@Niederbayern88 Es wird viel darüber spekuliert, ob die Ho/Go 229 aus Holz gebaut wurde, um ihr Stealth-Eigenschaften zu verleihen. Ich neige zu der Ansicht, dass es erstens daran lag, dass die Gebrüder Horten aus dem Segelflug-Bau kamen, die damals aus Holz gefertigt wurden und zweitens daran, dass 1944 Metall, Aluminium zumal, im untergehenden Deutschen Reich absolute Mangelware war. Abgesehen davon hätte es an Sprit gefehlt - und vor allem an geeigneten Piloten.
Dazu exhumiere ich mal einen älteren Beitrag von mir:
Die Gebrüder Horten haben in den 1930ern eine Menge Nurflügel-Segler entwickelt. Die Ho IX sollte ab 1944 als Go 229 in Produktion gehen, kam aber über V-Muster nicht hinaus.
Die Ho IX (Go 229) A V-1 machte ihren Jungfernflug als Gleiter am 1.3.44, später machte sie in Oranienburg 100% Bruch.
Die V-2, inzwischen mit Triebwerken, stürzte am 18.2.45 in Oranienburg ab. Testpilot Zeller starb dabei.
Die nicht fertig gestellte V-3 rottete lange Jahre in diversen US-Museumslagern vor sich hin und soll nun, schenkt man der Fachpresse Glauben, endlich restauriert werden.
Nurflügelflugzeuge wurden schon in der Anfangszeit der Fliegerei durchdacht und geplant, später u.a. in der UdSSR oder in den USA gebaut, hier sei Jack Northrop erwähnt. Der US-Amerikaner Jack Northrop hatte sich schon lange Zeit vorher Nurflügel-Experimente durchgeplant. (vgl.:The Flying Wings of Jack Northrop, Schiffer Books, Atglen/USA)
Auch die angeblichen Stealth-Eigenschaften der Go 229, in die sich einige semi-seriöse Luft '46-Fantasten hinein gesteigert haben, gehen auf einen Satz von Reimar Horten in einem Nachkriegs-Interview zurück, wonach man angeblich überlegt hätte, mittels Kohlenstaub und Leim die Radarsignatur der überwiegend aus Holz bestehenden Go 229 zu verändern. Dies ist mit hoher Sicherheit auch in den "fabelhaften" Bereich der Wunderwaffen-Debatte zu verweisen.
Der Gedanke an Nurflügel-Flugzeuge ist übrigens schon Hugo Junkers zu Zeiten des Ersten Weltkrieges gekommen. Ihm schwebte ein Nurflügel-Transozean-Flugzeug vor. Skizzen dazu befinden sich m.W. in seiner Biografie aus dem Verlag Bernhard & Gräfe.
Ab Mitte 44 lag die Lebenserwartung eines Luftwaffen-Piloten, der mit rd. 20 Flugstunden an die Front geworfen wurde, bei etwa einer Einsatzwoche. Man sprach damals von "Drei-Tage-Piloten", denen man nicht mal mehr die Spinde mit Namen beschriftete, wie Zeitzeugen berichteten.
Seit der Offensive der USAAF gegen die deutsche Treibstoffproduktion mangelte es nicht nur an Piloten, sondern auch an Benzin, an Flugzeugen nicht, das zeigte sich gegen Kriegsende, als die vorrückenden Alliernten hunderte von intakten Me 262 in bayrischen Wäldern vorfanden.
Auf dem Boden wurden die "Hightech"-Flugzeuge der Luftwaffe zu der Zeit nur noch im Pferde- oder Ochsenzug bewegt.
Aber so mancher hätte damit natürlich noch heute gern den Krieg gewonnen.
Auch über Düsentriebwerke haben neben Papst von Ohain oder Heinkel auch Coandă, Campini, Whittle noch eine Menge anderer Wissenschaftler in allen Industrienationen nachgedacht.
Es ist eben nicht alles deutsch, was glänzt.
Viele Erfindungen und Entdeckungen wurden zeitgleich von verschiedenen Menschen in verschiedenen Ländern, oft sogar unabhängig vom Kenntnisstand des anderen gemacht. Denken wir an das Telefon, das Automobil, den Motorflug...
Das ist in der Rüstungstechnik nicht anders gewesen.
Tja, Luftfahrthistorie zählt nun mal zu meinen Hobbies.