Mir läßt dieser Fall aus XY einfach keine Ruhe.
Ich habe mich nun 1 Woche lang immer wieder mit dem Fall beschäftigt und alle Filme mehrfach gesehen, sowie die Zeitungsartikel und alle verfügbaren Karten studiert.
Daher im folgenden meine Zusammenfassung, bitte entschuldigt, daß diese so lang geworden ist:
Frau Wiese geht am Samstag ca. 12h30 in den Wald.
Ein Mann ist anfangs 50m entfernt - Herr Wiese - er ging schneller und hat sie eingeholt.
Getroffen haben sie sich vermutlich an der Brücke über die Elde (laut einem Zeugen) und sind dann ein kurzes(?) Stück zusammen gelaufen und haben sich angeblich Eingangs des Waldes getrennt.
Sie haben sich laut Filmbeitrag lange nicht mehr gesehen und trotzdem war es nur eine ganz kurze Begegnung - im Grunde wurde fast nichts gesprochen. Sehr seltsam.
Also kein Zeichen von Sympathie, sie haben sich nichts zu sagen, falls dies überhaupt so gewesen ist und der wirkliche Gesprächsinhalt nicht verschwiegen wird.
Die Wege trennen sich daher bald - "ich muß da lang."
Auch seltsam, wer nur spazieren geht und nichts Bestimmtes vor hat, muß gar nichts, sodern könnte da und dort hin, also auch ein größeres Stück mit ihr laufen.
Trotzdem sollen beide - auf unterschiedlichen Wegen - westwärts zur L241 gegangen sein.
Dort sieht er sie dann in das dunkle Auto steigen, kurz bevor oder während er aus dem Wald kommt.
Das Herauskommen aus dem Wald von H.Winter sieht der Jäger.
Aber er sieht keine Gerda Wiese,die ja vorher auf einem anderen - quasi parallelem - Weg aus dem Wald hätte kommen und an der Straße ein längeres Stück hätte entlanglaufen müssen.
Das allein hätte der Jäger sehen müssen, da es fast zeitgleich passiert sein muß, wie das Herauskommen von H.Winter aus dem Wald.
Erst Recht hat er kein Auto gesehen, das da gehalten hat und wo jemand eingestiegen ist.
Im übrigen ging Gerda Wiese ja langsamer und H.Winter schneller und er hat ja nach eigenen Angaben keine Pilze gesammelt, sondern auch nur einen Spaziergang gemacht. Wie soll da Frau Wiese zeitlich vor ihm an die Straße gekommen sein und dann noch so, daß es der Jäger nicht sieht?
Herr Winter entlastet den Jäger indirekt, denn wenn Frau Wiese in das Auto des Jägers gestiegen wäre, könnte der Jäger ihn nicht aus dem Wald haben kommen sehen.
Herr Winter hat sich mit seiner vermutlichen Schutzbehauptung mit dem Auto meines Erachtens verkalkuliert, denn er hat nicht damit gerechnet, daß ihn der Jäger zeitgleich gesehen hat.
In der Vernehmung von Herr Winter ist nicht die Rede davon, daß er noch jemand anderes gesehen hat.
Als Täter würde ich auch einen Standort an der Straße nennen, wo Gerda Wiese eingestiegen ist, denn ich will ja unbedingt vermeiden, daß die Polizei zeitnah im Wald nach Autospuren sucht, wenn ich weiß, daß die Leiche im Wald mit einem Auto abtransportiert wurde.
Ich könnte mir daher 3 Varianten vorstellen:
a)
Die beiden sind nach dem Zusammentreffen eine Weile zusammen gelaufen und es gab Streit. Vielleicht hat er sie nach Geld gefragt und sie hat ihm keines gegeben. Oder sie hat ihm mal einen größeren Betrag ausgeliehen und will es nun zurück, z.B. um Weihnachtsgeschenke kaufen zu können.
Verdächtig ist mir dabei Folgendes: Wenn ich sehe, daß da vorne jemand läuft, den ich entfernt kenne, aber eigentlich gar kein Interesse an einem Gespräch habe, dann mache ich langsam. Bleibe sogar lieber stehen, schaue aufs Handy oder in die Natur und warte bis diese Person in irgendeiner Richtung verschwunden ist.
So eine Person überhole ich nur im größten Notfall, wenn ich einen Termin hätte z.B. auf die Bahn oder den Bus müßte und unbedingt vorbei muß. Hatte Herr Winter im Wald einen Termin? Oder wollte er sie bewußt auf etwas ansprechen und unbedingt einholen?
b)
Denkbar ist auch ein Versteck im Wald, welches H.Winter aufgesucht hat und wo beispielsweise Rauschgift oder Waffen gelagert werden.
Für diese Variante würde auch der auffällig große Rucksack sprechen.
Er hatte vielleicht einen kurzfristigen Auftrag und mußte schnell etwas besorgen und ist daher in den Wald und wollte Nachschub aus einem Versteck holen.
Frau Wiese hat vielleicht ihren Weg unvermittelt geändert, ist irgendwo zurückgelaufen und hat ihn überrascht, was sie mit Ihrem Leben bezahlen mußte.
Und wer unter Drogen steht, ist durchaus zu unberechenbarem und völlig gefühllosem Verhalten fähig.
Vor Gericht sind diese Personen dann öfters nur eingeschränkt schuldfähig.
c)
Fast ähnlich wie bei b) wäre auch eine Übergabe von Rauschgift bzw. Waffenschmuggel von oder an eine dritte Person denkbar. Dieses konspirative Treffen könnte Frau Wiese durch eine kurzfristige Routenänderung gesehen und gestört haben.
Diese dritte Person könnte gar von Süden per PKW in den Wald eingefahren und Herr Winter ein Stück entgegen gefahren sein. Und die Leiche könnte in diesem Fall gar schon gleich mittags weggeschafft und dabei auch ihr Handy abgeschaltet worden sein.
Während in den Fällen a) und b) die Leiche sicher nachts abtransportiert wurde.
Dass Frau Wiese ein heimliches Treffen geplant hat, ist dagegen komplett unwahrscheinlich.
Sie hatte nur ihr Handy und den Schlüssel dabei.
Welche Frau trifft sich mit einem Mann ohne Handtasche?
Dort sind doch alle lebensnotwendigen Utensilien dabei, ohne die eine Frau doch gar nicht für einen längeren Zeitraum existieren kann. Laut der Tochter aus einem anderen Filmbeitrag wurde im Haus alles auf den Kopf gestellt und auch der Computer untersucht.
Es gab absolut nichts, was auf eine Bekanntschaft hindeutete. Und warum soll sie, wenn sie ein Treffen mit einem fremden Mann wirklich ganz geheimhalten will, diesen Einstiegspunkt an der L241 wählen,
wo sie ja jederzeit von verbeifahrenden Autos gesehen werden kann? Und kein anderer Zeuge, der als PKW-Fahrer da vorbei kam, hat sich gemeldet.
Es muß gegen 13h gewesen sein, da ist auf einer Landesstraße (L) wie dieser an einem Samstag genug Verkehr von und nach Wittstock.
Zudem haben sogar die ersten Häuser von Priborn in diese Richtung noch Sichtkontakt zum Einstiegspunkt.
Um wirklich heimlich und ungesehen in ein Auto zu steigen, gäbe es deutlich bessere Stellen in südwestlicher Richtung - dort könnte ein Auto länger stehen und warten.
Frau Wiese ist so ortserfahren, daß sie diese wirklich sicheren Treffpunkte kennt, wo man wirklich nicht gesehen werden kann. Daneben fährt Frau Wiese Roller bzw. Vespa und hätte sich jederzeit woanders mit einem Mann treffen können, z.B. an einem Parkplatz bei einem Supermarkt weiter entfernt.
Verdächtig bei H.Winter ist auch das Verhör, das in XY sicher absichtlich so dubios dargestellt wurde.
Oft kein Blickkontakt und abgewandt - im Gegensatz zu allen anderen Zeugen.
Wichtig dabei: "Wo waren Sie Samstag vor 1 Woche" - das heißt er hat 1 ganze Woche Zeit gehabt, sich alles auszudenken und macht so, als ob er vom Verschwinden der Fr. Wiese nichts mitbekommen hat.
Dabei wurde sofort noch am gleichen Sonntag Mittag eine große Suchaktion gestartet. Später waren sogar extrem laute Hubschrauber(!) im Einsatz.
Wer soll das in einem winzigen Dorf mit nur einer Handvoll Straßen nicht mitbekommen haben?
Eher jemand, der es bewußt nicht wissen will, weil er weiß, was da gesucht wird.
Er wird gefragt, ob er weiß, daß sie verschwunden ist:"Ne, echt?"
Nein, das ist auch wenig glaubhaft. Er braucht ja einen triftigen Grund, warum er sich noch nicht freiwillig gemeldet hat, obwohl er der vermißten Frau Wiese begegnet ist.
Und der 2.Tatverdächtige nach dem weiter ermittelt wird, könnte ein Kumpel sein, der ihm für die Nacht von Samstag auf Sonntag ein Alibi verschafft hat.
Hauptkommissar Olaf Hildebrandt von der Kripo Neubrandenburg wurde ja nach dem Filmbeitrag von Rudi Cerne noch live interviewt.
Wäre der Filmbeitrag nicht ok, so hätte er etwas dazu gesagt. Der Beitrag ist sicher von ihm so abgesegnet, er ist seine letzte Hoffnung, daß der Fall gelöst wird. Stattdessen erklärt er höchstpersönlich zum PKW nachts: "Wir vermuten, daß dieser PKW möglicherweise dazu benutzt worden ist, die Leiche der Gerda Wiese zu verbringen."
D.h. im Umkehrschluß: Er schenkt der Aussage von H.Winter auch keinen großen Glauben, denn dann hätte es im Wald keine Leiche gegeben, die nachts abtransportiert wurde.
Es fehlen nur die schlüssigen Beweise, weil eben die Leiche fehlt.
Somit haben wir offiziell keine Tat, keine Täter und und so bleibt es bei der Unschuldsvermutung, obwohl fast jeder insgeheim spürt, daß hier irgendwer nicht die Wahrheit sagt.
Zum Abschluß noch ein paar Links zu Fakten bzw. weiteren Infos:
Eine gute Zusammenfasung findet sich noch hier:
http://www.e110.de/im-wald-verschwunden/ (Archiv-Version vom 17.11.2016)Hier ist bei Minute 1:42 eine interessante Karte zu sehen, wo man auch erkennt, daß es vom Waldeingang in Richtung Hochsitz und L241 nur einen größeren Weg zu geben scheint, nämlich den zwischen Suchgebiet 2 und 3:
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/nordmagazin/Gerda-Wiese-Ermittler-hoffen-aufs-Fernsehen,nordmagazin38916.htmlFrage an den Jäger in Aktenzeichen XY (noch auf Youtube zu sehen): Wo Waren Sie an diesem Samstag gegen Mittag? Bei Minute 10:55 wird die Karte von Google eingeblendet, dort steht am markierten Punkt an der L241 "Dunkler PKW". Und der Jäger zeigt dann auf seinen Hochsitz. Er liegt am Waldrand südöstlich von dem Punkt an dem die Frau Wiese in den PKW gestiegen sein soll.
Dieser Hochsitz und sein markanter Schatten ist sehr deutlich in Google-Maps zu sehen:
https://www.google.de/maps/place/17209+Priborn/@53.3001904,12.6512612,59m/data=!3m1!1e3!4m5!3m4!1s0x47a953df5b122df1:0x4251ae8ad84b970!8m2!3d53.3047864!4d12.6585948Von dort hat man im Winter wenn das Feld abgeerntet ist, beste Sicht auf die komplette L241 in diesem Abschnitt.
Südlich vom Hochsitz kommt der größere Weg aus dem Wald, der sich kurz zuvor nochmals gabelt.