Gute Frage
JamesRockford schrieb:Wie seht Ihr das: Wurde das Benzin im gesamten Treppenhaus, also von oben nach unten ausgekippt, oder hätte es für die entstandene Reaktion ausgereicht, wenn es nur im unteren Bereich ausgeschüttet worden wäre?
Das ist eine gute und eine der zentralen Fragen.
Diese zu beantworten, ohne das Brandhaus selbst von innen gesehen zu haben, ist nicht ganz einfach. Allerdings dürften die Brandermittler hier sehr gut Bescheid wissen, da das natürlich auch Täterwissen ist, wird daher niemand erfahren, was die so festgestellt haben.
Prinzipiell kann man eigentlich (fast) jeden Brandort "lesen". Ganz besonders dann, wenn das Gebäude als ganzes erhalten bleibt, was man auf den Fotos als hier gegeben ansehen kann.
Das zu erklären, ohne zu sehr ins Detail zu gehen, ist schwierig, ich versuche es mal so.
Jede Brandstiftung mit Brandbeschleuniger hinterlässt eindeutige Spuren, die klare Erkenntnisse darüber zulassen, wie der Täter vor ging und was er "erreichen" (zerstören) wollte.
So kann man kann anhand des Zerstörungsgrades z.B. der Fußböden innerhalb der Stockwerke und der Treppen in aller Regel relativ genaue Rückschlüsse ziehen, wie intensiv der Brandbeschleuniger wo verteilt wurde. Daher gehe ich davon aus, dass die Ermittler recht genau sagen können, auf welches Stockwerk der Brandanschlag zielte.
So vermute ich, dass die Hauptaktivitäten dem Erdgeschoss und vielleicht auch noch dem 1. OG galten.
Dies könnte übrigens auch ein Indiz dafür sein, warum die Ermittler einen Fremden feindlichen Abschlag recht früh ausgeschlossen haben. (Das,weil eben in dem zweiten OG. Keinerlei Benzin verteilt wurde, bzw keine Benzinspur dort hin führt.
Zur Vorgehensweise eines Täters ist in aller Regel zu sagen, dass ein gewiefter Täter, um nicht selbst im Brandbeschleuniger herum laufen zu müssen, immer am "höchsten Punkt", also dem Stockwerk, welches unbedingt noch stark betroffen sein soll beginnt. Hier dann am "äußersten Zipfel" des Flures, wo das Feuer unbedingt hin soll, mit dem verschütten des Brandbeschleuniger beginnt und dann diese Spur (Spuren) in Richtung der Treppen führt. Auf diesen dann nach unten zu dem Ausgang, wo er später zünden, bzw. danach raus will. Damit erreicht er, das das Feuer möglichst schnell den vor gesehenen Bereich erreicht, auf diesen übergreift.
Dabei hat das Einbeziehen des Treppenhauses, und/oder des/der Flure auf den einzelnen Etagen, wenn diese aus viel Holz sind, mehrere Gründe.
Der normale Zugang zum Gebäude ist quasi nicht mehr möglich. Natürlich setzt dieses Vorgehen ein gewisses Basiswissen beim Täter voraus, welches dieser anscheinend hatte.
Zudem wirkt ein brennendes Treppenhaus wie ein Kamin, zieht das Feuer durch das Gebäude nach oben, mit der Zeit natürlich auch in nicht "vorbehandelte" Etagen. Oft verstärkt sich damit auch die Intensität des Feuers.
Zum anderen verhindert es das eindringen der Feuerwehr in ein solches Gebäude und damit das gezielte Löschen im Innenangriff. Dies zu erreichen dürfte einem potentiellen Täter, der möglichst großen Schaden anrichten will, immer wichtiger sein, wie die Versperrung eines Fluchtweges.
Ein möglicher Grund, was die Ermittler zur Annahme/Überzeugung bringen könnte, dass hier kein fremdenfeindlicher Anschlag vorliegt, könnte sich daraus ableiten lassen, dass es keinerlei Brandbeschleunigerspuren im zweiten OG gibt, sowie keine, die dort hin führen.
Sollte das so sein, dann war diese Wohnung dem Brandstifter wahrscheinlich schlichtweg völlig egal. Hätte er es vorrangig auf diese Wohnung abgesehen gehabt, hätte er Seinen Brandbeschleuniger auch hier, oder eben nur hier, bzw dorthin massiv verteilt.
Natürlich stellt sich nun die Frage, warum er gerade jetzt zuschlug, wo diese Party lief. Dass er davon nichts mit bekam glaube ich eigentlich nicht. Viel mehr denke ich, diese Tat war für diesen Tag geplant und er wurde von der Party überrascht.
Es ist sehr schwer zu sagen, ob er bewusst den potentiellen Tod dieser Partygäste billigend in Kauf nahm, oder warum er den Anschlag nicht dann abbrach, als der diese bemerkte, oder ob er sich vielleicht einbildete, er sich sicher war, dass die Feuerwehr diese Personen mit Leitern noch recht zeitig heraus holen kann, bevor das Gebäude völlig unkontrolliert ein Raub der Flammen wird. Ein Gebäude, selbst ein Altbau mit viel Holz brennt ja nicht binnen Sekunden oder in den ersten Minuten komplett lichterloh. Selbst diese alten "Lehm/Stroh/Holzdecken und Mauern" bieten dem Feuer zumindest kurzfristig Einhalt. Bis Sie natürlich irgendwann dann nachgeben.
Ihm musste aber auf jeden Fall klar gewesen sein, dass diese Personen in Gefahr geraten können. Wobei natürlich eine Rettung der eingeschlossenen Personen über Leitern bzw. Drehleiterfahrzeuge zumindest noch relativ einfach durchführbar gewesen wäre, wäre es nicht zu dieser Durchzündung gekommen.
Für mich ergibt sich aus den Schilderungen zum Ablauf auf der ersten Seite des Thread klar, dass die Personen nach meiner Einschätzung nicht dem eigentlichen Gebäudebrand, sondern einer "Feuerwalze", verursacht durch Bezingase zum Opfer fielen.
Benzin hat nun mal die Eigenschaft, sehr schnell zu verdampfen, ganz besonders an warmen Tagen. Wenn ich mich nicht irre, war der Mai 1986 ein recht warmer Monat und gerate dieses Wochenende schon fast sommerlich heiß.
(Erinnerung wegen mehrerer privater Termine) Was zur Folge gehabt haben dürfte, dass diese Verdunstung recht zügig vor sich ging.
Eine andere Ursache fällt mir nicht ein, wenn die zeitliche Abfolge "Man hört den großen Knall, öffnet oben eine Tür zum Treppenhaus und diese "Feuerwolke" kommt herein, so stimmt. Dazu muss diese "Feuerwolke" sehr heiß und sehr intensiv gewesen sein, um diese Folgen zu hinterlassen. Auch das deutet, nach so kurzer Zeit auf eine Verpuffung von Benzindämpfen hin.
Wie ich es schon mal schrieb, ich halte es für möglich, dass erst das Öffnen der Tür, diese Verpuffung möglich machte, weil vorher diese Dämpfe "übersättigt", also nicht zündfähig waren, der nun dazu strömenden Sauerstoff erst die "richtige zündfähige Konzentration herstellte und es so zur tödlichen Durchzündung kam.
quote=JamesRockford id=32925354]War der Zeitpunkt nach Mitternacht bewusst gewählt, weil in den Geburtstag reingefeiert wurde und (a) keine späten Gäste mehr erwartet wurden und (b) gerade auf das neue Lebensjahr angestoßen wurde, und die Wahrscheinlichkeit, dass sich jemand verabschiedet, irgendwas schnell aus dem Auto holen will oder Zigaretten besorgen will, relativ gering ist?[/quote]
Prinzipiell scheint es für Brandstiftungen zu gelten, dass die Zeit nach 0 Uhr, oft erst noch später, besonders günstig ist.
Ich kenne mehrere Serienbrandstiftungen, wo immer wieder zu derzeit gezündelt wurde.
Das dürfte damit zusammen hängen, dass man da oft weniger Gefahr läuft gesehen zu werden. Gleichzeitig dauert es oft länger, bis Anwohner, Passanten auf das Feuer aufmerksam werden, dieses melden können.
Ich vermute mal, dass man bei 20 Partygästen eh nicht ausschließen kann, dass man da einem begegnet.
Schon daher vermute ich, dass er vielleicht von der Party zunächst nichts wusste, auch bis zum Schluss nicht ahnte, wie viele Gäste da anwesend waren.
Dass die Haustür offen stand glsube ich jetzt nicht. Geschlossen wird diese schon gewesen sein. Aber durch diese Party vermute ich war Sie so eingestellt, dass jeder da rein und raus konnte, zumal ja wohl 'Vorplatztüren" dafür sorgten, dass keiner irgendwo hin gelangen konnte, wo er nichts zu suchen hat.
Wer rechnet gerade bei einer solchen Party mit einem ungebetenen Besucher wie einem Brandstifter auf dem Weg zur Arbeit.