Hartmut Weiske - vermisst seit 30.06.2017 in Weißenfels
14.06.2018 um 14:30
Der Fall hat mich nicht losgelassen und ich musste die ganze Nacht darüber nachdenken.
Insbesondere zwei Punkte beschäftigten mich:
Was ist am 30.06.2017 zwischen 2100 und 2200 passiert?
Wie kam es zum Kennzeichenwechsel?
Hier stelle ich meine Theorie zur Diskussion:
Dass jemand seine "Lebensbereiche strikt voneinander getrennt" hält (Zitat XY-Sendung) ist weder verwerflich noch besonders.
Heißt aber auch, dass es ziemlich sicher nicht nur die beiden dargestellten Bereiche mit dem Hof und der Tochter einerseits sowie den mit Freundin Renate andererseits gibt. Es wurde ja erwähnt, dass er viel herum gekommen ist und bekannt war.
Um es gleich vorweg zu nehmen: In meinem Szenario gibt es keinen Täter - HW ist untergetaucht.
Aber jetzt der Reihe nach.
HW will am 01.07.2017 zu dem Traktorentreffen. Praktisch veranlagt wie er ist hat er vorher hat im Internet recherchiert, ob es auf der Strecke oder in der Nähe des Zielortes irgendwo einen Daihatsu Cuore (oder einen anderen für ihn interessanten Wagen) zu besichtigen oder gar zu kaufen gibt.
Gut, dass seine Freundin mitkommt, denn dann kann er im besten Fall den "neuen" Cuore/anderen Wagen gleich mitnehmen.
Vorsorglich macht er zu diesem Zweck am silbernen Cuore in der Scheune die Kennzeichen ab und legt diese in den roten Cuore, mit dem am nächsten Tag die Fahrt durchgeführt werden soll.
(Ich habe es selbst als privater Verkäufer meines abgemeldeten Autos erlebt, dass der Käufer mit seiner Freundin kam und nach der Abwicklung des Kaufs kurzerhand ganz normale Kennzeichen eines anderen Autos zur Heimfahrt nutzte.)
In einem seiner uns nicht bekannten Lebensbereiche ist er -warum auch immer- regelmäßig nach Tschechien gefahren und hat dort beim Eurojackpot getippt. Warum dort? Um im Falle eines Gewinnes in D anonym bleiben zu können. Und vielleicht hatte er sich sogar schon ausgemalt wie es wäre mit einem großen Gewinn ein neues Leben anzufangen.
Die Ziehung im Eurojackpot findet immer freitags statt. Eine Veröffentlichung gibt es meistens sogar schon mit Quoten gegen 2130 im Internet. Der 30.06.2017 war ein Freitag und HW hat wie jeden Freitag, zu dem er mitgespielt hatte, gegen 2140 nachgeschaut, ob er gewonnen hat.
Und siehe da: Knapp 300.000 Euro gewonnen!
Aufregung! Was tun? "In der LOTTO-Annahmestelle kannst Du ab Samstagmorgen [...] Dir auch bereits anhand der Spielquittung Deinen Gewinn auszahlen lassen [...]." so in den FAQ auf der Eurojackpot-Website zu lesen.
Also am besten gleich losfahren, denn ich glaube es erst richtig, wenn ich das Geld in der Hand halte.
Während der Fahrt kann ich auch gut runterkommen und wieder klare Gedanken fassen, woran jetzt zuhause nicht zu denken wäre.
Aus Fürsorge für die Tiere/den Hof und um sich alle Optionen offen zu halten, kurz der Tochter Bescheid geben, für die es nicht ungewöhnlich ist, dass HW spontan und ohne Ziel- sowie konkrete Zeitangabe verreist.
Renate sagt er erstmal nicht Bescheid, weil er spontan keine gleichzeitig sowohl glaubhafte als auch wenige bis gar nichts preisgebende Begründung für sie hat, warum er sofort aufbrechen und das Traktorentreffen mit ihr sausen lassen will.
Am nächsten Morgen erfährt er in der Annahmestelle, dass solche Summen natürlich nicht direkt und in bar ausgezahlt werden, sondern nur auf ein Konto. Wie beim Lotto in D bei Gewinnen über 100TEUR bekommt er eine Person an die Seite gestellt, die ihn berät und für Fragen zur Verfügung steht. HW hat sich natürlich inzwischen Gedanken gemacht und lässt durchblicken, dass er gerne am besten mit neuer Identität mit dem Gewinn seinen Lebensabend genießen würde.
Der Berater wüsste evtl. zufällig jemanden, der "für ein kleines Taschengeld" für neue Papiere sorgen könnte und auch Tipps hat wie man sein Äußeres gut verändern kann. HW bekundet Interesse und der Kontakt wird hergestellt.
Neue Papiere, neues Konto in Tschechien, welche äußerliche Veränderung passt am besten - das alles dauert natürlich seine Zeit. Der Entschluss steht fest - HW will die einmalige Möglichkeit nutzen und sein altes Leben hinter sich lassen.
Noch immer hat er seinen roten Cuore bei sich. Würde er ihn in Tschechien länger weiter benutzen oder verkaufen, hinterließe das Spuren. Also muss das Auto weg. Aber wohin? HW fällt der besagte Parkplatz bei/neben IKEA ein, wo er vermutet, dass der Wagen irgendwann auffällt, aber nicht so bald. Und selbst wenn ein Bekannter den Wagen dort sähe, er würde sich denken, dass HW gerade beim Einkaufen ist. Ein Abstellplatz in der Nähe des Wohnortes deutet auch eher auf ein Verbrechen als auf ein Untertauchen hin. Es sind erst ein paar Tage vergangen und er wird noch lange nicht offiziell gesucht. Er räumt die Sachen aus dem Auto, u.a. auch die Kennzeichen seines silbernen Cuore und fährt anschließend mit dem roten Cuore zu dem Parkplatz, stellt das Auto an bekannter Stelle ab und gelangt per Zug wieder nach Tschechien zu seiner Unterkunft.
Ein paar Tage später erhält er seine neuen Papiere, eröffnet mit neuer Identität ein Bankkonto in Tschechien und lässt sich den Gewinn darauf überweisen. Er hat jetzt ein Toupet/trägt eine Perücke, einen Vollbart, farbige Kontaktlinsen und einen völlig neuen Kleidungsstil. So langsam fühlt sich das gut an. Natürlich hält er sich auf dem Laufenden, was die Suche nach HW betrifft. Zudem stellt er fest, dass es eine weniger gute Idee war, die Kennzeichen des silbernen Cuore zu behalten. Wirft er sie hier (am Ort seiner Unterkunft in Tschechien) in den Müll, könnte durch einen blöden Zufall die Aufmerksamkeit auf seinen neuen Aufenthaltsort gelenkt werden.
In einer Mischung aus Freude und Euphorie über seine neue Lebenssituation, ein bisschen Heimweh und der sinnvollen Entsorgung der Kennzeichen, beschließt er, sich noch einmal auf den Weg in die alte Heimat zu machen. Nun als Ernst Schmidt (Beispiel), äußerlich völlig verändert und neuem Auto. Weil es gerade richtig gut läuft, kommt etwas Überheblichkeit ins Spiel und er will wissen, ob er wirklich nicht erkannt wird. Zumindest nicht von Bekannten wie der Verkäuferin im Edeka, an seiner "alten" Stammtankstelle etc. Es funktioniert.
Dadurch noch sicherer geworden und weiter euphorisiert, will er selbst nachschauen, ob sein roter Cuore tatsächlich noch nicht gefunden wurde und noch auf dem selben Parkplatz steht. - Der Wagen steht tatsächlich noch dort.
Er könnte jetzt einfach die Kennzeichen des silbernen Cuore bei Ikea in einen Mülleimer werfen.
Wenn er aber jetzt die Kennzeichen der silbernen Cuore am roten befestigte und die vom roten entsorgte, wäre die Verwirrung so richtig komplett. Warum nicht? Was soll schon passieren? Gedacht, getan!
Mit einem fetten Grinsen im Gesicht macht er sich wieder auf den Weg nach Tschechien. :-)
Der Wechsel der Kennzeichen war also einfach "nur" eine aus dem Moment geborene, spaßige Idee, die zudem den großen Vorteil hatte, weitere Verwirrung zu stiften und -wie man auch hier im Forum sehen kann- dem Glauben an einen Täter und ein Verbrechen guten Nährboden zu geben.
Die Kennzeichen des roten Cuore sind natürlich inzwischen längst nicht mehr im Ikea-Mülleimer, sondern irgendwo im Müll-Nirvana verschwunden.
Der geschilderte Sachverhalt erklärt auch, warum er seine Konten in D nicht mehr angerührt hat. Für die Übergangszeit hatte er ausreichend Bargeld dabei, weil er sich ja ursprünglich für den Kauf eines "neuen" Cuore oder eines anderen Oldtimers gewappnet hatte.
Klingt vielleicht für den einen oder die andere alles ein bisschen weit hergeholt.
Aber einfach mal reindenken und mitfühlen - dann wird ein Schuh draus! ;-)