http://www.badische-zeitung.de/fund-von-zerstueckelter-frau-ruft-angst-und-entsetzen-hervor"Die Leiche einer Frau mittleren Alters, zerstückelt in einem Plastiksack, hat ein Spaziergänger am Sonntagmittag in Waldshut-Tiengen gefunden. Starker Verwesungsgeruch sei von dem Plastiksack ausgegangen, teilte die Polizei am Montag mit. Die Sonderkommission Seltenbach mit 21 Beamten sucht nun nach der Identität der Frau und der Todesursache. Anwohner haben Angst.
Kurz nach dem Ortsschild von Waldshut-Tiengen führt ein kleiner Weg links hinunter in den Wald, an den Seltenbach – den Bach, der der Sonderkommission ihren Namen gibt. Es dämmert, gerade ziehen die letzten Polizeibeamten ab, nur ein Kastenwagen mit zwei Polizisten bleibt, um Anwohner zu vernehmen. Zurück lassen sie eine kleine Stelle auf dem Waldboden, plattgetrampelt und matschig. Wenige Meter von der Kreisstraße in Richtung des 700-Einwohner-Dorfes Schmitzingen entfernt. Hier lag der Plastiksack, auf den ein Waldspaziergänger wegen seines starken Verwesungsgeruchs am Sonntagmittag gegen 12 Uhr aufmerksam wurde. Darin fand die alarmierte Polizei den Torso einer Frau: Kopf und Gliedmaßen fehlten.
Wie Polizeisprecher Paul Wißler nach ersten Untersuchungen mitteilte, liege der Sack mit dem Rumpf der Frau bereits eine oder mehrere Wochen. Länger aber nicht. "Noch sind es keine Knochen", so Wißler. Aber wie konnte es sein, dass der Sack so lange unbemerkt an der Straße liegen konnte? Das fragen sich auch vier Schülerinnen zwischen 18 und 19 Jahren. Sie haben mit ihrem kleinen Pkw haltgemacht, um sich die Fundstelle anzuschauen: "Das ist unser Schulweg, wir fahren hier täglich vorbei." Die vier besuchen die Gewerbliche Schulen Waldshut, nicht weit entfernt. "Gruselig ist das, da will man gar nicht mehr alleine raus", sagt eine der vier.
Obduktion am Freiburger Institut für Rechtsmedizin
Beängstigend ist der Leichenfund auch für die Anwohner: Wenige Meter entfernt befindet sich das Asylbewerberwohnheim, in dem seit Anfang 2013 Asylbewerber untergebracht sind. "Alles war voller Polizei, sie haben uns befragt", erzählt eine junge Frau, die in dem Heim lebt, während sie auf den Bus wartet. Rund 40 Polizisten hätten die Wälder und die Mülltonnen mit Stöcken und Hunden durchsucht. Zwei verbleibende Polizisten werfen gerade einen Teppich zurück auf den Müllcontainer am Heim. "Dabei haben die Polizisten gar nicht gesagt, was Sache ist, sondern nur von einer Vermissten geredet." Ihr Bus kommt, er hält an der Haltestelle Schmitzinger Straße 63. Die Fundstelle der Leiche ist von hier aus zu sehen. "Ich bin Mutter von drei Kindern, natürlich habe ich Angst", sagt die Frau, bevor sie einsteigt, "ich finde, die sollten uns sagen, wenn hier ein Mörder herumrennt."
Die Polizei hält sich aus ermittlungstaktischen Gründen bedeckt. Zur Todesursache könne man bisher keine Angaben machen. Die Obduktion am Freiburger Institut für Rechtsmedizin soll Gewissheit bringen. Am Dienstag lagen bereits erste Ergebnisse vor, doch aus ermittlungstaktischen Gründen gibt die Polizei keine Informationen dazu raus. Nach wie vor unklar ist, wie die Frau zu Tode kam. Ermittelt wird auch, ob sie eines natürlichen Todes gestorben ist. Dann laute der Verdacht auf Störung der Totenruhe, teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft mit. Im Klartext: Leichenschändung.
Es kursieren Gerüchte über vermisste Frau
Ein älterer Mann, ebenfalls Bewohner des Asy lbewerberheims, berichtet wie auch die junge Frau von einer Vermissten im Haus. Von dem Leichenfund hat er noch gar nichts mitbekommen. Dafür die beiden jungen Syrer, die zu Fuß auf dem Heimweg sind, zurück zu dem Heim. Auch sie sind verängstigt. Polizisten seien morgens in ihrem Zimmer gestanden und hätten nach einer Frau gefragt, einer Russin, erzählt der eine. Somit haben vier Bewohner unabhängig voneinander von einer vermissten Frau berichtet. Inwiefern der angebliche Vermisstenfall mit dem Leichenfund in Verbindung steht, lässt sich noch nicht sagen. Am Montagabend war die Pressestelle der Polizei zur Klärung der Gerüchte rund um eine Vermisste im Heim nicht mehr zu erreichen. Am Dienstagvormittag wollte sie sich dazu nicht äußern.
Laut Polizeisprecher Paul Wißler ist die vordringlichste Frage, neben der Todesursache und der Suche nach den fehlenden Körperteilen: Wer war die Frau? Dazu würden alle Vermisstenfälle der vergangenen Zeit bearbeitet. Da die Fundstelle der Leiche wenige Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt liegt, sind auch die Schweizer Kollegen aktiviert. Eine heiße Spur gibt es bislang nicht."