Man kann sich darüber streiten, wie man die 100 Mio. die Zivil-Klage bewerten möchte. So wie ich das aber sehe, werden die Johnsons am Ende von allen Parteien ohnehin den größten Schaden in der Sache nehmen. Ich möchte mal eben versuchen zu erklären, warum ich dieser Auffassung bin:
Wie ihr wisst, ruht das Zivilverfahren ja vorerst, denn das Gericht will das Ermittlungsergebnis der Bundesstaatsanwaltschaft von Georgia abwarten. Der Vorsitzende Bundesstaatsanwalt Michael Moore leitete aufgrund der massiven Verschwörungs-Vorwürfe eine s.g. Bürgerrechtsermittlung ein. D.h. er versucht festzustellen, ob die Johnsons wie behauptet Opfer einer Verschwörung wurden. Hierzu muss er natürlich auch noch einmal den Unfall selbst unter die Lupe nehmen und prüfen, ob es Mordverdächtige gibt. Damit wird er im Grunde auch die Entscheidungsgrundlage für die Zivil-Klage legen. Denn: Ein Zivil-Prozess ist niemals ein Strafprozess und wird daher auch keine strafprozessuale Beweisaufnahme durchführen.
Michael Moore ermittelt inzwischen seit 2 1/2 Jahren. Er gilt überdies als echter Dreck-Wühler und unter Juristen und Journalisten ist man sich größtenteils darüber einig, dass Moore ein etwaiges Gemauschel aufdecken wird, sofern ein solches existiert.
Enter Michael Moore, the U.S. attorney, in October 2013. Moore, a former state legislator, had already made a name for himself as the prosecutor who went after ConAgra for shipping tainted peanut butter. Nailing an FBI agent and his sons at the center of a racial murder would be the jelly to his peanut butter.
http://www.myajc.com/news/news/local/in-kendrick-johnson-case-a-tragedy-becomes-a-trave/nqMsJ/Nun verhält es sich so, dass vor einigen Monaten gewisse Gerüchte an die Öffentlichkeit gelangten, Michael Moore habe sich dahingehend geäußert, dass er "absolut nichts in der Hand" habe. (Wenngleich Moore die Gerüchte umgehend dementierte und darauf verwies dass es noch offizielles Ergebnis gebe) Man kann es als Zufall betrachten oder auch nicht, dass der Star-Anwalt der Johnsons - Benjamin Crump - gerade zu dieser Zeit überraschend und ohne Vorwarnung hingeschmissen hat. Seine Begründung (Zeitmangel und mangelnder Einfluss auf das Verfahren) kann man glauben oder nicht. Ich interpretiere die Sache so, dass hier ein s.g. "high profil attorney" kalte Füße bekommen hat und möglichst ohne große Beschädigung seines Ansehens aus der Sache herausgehen möchte.
Die Johnsons und ihr verbliebener Anwalt Chevene King stehen nun vor einer schwierigen Situation. Sollte Michael Moore nicht noch zumindest einen kleinen Skandal zu Tage befördern, ist absehbar dass die 100 Mio. Dollar Klage mit lautem Krach gegen die Wand fahren wird. Man wird sich im Hause Johnson also gut überlegen müssen, ob man die Klage nicht sogar zurückzieht. Aber egal wie sie sich entscheiden... es läuft dann auf eine Lose-Lose-Situation hinaus, welche die Johnsons teuer zu stehen kommen wird. Die Bell-Anwälte haben bereits eine beeindruckende Liste vorgelegt, in welcher zahlreiche Verleumdungen, Falschbeschuldigungen und Persönlichkeitsverletzungen dokumentiert wurden. Die zu erwartende Schadensersatzklage wird sehr schmerzhaft sein. Und sollten die Johnsons ihre Verschwörungs-Klage tatsächlich durchziehen, werden sie obendrein auch noch beträchtliche Verfahrenskosten (sicher auch die Anwaltskosten aller 34 Gegenparteien) zu tragen haben.
Es bleibt also gespannt abzuwarten, wann Michael Moores Ermittlungen endlich abgeschlossen sind und wie diese ausfallen. (Mein Bauchgefühl sagt mir, dass er weder Mordverdächtige noch Verschwörer präsentieren kann)