Theheist schrieb:mittlerweile kenne ich 5, 6 versionen des "schulbus-streits" - manche davon sind extrem harmlos, andere sind gröberen ausmaßes.
@Theheist Wahnsinn, Du bist wohl echt tief drin in dem Fall. Lass mich raten - je mehr Versionen Du zu einzelnen Sachverhalten kennenlernst, desto aussichtsloser erscheint Dir eine sachliche Aufarbeitung der Geschehnisse, oder?
Ich habe ein bisschen den Eindruck, als ob die Medien, Blogbetreiber & Forenschreiber im Fall Kendrick Johnson keine sehr hohe Quellen-Mentalität an den Tag legen. Das Krimi-Forum bei Allmy steht ja teilweise sehr unter Beschuss (zu viel Spekulation, zu wenig Anstand gegenüber Tat-Beteiligten und Angehörigen), aber hinsichtlich der Quellenarbeit kann man sich im Vergleich zu dem was einem da (z.B. im Fall Kendrick Johnson, aber nicht nur) in den Weiten des WWW begegnet wirklich nicht beschweren. Die meisten von uns Schreiberlingen wollen wissen, woher die Informationen stammen, über die gesprochen wird und fordern fehlende Hinweise auch entsprechend gegenseitig ein.
Auch mangelt es mir in dieser (hauptsächlich in den USA geführten) Auseinandersetzung an Tiefe - eine fruchtbare und faktenbezogene Argumentation findet viel zu selten statt. Statt dessen wir postuliert und polemisiert dass es kracht.
Theheist schrieb:man versteht, umso tiefer man gräbt, warum die bell-brüder in den fokus der johnson-familie geraten konnten.
Die Bell-Familie hat m. E. das Klingeln nicht gehört. Oder eben zu spät. Aufgrund von Gerüchten wurden die Jungs - zunächst in Schülerkreisen und den Sozialen Medien - als mutmaßliche Täter gehandelt. Schnell waren die entsprechenden Anschuldigungen auch Thema in den Medien, woraufhin die Jungs dann zuletzt auch Ziel polizeilicher Ermittlungen wurden.
Die Familie hätte sich durch frühzeitige Kooperation und Offenheit selbst sehr leicht aus der Schusslinie bringen können. Denn in der Tat: Sämtliche faktischen Verdachtsmomente gegen die Brüder konnten entweder durch Zeugen, Alibis oder andere Beweisumstände ohne größere Probleme ausgeräumt werden. Ebenso verhielt es sich mit dem vermeintlichen Motiv, welches Auslöser der Anschuldigungen war: Das Gerücht um eine Affäre zwischen Kendrick und einer der Bell-Freundinnen ließ sich durch die Polizei aufklären und erwies sich als heiße Luft. Der Urheber der Geschichte war ermittelt worden und hatte zugegeben, dass er sich lediglich ein bisschen wichtig machen wollte.
Dennoch haften die Vorwürfe an der Familie noch immer wie Kaugummi.
Theheist schrieb:was mir aber nach der ganzen kramerei in den (familiennahen) quellen sauer aufgestoßen hat, war, welcher rassenhass da vorherrscht. es sind immer die "desinteressierten weißen", die "das faulspiel um den tod des sohnes vertuschen wollen."
die mutter solo arringtons hatte sogar angst, opfer von als suzid getarntem mord zu werden, als sie zwei tage im gefängnis einsaß. (siehe bild unten)
@Theheist, mir geht es in dieser Sache wie Dir. Ich war regelrecht verstört, nachdem ich zur Kenntnis nehmen musste, was für ein hasserfüllter Ton hier angeschlagen wurde und noch immer angeschlagen wird. Auch musste ich zur Kenntnis nehmen, dass in jenen familiennahen Unterstützer-Kreisen jegliche sachbezogene Auseinandersetzung konterkariert wird. Und vor allem werden die Gesetze der Logik regelmäßig auf den Kopf gestellt. Sämtliche Entlastungsmomente (in Bezug auf die Bells) werden zu Belastungsbeweisen umgedeutet. Sämtliche die Unfalltheorie stützenden Anhaltspunkte dienen diesen Menschen als Beweis für die Existenz einer fundamentalen Verschwörung.
Theheist schrieb:hat es diesen hass schon vor kendricks tod gegeben? oder ist es ein resultat der vermeintlich schlampigen ermittlungen?
Ich bin mir nicht sicher was die Ursache für dieses beachtliche Misstrauen ist. Handelt es sich vielleicht sogar um Rassismus? Quasi, im Sinne eines aus der historischen Benachteiligung gewachsenen Revanchismus? Möglich. In erster Linie scheinen mir diese Menschen aber von einem massiven Misstrauen gegenüber Institutionen geprägt. Vielleicht richtet sich das Unbehagen dieser Leute weniger gegen die weißen Mitbürger an sich, sondern vielmehr gegen weiße Funktionsträger?
kurz OT: Nach meinem Empfinden werden auch in unserer Gesellschaft immer mehr Menschen von einem extremen Gefühl des Misstrauens gegenüber Institutionen, Konzernen und Politikern (kurz: allem Einflussreichen) erfasst. Die Welt dieser Menschen unterteilt sich in Täter ("die da oben") und Opfer ("wir da unten"). Psychologisch ließe sich dieses Denk-Schema ganz unspezifisch durch Gefühle von Hilflosigkeit und Ausgeliefertheit erklären. Manch einer könnte argumentieren, die Zunahme des Verschwörungsdenkens sei Produkt einer sich globalisierenden Welt. Ich persönlich sehe die Entwicklung jedoch hauptsächlich durch die Bedingungen des Informationszeitalters beeinflusst.
Theheist schrieb:mir gibt halt die klage der eltern zu denken. da werden zig leute beschuldigt, von der vertuschung des mordes an kendrick gewusst zu haben oder gar beteiligt gewesen zu sein. dann die forderung nach utopischen 100 millionen US-dollar.
was denkt ihr davon?
Ich finde es schon bemerkenswert an sich, dass eine solche Klage überhaupt zugelassen wurde.
Und vor allem: Es gibt ja keinen tatsächlichen Tatbestand der "Verschwörung", d.h. eigentlich haben wir es mit einer Fülle von Einzel-Anschuldigungen zu tun. Können diese verfahrensmäßig einfach so zusammengefasst werden? Klar, es ist kein Problem die Klagen mehrerer Kläger gegen einen Beschuldigten zusammenzufassen, sofern der Klagegegenstand identisch ist. Aber mehrere unterschiedliche Klagegegenstände gegen unterschiedliche Beschuldigte in ein Verfahren zu bündeln ist ja der absolute Wahnsinn. Solch ein Prozess wird ja vermutlich über Jahre dauern...