Das sagt der Entführungs-Experte zum Fall Anneli
Frank Roselieb (47) Direktor des Instituts für Krisenforschung und Experte für Entführungen.
Von Eric Hofmann
Dresden - Sie war wohl kein Zufallsopfer: Frank Roselieb (46), Direktor des Instituts für Krisenforschung und Experte für Entführungen, sieht im Fall der verschwundenen Anneli (17) Profis am Werk.
„Es gibt im Wesentlichen drei Arten der Entführung“, erklärt Roselieb. „Die Quick-Entführung, Revenge-Kidnapping und professionelle Entführungen.“
Werden bei der Quick-Entführung wohlhabend scheinende Menschen spontan verschleppt, zum Geldautomaten gebracht und deren Konto leer geräumt, handelt es sich beim Revenge-Kidnapping um Täter mit persönlichen Motiven.
Roselieb vermutet jedoch eine professionelle Entführung: „Dass das Mädchen auf einem Feldweg entführt wurde, deutet auf eine längere Beobachtung hin“, so der Experte.
„Grundsätzlich sind Entführungen Hochleistungsverbrechen, die eine vergleichsweise lange Vorbereitung erfordern.“ 50 bis 60 davon gibt es im Jahr davon in Deutschland, aber die wenigsten werden bekannt.
Doch was bedeutet das jetzt für die Schülerin? „Professionelle Entführer haben sehr viel kriminelle Energie“, so Roselieb.
„Sie schwebt in realer Gefahr. Meistens meldet sich der Täter erstmals bis zu zwei Tage nach der Tat mit der Lösegeldforderung.“
Äußerst selten ist eine erfolgreiche Übergabe beim ersten Versuch: „Profis lassen oft ein bis zwei Übergaben scheitern“, so Roselieb: „Erst die dritte bis fünfte ist dann erfolgreich.“ Eine durchschnittliche Entführung dauert fünf bis zehn Tage.
Es können aber auch dreißig und mehr Tage werden. „Die Wahrscheinlichkeit ist recht groß, dass der Fall bis Ende der Woche zu Ende geht“, sagt der Experte. Ob er ein gutes Ende nimmt, ist jetzt aber noch nicht einschätzbar.
