@SwaggerSwagger schrieb:@Edvtiefkult
Eine Indizienkette besteht nicht nur aus diesen poplichen Funkzellengeschichten. Die Indizienkette, die sich aus Haar auf der Leiche, multiplen Faserspuren, mehreren Motiven, unglaubwürdigen Aussagen und dem ungewöhnlichen Nachtatverhalten zusammensetzt ist, auch ohne die Funkzellensache schlüssig genug um RE zu verurteilen, meiner Meinung nach.
Du hast recht, eine Indizienkette besteht nicht nur aus ein paar Funkzellengeschichten, das alleine wäre wirklich popelig. Das habe ich aber auch nirgends behauptet. Ich schrieb nur, da könnte die Indizienkette reißen. Und zwar nur und ausschließlich, weil es im Bereich der Handydaten und der Chatverläufe Widersprüche gibt, zu denen die StA sich bisher, sagen wir mal, eher defensiv verhalten hat. Ich schrieb ja auch, wenn woanders - zB im Feld "Tatortspuren" - noch weitere Details vorgetragen werden, die in der Summe noch deutlicher auf den TV verweisen (ich streite gar nicht ab, dass einige Indizien das schon tun, mir ist nur das Gesamtbild bis jetzt nicht schlüssig genug), dann wird die Bedeutung der Handygeschichten sinken.
Zur Terminologie, ein Motiv ist kein Indiz. Die Annahme eines Motivs ist der Versuch, ein Verbrechen zu erklären. Diese Annahme ist durch Indizien und, besser noch, Beweise zu stützen.
@all, ja: die Handydaten könnten vom TV aktiv gefakt worden sein. ZB mit der weiter oben erwähnten App, die auf automatisch ausgehende Anrufe programmiert werden kann. Nur: die Verwendung einer solchen App lässt sich überhaupt nicht kaschieren. Auch wenn man sie wieder löscht, in der History der Downloads bleibt sie immer erhalten, und zwar kinderleicht rekonstruierbar über das jeweilige Benutzerkonto, das dem jeweiligen phone zugeordnet ist, egal ob über AppStore, googleplay oder Microsoft erworben. Dh, haben die Ermittler das Handy des TV, können sie mindestens immer ermitteln, ob eine solche App sich einmal auf dem Handy befand und wann sie aufs Handy geladen wurde. Ich denke mal, wäre das in diesem Fall so, wüssten wir das bereits.
Denkt man hier logisch weiter und hält daran fest, dass die Handydaten ein Alibi faken sollen, bliebe eigentlich nur noch die Annahme mehrerer Täter. Damit sage ich weder, dass ich das glaube noch dass ich es nicht glaube. Ich sage nur, logisch ginge es dann nur so weiter. Aber es gibt (ich wiederhole mich) für eine Mehrtäterschaft bis jetzt kein Indiz und vor allem keinen Vortrag der StA in diese Richtung.
Also, auch nochmal
@Swagger, so popelig ist die Sache mit den Funkzellen nicht.
Nochmals
@all: wäre die Sache nicht so ernst, müsste man fast lachen. Alle paar Seiten wechselt es zwischen "Haben alle den TV bereits verurteilt?" und "Halten ihn jetzt auf einmal alle für unschuldig?" hin und her. Hängt vielleicht nur damit zusammen, wer wann Zeit hat, hier zu lesen und zu posten. Und dann bilden sich schnell auch mal Rudel (nicht negativ, nur beschreibend gemeint).
Ich habe einfach nur Zweifel in beide Richtungen. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass RE der Täter ist. Glauben tu ich noch gar nichts. Einige schließen allein aus der Tatsache, dass die vorgetragenen Indizien zur Eröffnung der Hauptverhandlung gereicht haben, dass dann wohl schon was dran sein müsse an den Vorwürfen. Das ist rein juristisch aber einfach nicht so; und auch der umkehrschluss gilt nicht: stellt sich die Anklage als haltlos heraus, haben Ermittler und StA nicht automatisch gepfuscht.
Ich verweise auf den brillanten Beitrag von
@Trine: in der dt. Strafprozessordnung geht es nicht um schuldig oder unschuldig. Sondern nur darum, ob die vorgeworfene Tat wie angeklagt bewiesen ist. Nach wie vor denke ich, dass es zur Verurteilung von RE noch ein weiter Weg ist.