Letztendlich muss man ja sagen, dass es vor noch gar nicht allzu wenig Jahren absolut unüblich war, Kinder von einem Psychologen etc. untersuchen zu lassen. Vor ADHS gab es meines Wissens eigentlich nur noch die Diagnosen Autismus oder Deprivationssyndrom als frühkindliche Verhaltensstörungen. Davor waren Kinder einfach Kinder, das eine brav, das andere schwierig, das nächste Lern- Sprach - oder Hörbehindert. Über die Braven freuten sich alle, die Schwierigen bekamen welche auf den Hosenboden und Hausarrest, und die anderen entsprechende sonderschulische Förderangebote. Und dann kam ADHS, und plötzlich wurden sehr viele unruhige und schwierige Kinder in diese Schublade geschubst. Ich glaube auch, dass es sehr viele Fehldiagnosen gab und gibt, einfach aufgrund der Tatsache, dass zu wenig weitere kinderpsychiatrische Krankheitsbilder bereits in einem frühen Alter erkennbar sind, bzw. in Betracht gezogen werden. Denke das liegt auch daran, dass Kinder sich ja noch unglaublich entwickeln und verändern. Wer will da schon vorschnell von einer psychiatrisch relevanten Auffälligkeit sprechen. Das hat ja auch schnell Stigmatisierung zur Folge. Zudem, ich schrieb es schon, tritt ADHS ja oft auch begleitend zu einer anderen Störung auf, die vielleicht erst später diagnostiziert werden kann.
FallinginLove schrieb:Eine Zeugenaussage ergab, dass er als Kind in der Therapie wegen etwas anderem war.
Du meinst die Schwester, die aussagte, er sei nach der Aktion mit der Schere in der Grundschule, in Behandlung gekommen? Das war sicherlich der Auslöser für die Behandlung. Ich hatte die Mutter aber so verstanden, dass sich das diagnostizierte ADHS mit Schulbeginn verstärkte und die Sache mit der Schere quasi im Rahmen der ADHS-Störung (Impulsivität, hohe Reizbarkeit) erfolgte. Aber vielleicht habe ich das auch falsch interpretiert.