Doppelmord in Herne: Täter Marcel H. in Haft

AveMaria schrieb:Wie wir an der Katze ja gesehen haben, scheint er eher ein Gefühl für andere zu haben, wenn eine positive persönliche Beziehung besteht.

Das hat Christopher nicht geschützt.

AveMaria schrieb:FrauZimt schrieb:
hat er sich meiner Meinung nach nicht gestellt. Die Gutachterinnen haben ihn als "oberflächlich charmant" beschrieben. (oder so ähnlich )
...
Das ist mir neu. Hast du eine Quelle dazu?

Ja, das stand vor ein paar Tagen in einem Spiegelartikel.
Ich hatte es verlinkt.
Mach mich mal auf die Suche.

@AveMaria
Der narzisstische Aspekt ist etwas, was man gut in den Griff kriegen kann. Anders sieht es aus, wenn die dissoziale PS psychopathische und sogar noch sadistische Anteile enthält. Seine Kriminal- und Legalprognose scheint zu dem Zeitpunkt wirklich mehr als negativ. Aber: Er ist noch jung und eventuell bekommt er sogar eine Sotha-Indikation. In diesen Sozialtherepeutischen Abteilungen kann der Straftäter für mehrere Jahre untergebracht werden während seiner Strafhaft. Dort kann er die maximale therapeutische Behandlung erfahren.

frauZimt schrieb: AveMaria schrieb:
Wie wir an der Katze ja gesehen haben, scheint er eher ein Gefühl für andere zu haben, wenn eine positive persönliche Beziehung besteht.

Das hat Christopher nicht geschützt.

Stimmt, und den kannte er auch....

Lena781 schrieb:Aber: Er ist noch jung und eventuell bekommt er sogar eine Sotha-Indikation. In diesen Sozialtherepeutischen Abteilungen kann der Straftäter für mehrere Jahre untergebracht werden während seiner Strafhaft.

Das gilt dann für das Erwachsenenstrafrecht?

@AveMaria
Die Sozialtherapeutischen Einrichtungen sind für Erwachsene, es gibt in Deutschland nur eine Handvoll, die auf Jugendliche ausgerichtet sind. Bei der Tat kann ich mir eine Indikation sehr gut vorstellen. Das heißt aber nicht, dass derjenige seine gesamte Strafzeit dort verbringt, sondern, dass man erst mit paar Jahren JVA beginnt, dort schon eine Therapie als Vorbereitung auf die Sotha absolviert und dann z.B. 6 Jahre dort ist bevor man anschließend zurück in die JVA kehrt oder aber eben entlassen wird.

Bin gespannt, ob solche eine Indikation im Urteil aufgeführt wird.

@AveMaria

Hier ist der Artikel:

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/bochum-herne-im-prozess-gegen-marcel-h-sagten-gutachterinnen-aus-a-1187403.html

Das ist die verwendete Formulierung:

Er sei ein "trickreich sprachgewandter Blender", der andere manipulieren wolle.

@AveMaria

und hier kommt die selbe Passage, nur mit dem Ausdruck "oberflächlicher Charme"

„Einen trickreichen Blender mit oberflächlichem Charme“, nennt ihn die Psychiaterin Astrid Rudel und bescheinigt Heße „durchschnittliche Intelligenz, aber „starke Selbstüberschätzung“. Geht etwas schief, haben alle Schuld, nur nicht er. Selbst enge Verwandte interessierten ihn kaum. „Familie sind Personen, die Essen bringen“, sage er.

https://www.waz.de/staedte/herne-wanne-eickel/mutmasslicher-doppelmoerder-marcel-hesse-voll-schuldfaehig-id213081899.html

wolke7 schrieb:Entweder bereut man seine Taten aus innerer Überzeugung vollumfänglich oder eben nicht. Alles andere ist pille palle.

Ihm wird wohl langsam bewußt, dass er möglicherweise nach Erwachsenenstrafrecht verurteilt werden könnte und damit hat er sicherlich nicht gerechnet. Von Reue sehe ich dabei auch keine Spur, ansonsten hätte er sich bei allen Angehörigen öffentlich (gleich zu Anfang) entschuldigen müssen.

@frauZimt
Danke für die Quellen - die Passagen sind mir irgendwie untergegangen.

Offenbar auch, weil der Angeklagte sich freut, dass sich „eine Ärztin und eine Professorin mit ihm unterhalten. Das erleben andere Gleichaltrige nicht.“

Naja, so ungewöhnlich ist es ja nun nicht, dass sich Fachleute mit jungen Menschen unterhalten. Das hätte er auch in einer Therapie haben können.

Er halte sich für etwas Besseres, betrachte die Welt wie eine Pyramide, „in der ich ganz weit oben stehe“. Im Gespräch werfe er mit Fachausdrücken um sich, die er nicht verstehe. Ein Narzisst ist er laut Expertinnen, ein „pathologischer Lügner“, der immer abenteuerlichere Geschichten erfindet, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Mal ist er Schwede, mal Literaturpreisträger, dann wieder wurde er angeschossen.

„Einen trickreichen Blender mit oberflächlichem Charme“, nennt ihn die Psychiaterin Astrid Rudel und bescheinigt Heße „durchschnittliche Intelligenz, aber „starke Selbstüberschätzung“. Geht etwas schief, haben alle Schuld, nur nicht er. Selbst enge Verwandte interessierten ihn kaum. „Familie sind Personen, die Essen bringen“, sage er.

Das mit der Pyramide finde ich eine gute Metapher. Das wird aus seinen Äußerungen hinsichtlich Unterklassebürger und Hinterwäldler (Spiegel-Artikel) ja auch sehr deutlich. Dass er aber Geschichten erzählt, so wie oben beschrieben, ist eine ganz neue Information. Bislang wurde ja nur gesagt, dass er gerne schreibt "Fantasy", nicht aber, dass er chronisch lügt, also Geschichten erzählt. Hatte die ganze Zeit schon auf sowas gewartet und eigentlich gedacht, dass Freunde oder Lehrer davon berichten würden.

Er könne es nicht ertragen, berührt zu werden. .....

Dafür muss es einen Grund geben. Das ist eigentlich das, was ich von anderen Tätern noch nirgendwo gelesen habe. Das ist etwas, was ihn deutlich unterscheidet.


@Lena781
Danke für die Erläuterungen.

Offenbar auch, weil der Angeklagte sich freut, dass sich „eine Ärztin und eine Professorin mit ihm unterhalten. Das erleben andere Gleichaltrige nicht.“

AveMaria schrieb:Naja, so ungewöhnlich ist es ja nun nicht, dass sich Fachleute mit jungen Menschen unterhalten. Das hätte er auch in einer Therapie haben können.

Das wird er kennen. Als Kassenpatient. Halb hört man zu, halb hört man weg. Im Wartezimmer sitzen schon die nächsten Patienten. Wie im Taubenschlag (So seine Wahrnehmung)

Aber nun hört man ihm zu. Man nimmt ihn ernst.

„In der Gesamtschau meinen wir, dass die Defizite beim Angeklagten eher einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung als einer Unreife zuzuschreiben sind“, erklärte Dr. Sabine Nowara. Trotz seines jugendlichen Aussehens („kleingewachsen und schmal“) habe Heße eine feste Persönlichkeit ausgebildet, die in seinem Fall allerdings von „psychopathischen, narzisstischen und sadistische Aspekten“ geprägt sei.


https://www.waz.de/staedte/herne-wanne-eickel/psychologin-empfiehlt-erwachsenenstrafrecht-fuer-marcel-hesse-id213147803.html


Laut Arzt ist er 1,77, und damit ist man also kleingewachsen? Laufen im Ruhrpott also sonst nur Riesen rum? :D

Was ist wenn er einfach „nur“ unreif ist?

Sorry, das ist jetzt OT, ich dachte, dass man irgendwann ein klareres Bild hätte, von M. H.

Während des ganzen Prozesses, stellten sich eher neue Fragen, statt dass man Antworten bekam, die wenigstens ansatzweise erklären.

Und jetzt, wo sich der Prozess dem Ende zuneigt, hab ich mehr Fragezeichen im Kopf als zu Beginn.

Geht das nur mir so????

Katakana schrieb:Laut Arzt ist er 1,77, und damit ist man also kleingewachsen?

Das ist nur eines von vielen Sachen, wo ich mir denke, ist das jetzt ernst gemeint, oder soll man entsetzt sein?

Vielleicht war dieses kleingewachsen eher so auf seine gesamte Statur bezogen?

Irgendwie ist das doch auch nicht normal, dass man sich als Außenstehender fragen muss "wie ist das jetzt wieder gemeint? "

Okay, bei M. H's Aussagen. Aber dass man selbst bei den Ärzten und Psychiatern sich teilweise fragt ob die das Ernst meinen oder nicht.

Manchmal kommts mir so vor als wären die sich selbst bei Vielem nicht sicher, aber jetzt muss es halt mal zum Ende kommen.

@Silver01
Du hast nun mal begrenzte Möglichkeiten, eine Person in seiner Gesamtheit zu erfassen. Das kann Jahre dauern, der Gutachter hat nur eine begrenzte Anzahl von Stunden. Es ist eher ein Versuch, sich einen Überblick über den Angeklagten zu machen.

Silver01 schrieb:Geht das nur mir so????

Nope, mir auch.

Silver01 schrieb:Vielleicht war dieses kleingewachsen eher so auf seine gesamte Statur bezogen?

Wenn man die gesagte Statur nimmt dann würde schlaksig eher passen als kleingewachsen. Kleingewachsen bedeutet für mich (sorry an alle in der Größe), abgesehen von Kindern, 1,50 - 1,65.
Auf mich macht er aber den Eindruck als sei er 1,60, Schuhgröße 36, 43 kg.
Vom Amtsarzt heißt es 1,77 und 58kg.
Bei der Fahndung hieß es ca 1,75 und seine Mutter bestätigte dies auch.
Von den Gutachterinnen heißt es kleingewachsen.
An sich spielt es ja keine Rolle wie groß er ist aber als „1,77“ großer Junge möchte ich nicht kleingewachsen genannt werden. :D
Dann wäre ich vielleicht Mittelmaß? XD

Lena781 schrieb:Du hast nun mal begrenzte Möglichkeiten, eine Person in seiner Gesamtheit zu erfassen.

Richtig, jedoch sollte man sich bei der Aussage PS mit narzisstischen, sadistischen und psychopathischen Zügen wirklich sicher sein wenn man dann auf Erwachsenenstrafrecht hinweist. Und nicht sagen „Ja, es macht eher den Eindruck als ob er dies hat anstatt das er einfach nur Unreif ist.“
Versteht mich nicht falsch, ich will keine Kompetenzen abreden, aber ein weiteres Gutachten wäre wirklich sinnvoll. Gerade auch wenn die Gespräche im Mai liefen bzw zu Ende waren. Was ist wenn er durch die Aussagen von Freunden, Schwestern, Mütter etc wirklich für sich zu dem Ergebnis kam, war wohl doch scheiße. Sei es auch dadurch das er mitbekommt das „seine Community“ nicht hinter ihm steht.

@Katakana
Ja, ich verstehe was du meinst. Allein die Tatsache, dass man einen zum Tatzeitpunkt 19-jährigen nach Erwachsenenstrafrecht verurteilt, kommt extrem selten vor. Aus dem Grund ist eine gründliche Abwägung aller Eventualitäten zwingend notwendig. Die Festellung einer PS ist immer schon ein extremes Stigma für die Prognose, durch die anteilige Psychopathie kann man aber sagen, dass er es sehr schwer haben wird, entlassen zu werden.

Lena781 schrieb:Allein die Tatsache, dass man einen zum Tatzeitpunkt 19-jährigen nach Erwachsenenstrafrecht verurteilt, kommt extrem selten vor.

Vorallem weil man mit 19,20 noch nicht völlig ausgereift ist. Er wird vielleicht so tun bzw getan haben, als sei er ein Mann voller Lebenserfahrung mit dem Wissen eines herumgekommenen 80jährigen, der die Weisheit nur so geschluckt hat aber das ist er definitiv nicht.
Meiner Meinung nach ist er ein einsamer Junge der mit den Taten bei seinen Freunden und 4Chan Punkten wollte um wenigstens einmal als derjenige zu gelten, über den man sagt „guck dir mal an, was er sich geleistet hat, sowas trauen wir uns nicht.“
Das die Realität aber so aussieht, das niemand was mit ihm zutun haben will, er auf 4Chan vergessen ist und ihm wirklich lebenslänglich drohen, damit hat er nicht gerechnet.
Ich nehme ihn auch seine „Arroganz“ nicht ab. Er ist wie man es so schön sagt, ein armes Würstchen, ohne Selbstbewusstsein, mit Wut auf sich selber weil er faul, träge und kein Typ ist den man als „Schwiegersohn“ haben will.
Welche Mutter möchte denn, das ihre Tochter mit einem Arbeitslosen, faulen Sack Nachhause kommt und sagt „das ist mein neuer Freund.“

@Katakana
Vor allem habe ich ehrlich gesagt noch nie ein Gutachten gelesen, dass einem unter 25-jährigen eine PS diagnostiziert. In dem Alter spricht man von Akzentuierungen, da die Persönlichkeit in dem Alter nicht ausgreift ist. Deswegen wäre es spannend zu sehen, wie ihn ein anderer Gutachter einschätzen würde. Hätte auch erwartet, dass bei ihm eine Reifeverzögerung festgestellt wird.

@Silver01

Sorry, das ist jetzt OT, ich dachte, dass man irgendwann ein klareres Bild hätte, von M. H.

Während des ganzen Prozesses, stellten sich eher neue Fragen, statt dass man Antworten bekam, die wenigstens ansatzweise erklären.

Und jetzt, wo sich der Prozess dem Ende zuneigt, hab ich mehr Fragezeichen im Kopf als zu Beginn.

Geht das nur mir so????

Mir geht es da ganz anders. Für mich sind die Person und die Motive von Marcel H. sehr deutlich geworden. Auch weil Marcel H. so ein großes Mitteilungsbedürfnis hat, konnte ich seine Beweggründe gut nachvollziehen. Wobei ich seine Aussagen oft nicht glaubhaft fand. Aber auch seine nicht glaubhaften Aussagen charakterisieren Marcel H.. Die Gutachterin, die von einem schlechten Manipulator sprach, klassifiziert Marcel H. diesbezüglich schon sehr treffend.

@Silver01
Dass ich die Motive von Marcel H. gut nachvollziehen kann, heißt nicht, dass ich diese gut heiße. Für mich hat ein Mörder nicht automatisch nur schlechte Charaktereigenschaften. Bei Marcel H. fällt es mir aber tatsächlich schwer, überhaupt positive Charaktereigenschaften zu finden.

Katakana schrieb:Richtig, jedoch sollte man sich bei der Aussage PS mit narzisstischen, sadistischen und psychopathischen Zügen wirklich sicher sein wenn man dann auf Erwachsenenstrafrecht hinweist. Und nicht sagen „Ja, es macht eher den Eindruck als ob er dies hat anstatt das er einfach nur Unreif ist.“

Warum werden hier eigentlich immer alle Sachverständigen in Zweifel gezogen? Ich finde z.b. die Analyse sehr schlüssig
"Ein Narzisst ist er laut Expertinnen, ein „pathologischer Lügner“, der immer abenteuerlichere Geschichten erfindet, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Mal ist er Schwede, mal Literaturpreisträger, dann wieder wurde er angeschossen."

Genau dasselbe Muster hat er doch auch bei seinen Taten durchgezogen, seine posts waren doch zum Großteil frei erfunden. Abgesehen davon, weiß doch keiner hier, ob er aktiv mit der Psychologin zusammengearbeitet hat oder ob vieles im Gutachten aufgrund von Recherchen zusammengetragen wurde.

@Jordy80
Bin zwar nicht direkt angesprochen, aber ich habe in meinem Leben so viele Gutachten gelesen, die innerhalb von 5 Gesprächsstunden entstanden sind, bei denen der Angeklagte wissentlich gelogen etc., als dass ich da mittlerweile sehr vorsichtig bin. Das hat nichts mit der Kompetenz der Sachverständigen zu tun, sondern mit den Rahmenbedingungen: Wenig Zeit für den Aufbau von Vertrauen und die Gespräche