Fiolaen schrieb:Größenwahn bedeutet nicht, dass Betroffene nicht trotz ihrer Erkrankung blitzgescheit, zutiefst manipulativ und in ihrem äußeren Leben nach vollkommen unauffällig sein können.
Das ist doch nicht der Punkt.
Du hast die Frage nach dem wahren Beweggrund dieser angeblichen satanistischen Ritualfolterer damit beantwortet, dass sie an einer wahnhaften Störung erkrankt seien, in der sie sich mit Satan in Verbindung glauben, und meinen für ihn foltern, mißbrauchen und töten zu müssen, damit sie sich mit Energie aufladen können.
Da musst du aber zuerst eine Erklärung dafür finden, wie all diese dem exakt selben Wahn verfallenen Personen ohne sich zu offenbaren zueinander finden, und an einem Ort sämtliche mächtigen und einflußreichen Positionen besetzen können, und damit die Restbevölkerung und die Justiz so gut in Schach halten, dass sie auch an gutbesuchten öffentlichen Plätzen kleine Kinder foltern und töten können, ohne dass ihre Aktivitäten oder auch nur die Existenz einer solchen Gruppe ruchbar wird. Zumindest nicht, bevor sich die Opfer an die Presse wenden, was wiederum nicht verhindert werden kann.
Wenn du das nicht kannst, dann wird die Behauptung einer kollektiven psychischen Störung obsolet. Natürlich wird eine Erklärung dafür bei anderen angenommenen Motivationen auch nicht viel einfacher. Dieser Geheimbund ist ja effizienter als die Mafia, und dies ohne dass ihm eine erkennbare Motivation zugrunde liegt.
Fiolaen schrieb:Ich empfinde es nicht so, dass die Thematik in unserer Gesellschaft und Medienlandschaft sonderlich präsent ist.
Nein, natürlich nicht. Auch die dankbarst aufgenommene Verschwörungstheorie braucht irgendwann etwas konkretes, sonst versickert sie wieder im Sumpf.
Du hast aber behauptet, mit dem Thema wolle sich niemand beschäftigten, weil es "unappetitlich" sei und "es nicht geben darf, was nicht sein kann". Und das stimmt eindeutig nicht, wenn sich sogar der Bundestag damit beschäftigt und eine Doku auf ARD ausgestrahlt wird.
Fiolaen schrieb:Du vertrittst also die Meinung, dass die Lüge in den USA durch Therapeuten aufgebaut wurde, traumatisierten Klienten suggestiert und in Fachkreisen verbreitet wurde. Dann war die Lüge also in der Welt und dann wurde sie weltweit adaptiert und überall auf der Welt installierten die unterschiedlichsten Therapeuten diese Lüge in den Köpfen ihrer Klienten. Ein verschwörungstheoretisches Konstrukt, dass einer Massenhalluzination in Fachkreisen gleichkommt, welche ungefiltert in Traumatherapien am Leben erhalten wird?
Stimmt, das klingt sehr plausibel.
Richtig, diese Meinung vertrete ich und das ist sehr plausibel. Das ist auch nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern durchaus wissenschaftlich unterfüttert. Beispiel:
http://www.wgvdl.com/wp-content/uploads/falsche-erinnerungen.pdfAnfang:
Aus: Spektrum der Wissenschaft 1 / 1998, Seite 63
Falsche Erinnerungen
Durch Suggestion und Einbildung lassen sich dem Gedächtnis Reminiszenzen von Ereignissen einpflanzen, die nicht so oder überhaupt nie stattgefunden haben. Darum ist bei manchen Aussagen über traumatische Erlebnisse - etwa sexuellen Mißbrauch in früher Kindheit - Skepsis angebracht.
Von Prof. Elizabeth F. Loftus
Im Jahre 1986 suchte Nadean Cool, eine Schwesternhelferin im US-Bundesstaat Wisconsin, Hilfe bei einem Psychiater, um ihre Reaktion auf eine traumatische Erfahrung ihrer Tochter besser verarbeiten zu können. Der Therapeut setzte Hypnose und andere Suggestionsverfahren ein, um verdrängte Erinnerungen an verstörende Geschehnisse, denen Nadean Cool angeblich selbst ausgesetzt gewesen war, zutage zu fördern. Im Laufe der Therapie kam die Patientin zu der Überzeugung, sie sei Mitglied eines satanischen Kults gewesen: Sie habe Säuglinge verspeist, sei vergewaltigt worden, habe Geschlechtsverkehr mit Tieren gehabt und sei gezwungen worden, den Mord an ihrer achtjährigen Freundin mitanzusehen. Schließlich glaubte sie, mehr als 120 Persönlichkeiten zu haben - die von Kindern, Erwachsenen, Engeln und sogar einer Ente. All das, so sagte der Psychiater, komme davon, daß sie als Kind auf brutale Weise sexuell mißbraucht und körperlich mißhandelt worden sei. Er versuchte sich sogar als Exorzist; eine dieser Beschwörungen zur Teufelsaustreibung dauerte fünf Stunden, wobei er die Frau mit Weihwasser besprengte und schrie, Satan solle ihren Körper verlassen. Als Nadean Cool endlich begriff, daß ihr falsche Erinnerungen eingepflanzt worden waren, zeigte sie den Psychiater wegen Kurpfuscherei an. Im März 1997 wurde das Verfahren nach fünfwöchiger Dauer durch einen außergerichtlichen Vergleich beendet, als der Arzt sich zu 2,4 Millionen Dollar Schadenersatz verpflichtete.
Fiolaen schrieb:Waldeck, belassen wir es doch dabei, dass du und ich unterschiedliche Realitäten zu diesem Thema haben und keiner von uns den anderen von seiner Realität überzeugen muss. Man muss andere Meinungen auch aushalten, was nicht bedeutet, dass wir sie akzeptieren müssen, sondern lediglich tolerieren können.
Eigentlich geht es im Kriminalfall-Forum von Allmystery darum, dass die Benutzer Argumente bzgl. Plausibilität von Tattheorien etc. austauschen, um sich ein besseres Bild eines Falles machen zu können und sich dann vielleicht auch mal von ihren bisherigen Vorstellungen trennen müssen.
Wenn du "deine eigene Realität" behalten willst und es darum nicht begrüßt, wenn man dagegenargumentiert, dann verstehe ich nicht, was du hier willst.