In der Rhein-Zeitung erschien heute ein neuer Artikel, der sich mit den Vorkommnissen des TV in Idar-Oberstein beschäftigt.
Für alle, die händeringend auf Neuigkeiten zu den Ermittlungen hoffen, die muss ich direkt enttäuschen: Außer das es nichts Neues gibt, steht nichts im Artikel, nur Erschreckendes, wie die Lage bereits 2015 eskaliert ist.
http://www.rhein-zeitung.de/region/lokales/nahe_artikel,-eskalation-nach-termin-am-amtsgericht-sarahs-lebensgefaehrte-attackierte-polizisten-_arid,1544454.html"Nicht bestätigt wurde die in sozialen Netzwerken immer wieder auftauchende Information, dass der Anwalt des beschuldigten Lebensgefährten der jungen Frau Haftüberprüfung beantragt habe. Nach wie vor werde wegen Körperverletzung mit Todesfolge ermittelt. Gegenüber der Polizei habe sich der offenbar psychisch schwer kranke 51-Jährige, der mit der Reichsbürger-Bewegung sympathisiert, zu einem frühen Zeitpunkt eingelassen. Weitere Aussagen tätigte er nach Informationen unserer Zeitung bislang nicht.
In den sozialen Netzwerken kehrt mit Blick auf Sarahs tragischen Tod keine Ruhe ein: Unzählige Posts beschäftigen sich mit Fragen und Hintergründen, die ihren Tod betreffen, zumal der Beschuldigte die Geschehnisse in Alt Rehse akribisch auf verschiedenen Facebook-Profilen dokumentiert hat. Material, von dem die Staatsanwaltschaft offenbar nicht viel hält: Da sei - wie in vielen anderen Fällen - so gut wie nichts zu verwerten. Die Ermittler machten ihre Arbeit und ließen sich dabei auch aus taktischen Gründen nicht in die Karten schauen.
Der Beschuldigte liefert auf einem seiner Facebook-Profile eine der NZ vorliegende Chronologie von Ereignissen, in der er und in Teilen wohl auch Sarah das Amtsgericht Idar-Oberstein benennt und anklagt. Dazu gibt es auch ein Video, in dem er sich über das Amtsgericht auslässt. Kern seiner Erläuterungen: Am 12. März 2015 habe es eine Anhörung beim Amtsgericht wegen der Betreuung von Sarah - die angibt, von der Betreuerin ihres Vaters dazu überredet worden zu sein, sich ebenfalls von ihr in behördlichen Dingen betreuen zu lassen - gegeben. Eine Vorsprache beim Amtsgericht sei erfolgt: Ein Gutachter sei daraufhin zu Sarah nach Fischbach gekommen. Das Gutachten sei "vernichtend" geschrieben, heißt es in dem Dokument. Sarah erhielt eine Betreuerin in Behördendingen - jene, die sich auch schon um den Vater kümmerte.
Verhandlung im Januar 2017
Am 21. Dezember 2015 habe das Gericht in einem Anruf bei dem nun Beschuldigten den Vorschlag gemacht, dass Sarah doch zu ihm nach Alt Rehse ziehen solle. "Absurd! Völliger Unsinn", stellt Hans-Walter Rienhardt, Direktor des Amtsgerichts Idar-Oberstein, im Gespräch mit unserer Zeitung klar. Ganz im Gegenteil: Verbal sei Sarah seines Wissens angeraten worden, nicht zu dem nun Beschuldigten zu ziehen. Sie sei aus freien Stücken nach Alt Rehse gezogen. Das habe sich betreuungsrechtlich nicht verhindern lassen.
Am 23. Dezember 2015 - jenem Mittwoch, den der Beschuldigte als "Hochzeitstag" mit Sarah nach Reichsbürgermaßstäben angibt - überschlagen sich die Ereignisse, wie in dem Papier nachzulesen ist: "Amtsgericht Idar-Oberstein, 11 Uhr, wollen Richter sprechen. Sekretärin rief Werksschutz. Direktor Amtsgericht kam Treppe runter und brüllte ‚was ist denn hier los‘. Werksschutz: ,Er ließ sich nicht abwiegeln, deswegen schmeißen wir ihn raus‘ - Fragen zum 4. Reich. Direktor: ,Ich weiß alles.‘ A. wurde die Lederjacke zerstört vom Werksschutz. Rausschmiss mit Gitarre. Trompetenspiel. Gericht rief die Polizei. Verfolgungsjagd." In einem Video erklärt Sarahs Partner, die Beamten hätten mit "brachialer Gewalt" ihm gegenüber agiert. Wie stellte sich jener 23. Dezember 2015, ein sonniger Wintertag, wirklich dar? Das Amtsgericht äußert sich hierzu nicht, verweist lediglich darauf, dass für Januar 2017 eine Verhandlung gegen Sarahs damaligen Lebensgefährten in Idar-Oberstein angesetzt ist. Der Vorwurf lautet "Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und anderes".
Nach Informationen unserer Zeitung trat der Beschuldigte gegen 11 Uhr ins Amtsgericht ein und verlangte nach einer bestimmten Richterin. Die war jedoch nicht anzutreffen. Der Eindringling wurde zunehmend aggressiv, polterte rum und schlug mehrfach mit einer Gitarre auf einen Wachmann im Amtsgericht ein. Zudem sang er laut. Er bleibe so lange, bis er einen Richter sprechen könne. Mehr oder weniger zufällig kam Rienhardt die Treppe runter.
Der Beschuldigte im Fall Sarah war offensichtlich nicht in der Lage, sich sachlich zu äußern, verlangte von Rienhardt dessen Dienstausweis, den dieser vorzeigte. Das Papier erkannte der Mann vor dem Hintergrund seiner persönlichen Reichsbürgergesinnung nicht an. Sarah war während der ganzen Zeit anwesend, schwieg allerdings.
Betreuerin erstattete Anzeige
Die Polizei wurde gerufen, war sehr schnell vor Ort. Der Beschuldigte flüchtete. Die Polizei wollte dessen Auto, das in der Nähe des Gesundheitsamtes geparkt war, stoppen. Der Fahrer ließ seine Fensterscheibe runter und begann, Trompete zu spielen. Dann gab er Vollgas und fuhr direkt auf einen Polizisten, der auf der Straße stand, zu. Der Beamte, der eine schusssichere Weste trug, konnte sich mit einem Sprung zur Seite retten. Mit mehr als 130 Stundenkilometern raste der Beschuldigte in Richtung Naheüberbauung. Die Polizei brach die waghalsige Verfolgung ab - auch, um die Situation nicht eskalieren zu lassen. Einige Stunden später trafen die von Idar-Oberstein aus informierten Polizisten den Mann und Sarah vor der Haustür in Alt Rehse an.
Nach Informationen unserer Zeitung gab es am 4. Januar 2016 einen Beschluss des Amtsgerichts Idar-Oberstein: Sarahs Betreuerin hatte Anzeige gegen den 51-Jährigen, der sie täglich mehrmals anrief und massiv belästigte, erstattet. In einem Gewaltschutzverfahren wurde geklärt, dass der Alt Rehser dies umgehend zu unterlassen hat. Am 18. Januar wechselte das Betreuungsverfahren für Sarah an das Amtsgericht Waren (Müritz). Am 25. Januar stellte Sarah einen Antrag zur Aufhebung der Betreuung. Ob und inwieweit dem Antrag stattgegeben wurde, dazu äußert sich das Amtsgericht zum jetzigen Zeitpunkt nicht."