Ich war jetzt länger hier abstinent, offen gestanden, weil man die unzähligen haltlosen Spekulationen kaum erträgt. Zum Glück weiß ich aus PNs, dass ich mit diesem Eindruck nicht völlig allein stehe.
Was mich außerdem stört, ist, dass offensichtlich nicht wenige unter denen, die hier schreiben, persönlich NE oder RE oder auch beiden nahe standen (womit nicht gesagt ist: mit ihnen befreundet waren) und aus dieser Perspektive heraus mehr oder minder gefärbte Eindrücke zu Privatleben, Persönlichkeit etc. wiedergeben.
Das hilft aber alles nichts.
@Nina75, du hast vor vielen Seiten geschrieben, dass - gerade bei einer Beziehungstat - das Privatleben und Persönliches sehr wichtig seien, um der Wahrheit näher zu kommen. So weit gehe ich mit, aber das darf doch bitte nicht dahingehend ausarten, dass Menschen aus dem engeren Umfeld sich diese und jene subjektive Wahrnehmungen um die Ohren hauen oder dass man mit Spekulationen daherkommt, für deren Wahrheitsgehalt es bislang keine Indiz (damit meine ich: sichergestellte Spur) gibt. Besser wäre, sie meldeten sich als Zeugen und stellten sich den kritischen Nachfragen der Vertreter beider Seiten.
Ich versuche, bei dem zu bleiben, was wir wissen. Und was nicht.
Wir wissen inzwischen, dass die Ermittler die Faserspuren von Fahrradhandschuhen als mit Sicherheit auf ein (bislang aber nicht gefundenes) Paar zurückgehend ansehen. Sie sind sich auch sicher, dass dieses Paar aus dem Haushalt der E.s stammte.
Immer deutlicher scheint, dass es wohl eine geplante Tat war. Die Aussage der Fallanalytikerin lässt nur wenig Spielraum für Zweifel.
In Sachen Chataktivitäten/Handyortung sind wir nicht viel schlauer als vor dem vergangenen Mittwoch, als das wohl Thema war. Einerseits soll RE fast im Minutentakt gechattet haben, andererseits "meldet die Staatsanwaltschaft Bedenken an". Ob das also bewiesen ist, darüber habe ich in der Presse nichts gefunden. Auch nichts darüber, was die Ermittler hierzu herausgefunden haben. Ebensowenig darüber, ob REs Handy an dem Abend konstant an einem Platz - zuhause - war oder bewegt wurde.
Nicht wissen können wir zB, ob NE wirklich Angst vor ihrem Noch-Ehemann hatte. Wir wissen, dass eine Freundin von NE das vor Gericht ausgesagt hat. Das muss noch nicht wahr sein, ergänzt sich aber mit den Aussagen von NEs Mutter, die Ängste formuliert hat, die sie selbst hatte. Also Vorsicht: aus erster Hand wissen wir es nicht, theoretisch könnten die Aussagen abgesprochen sein. Wie wahrscheinlich das wiederum ist, möge jeder sich selbst fragen. Persönlich meine ich, vor Gericht getätigte Aussagen haben zumindest Gewicht.
Rein theoretisch kann natürlich jede der hier schon diskutierten Alternativhypothesen, mit denen man die Tat jemand anderem als dem TV zuschreiben würde, immer noch wahr sein. Schaut man sich die bislang präsentierten Indizien an, ist es noch ein weiter Weg, dem Angeklagten seine Schuld schlüssig nachzuweisen.
Andererseits: Die bislang präsentierten Indizien waren nach meiner Kenntnis nicht so offensichtlich aufgereiht, dass sie allzu eindeutig auf den Angeklagten verwiesen und von daher als möglicherweise bewusst gefaket einzuschätzen wären. Im Gegenteil, die Ermittler haben viele Monate damit zugebracht, diese Indizien zu dechiffrieren. Wäre eine jener Alternativhypothesen tatsächlich wahr, dann wäre es dem/den wirklichen Täter/n gelungen, jede auf ihn/sie verweisende Spur zu verwischen. Das wäre schon sehr ungewöhnlich, und das sollte man mal bedenken.
Ich habe keine Meinung! Es ist schwer. Vor einigen Tagen äußerte ich in einer PN, es könnte ein Freispruch aus Mangel an Beweisen werden; das war, bevor die Sache mit den Fasern vor Gericht zur Sprache kam. Ich bin da jetzt etwas unsicherer. Fast sicher bin ich mir aber, dass es eine zweite Instanz geben wird.
Ein letztes zu den vielen Bemerkungen hier in der Art von "ich kann mir nicht vorstellen", "in dieseroderjener Situation tue ich doch dasunddas (nicht)" etc.
Es ist ein unvorstellbar grausames Verbrechen geschehen. Schon das ist jenseits unserer Vorstellung. Akzeptieren wir, dass es dennoch geschehen ist, müssen wir uns (leider) auch weitere Dinge vorstellen, die unseren Horizont sprengen.