@daniel83 Koffer-Leichen: Opfer wurden erstochen
Sie wurden mit Schlägen und Stichen getötet und in Koffer gesteckt: Ein Doppelmord hält die Stuttgarter Polizei in Atem. Das männliche Opfer lebte im Obdachlosenmilieu, die Frau ist noch immer nicht identifiziert.
LSW/ROM | 04.06.2014 0 0 0 0 MEINUNGEN
Foto: dpa
Der Hartschalenkoffer der Marke "Eminent" ist abgenutzt und hat keineswegs Übergröße, auf das dunkelblaue Material hat jemand wenig fachmännisch silberne Pferdesymbole aufgesprüht, die dem "Stuttgarter Rössle", dem Wappentier der Landeshauptstadt, stark ähneln. Kaum zu glauben, dass in dieses Gepäckstück die Leiche eines Erwachsenen passen soll. Doch für die 40-köpfige Sonderkommission "Damm" der Stuttgarter Polizei ist genau das Realität.
Dass es sich bei dem Fall der beiden Leichen, die am Sonntagabend in zwei Koffern im Stuttgarter Schlossgarten gefunden worden waren, um einen Doppelmord handelt, war für die Polizisten, die den grausigen Inhalt der Gepäckstücke sahen, auf den ersten Blick klar. Am gestrigen Dienstag lieferte der Obduktionsbericht der Gerichtsmedizin die Gewissheit: Beide Opfer seien "an den Folgen multipler Stich- und Schlagverletzungen" gestorben und anschließend in die Koffer gezwängt worden, teilte die Polizei am Abend mit.
Die Hintergründe der Tat sind aber noch immer völlig unklar. 40 Hinweise seien zu dem Fall bisher eingegangen, eine heiße Spur sei aber noch nicht dabei, hieß es. Während Ermittler den Hinweisen aus der Bevölkerung nachgehen, versuchen Kriminaltechniker, an den beiden Gepäckstücken DNA-Rückstände oder andere Spuren auszumachen. Ein langwieriges Verfahren. "Jede Kofferritze muss abgesucht werden", sagte Polizeisprecher Thomas Ulmer. Auch mögliche Beweisstücke, die am Fundort der Leichen sichergestellt wurden, werden von den Experten überprüft.
Immer noch ungeklärt ist indes die Identität der weiblichen Leiche. Im Umfeld des 50-jährigen männlichen Opfers werde derzeit ermittelt. Der Mann, der zuletzt nicht in Stuttgart gemeldet war, habe sich häufig im Obdachlosen-Milieu in Stuttgart-Ost aufgehalten. "Die Ermittler sind in diesem Bereich unterwegs und befragen die Leute natürlich", sagt Ulmer. Weil der Mann durch Schwarzfahren und kleinere Diebstähle als Straftäter registriert war, fiel die Identifizierung in seinem Fall vergleichsweise leicht.
Auch der Ort und die ungewöhnlichen Umstände des Leichenfunds beschäftigen die Polizei. Besucher eines beliebten Grillplatzes hatten die beiden Reisekoffer am Sonntagabend hinter einer Mauer am Bahndamm im Schlossgarten entdeckt, als sie austreten wollten. Als die beiden Männer Blutspuren an einem der Gepäckstücke bemerkten, alarmierten sie die Polizei. Zum Todeszeitpunkt der Opfer gab es noch keine genauen Informationen. Es sei aber davon auszugehen, dass die Koffer vor ihrer Entdeckung mehrere Tage an ihrem Fundort standen, sagte Ulmer. Umgebracht wurden die beiden Opfer an einem anderen Ort.
Warum der oder die Täter ausgerechnet den Park für das Ablegen der Leichen ausgesucht haben, ist unklar. Der Fundort ist mit dem Auto nur über Wege erreichbar, die für den Verkehr eigentlich gesperrt sind, der Transport per Pkw wäre also auffällig. Mit zwei großen Koffern zu Fuß durch den Park zu gehen, ist ebenfalls nicht gerade unauffällig.
Womöglich hatte der ursprüngliche Plan der Täter vorgesehen, die Leichen im Park zu vergraben: Ermittler fanden laut "Stuttgarter Nachrichten" an der Fundstelle ein großes Loch im Boden. Doch es blieb offenbar unvollendet - weil sich die Täter gestört fühlten? Die Polizei bittet deshalb die Bevölkerung um Hinweise auf Personen, die in den Tagen vor Sonntag mit Koffern im Schlosspark unterwegs waren. Auch von der Veröffentlichung des Fotos eines der Gepäckstücke verspricht sich die Polizei Hinweise. Ein Bild des zweiten Koffers wird vorerst nicht veröffentlicht - aus ermittlungstaktischen Gründen, wie es heißt.
http://www.swp.de/ulm/nachrichten/suedwestumschau/Koffer-Leichen-Opfer-wurden-erstochen;art4319,2637746