DeepThought
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Faxe1212 schrieb:Tja, aber wenn man stark verletzt ist, geht man doch meiner Meinung nach nicht ein Stück im Wald hinein, wo einen dann keiner findet.Ob man in dem Moment noch so rational und logisch denken kann zweifle ich stark an. Zudem kann er sich auch freiwillig so verletzt haben wollen.
GonzoX schrieb:Zerstückelung des OpfersIst ja wohl absolut ausgeschlossen wenn man sich die Berichte der Ermittler durchliest. Dort steht nirgends "an den Knochen wurden Spuren einer scharfen Waffe gefunden"
Dienstag, 18.Februar 2014: Dieses Tagebuch hat mir in den letzten Monaten sehr stark geholfen die dramatischen Ereignisse zu verarbeiten. Es hat geholfen unsere Suche nach Toni voranzutreiben. Und es hat Toni's Freunde und Verwandtschaft verzögerungsfrei über neue Erkenntnisse auf dem Laufenden gehalten. Zu guter Letzt hat es mir und wahrscheinlich auch vielen Angehörigen Trost gespendet. Den vielen schönen Zusendungen sei dank. Am Freitag den 14.Februar 2014 fand für Toni das Requiem statt (Fotos folgen noch). Es war für uns Angehörige ein unendlich großer Trost, dass SO VIELE MENSCHEN zu Toni's Trauerfeier erschienen sind. Einige hundert Menschen waren da und haben Toni die letzte Ehre erwiesen. Die Kirche war sogar so voll, dass unzählige Trauergäste keinen Sitzplatz mehr hatten, und die Messe im Stehen begleitet haben. Das Requiem war für mich und die meisten anderen wohl eine Art Abschluss. Auch wenn wir als Familie noch lange keinen Abschluss haben. Noch immer gibt es irrwitzige Behördenwege zu überwinden. Ungelöste Fragen abzuschütteln bzw. endlich zu vergessen. Mit der Ungewissheit klarzukommen. Was genau mit Toni passiert ist, wir wissen es bis heute nicht. In naher Zukunft möchten wir die Gebeine nach österreich überstellen lassen und Toni (im engsten Kreis der Familie) in Graz St.Peter bestatten. Daher denke ich, dass es langsam an der Zeit ist, die Aktualisierung dieses Tagebuch-Teils einzustellen. Die Seite möchte ich aber online belassen, in Gedenken an meinen lieben Bruder Toni. Die ungefilterte Schilderung der Ereignisse könnte für andere Menschen eine Hilfestellung sein, vor allem wenn sie sich in einer ähnlichen Situation befinden und einen geliebten Menschen vermissen. Was kann man tun um die Suche voranzutreiben? Welche Vorbereitungen sollte man persönlich treffen, für den Fall dass man selbst eines Tages verstirbt oder "nur" vermisst wird? Welche Informationen und Login-Daten sollte man bei einer Vertrauensperson hinterlegen? Mein Tagebuch soll aber auch ein Mahnmal sein für die vielen Missstände in der Gesetzgebung, und soll (ohne erhobenen zeigefinger) als Denkanstoß für die zukünftige Rechtsgestaltung dienen. Eine schriftliche Referenz wie diese müsste eigentlich ein Glücksfall für jeden Rechtsgestalter sein. Selten kann man die bestehenden Mängel so gut miterleben und herauslesen wie hier. Aber liebe Leute der Legislative, ein Vermisstenfall muss nicht unbedingt immer so enden wie dieser hier. Es hätte vielleicht auch alles ganz anders ausgehen können. Kurz vor Toni's Abgängigkeit, und gleich am darauffolgenden Tag, haben zwei völlig unterschiedliche Menschen, völlig unabhängig voneinander, der eine bei der Polizei in Hamburg, und der andere in Graz, Meldung erstattet. Beide Menschen wurden aber nicht ernst genommen ("Herr Koschuh ist erwachsen!"). Selbst als schon lange klar war, dass etwas absolut nicht stimmen kann, wurde von Seiten der Justiz weiterhin "gemauert". Als Gipfel der Unglaublichkeit wurde eine mehrere Monate alte (falsche) "Sichtung" in Hamburg als Indiz dafür herangezogen, dass Toni sich ja bester Gesundheit erfreue, und eine Handyortung wirklich nicht nötig sei. Das ist natürlich willkommene Nahrung für die Verschwörungstheoretiker. Warum hat man Toni nicht gesucht? Wollte man ihn nicht finden? Mit einer simplen Handyortung (und damit der Klärung der Frage mit welchem Handymast Toni's Handy zuletzt Kontakt hatte) hätte man den Suchradius sofort stark einschränken können. Monatelanges Leid mit der Suche wäre uns erspart geblieben. Bis heute verstehe ich nicht, wie man sich für den Dienst am Bürger derart verweigern kann. Und bis heute hat sich niemand bei uns entschuldigt. Weder von Seiten der Richterschaft, noch von Seiten der Bahnbetreiber. Ich hege keinen Groll gegen die Verantwortlichen. Aber vielleicht hätte man unseren Toni lebend finden können. Nur eines ist sicher: Man hätte seinen Leichnam rechtzeitg gefunden, lange bevor die Natur Besitz von ihm ergriffen hat. Wir haben monatelang gezittert und gebangt, Tränen vergossen. Diese Ungewissheit. Dieser Schmerz. Und dann kam ausgerechnet "Kommissar Zufall" zu Hilfe. Der Rucksackfund zeigte die erste Spur, eine Spur die eine Handyortung schon Monate vorher erzielt hätte. Hundertschaften der deutschen Polizei konnten die Fehler der Österreicher nicht mehr korrigieren. In wochenlanger kriminalistischer Kleinstarbeit konnten sie nur noch Fragmente finden. Das war nicht das Ende das unser Toni verdient hätte. Ich weiß nicht wie die Geschichte ausgegangen wäre, hätte ein führender Politiker oder ein hochrangiger Justizbeamter seinen Sohn vermisst. Falls ich meine freie Meinung noch äußern darf: Vielleicht hätte man in manchen Punkten anders entschieden. Wenn auch das traurige Ende der Geschichte unserem Toni keinesfalls würdig war, die Trauerfeier vergangenen Freitag war es. Ich danke den vielen lieben Menschen für ihre Anteilnahme und die wundervollen Worte.