Rao schrieb:... Leute die blind und krankhaft lieben, machen sich sogar recht oft zum willenlosen Instrument, aus Angst den anderen zu verlieren, wenn man nicht "gehorcht". Dann ist alles "richtig", was der andere sagt. Liebe schaltet bekanntlich den gesunden Menschenverstand ab.
Hm, ich würde Liebe nicht mit Hörigkeit verwechseln. Wenn man gehorcht, wie du sagst, liebt man deswegen noch lange nicht. Du sagst ja selbst: krankhaft. Das ist dann halt keine wirkliche Liebe, sondern zwanghafte Anhänglichkeit. Ohne philosophisch werden zu wollen: Liebe hat auch was mit Freiheit zu tun.
Rao schrieb:Wie sonst soll ich das ständige Ringelreihen-Rätselraten, was/wer war der Auslöser der Tat, also der "ursprüngliche" Böse? Sie oder er oder doch die Eltern, irgendwie? verstehen?
Nun, die Welt ist eben nicht schwarz-weiß. Und Menschen sind unheimlich komplizierte Wesen. Und es lohnt sich, darüber nachzudenken, wie wann was entstehen kann oder vielleicht auch was verhindert werden kann. Wenn man sich über so was Gedanken macht, heißt das nicht, dass man Leute aus der Verantwortung nimmt. So habe ich hier im Thread auch niemanden verstanden. Hier gibt es niemanden, der diese Tat gut heißt oder entschuldigt oder auch nur relativiert.
Ich denke, in jedem Menschen schlummert auch irgendwas Böses, vielleicht in manchem mehr, in manchem weniger, möglicherweise. Und dann gibt es aber bestimmte Auslöser oder Verknüpfungen, die das plötzlich voll zum Tragen kommen lassen. Ich habe in meinem Bekanntenkreis so was mal erlebt. Ein ganz nette Frau lernte einem Mann kennen, bei dem man erst mal auch nichts Negatives vermutete, aber die beiden haben sich gegenseitig in ihren schlechten Eigenschaften (die jeder irgendwie hat) dermaßen verstärkt, das hatte schon was Teuflisches. Ich stand davor und hab die Welt nicht mehr verstanden.
Also ich möchte nur sagen, "das Böse" ist nicht einfach anwesend oder eben abwesend, sondern es ist eine dynamische Größe, die kommen und gehen kann, ausgelöst oder eingedämmt werden kann oder manchmal auch verschwinden kann. Und dann gibt es Leute, wie hier im Thread, die sich über diese Dynamik Gedanken machen - aber sie entlassen dabei die Täter nicht aus ihrer Verantwortung! Diese steht nämlich auf einem ganz anderen Blatt. Selbstverständlich ist jede/r für das, was er oder sie tut verantwortlich. Verstehen wollen heißt nicht entschuldigen wollen!
Ich hoffe, ich konnte hier ein paar Missverständnisse ausräumen.