Manchmal macht einen das echt mürbe, wenn man verfolgt, wie ungenau Artikel gelesen werden oder wie viel Gewicht den Anfang eines Satzes zugemessen und das Ende schlichtweg ignoriert wird. In dem Artikel heißt es:
In Berlin wird seit Montagmorgen wieder intensiv nach dem vermissten Elias aus Potsdam gesucht: Die offiziellen Suchplakate der brandenburgischen Polizei seien laut der Initiative Vermisste Kinder auf 17 Infoscreens in der Hauptstadt zu sehen.
Quelle: http://www.rbb-online.de/panorama/beitrag/2015/07/weiter-keine-spur-von-elias-aus-potsdam.html
Mit "Suche" sind also keine Hundertschaften der Polizei gemeint, die Berlin durchforsten, sondern auch hier wieder die Suche nach Hinweisen.
Weiter heißt es:
"Wir können nicht auschließen, dass Elias sich verlaufen hat und auf irgendeine Art und Weise nach Berlin gelangt ist, - oder auch auf anderem Wege", sagte Michael Scharf, Leitender Polizeidirektor Brandenburg, am Montagabend im rbb. Deshalb sei die Brandenburger Polizei dankbar für die Unterstützung und die Hinweise aus der Bevölkerung auch aus Berlin.
Quelle: http://www.rbb-online.de/panorama/beitrag/2015/07/weiter-keine-spur-von-elias-aus-potsdam.html
Natürlich kann man das nicht ausschließen – weil man schlicht und ergreifend gar nichts ausschließen kann. Man darf doch nicht immer gleich alles so heftig überinterpretieren ...
Des weiteren musste ich bei der Diskussion aus letzter Nacht zum Thema "Gefahr" an ein kürzliches Gespräch mit meiner Oma denken, die stark auf die 90 zugeht. Sie erzählte mir von ihrem Zwillingsbruder, der mit fünf Jahren gestorben ist. Sie sagte, dass das ganz schlimm damals war, ganz besonders für sie und ihre Mutter. Dann sprach sie weiter und sagte "Aber na ja, es war damals normal, dass hin und wieder ein Kind stirbt. Aus jeder Familie, die sie kannte, ist mindestens ein Kind gestorben, sei es durch Unfall oder Krankheit. Ein Kind wäre sogar verschwunden und man weiß bis heute nicht, was mit ihm passierte."
Ihr werdet mir sicher zustimmen, dass so etwas heutzutage alles andere als normal ist.
Ich finde das ein äußerst interessantes psychologisches Phänomen, dass parallel zum Sinken potentieller Gefahren gleichzeitig die Angst vor einer Gefahr steigt. Rein rational betrachtet eigentlich total widersprüchlich, aber irrational betrachtet nicht gänzlich unverständlich. Dass wir, oder zumindest ein Großteil der Gesellschaft, solche Ängste entwickeln, ist also als Zeichen dafür anzusehen, dass es kaum tatsächliche Gefahren gibt.
Zum Thema Peilsender fällt mir nur ein, dass man ja möglicherweise auch eine Diebstahlsicherung für Kinder abschließen könnte. Bringt zwar genauso wenig, aber den Eltern gibt es bestimmt ein Gefühl der Sicherheit
:D Und genau das scheint mir auch der Dreh- und Angelpunkt zu sein. Weder ein Sender noch eine Videoüberwachung können ein Verbrechen verhindern. Trotzdem hätten die Eltern ein besseres Gefühl. Um was geht es also? Scheinbar nicht um Sicherheit für das Kind, sondern lediglich um Sicherheit für die Eltern. Und das finde ich schon wieder ätzend.
Bleibt mir also nur abschließend zu fragen: Wie schützen wir in Zukunft Kinder vor ihren Eltern?
(Und nein, ich möchte damit die Diskussion nicht von Neuem entfachen. Die paar Worte dazu wollte ich nur noch loswerden.)
Ansonsten gibt es, was Elias' Verbleiben angeht, wohl nach wie vor nichts Neues
:( Die Artikelfrequenz nimmt langsam ab, ich habe nichts Verlinkenswürdiges gefunden. Es treten jetzt offenbar vermehrt Scharlatane an die Öffentlichkeit, die sich über ihre "Seherfähigkeiten" interviewen lassen und glauben, hilfreiche Tipps abzugeben. Na ja, Hauptsache, die Leute haben was zu lesen und zu glauben ... Und die Seher ein bisschen Promo. Ist sicher schwer, in so einem Business. Die Zufallstreffer sind rar gesäht und irgendwie muss man sich die Zeit dazwischen ja auch hin und wieder was zu essen kaufen.