@RayJo Das ist ein eiskalter Fall. Ich glaube nicht dass man damals wirklich Untersuchungen anstellte. Ich fass es mal zusammen:
Der Mord soll um Mitternacht, 11. auf den 12. Juni 1945 passiert sein.
Am 7. Mai 1945 unterzeichnete Generaloberst Jodl in Reims am 7. Mai die bedingungslose Kapitulation aller deutschen Truppen. Sie trat am 8. Mai, 23:01 Uhr mitteleuropäischer Zeit in Kraft.
Das war gerade mal etwas mehr als einen Monat vor den Morden. Damals war ganz Europa auf den Beinen. Flüchtlinge, Soldaten, Ausgebombte, KZ-Überlebende, Hamsterer, Händler, Zwangsarbeiter, ehem. Gefangene. Es herrschte Chaos überall im Land. Es gab sogar noch vereinzelte Spinner die glaubten trotz Kapitualtion das 1000jährige Reich verteidigen zu müssen.
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------
Die Opfer waren;
Bauer Josef Stotter und seine Ehefrau Antonia
Die drei Söhne Bernhard, Hubert und Theodor im Alter von sechs, vier und einem Jahr.
Die beiden Haushaltshilfen Gertrud Frankmölle und Helene Olschewski, deren Bruder, den Landwirtschaftsgehilfen Wilhelm Olschewski, und den nur als Gast dort anwesenden Bergmann Franz Dobersek.
Acht Personen seien im Schlafzimmer der Familie vorgefunden worden, eine Neunte am Hofausgang der Spülküche. Warscheinlich entweder Getrude Frankmölle oder Helene Olschweski.
Der herbeigeholte Arzt Dr. Tillman konnte nur noch den Tod durch Erschießen feststellen.
Die Schränke waren durchwühlt und vieles mitgenommen oder zerstört worden. Das Innere des Hauses war verwüstet.
Es soll zwei Zeuginnen, Hamsterer aus Lüdenscheid, gegeben haben. Beide hatten in der Scheune übernachtet, aber außer Lärm gehört, nichts gesehen. Weiterer Kontakt zu den beiden, obwohl Name und Adresse bekannt waren, wurde nicht aufgenommen.
Am Vorabend (10. Juni) gegen 23 Uhr soll eine große Gruppe Russen von Hiltrup aus am Bahnwärterhaus „Hohe Ward“ in Richtung Bauerschaft Hemmer vorbeigezogen sein.
Spuren im hohen Gras legten nahe, dass viele Menschen aus der angegebenen Richtung den Hof Stotter erreicht und wieder verlassen haben müssen.
Außerdem wurde bemerkt dass am Nachmittag vor der Mordnacht (also am 11. Juni) eine ehemalige Zwangsarbeiterin die Familie unerwartet aufgesucht habe. „Die Familie soll Kleidungsstücke und Ähnliches versteckt haben, um sie vor Diebstahl zu schützen. Diese wurden auffälliger Weise geplündert“, stellte Brockmann fest.
Die acht Leichen wurden alle im Schlafzimmer der Famile gefunden. Man hatte sie wohl dort zusammengetriebem damit man ungestörter das Haus durchwühlen konnte, nehme ich an. Danach wurden die Menschen dort erschossen. Die neunte Person die am Hofausgang der Spülküche lag, konnte evtl. fliehen und kam bis zur Spülküche.
----------------------------------------------------------------------------------------------------------
1. Die Zwangsarbeiterin hatte mehrere Personen die ihr "halfen" ihre geforderten Sachen von der Familie zu erhalten. Das eskalierte. Die Formulierung
"Die Familie soll Kleidungsstücke und Ähnliches versteckt haben, um sie vor Diebstahl zu schützen. Diese wurden auffälliger Weise geplündert“
verstehe ich nicht ganz. Das klingt nach Ausrede, um zu erklären dass man die Sachen eines Zwangsarbeiters behält bzw. weigert diese heraus zu geben. Dass diese "Sachen" auffällig geplündert wurden, verstehe ich auch nicht. Wenn das Haus verwüstet war, konnten diese "Sachen" ja schwer aufgefallen sein. Wird leider nicht weiter erklärt.
2. "Rache" aufgrund von persönl. oder dörfl. Streitigkeiten?!?! Sehe ich eher skeptisch, da es Spuren von mehreren Menschen gab die zum Hof führten. Und wenn es mehrere Personen waren, dann ist da immer die Gefahr dass der nervl. Schwächste irgendwann plaudert, oder es Streit um die Beute gibt. UND es müssen mehrere Männer und/oder Frauen in der Nacht nicht zuhause gewesen sein, sich getroffen haben. Das wäre im Dorf sicher aufgefallen und der Streit wäre im Dorf bekannt gewesen.
3. "Marodierende", ortsfremde, sonst. Personen die sich das Chaos nach Kriegsende zu Nutzen machten und, wenn die Leute ihre Sachen nicht "freiwillig" gaben, auch keine Skrupel hatten die Leute alle zu erschießen - auch Kinder.
4. Den jungen Haushaltshilfen (weibl.) sollte von den Einbrechern "Gewalt angetan werden" und die Situation eskalierte. Vergewaltigungen waren damals normal...ob sich deswegen der Bauer in eine brenzlige Situation begibt, wo er selbst kleine Kinder hatte, ...ist fraglich.
5. Bei der Abwehr der "marodierenden", ortsfremden, sonst. Personen die sich das Chaos nach Kriegsende zu Nutzen machten und eisame Höfe plüderten, war ein Ortskundiger", der bis heute schweigt (evtl. auch etwas gegen die Familie hatte). Um eine Bloßstellung des Bekannten zu verhindern seien dann alle getötet worden.
Brockmanns persönlicher Eindruck ist, dass nach dem „fast geräuschlosen ausgeführten Verbrechen, mindestens eine Person unter den Tätern mit dem Hof und allen Einzelheiten vertraut sein muss“.Wie Brockmann auf die Idee kommt mind. einer der Täter müssen den Hof gekannt haben, ist leider nicht ersichtlich. Bauernhöfe sind i.d.R. immer recht ähnlich gebaut.
Ich denke mit morderneren Methoden. mehr Aussagen und Bildern könnte man da noch herumrätseln, aber so ist das sehr schwer...