oceanghost schrieb:Wie kommt man auf sowas?
Ich glaub da eher das Gegenteil und trau dem noch viel mehr zu. Wer einen Abschiedsbrief im Namen der Schwester seiner Ex schreibt, und im Schrank liegen hat (mit ner Spielzeugpistole oben drauf) , total Eifersüchtig ist , den Rat eines Richters nicht annimmt und seiner eigenen Mutter Angst macht ( weggezogen und Mädchennamen wieder angenommen), der ist bestimmt nicht nach 10 Jahren Knast ein frommes Lamm und möchte Ruhe. Der hat gar nichts mehr und war vorher schon nicht zufrieden mit allem was er hatte.
Man kann tatsächlich nur froh sein und hoffen, dass nichts weiteres passiert. Manch einer scheint mir hier etwas blauäugig zu sein.
Blauäugig bin ich ja nicht, und ich sage ja auch, ich hätte eher Angst vor ihm.
Das Ding ist nur, der wird durch die Haft abgestumpft sein, möglicherweise seelisch gebrochen. Er wird nach Entlassung keine Freunde und keinen wirklichen materiellen Besitz haben.
Die Fallhöhe vom Lehrer zum verurteilten Totschläger war enorm.
Er hat aber jetzt ja wohl keine Clan- oder Gangstrukturen um sich, wie andere Häftlinge. Wenn er entlassen wird, wird er schon froh sein, nicht in die Obdachlosigkeit zu rutschen. Dann wird er sehen müssen, was esse und trinke ich, wo schlafe ich nächste Nacht? Also ganz praktische Herausforderungen.
Damals war er vermutlich ein Getriebener, wurde (was die wenigsten Getriebenen werden) gar zum Totschläger. In den ersten Jahren nach der Tat wird er noch versucht haben, zu retten, was zu retten ist, und versucht haben, den Starken zu spielen (zB im zitierten Dialog mit seiner Mutter).
Irgendwann wird er zusammengebrochen sein, und noch weit später zu Akzeptanz der Dinge gelangt sein.
Die psychischen Abläufe und Mechanismen sind ja nahezu immer die gleichen - egal, ob einer den geliebten Job verliert, weil der Führerschein weg ist, oder im Extremfall - wie hier - zum Totschläger geworden ist, und alles verloren hat.
Dass der Typ nicht gerade talentiert darin ist, Konflikte vernünftig zu lösen, hat er ja offenbar damals gezeigt, als er es für nötig hielt, seinen Cousin zu erschlagen… Nur Kopfschütteln über sowas.
Heute ist der Täter vermutlich „kaputt“, und hat - hoffentlich - nie mehr die „Energie“, anderen etwas anzutun.