Vielen Dank
@19Mel80 für den Link
19Mel80 schrieb:Ich hoffe der Link funktioniert. Das ist jetzt gut ein Jahr alt. Aber da werden Sachen genannt, die in den Medien nicht genannt wurden.
Zuerst dachte ich, dass das wieder so eine typische YOUTUBE-ich-mache-mich-wichtig-und-erzähle-über-Kriminalfälle-Storie-wovon-es-bereits-100te-Versionen-gibt-und-bediene-mich-an-fremdem-Leid,-tue-aber-so,-als-dürfe-sich-jede*r-der/die-will-an-solchen-tragischen-Fällen-bedienen, wurde hier aber positiv überrascht! Die Frau scheint tatsächlich, viele Detailinformationen zu haben, und außerdem bringt sie es sprachlich wirklich gut rüber!
Pierre war (laut der Sprecherin, Beitrag s. o.) an 3 versch. Märkten, um Getränke zu kaufen, und das Ganze zieht sich über Stunden hin!!!
1. Getränkemarkt (Überwachungskamera erfasst ihn beim rein- als auch rausgehen, Kassiererinnen kennen ihn, Problem an Kasse - weil Pierre alte mitgebrachte Flaschen gegen neue austauschen will - mal salopp gesagt. --> an Kasse klärt sich Situation, jedoch Pierre verlässt den Markt, ohne zu seinen Flaschen gekommen zu sein.)
2. Supermarkt (außerhalb der gewohnten Umgebung von Pierre, hier weiterer Fehlschlag: Geld reicht nicht. --> Pierre verlässt den Supermarkt, ohne zu seinen Flaschen gekommen zu sein.)
3. Pennyfiliale (kurz nach 19Uhr, etwas weiter entfernt, Pierre versucht mit Kassenzettel zu bezahlen. --> Kassiererin (=letzte Zeugin) erklärt, Pierre versteht nicht. Ca. 19.15 Uhr verlässt er Penny.)
Beschreibung von Pierre durch die letzte Zeugin: verängstigt, irritiert, frustriert
Wenn ich ihrem Ablauf folge, zeichnet sich mir ein anderes Bild des Verschwindens von Pierre als früher gesehen hatte:
(der "Nachbar", der Pierre schon lange beobachtet, scheidet schonmal aus.)
Version 1)
Behinderte Menschen folgen in der Regel Gewohnheiten. Manchmal kennen sie kein "Stop". Da Pierre über Stunden sein Ziel verfolgt, zu den Getränken zu kommen, könnte ich mir vorstellen, dass es noch weitergegangen ist. Ein aus meiner Sicht vorstellbares Szenarium wäre, dass Pierre irgendwann wieder in eine kleine Verkaufsstelle (Spätverkauf?) gekommen ist.
Ich könnte mir vorstellen, dass Pierre falsch eingeschätzt wurde, z.B. als Jemanden, der klauen (Getränkeflaschen waren ja in seinem Rucksack) oder der die anderen für dumm verkaufen will (will mit Kassenzettel bezahlen)....
Vielleicht kam es irgendwo zunächst zu einer unerwarteten Gewaltreaktion gegen Pierre, weil die gewaltauslösende Seite nicht den Horizont besaß, um zu erkennen, dass Pierres Verhalten nicht vorsätzlich war. (Ich sage jetzt mal "Türstehermentalität"....).
Hier sehe ich keinen großen Supermarkt mehr vor mir, sondern einen kleinen Laden zu später Stunde, oder eine Bar, etc.... (es kann auch ein Hinterhof eines Restaurants sein, wo Getränkepaletten lagern ....) In meiner Phantasie ist Pierre irgendwann im Laufe des weiterfortschreitenden Abends an einem Punkt angekommen, um erneut Getänke "einkaufen" zu wollen und trifft auf Person(en), die sofort reagieren.
Pierre ging zu Boden, vielleicht bewusstlos, vielleicht epileptischer Anfall, ... wissen wir natürlich nicht.... aber irgendwas, dass man Pierre nicht einfach verletzt vor der Tür absetzte.
Vielleicht hat er auch nicht so reagiert, wie man es erwartet hat. Wenn Pierre sich wie ein kleines Kind verhält, könnte auch seine Reaktion im Kontext seiner Behinderung nicht verstanden worden sein.
Version 2)
Es gibt die Schnüffelspur. Zunächst konnte ich mir nicht vorstellen, dass ein verwirrter geistig behinderter junger Mann einfach so zufällig von der Straße abgegriffen wird. Fährt da ein Täter zufällig an einem dahin schlendernden jungen Mann vorbei, sieht der Autofahrende auf die Schnelle doch gar nicht, dass der Junge behindert ist....
Dieses Szenarium war für mich also zunächst nicht so richtig vorstellbar.
Jedoch nehmen wir an, Pierre befindet sich in Supermarkt Nr. 3 (Penny) an der Kasse, und es gibt dort ein langes Hin und Her. (Genervte Warteschlange an Kunden, die ebenfalls an der Kasse stehen.) Hier kann es schon gut möglich sein, dass im Pool der wartenden anstehenden Kunden Jemand steht, der die Lage sehr wohl erkennt, Pierres Hilflosigkeit wahrnimmt und ihn im Anschluss auf dem Parkplatz oder paar Straßen weiter aufgabelt. ...und den frustrierten und müden Pierre tatsächlich dazu überreden kann mitzukommen, wo er seine Flaschen endlich bekommen kann.
Ob mit oder ohne Menschenhändlerring danach, kann man noch gesondert betrachten.
Aber jetzt bekommen für mich diese beiden Szenarien etwas mehr Gestalt.
Version 3) - die finde ich jetzt nicht so naheliegend - aber gibt es in der Nähe einen Schwulenstrich? Kann Pierre evtl. in seiner Orientierungslosigkeit zu einem (einsamen) Schwulenstrich gelangt sein, wo er zunächst für einen Prostituierten gehalten und aufgegabelt wird? Und später erkannt Jemand erst, dass es sich hier um einen geistig Behinderten handelt?
- Letzte Version ist mir selbst fast zu weit hergeholt und Sorry an den Schwulenstrich. -
Dass Pierre sich zu dem Getränkemarktgang nicht, wie sonst, abgemeldet hat, finde ich jetzt gar nicht so gewöhnlich. Vielleicht hat ihn irgendetwas durcheinander gebracht an dem Tag, vielleicht war ihm eine Laus über die Leber gelaufen und er war einfach überfordert. ...Ich glaube absolut nicht, dass es ein geplantes Weglaufen war.