@E.A.Poe E.A.Poe schrieb:Ich bin kein Jurist, aber ein wehrloses Kind zu töten, erfüllt erstmal das Mordmerkmal der Heimtücke. Das Problem bei der Sache ist aber meistens, dass die Täterin "nicht ganz klar im Kopf´" ist. Was vermutlich in diesem Fall auch zutrifft. Deshalb läuft es dann juristisch auf Totschlag raus.
Wenn die Tat direkt im Zusammenhang der Geburt stattfindet, dann hat sich das bis 1998 strafmildernd für die Mutter ausgewirkt. Man sprach vom sog. "Geburtsaffekt":
"Der Geburtsaffekt beschreibt den psychosomatischen Zustand, die seelische und körperliche Verfassung, in der sich die Täterin aufgrund des Geburtsvorgangs befindet. Hierzu zählen beispielsweise die Geburtsschmerzen, die Erregung, der Blutverlust sowie die körperliche und seelische Ermattung.
Die früher herrschende Meinung, auch vom Gesetzgeber von 1851 vertreten, nahm eine verminderte Zurechnungsfähigkeit der Gebärenden durch den Geburtsakt als Motiv für einen Neonatizid an, da der Geisteszustand einer Gebärenden derart gestört sei, dass er als pathologisch bezeichnet werden müsse.
Dieses vermutete Motiv blieb in Verbindung mit der ebenfalls angenommenen seelischen Verzweiflungslage der außerehelich Gebärenden bis zum Jahre 1998 als Grund für eine gesetzliche Privilegierung bestehen."Quelle:
https://books.google.de/books?id=wSwkwand15gC&pg=PA42&lpg=PA42#v=onepage&q&f=falseIm Fernsehen gab es vor einiger Zeit eine Doku über Mütter, die ihre Kinder töten. Diese Mütter hatten wahnsinnige Angst vor dem Partner, der keine weiteren Kinder wollte. Und haben dann die Schwangerschaft bis zum letzten Moment verheimlicht. Und sich dann für die Geburt im Badezimmer eingeschlossen. Und das Kind danach am erstbesten Ort versteckt (Waschmaschine, Tiefkühltruhe, Bushaltestelle direkt vorm Haus o.ä.). Da hatte keine einen Gedanken daran verschwendet, ihr Kind zu einer Babyklappe zu bringen, das wäre gar nicht möglich gewesen (meistens gab es noch weitere Kinder), diese Frauen wollten das Kind nur möglichst schnell loswerden.
Man darf ja auch nicht vergessen, dass normalerweise eine Geburt bei jedem weiteren Kind schneller vonstatten geht, d.h. das kann schon sein, dass es dann beim 3., 4., 5. Kind deutlich schneller geht als bei einer Erstgebärenden.
Ich habe auch gelesen, dass es erwiesen ist, dass Frauen die eine Schwangerschaft nicht bemerken oder verdrängen, einen deutlich kleineren Bauch haben als Frauen, die es wissen.
Ich habe auch schon öfter davon gelesen, dass Frauen "Abgänge" vortäuschen. Einfach die Schwangerschaft zurückdatieren und dann nach der Geburt davon reden, dass sie eine Fehl-/Frühgeburt gehabt hätten. Die Frauen haben natürlich versucht, die Schwangerschaft zu verheimlichen, aber wenn es nicht geklappt hat, dann haben sie einfach gesagt, sie wären noch nicht so weit fortgeschritten. Und wenn dann kein Baby da ist, sagt man einfach, man habe es im 6. Monat verloren und es sei noch nicht lebensfähig gewesen.
Ich denke, warum Mütter mehrere Kinder töten, kann man damit erklären, dass sie es als wirksame Strategie betrachten. Es hat schon einmal funktioniert, also macht man es ein zweites, drittes, ... Mal.
Man muss ja auch überlegen, dass ein Arzt erkennen kann, dass eine Frau ein Kind geboren hat. Also traut sich so eine Frau sicherlich auch nicht zum Frauenarzt. Der Mann will vermutlich keine Kondome verwenden. Ohne Arztbesuch bekommt man auch keine Pille/Spirale o.ä. Dann bleibt eigentlich nichts mehr übrig, um weitere Schwangerschaften zu verhindern. Also bleibt nur noch die Möglichkeit der "Geburtenkontrolle", das Kind nach der Geburt zu töten :-(
Ich denke, dass solche Frauen ein sehr geringes Selbstbewusstsein haben, dass sie sich nicht durchsetzen können, nicht für ihre eigenen Bedürfnisse einstehen können, dass sie keine Problembewältigungsstrategie entwickeln können.
Es ist ein komplexes und sehr trauriges Thema :-(