@effe74 Ich schätze Deine analytische Herangehensweise ausserordentlich und bin froh, dass es durch Erläuterungen und Einschränkungen gelungen ist, Deine Beiträge zu erhalten.
Der Knackpunkt bei manchen Deiner absolut wichtigen Fragen ist einfach der Weg ihrer Beantwortung.
Das kann manchmal nicht anders geschehen, als dass echte Originalzeugen sich an die Polizei wenden und man hier eben zu gegebener Zeit über diesen Umweg die Antwort erfährt.
Aber die Fragen selbst, sind oft und gerade für die kurze Zeit in der Du das nach einer Anregung erstellt hast, geradezu grandios herausgearbeitet und haben absolut ihre Berechtigung.
Unter dem Strich tendierst Du dann zu einer Zufallstat.
Hier möchte ich jetzt einhaken und etwas zu bedenken geben. Es gibt in diesem Fall eine quasi „unsichtbare Linie“ wo es dann entsprechend meiner Analyse auf der einen Seite ganz klar zu einer Zufallstat tendiert und auf der anderen Seite ganz klar in Richtung „Individualtat“, mit der die Polizei den Begriff „Beziehungstat“ vermieden hat.
Beziehungstäter kann auch ein Werkstattmitarbeiter aus Hintertupfingen sein den sie einmal nur gesehen hat, das bedeutet nicht automatisch dass konkrete Personen oder Angehörige verdächtigt werden, aber hier in diesem heiklen Fall war wohl das Wort „Beziehungstat“, auch wenn es sachlich korrekt wäre, einfach tabu, weil die Masse der Leute dann nur einen Gedanken hätte.
Also sagen wir einfach so, dass sie den Täter eben vorher schon zumindest ein bisschen gekannt hat.
Und diese unsichtbare Linie ist die Frage mit welcher Reihenfolge das Abstellen des PKW und der Einkauf ablief.
Das offizielle Ziel war laut Zeugenaussage auf die die Polizei sich berief das Kaufen eines Brotes.
Solange sie auf dem Weg der Umsetzung dieses Zieles war, spräche wenn es dabei zur Tatgekommen wäre, zuerst alles klar für eine Zufallstat.
Also wenn sie mit dem PKW von zuhause zuerst direkt zu Lidl fuhr, spricht auf diesem Weg zuerst alles für eine Zufallstat. Und solange sie sich auf dem Rückweg noch in direkter Richtung zu ihrem Wohnhaus befand, spricht alles für eine Zufallstat.
Aber in dem Moment, wo sie das Anfangs zu Hause gesetzte Ziel auf mysteriöse Weise aus den Augen zu verlieren scheint,
braucht es dazu ein Motiv und ab hier kippt es, ab hier ist es wahrscheinlicher, dass eine bisher unbekannte Person mit diesem Abkommen vom ursprünglich angegebenen Weg zu tun hat.
Also: Bereits wenn anfangs schon extrem weit weg von Lidl geparkt worden wäre, müssen alle Allarmglocken angehen und braucht es eine schlüssige Erklärung. Die kann es unter den Aspekten „Joggingrunde“ tatsächlich noch geben und auch da wäre es dann noch eine Zufallstat gewesen, weil eine Joggingrunde unabhängig von einer Beteiligung weiterer Personen spontan geplant werden kann.
Das nenne ich also Fall 1
Wenn jedoch der Einkauf völlig normal mit dem eigenen PKW abgeschlossen wurde und DANN auf dem Rückweg Nadine von ihrem Weg und Ziel abkommt und anstatt heim zu fahren ihr Auto beim S-Bahn-Halt Eglosheim abstellt, dann spricht in dem Moment alles für eine „Individultat“ und keine Zufallstat mehr.
Und von dem Fall 2 ist meiner Meinung nach bisher am Ehesten auszugehen.
Wer A sagt, dass die Joggingrunde als Erklärung nicht passt, und die freiwillig gewählte Erschwernis durch die Distanz zu Fuß nicht mit „Training“ erklären will, muss auch B sagen, dass eine plausible andere Erklärung nicht ersichtlich ist und damit als Schlussfolgerung, dass dann überwiegend alles für Fall 2 spricht.Und ich bin gespannt, wie lange die Polizei an der Einschätzung festhält, dass die Leichenablage mit einem Fahrzeug erfolgte. Wie gesagt hier geht es um einen hochsensiblen Nahbereich und das zwingt die Polizei zu einem Eiertanz, Aussagen und Begriffen wie "Individualtat" um die Bevölkerung etwas zu leiten, aber ich bin wirklich gespannt, wie lange die Polizei die Einschätzung verlautbart, dass die Leichenablage wohl mit einem Fahrzeug geschehen war und wann sich hier die Blickrichtung weiten darf.
@allDiese unsichtbare Linie herauszuarbeiten, wo die Wahrscheinlichkeiten für „Individualtat“ oder Zufallstat wechseln, sehe ich als analytischen Beitrag, einfach mal neutral so gesagt, ohne etwas zu behaupten wie groß diese Leistung nun sei.
Ich brauche da jetzt kein Schulterklopfen, aber schön wäre es, wenn ich das nun auch nicht in der Weise umsonst gemacht hätte, dass das völlig in smalltalk untergeht, sondern der eine oder andere da mal daran anknüpfen könnte.