Lieber Simi96, du bist da, bei deinem langen Post über Brendan Dassey gestern Nacht, auf eine extrem lausige Pseudo-Quelle hereingefallen, an der fast nichts stimmt, das sagte ich dir schon.
Ausnahmsweise, weil cih gerade etwas Zeit habe, und weil man da mustergültig sehen kann wie aus zwei Halbwahrheiten etwas ganz und gar Falsches entsteht, mache ich mir die – erhebliche – Mühe, das mal Stück analytisch genau auseinanderzunehmen.
HERE WE GO:
Ich denke Brendan war beteiligt an dem Mord, auch wenn einige Dinge aus seinem Geständnis durchaus forciert oder auch erzwungen/aus ihm herausgepresst wurden. Mike O´Kelly hat es wegen seiner Methode wohl versaut, dass das volle und wahre Geständnis jemals zustande kommen kann
Vor allen Dingen hat er Brendan genötigt seine Aussage über den 31. Oktober 2005 zu ändern. In der ursprünglichen Variante kam der Mord an Halbach in Brendans Schilderung für Kelly gar nicht vor. Kelly gab ihm zu verstehen, dass ein Tagesablauf in dem nicht steht dass Brendan Halbach ermordet hat, nichts nütze weil er nicht „die Wahrheit“ sei. Er setzte ihn dann unter Druck, vor laufender Kamera eine Variante mit dem Mord zu fabulieren.
Es ist absolut möglich das Teresa im Trailer vergewaltigt wurde (was für Stevens Prozess übrigens völlig irrelevant ist).
Falschinformation und Denkfehler zugleich. Fangen wir mit dem Denkfehler an: Dass etwas nicht nachgewiesen bzw. belegt werden kann, wie du im folgenden selbst ausführst, heißt gerade nicht, dass man es einfach deswegen annehmen darf, das ist das direkte Gegenteil juristischen und ermittlungstechnischen Denkens und stellte die Unschuldsvermutung total auf den Kopf.
Zweitens, die Falschinfo: Nach der Spurenlage und deren forensischer Analyse ist genau das nicht möglich. Selbst wenn man nur die Vergewaltigung annehmen würde und den Rest von Brendans (unmöglichen) Schilderungen weg lässt – wobei dieses cherrypicking juristisch nicht möglich wäre – blieben immer noch unvermeidliche Spuren, die es nicht gab, und die auch nicht entfernt worden sein können, weil auch das Spuren des Reinigens hinterlassen hätte, und auch die wurden nie gefunden. In besagtem Trailer gab es keinerlei Spuren von Theresa Halbach, keinerlei Spuren von Brendan Dassey, keinerlei Spuren einer Gewalttat. „Es ist absolut möglich das Teresa im Trailer vergewaltigt wurde „ ist somit frei erfundene Spekulation.
Das Bettzeug und ihr Körper wurden verbrannt, sodass die Beweise einer Vergewaltigung zerstört sind (wie will man aus Asche und Knochen sehen, ob jemand vergewaltigt wurde?).
Denkfehler Teil 2 (siehe oben) und wieder Falschinformation: Das Verbrennen des Bettzeugs ist frei erfunden. Es wurde nie eingebracht und auch nie ein Beweis geführt, dass Bettzeug verbrannt wurde oder auch nur fehlt.
Wenn man sich aber ALLE Verhöre von Brendan durchließt, ist er mit manchen Teilen sehr zuvorkommend und erzählt frei heraus. Zu anderen Teilen ist er eher zurückhalten und ruhiger. Es ist beim Betrachten nur schwer zu glauben, dass er gar nichts von dem Geschehen weiß. Und nur dann wäre er Unschuldig.
Zuvorkommend und frei heraus ist er den Teilen der Verhöre die die Tat nicht betreffen, wenn er und Fassbender drüber plaudern, warum er nicht schneefrei in der Schule hatte, er über seine verflossene Freundin redet etc. Dort wo es um die Tat geht, ist das krasse Gegenteil der Fall. Da wird Brendan am Nasenring nach dem trial and error Prinzip zu den Antworten geführt, die die Ermittler hören wollen.
Richterin Ilana Rovner schrieb dazu im Urteil zugunsten Dasseys am 22. Juni 2017:
The investigators’ “honesty is the only thing that will set
you free” theme established a pattern whereby Dassey, seeking
the promised result—freedom, or avoidance of conflict—
searched for the narrative that the investigators would accept
as “the truth.” Dassey found “the truth” either by
stumbling upon it or by using the information the investigators
had fed him. The promise of freedom became linked to
the idea of truth which became defined as that which the investigators
wanted to hear.
Once this prompt‐and‐response
pattern is noticed, it is impossible to read or view Dassey’s
interrogation and have any confidence that Dassey’s confession
was the product of his own free will rather than his will
being overborne. Any reader who doubts that this pattern
casts insurmountable doubt on the voluntariness of Dassey’s
confession need only watch or read the interrogation with
this “key” in hand.
The state presents these changes as a normal part of a
confession. That is, that a defendant tells one version of
events, backtracks as he is presented with inconsistencies
and errors in his story, and reveals more and more as the interrogators
coax the truth out of him. See, e.g., Reply Brief of
Respondent‐Appellant at 1 (“As with many difficult admissions,
the truth did not come out all at once, but little‐bylittle
in fits of honesty.”) But again, a careful review of the
confession does not reveal this to be a story gaining clarity
over time.
Unlike the ordinary course of a confession in
which the narrative increases in clarity as the suspect reveals
more information, this interrogation was just the opposite.
Every time the interrogators protested the veracity of Dassey’s
account or fed Dassey information, his story changed.
If one sits in front of the taped confession with a legal pad
and tries to sketch out the details and timeline of the crime,
the resulting map is a jumble of scratch outs and arrows that
grows more convoluted the more Dassey speaks. In fact, despite
what the State describes as a detailed confession, it has
never been able to map out a coherent timeline of the crime,
or to figure out in what order or where many of the events
occurred.In sum, the investigators promised Dassey freedom andalliance if he told the truth and all signs suggest that Dasseytook that promise literally. The pattern of questioningdemonstrates that the message the investigators conveyed isthat the “truth” was what they wanted to hear.When he deviated,
they told him he was lying and when he successfully
parroted what they wanted him to say, either because he
successfully guessed or the investigators had fed him the information,
they patted him on the back for telling the truth
and told him he would be “okay.” Dassey, however, had
trouble maintaining a consistent story except when he was
being led step‐by‐step through the facts, thus confirming
that this confession emerged not from his own free will, but
from the will of the investigators.
Da die Knochen noch nicht entdeckt wurden, wäre es überhaupt nicht verdächtig das Lagerfeuer wahrheitsgemäß zu erwähnen. Bei diesen Fragen ist er mehr als nur nervös, schwitzt und weit.
Dazu habe ich schon Stellung genommen, und wiederhole: Er wurde zu dem Themenkreis überhaupt nicht befragt.
Zu diesem Zeitpunkt ist alles was gefunden wurde das Auto von Teresa. Er wirft aber bereits zu diesem Zeitpunkt den Ermittlern vor, dass alle Beweise manipuliert/platziert sind und sie Steven reinlegen wollen (welche Beweise denn bitte?! Es wurde nur das Auto bisher gefunden).
Falsch, an dieser Stelle füge ich einfach mal den Link zu dieser Vernehmung, einer reinen Zeugenvernehmung, die vor Gericht keine Rolle gespielt hat, damit sich jeder selbst ein Bild machen kann:
http://www.stevenaverycase.org/wp-content/uploads/2016/03/Brendan-Dassey-Interview-Transcript-2005Nov06.pdfEr bezieht sich dort, für jedermann nachlesbar, ausdrücklich NUR auf das Auto und sonst nichts. Der Teil mit „alle Beweise“ „welche Beweise“ ist frei erfunden.
Er wurde gefragt, ob man Stevens Fingerabdrücke am Wagen finden wird. Er antwortet nach einer kurzen Pause mit "Vielleicht schon, weil er das Auto berührt hat". Das ist fast die gleiche Antwort wie Steven sie gegeben hat. Warum sage ich das, wenn es nicht abgesprochen war und ich nichts mit dem Fall zu tun habe und angeblich nichts darüber weiß? Woher soll er dass wissen, dass er das Auto berührt hat und wenn er nie mit Steven darüber gesprochen hat? Eines von beiden muss stimmen. Entweder er war anwesend und hat es gesehen (beide waren dabei) oder Steven hat es ihm erzählt (nicht zwingend beide waren dabei, aber zumindest sicher Steven).
Halbwahrheit, Verfälschung und – schon wieder – Denkfehler. Erstmal ist das Zitat verfälscht. Was wirklich gesagt wurde findet man im verlinkten Dokument auf S. 21 unten und 22 oben, sowie auf Seite 44 unten bzw. 45 oben, erst dort kommt Avery ins Spiel.
Was passiert da? Erstmal wird Brendan schon vorher im Interview (erster Abschnitt) zu Fingerabdrücken befragt und man lässt ihn dazu auch schon Namen raten, das Thema ist insofern bereits gesetzt. Später (s.44) kommt er dann auf das bereits gesetzte Thema zurück. Er rät wo Steven hin gefasst haben könnte und es dennoch harmlos wäre.
Festzuhalten ist: an KEINER der Stellen die Brendan erwähnt wurden Averys Fingerabdrücke gefunden, tatsächlich nirgends, nicht ein einziger, im ganzen Auto. Dass jemand offenbar nicht wiess, welche Spuren vorhanden sind und welche nicht, ist das Gegenteil von Täterwissen. Avery hat auch nie behauptet diese Stellen angefasst zu haben. Die angebliche Koinzidenz ist völlig frei erfunden.
Der zusätzliche Denkfehler: „Entweder er war anwesend und hat es gesehen (beide waren dabei) oder Steven hat es ihm erzählt“ Der Umstand dass man das Auto von jemanden berührt hat, der, wie verschiedenen Personen wussten, einen aufgesucht hat, belegt keinerlei Zusammenhang mit einem Gewaltverbrechen. Ich habe auch schon die Autos von Leuten angefasst, die mich besucht haben, trotzdem habe ich keinen von ihnen deswegen automatisch getötet.
Etwas später fragt Brendan die Ermittler "Denkt ihr er war es?" Sie antworteten "War was?" Und Brendan "Die Vergewaltigung".
Der Teil findet sich im verlinkten Dokument auf S.19 unten und 20 oben. Das Zitat ist auch hier komplett verfälscht. Auf S.19 unten, sagt Detective Baldwin folgendes:
BALDWIN: Brendan? What happened tot he girl Brendan?
BRENDAN: Are you sayin’ he did it? (“Wollen sie sagen, dass er es gewesen ist?”)
Da kommt der erste Teil der angeblichen Äußerung her. Man hat dass dann montiert mit etwas, dass auf S.20, Mitte steht:
BALDWIN: Now, you just asked me that question? Why would you ask me that? Did what?
BRENDAN: That he raped her or whatever (“das ser sie vergewaltigt hat, oder was auch immer”)
Der Wortwechsel wie du ihn in gutem Glauben widergibst ist fingiert. Dass Brendan eine Vergewaltigunsgverdacht auf explizite Nachfrage rät, nachdem sein Onkel wie ein Verdächtiger behandelt wird und schon einmal 18 Jahre unschuldig wegen Vergewaltigung saß, ist das Naheliegendste überhaupt.
Und: Täterwissen liegt hier nicht vor. Es ist nie belegt worden, dass Halbach überhaupt je vergewaltigt wurde. Er sagt hier nicht etwas, dass nur der Täter wissen kann. Wir wissen gar nicht ob Vergewaltigung überhaupt Teil der Tat war (falls ja, dann jedenfalls weder im Trailer noch in der Garage)
Kommen wir nun zum Februar/März des folgenden Jahres. Kayla vertraut sich dem "Schulpsychologen" an […]. Sie erzählt außerdem von Blut der aus dem Zement quillt. Zu diesem Zeitpunkt ist die Garage noch kein Tatort. Warum erzähle ich sowas, ohne das ich dazu vernommen werde oder überhaupt vernommen werde?
Auch hier: Verfälschung und Falschinformation. Die Sache mit dem Zement erzählte Kayla nicht dem Schulpsychologen, sondern der Polizei und da wurde sich durchaus befragt. Der Kontext war demnach anders als hier suggeriert werden soll. Das war im Dezember 2005 in der Mishicot High School, nicht im Februar/März 2006. Dort gab sie an, ihr Vater habe ihr erzählt, dass man es sehen könne, wenn in der Garage jemand ermordet worden wäre, weil das Blut durch den Zement nach oben sickern könne. Kayla fragte die Beamten lediglich ob ihr Vater (Earl Avery) damit recht hätte.
Dann kommen auch schon Brendans mehrerer Geständnisse. MAM zeigt natürlich nur die Momente die Erzwungen wurden und komisch wirken. Deshalb bitte auch die 4 kompletten Geständnisse anschauen.
Das empfehle ich auch dringend. Wenn man alles, die kompletten 500 Seiten, gelesen hat kann man die Manipulationen und Beeinflussung Brendans bei klarem Verstand unmöglich noch übersehen. Hierzu lohnt auch ein Blick in dieses Dokument aus dem Avery Prozess, in dem (Seite 60- 79 des pdf) das wissenschaftliche Gutachten des Psychologen Dr. Lawrence T. White zu Dasseys „Geständnis“ . Er schlüsselt hierin en Detail auf wie Brendan getäuscht, belogen und manipuliert wurde:
http://www.stevenaverycase.org/wp-content/uploads/2016/03/Defendants-Memo-on-Brendan-Dassey-Statements.pdf (Archiv-Version vom 11.11.2020) (ab Seite 60 -79 des pdf)
Hier sind die kompletten Verhörprotokolle von 4 der 5 Verhöre denen Brendan ausgesetzt war in chronologischer Folge:
http://jenniferjslate.com/wp-content/uploads/2016/01/InterviewTranscript_at_Mishicot_High_School_2.27.06.pdfhttp://jenniferjslate.com/wp-content/uploads/2016/01/InterviewTranscript_at_PoliceDept_2.27.06.pdfDas dritte Verhör desTages, vom Abend des 27.2.2006 im Fox Hill Resort, wurde nie protokolliert
http://jenniferjslate.com/wp-content/uploads/2016/01/InterviewTranscript_3.1.06.pdf (Archiv-Version vom 18.12.2017)http://jenniferjslate.com/wp-content/uploads/2016/01/InterviewTranscript_5.13.06.pdf (Archiv-Version vom 27.01.2016)Er gesteht seiner Mutter am Telefon, dass er "einige Dinge" getan hat? Warum gestehe ich das meiner eigenen Mutter, wenn es nicht stimmt?
Weil die Beamten Fassbender und Wiegert ihn am Ende des Verhörs vom 13. Mai 2006 dazu nötigen genau das zu tun, und zwar nachdem sie ihn während der ganzen Befragung emotional mit seiner Mom erpresst haben; sie würden sie anrufen und ihr sagen, dass er lüge, außer er sage die „Wahrheit“ – und Warheit ist in diesem Fall das Narrativ, das die Ermittler sich selbst zurechtgelegt haben:
WIEGERT: OK. When you gonna tell your mom about this?
BRENDAN: Probably the next time I see her.
WIEGERT: Cuz you’re lied to her so far, right? Don’t you think you should call her
and tell her?
BRENDAN: Yeah.
WIEGERT: When you gonna do that?
BRENDAN: Probably tonight.
WIEGERT: Don’t ya think she has the right to know?
BRENDAN: Yeah.
WIEGERT: Yeah. I think she’d like to hear it coming from you rather than from me.
BRENDAN: And if she has any questions cuz I’m seeing her tomorrow.
WIEGERT: OK. She’s coming here tomorrow?
BRENDAN: Mm huh.
WIEGERT: Then maybe it be a good idea to call her and tell her before she gets here
tonight. That’s what I would do. Cuz, otherwise, she’s gonna be really mad here tomorrow.
Better on the phone, isn’t it?
BRENDAN: Mm huh.
[…]
SPÄTER:
WIEGERT: OK. That’s all I have.
FASSBENDER: Mark mentioned talkin’ to your mom about this and being truthful with
her now. OK? If you’re truly sorry to the Halbachs, you’ll be, you’ll tell your mother the truth
about this. OK?
WIEGERT: Are you gonna do that?
BRENDAN: Yeah.
WIEGERT: When your gonna do that?
BRENDAN: Tonight.
WIEGERT: OK. Probably be a good idea before we tell her. That be the right thing to
do. Your mom deserves ta know. OK?
[….]
UND NOCHMAL SPÄTER:
FASSBENDER: What time do they give you lunch usually up there, Brendan?
BRENDAN: A little past 11 :30.
FASSBENDER: Oh, I’m sure they saved ya right? I imagine.
WIEGERT: with your mom too. OK? Tell her exactly what you told
us.
FASSBENDER: So that she can quit blaming us for everything, all right?
WIEGERT: Cuz, once she sees the tape, she’s gonna know anyway.
FASSBENDER: And just like I told ya with your attorneys that’s, that’s the only way she
can help you too, is if she knows the truth and that she knows what type of help ta try and get
you.
Brendan führt die Ermittler zu der Jeans, die er am 31.10 getragen hat. Er sagte, er hatte diese Hose an, als er Steven half die Garage an Halloween mit Bleiche zu reinigen. Die Hose war genau dort, wo er sagte das sie zu Finden sein wird.
Die Hose lag über einem Stuhl, in seinem eigenen Haus, in der Küche. Er hat sie selbst dorthin gelegt . Es ist kein Täterwissen, dass man weiß ,wo die eigene Hose liegt.
Nebenanmerkung: Wiegert und Fassbender ,die während des Verhörs, bei laufendem Diktiergerät, die Hose mit Brendan dort abholen, begehen dabei einen sehr schweren Verstoß gegen die Beweissicherungsregeln. Als angebliches „Beweisstück“ hätte es die Spurensicherung sichern und dokumentieren müssen, damit die Beweismittelkette nicht unterbrochen ist.
Brendan hat immer , wahrscheinlich völlig wahrheitsgemäß, erzählt, dass er Steven Avery beim Aufwischen einer öligen, evtl. roten Substanz geholfen hat, die ausgetreten ist, als Avery bei einer Autoreparatur versehentlich eine Leitung durchtrennt hat. Sie wurde mit Bleiche entfernt. Er versuchte von Anfang an mehrfach das zu erklären und mehrfach redeten Fassbender und Wiegert es ihm wieder aus oder schnitten ihm sofort das Wort ab.
Fakt ist: Die Hose war an die Knien ausgebleicht. Fakt ist, dass eine kleine Stelle in der Garage mit bleiche gereinigt worden war. Fakt ist ABER AUCH, dass nur colour-bleach in der Lage ist Jeansstoff auszubleichen. Und Colour bleach kann, das ist chemisch unmöglich, Blutspuren nicht bleibend entfernen. Das geht nur mit Non-Colour Bleach. Ken Kratz schwenkte im Verhör eine Flasche Non-Colour-Bleach vor den Augen der Jury herum, damit sei das Blut in der Garage entfernt worden. Tatsache ist, diese Flasche war nicht das Original, nur ein nachgekauftes Beispiel, Tatsache ist, das Brendans Hose nie mit Non-Colour Bleach in Kontakt gekommen sein kann.
Jetzt haben wir also das Problem, dass nach dem „Beweisstück“ Hose, die Spuren noch da hätten sein müssen.
Tatsächlich fand man in der Garage, in die eine aus Messerstichen und aufgeschlitzter Kehle blutende Frau von einem aktiv am Finger blutenden Avery getragen worden sein und ihr dann eine Kugel in den Kopf gejagt worden sein soll, nicht einen Tropfen Blut von Halbach oder Avery. Tatsächlich fand man überhaupt keine Spuren von Halbach und Dassey in der Garage, man fand ebenso wenig Spuren einer großflächigen Tatortreinigung die das irgendwie hätte erklären können. Halbach war nie in dieser Garage. Das jedenfalls sagt die forensische Wissenschaft.
Außerdem wurden alle Reinigungsmittel so vorgefunden, wie es Brendan aussagte (welche genutzt wurden).
Null Beweiskraft, weil keine Verbindung zum Mord besteht, siehe oben.
Brendan führte die Ermittler auch mit seinen Aussagen zur Garage, wo die Kugel gefunden wurde.
Keineswegs, tatsächlich war es genau umgekehrt. Fassbender und Wiegert führten Dassey zur Garage und zur Kugel, nicht andersherum.
Das Erschießen wird das erste Mal im Verhör vom 1. März 2006 erwähnt – aus dem Mund von Officer Wiegert, nachdem Brendan seitenlang falsch rät, was er „an ihrem Kopf“ gemacht haben soll:
WIEGERT: Come on Brendan, what else?
(pause)
FASSBENDER: We know, we just need you to tell us.
BRENDAN: That’s all I can remember.
WIEGERT: All right, I’m just gonna come out and ask you. Who shot her in the head?
BRENDAN: He did.
FASSBENDER: Then why didn’t you tell us that?
BRENDAN: Cuz I couldn’t think of it. (“weil ich nicht drauf gekommen bin”)
Die Garage als Tatort des Erschießens kommt ebenfalls durch die Ermittler ins Spiel (selbes Verhör), durch einen insgesamt sehr häufig angewendeten Trick, nämlich in einer Nachfrage, die die Info enthält, die dann nachgeplappert werden soll:
WIEGERT: So you take her, when is she shot then?
FASSBENDER: Tell us where she was shot?
BRENDAN: In the head.
FASSBENDER: No, I mean WHERE, IN THE GARAGE
BRENDAN: Oh.
FASSBENDER: Outside, in the house?
BRENDAN: In the garage.
FASSBENDER: OK.
WIEGERT: Was she on the garage floor or was she in the truck?
Die Garage ist bis dahin noch nicht erwähnt worden! Tatsächlich fand das Erschießen bis dahin noch in Averys Schlafzimmer statt, wurden dann nach draußen und letztlich in die Garage „verlegt“
Tatsächlich wird in der Garage, nach dieser Vernehmung, eine Patrone entdeckt, die bei den vorherigen Untersuchungen nicht entdeckt worden sein soll. Mit dieser Patrone gibt es verschiedene sehr gravierende Probleme.
Laut Ex- FBI Agent Steve Moore, der 2016 eine Artikelserie zum Fall schrieb (leider nicht mehr online) ist es enorm unwahrscheinlich, dass eine Kugel mit einem so weichen Mantel, wenn sie jemandem in den Kopf geschossen wird, überhaupt wieder austritt, wenn doch müsste sie sehr stark verformt sein. Die gefundene Patrone weist keine Verformungen auf.
Auch Zellners wissenschaftlicher Gutachter Dr. Palenik weist daraufhin, dass die Verformungen fehlen; laut den neuen Untersuchungen von Dr. Palenik kam diese Kugel niemals mit Knochen in Kontakt, die unvermeidlichen Anhaftungen fehlen komplett; dafür jedoch mit Holz und roter Farbe, davon werden Fragmente auf der Kugel nachgewiesen.
Es ist daher, im Gegensatz zur Behauptung der Staatsanwaltschaft unmöglich dass Halbachs DNA von einem Kopfschuss auf der Kugel gefunden wurde. Ohnehin war diese DNA-Zuordnung wissenschaftlich in Wirklichkeit inkonklusiv, die Forensikerin der Staatsanwaltschaft Sherry Culhane brauchte eine Sondergenehmigung um diesen angeblichen Treffer (eine vollständige Identifikation konnte nicht geliefert werden, nur 7 von 16 dafür nötigen Markern stimmten überein) als Solchen ausgeben zu dürfen.
Man beachte: Die Ermittler liefen Dassey die Information eines Erschießens in der Garage. Tatsächlich wird dort, wo Halbach den forensischen Spuren nach nicht getötet worden sein kann, später eine, scheinbar mehrmals übersehene, Kugel gefunden, mit der demOpfer praktisch unmöglich in den Kopf geschossen worden sein kann. Die Ermittler kreieren also ein Narrativ, für dass sie eine falsche Bestätigung entdecken – inwiefern will man das im Ernst als Dasseys Täterwissen verkaufen?
Und noch etwas, das den Verdacht hinsichtlich der Kugel abrundet. Wenn man sich die Fotos von ihrem Auffinden sehr genau ansieht, fällt nämlich etwas auf. In ihrer Verzweiflung Spuren zu finden, haben die Spurensicherer den Boden, teils wohl auch Wände, mit Drucklufthämmern bearbeitet. Über allem das auf dem Garagenboden liegt, liegt eine deutlich sichtbare Betonstaubschicht. Über ALLEM – außer der Kugel.
Einer Kugel, die die ganze Zeit dort gelegen haben soll. Es liegt Staub unter ihr, aber keinerlei Staub auf ihr.
Die Schlussfolgerung der Informationen zu dieser Kugel ist eindeutig.