Abahatschi schrieb:Stimmt physikalisch, macht in der Praxis aber keine Probleme, jedes Paket hat ein Zeitstempel/ Signatur...und was als Erstes ankommt ist nicht reflektiert.
Das ist aber nicht dein Ernst? Der Umweg von 1 m in der Signalausbreitung einspricht einem Zeitversatz von 3 ns, also ausreichend, um das Signal durch Interferenz zu schwächen. Die Übertragungsrate beträgt 1 MBit/s, also 1 Bit/us (oder irre ich mich hier?). Der Zeitstempel wird sicher nicht kürzer als 1 Bit sein
;)FF schrieb:Nein, genau das tut sie natürlich nicht. Es sollen ja genau keine Daten von anderen irgendwo gespeichert werden, sondern nur angezeigt, ob Du in die Nähe eines positiv Getesteten gekommen bist.
Selbstverständlich werden alle Kontakte im eigenen Handy gespeichert. Die empfangenen IDs zu kennen, ist auch kein Datenschutzproblem, weil sie keinen Rückschluss auf den Besitzer der Quelle zulassen. Sie müssen später ja auch im eigenen Handy ausgewertet werden. Früher oder später wird es sicher auch einen Trick geben, an diese Zahlen zu kommen.
ABER
1. Wenn man die eigene gesendete ID kennt und das Handy des Freundes in 1 m Abstand diese als Kontakt ausweist, scheint alles gut zu sein.
2. Wenn das Handy des Freundes auch im Abstand von 3 m diese als Kontakt ausweist (vielleicht nur 1x in zwei Stunden), ist das der Beweis einer Fehlfunktion.
3. Wenn das Handy des Freundes in 1 m Abstand meines nicht als Kontakt ausweist, ist es ebenfalls eine Fehlfunktion.
Und der Beweis einer Fehlfunktion ist unerwünscht, und für Erfinder und Befürworter der App vielleicht auch etwas peinlich. Ich als Techniker sehe das nicht so eng, weil ich weiß, wie schwer sich dieses Problem lösen lässt.
In der Praxis werden alle drei oben genannten Fälle mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auftreten. Wie groß die jeweils ist, wird uns vorenthalten. Es wäre eine meiner ersten Aktionen mit so einer App, genau diese Wahrscheinlichkeiten herauszubekommen. Und ich bin mit Sicherheit nicht der Einzige, der sich dafür interessiert.
Aus dem hohlen Bauch würde ich erwarten, dass auf freiem Feld 80% der Angaben einwandfrei sind. Im Gebäude würde ich sie auf 50% schätzen (was ich als gut ansehe). In einem Verkehrsmittel tippe ich auf 10% Zuverlässigkeit. Das mögen die Strategen des RKI für akzeptabel halten, um die Virusausbreitung zu reduzieren (ist nicht negativ gemeint). Für den Einzelnen wäre es nicht unbedingt ein Motiv, die App zu verwenden.
Nein, diese Zahlen kann ich nicht belegen, das soll ja auch verhindert werden. Allerdings hatte ich im Laufe meines Lebens so viele Erfahrungen mit Wellenausbreitungen, dass ich mich traue, meine Schätzungen aufzuschreiben. Wer selbst ein Gefühl dafür bekommen möchte, kann sich ja einmal die App ansehen, die die Stärke des heimischen WLAN-Empfangs anzeigt. Fakt ist, dass sich die Anzeige meines Tablets um 10 db verändert, wenn es flach auf dem Tisch liegt und ich es nur um 90 Grad drehe.
In der entsprechenden Grafik von Meckelburg entspricht das einem Abstandsunterschied von 2 m.
https://www.researchgate.net/publication/340647120_Contact_Tracing_Coronavirus_COVID-19_-Calibration_Method_and_Proximity_AccuracyWarum sollte das bei Bluetooth (vergleichbare Wellenlänge) und einem Smartphone wesentlich anders sein?