http://www.noz.de/lokales/72142034/haller-mordfall-gabriele-obst-ehemann-soll-frau-erschossen-haben (Archiv-Version vom 07.06.2013)Haller Mordfall Gabriele Obst: Ehemann soll Frau erschossen haben
Bielefeld. Im Haller Mordfall Gabriele Obst steht der Ehemann der Getöteten unter dringendem Tatverdacht. Das teilten Staatsanwalt und Polizei am Mittwochnachmittag in einer gemeinsamen Pressekonferenz in Bielefeld mit.
Gabriele Obst - Ehemann festgenommen (0:59)
An der Schrotflinte, die bei der Leiche seiner Frau gefunden wurde, wurde demnach DNA des Ehemannes gefunden. Der Mann hatte bei seiner Befragung am 27. April, einen Tag nach dem Leichenfund, ausgesagt, aus seinem Haushalt fehle keine Waffe. Nachdem die Polizei ihn mit dem DNA-Fund konfrontierte, behauptete er, dass er das Verschwinden der Waffe erst am selben Tag festgestellt habe. Er habe der Polizei nichts davon gesagt, weil er die Waffe nicht legal besessen und Angst vor rechtlichen Konsequenzen gehabt habe. Dazu sagte der Bielefelder Staatsanwalt Mackel: „Herr Obst hat relativ schnell zugegeben, dass die Waffe aus seinem Besitz stammt, nachdem wir ihn mit dem Ergebnis der DNA-Untersuchung konfrontiert hatten. Er bestreitet aber vehement, die Waffe gegen seine Frau eingesetzt zu haben. Er kann sich auch nicht erklären, wie die Waffe an den Tatort kam.“ Der Ehemann, der über 20 Jahre mit Gabriele Obst verheiratet war, wird nun des Totschlags verdächtigt.
Auch Sohn wird verdächtigt
Auch der Sohn der Getöteten wird laut Staatsanwalt Mackel als Beschuldigter geführt, weil er die Existenz einer illegalen Waffe im Haushalt zunächst bestritten hatte. Das hat er nun revidiert. Er will am 16. April schon bemerkt haben, dass die Flinte fehlt, habe aber nach Absprache mit dem Vater geschwiegen. Außerdem hatte der Sohn seinem Vater für den Zeitpunkt des Verschwindens seiner Mutter ein Alibi gegeben, das er inzwischen aber zurückgezogen hat. Der Sohn befindet sich nicht in Untersuchungshaft, weil gegen ihn kein dringender Tatverdacht besteht.
Die 49-jährige Obst war am 16. April in den frühen Morgenstunden als Zeitungsbotin unterwegs, ehe sie verschwand. Kurz darauf wurden entlang ihrer Strecke das Fahrrad samt Packtaschen und das Handy der zweifachen Mutter gefunden.
Nachdem die Polizei mit großem Aufwand lange vergeblich nach der Frau gesucht hatte, hatte eine Joggerin die Leiche der Vermissten schließlich am 26. April in einem Waldstück nahe Halle gefunden. Gabriele Obst war per Kopfschuss getötet worden.
Suizid fast ausgeschlossen
Nach Angaben der Ermittler behauptet der Verdächtige seit gestern, seine Frau habe an Depressionen gelitten. Außerdem habe sie den Weg zum Fundort durchaus selbst zurücklegen können. Die Polizei hatte bis vor wenigen Tagen einen Selbstmord nicht ausgeschlossen, zweifelt aber nun an der Suizid-Theorie. An der Waffe wurden kaum DNA-Spuren gefunden. Die wenigen Spuren fanden die Ermittler an verdeckten Stellen, die sich nur an der zerlegten Waffe erreichen lassen. Das Gewehr sei vermutlich abgewischt worden. Da Gabriele Obst keine Handschuhe getragen habe, sei Selbstmord unwahrscheinlich, so Mackel. Gegen einen Selbstmord spricht Mackel zufolge auch, dass die Spürhunde zwar am Fahrrad angeschlagen, aber keine Spur vom Fahrrad weg gefunden haben. Die Getötete könne also nicht zu Fuß zum Fundort gelaufen sein.
Kein Zusammenhang mit dem Fall Graf
Der Leiter der im Fall Obst eingesetzten Sonderkommission „Stein“ und Chefermittler im Fall Nelli Graf, Ralf Östermann hat einen Zusammenhang mit dem ähnlich gelagerten Fall Graf verneint. Ende 2011 war die 46-jährige Nelli Graf, Mutter dreier Kinder, nicht zur Arbeit in einem Supermarkt im westfälischen Halle erschienen. Vier Monate später fand man Grafs Leiche: verscharrt im Waldstück, gefesselt mit Kabelbinder und Packband, das Gesicht verklebt.