen.