Frau.N.Zimmer schrieb:Jetzt wollen wir mal nicht so tun als ob zwei unschuldige Menschen abschlachten, der einzige Weg ins Gefängnis wäre.
Wenn es ihm ums Gefängnis gegangen wäre, hätte er z.B. eine Bank ausrauben können.
Aber wenn es jemandem dringend ist, ist es wohl der schnellste Weg ins Gefängnis zu kommen und möglichst lange drin zu bleiben. Schneller als alles andere. Ich glaube, dass ihm schnell und lange wichtig war. Und vielleicht noch spektakulär.
Und dann kommt ja auch noch hinzu, was in dem verlinkten Video von
@oceanghost gestern erläutert wurde, dass das Unterbewusstsein z.B. ja auch noch in der Lage ist, auf Rache (für was auch immer) zu sinnen. Das würde heißen, dass jemand bewusst denkt, ich will in den Knast, das Leben dort kann ich besser leben, als das Leben hier, und unterbewusst agiert zugleich der Wunsch nach Rache. Dann ist eigentlich klar, welche Lösung gewählt wird, um in den Knast zu kommen.
Jordy80 schrieb:Aber viele Amokläufer stehen in einer unmittelbaren Konfrontationssituation, oftmals auch mit der Polizei. Ich kenne die Prozentzahl nicht, aber die meisten sterben doch bei einem Amoklauf (entweder Suizid oder sie werden erschossen).
Ja, das ist in der Tat so, und deswegen kann man hinterher wohl auch relativ schwer Amoktaten aufarbeiten, weil die Täter nicht mehr am Leben sind. Im Falle M.H. allerdings gibt es einen Hinweis, dass auch er damit gerechnet hat, es nicht zu überleben, wenn er sich stellt. Er schreibt in seinen letzten Nachrichten sinngemaß u.a., dass, wenn es morgen keine Neuigkeiten mehr gibt, er nicht mehr am Leben ist. Er hat also auch damit gerechnet, dass er z.B. erschossen werden könnte. Aber er hat die Konfrontation dahingehend nicht gesucht, indem er sich den Anweisungen gefügt hat. Das hätte er auch anders machen können, wenn er zu einer Selbsttötung entschlossen gewesen wäre. Ich glaube daher nicht, dass er wirklich sterben wollte. Das ist bei gewöhnlichen Amokläufen scheinbar anders.
Jordy80 schrieb:Damals bei der Live-Berichterstattung hatte ich das ungute Gefühl, dass sein selbst angekündigtes Finale in einem Amoklauf endet.
Ja, das ging mir auch so. Es hätte mich absolut nicht gewundert. Vielleicht wäre es dazu gekommen, wenn er eine Schusswaffe gehabt hätte.
@ayslynnDieses nach außen Funktionieren ist vielleicht das Stadium, das ich meinte. Kann es nicht sein, dass M.H. nach der Absage von der Bundeswehr quasi genau in dem Stadium steckte? Dass er vorher noch einmal viel Energie aufbrachte, um sich auf die Prüfung vorzubereiten, und dass nach der Absage quasi die Energien aufgebraucht waren und er nach außen nur noch funktionierte. Also aufstand, etwas aß und irgendwie den Tag herumbrachte, ohne wirklich zu leben? Und dass er diesen Zustand unter allen Umständen beenden wollte? Ich finde, vieles spricht dafür. Und auch die
@Muttervonm.h. empfand ihn in den Tagen vor der Tat als depressiv. Das ist für mich eigentlich das größte Indiz.
Ich habe auch gelesen, dass viele Menschen, die sich das Leben nehmen, eigentlich gar nicht sterben wollen, sondern dieses Leben so einfach nur nicht mehr leben können. Von daher passt für mich die Motivation schon. Er hat dann halt nur nicht die Lösung Selbsttötung gewählt, sondern durch die Taten dafür gesorgt, dass er dieses Leben so nicht mehr leben muss. Das ist in der Tat sehr außergewöhnlich.