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Zeitwahrnehmung in Schocksituationen

25 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Zeit, Unfall, Wahrnehmung ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Zeitwahrnehmung in Schocksituationen

25.11.2011 um 13:40
Als ich gestern mit einem Kollegen unterwegs war, wurden wir beinahe angefahren/überfahren. Vom Moment, in dem wir realisiert haben, dass es uns wohl erwischt, bis wir auf die Seite gesprungen sind, ist höchstens eine Sekunde vergangen. Jedoch wirkte es auf mich, als hätte ich fünf bis zehn Sekunden Zeit, mir in aller Ruhe zu überlegen, wie ich wohl reagieren soll... zudem hatte der Sprung im Nachhinein etwas unglaublich Amüsantes, weil der gesamte Bewegungsablauf normalerweise verdammt fröhlich aussieht und ich ihn eben sehr detailliert und langsam bis schleppend wahrgenommen hatte.
Es ist ja bekannt, dass der gesamte Organismus in Extremsituation entsprechende "Programme abspielen" kann. Wenn sich aber das Gehirn/Bewusstsein in Zustände transzendiert, in denen die Zeit als Konstante keine Rolle mehr spielt...
Kann das vielleicht jemand auf neuronaler Ebene erklären? Ist es die "Schutzengelfunktion", die man in solchen Situationen aktiviert? :D


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Zeitwahrnehmung in Schocksituationen

25.11.2011 um 13:55
Ich kann es zwar auch nicht auf neuronaler Ebene erklären, aber mir ist das auch schon mal passiert...

ich habe mich mit dem Fahrrad auf der Straße überschlagen und der erste Moment (als mein Vorderrad blockierte) bis zum Überschlag selbst verging so unglaublich langsam...ich hatte rivchtig wärend des Überschlages auf den Aufprall "warten" können...

Es macht ja durchaus Sinn, in solchen Momenten einfach viel "schneller" denken und agieren zu können, um Gefahrensituationen zu vermeiden...

Es müsste doch psychologisch auch irgendwie möglich sein, diesen Bewusstseinszustand bewusst zu erzeugen bzw. kontrolliert einzusetzen...

spannendes Thema ;)


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Zeitwahrnehmung in Schocksituationen

25.11.2011 um 14:00
Ich kenn das nur vom Boxen damals, also im Verein.

Wenn du da eine richtig ordentlich gepfeffert bekommst, siehste zwar noch den Handschuh und meinst reagieren zu können, das nächste Bild ist aber dann evtl der Boden! :D

Is echt so.

Kann mir vorstellen dass das in Schocksituation gleich ist wien Schlach gegen den Kopf, das man der Meinung ist alle ist SlowMo aber dann ists schon zuspät


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Zeitwahrnehmung in Schocksituationen

25.11.2011 um 17:59
Ich denke die Zeitwahrnehmung ist bei manchen Menschen in bestimmten Situationen anders. Entweder kann sie schnell vergehen oder eben sehr langsam. ich hatte mal einen Unfall. Ich wurde dabei von einen LKW von meinen Roller geschmissen. Erst habe ich nur gemerkt dass etwas von der Seite kommt. Danach dachte ich, ich fliege und als ich dann wieder geschaut habe lag ich schon auf den Boden. gefühlt war das eigentlich eine Minute in wirklichkeit waren es nur ein paar Sekunden.

vieleicht reagiert das menschliche Gehirn in manchen Situationen eben anders als normal.


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F-117 ehemaliges Mitglied

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Zeitwahrnehmung in Schocksituationen

25.11.2011 um 18:20
Hatte ich auch bereits, als ich mal einen Autounfall hatte.
Mir hat ein Wagen die Vorfahrt genommen, und ich habe gerade aus dem Seitenspiegel geguckt.
Mir kam es auch sehr lange vor obwohl es nur wenige Sekunden (wenn überhaupt) waren...


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Zeitwahrnehmung in Schocksituationen

25.11.2011 um 18:26
@Yak...
ich wurde mal angefahren und bin üben lenker geflogen, hab nen salto hingelegt und wieder inner hocke auf den füßen gelandet. die schuhe hats mir im flug ausgzeogen. ich weiss was du meinst, das war iwie slowmotion alles. xD


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Zeitwahrnehmung in Schocksituationen

25.11.2011 um 18:36
@Yak...
Eher eine Schutzfunktion die uns die weiteren 90% Intelligenz die sonst brachliegen plötzlich unterbewußt nutzen läßt, nur zum Zewck des Überlebens/der Arterhaltung


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Zeitwahrnehmung in Schocksituationen

25.11.2011 um 18:50
Ich kenne das nich wirklich,höchstens aus Matrix ;)


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Zeitwahrnehmung in Schocksituationen

26.11.2011 um 15:45
Erlebnisse dieser Art scheinen ja nicht selten zu sein.
Über die Vorgänge Bescheid zu wissen, um sowas evtl kontrollieren zu können, wäre schon faszinierend. :)


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Zeitwahrnehmung in Schocksituationen

04.06.2012 um 11:17
Ist es nicht so, dass das gehirn viel schneller funktioniert als wir normal annehmen?
Vielleicht ist es ja so, dass unser Gehirn mehrere Gedanken aufeinmal hat und in dieser Schocksituation nehmen wir diese gedanken bewusster wahr und von daher die Zeitverzögerung in realer Wahrnehmung?????
Könnte das eine Erklärung sein?


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Zeitwahrnehmung in Schocksituationen

04.06.2012 um 11:31
@Yak...
Zitat von Yak...Yak... schrieb am 25.11.2011:Wenn sich aber das Gehirn/Bewusstsein in Zustände transzendiert, in denen die Zeit als Konstante keine Rolle mehr spielt...
das ist natürlich blödsinn, die zeit als solche verändert sich ja nicht. Das Gehirn lenkt eben alle verfügbare energie und Konzentration auf den Augenblick. Und die Handlungskraft wird dem Neokortex entrissen. Es regieren also die ureigensten Instinkte und konditionierte Fähigkeiten, das regelt dann der Mandelkern.
@Feuerschlange
@UltimaOmen
der Mythos, dass wir nur 10% underer Gehirnkapazität nutzen ist natürlich ebenfalls nur ein Mythos, der entstand Anfang des 20. Jhd. Hirnscanns weisen jedoch nach, dass es keine Bereiche in einem gesunden Hirn gibt, die ungenutzt sind.


Vor allem aber darf man nicht verwechseln, wann man diese "zeitlupen" Effekte Wahrnimmt, man meint oft, währenddessen, vielmehr ist es aber häufig im nachhinein ein simples "Auffüllen von Lücken" durch das Gehirn. Dadurch meint man dann vielmehr gesehen zu haben, alses eigentlich der Fall was


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Zeitwahrnehmung in Schocksituationen

04.06.2012 um 11:49
@Cesair
Also kann man das in etwa so verstehen, wie zum Beispiel wenn man öfter an Kindheitserinnerungen denkt gehen sie nicht so leicht aus dem Gedächnis und man kann das besser visualisieren????
Also in dem Fall, dass das Gehirn im nachhinein es als längere Zeitspanne sieht als es in diesem Augenblick gewesen ist????

Mit der Zeitwahrnehmung denke ich ist es doch eh ein spiel unsers Gehirns mal vergeht sie "gefühlt" schneller mal langsamer....


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Zeitwahrnehmung in Schocksituationen

06.06.2012 um 12:38
Ich kenne in Schocksituationen bei mir auch Zeitdehnung. Bei einem Unfall dachte ich, es wären 2-3 minuten vergangen, aber es waren nur wenige sekunden


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Zeitwahrnehmung in Schocksituationen

06.06.2012 um 12:52
Schämt euch das alte Them aus dem Grab zu holen!

Ich würde euch mal "Adrenalin" nahelegen. In Schocksituationen und Gefahrenmomenten, kann der menschliche Körper Unmengen davon ausschütten, die ihn kurzzeitig zu fast "übermenschlichen" Leistungen befähigt.
Aus meiner Tätigkeit als Sani weiß ich aber auch, dass ein dauerhaft hoher Adrenalinspiegel sehr schnell zu einem sehr brutalen Ableben führen kann. Daher ist es wohl ganz gut, dass der menschliche Organismus nur eine Notfallfunktion hat, die man nicht ausnutzen sollte bzw kann.

Adrenalinspritzen wirken btw. ganz anders als Körpereigenes Adrenalin. Und ob du nun kurzzeitig deine Muskeln überlasten oder Dinge heben kannst oder ob dein Hirn einfach schneller arbeitet (wie ein überladenes Kraftwerk) ist ja wohl einerlei. Aber wie alle überlasteten Dinge, platzt irgendwann was ;)


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Zeitwahrnehmung in Schocksituationen

12.06.2012 um 01:41
Ich kann euch versichern, dass es sich hierbei um den Schockzustand, vollgepumpt mit Adrenalin handelt.

Man kann die funktionen des Körpers für so ein Beispiel in 2 Kategorien einteilen.
Sympathicus und Parasympathicus.
Das sind zwei Nerven die grob gesagt für das "unwillkürliche" Handeln verantwortlich sind.
Wenn ihr vollgefuttert seid sagt euch der Parasympathicus "hey, mach mal low...leg dich hin und verdau mal schön (rest & digest)"
In einer Stressituation, künstlich oder natürlich herbeigeführt sagt dann aber der Sympathicus " HEY HALLO ACHTUNG REAGIERE, UND DAS RICHTIG!" (fight or flight = früher als Flucht bzw Kampfreaktion nötig, teilweise auch noch heute.. zb Bei Schlägereien ;) )

Und Adrenalin sendet sozusagen an den Symp. das Signal, zu handeln.

Das ist jetzt aber alles nur seeehr sehr grob beschrieben :)

Aus Erfahrung in Reanimationssituationen oder sonstigen wichtigen Situationen in der jede Handlung zählt kann ich nur erzählen, dass bei mir alles automatisch abläuft. Teilweise bin ich dann so in meinem Rhythmus, dass wirklich alles andere ausgeblendet wird und es mir wie Stunden vorkommt, auch im Rückblick.


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Zeitwahrnehmung in Schocksituationen

12.06.2012 um 01:50
Ich hatte sowas auch schon! ich wurde mit meinem Fahrrad angefahren und lag auf der Motorhaube. Ich hatte das Gefühl bis das Auto gegen den Pfeiler fährt dauert es sehr, sehr lange! Das haben wir einfach als Instinkt um in einer Situation richtig reagieren zu können. Ich fande dieses Gefühl schön um ehrlich zu sein^^

D


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Zeitwahrnehmung in Schocksituationen

12.06.2012 um 16:31
Ich hab mal gesehen wie ein Auto in ein anderes Gefahren ist und ich stand direkt davor - es kam mir wie ein Crashtest viedo vor :D man hat es so kommen sehen können, aber ich konnte mich kaum bewegen, vermutlich weil das in wenigen sekunden abgelaufen ist


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Zeitwahrnehmung in Schocksituationen

13.06.2012 um 13:06
Hm als ich mein Moped Unfall hatte, und Saltos in der Luft schlug war alles schwarz, ich war erst wieder bei mir als ich am Boden lag und da war alles in Zeitlupe dann... die Autos die näher kamen, ich guckte links/rechts, alles war sehr langsam und ich konnte nichts hören, es war wunderbar still... Ich blieb liegen weil es einfach zu schön war ^_^ erst als ich gepackt wurde, kam alles zurück... Normale Geschwindigkeit und der Ton.


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Zeitwahrnehmung in Schocksituationen

13.06.2012 um 13:08
Wieso berichtet hier jeder von seinem Unfall?

"Hey, hallo, ich hatte auch nen Unfall!"

Wichtig ist doch, warum das passiert. Man braucht nicht zum xten Mal zu lesen, dass einem alles sooo langsam vorgekommen ist. Das weiß man nach der 3teen Unfallgeschichte.


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Zeitwahrnehmung in Schocksituationen

22.06.2012 um 03:10
Hi allerseits! Als Psychologie- und Medizinstudent kann ich hoffentlich ein wenig Licht in die Sache hier bringen.

Zu allererst: Es gibt im Körper keinen "internen" Zeitmesser, also kein Cluster von Nervenzellen das dafür zuständig ist, den Zeitablauf festzuhalten und mit einer inneren Uhr zu vergleichen (abgesehen von circadianen Systemen, die mit der Fragestellung nichts zu tun haben). Die ganze Wahrnehmung die wir von "Zeit" haben, stammt wahrscheinlich daher, wie das Gehirn die Dinge die wir wahrnehmen in Relation zueinander setzt. Ich will das ganze jetzt mal etwas schwammig formulieren, da eine genaue wissenschaftliche Antwort auf das "warum" mit dem aktuellen Kenntnisstand schwer ist:

Unser Bewusstsein ist wie eine Art Lupe, die selektiv aus allem was wahrnehmbar ist, das auswählt, was letztlich auch unser Bewusstsein erreicht. Und diese Lupe kann präziser und weniger präzise sein. Denkt nur mal an den Tunnelblick: Ein Großteil unserer möglichen optischen Wahrnehmung wird ausgeblendet, damit man sich auf das wesentliche fokussieren kann (beispielsweise Tunnelblick beim Zielschießen).

Ein Unfall "triggert" ebenfalls die Konzentration auf sehr wenige, wesentliche Stimuli, und blendet andere, unwichtige (wie Vogelzwitschern im Hintergrund usw.) aus. Das Gehirn ist aber die Relation der Stimulistärke, -Intensität und -Anzahl aus der Alltagserfahrung gewohnt. Da wir uns aber bei einem Unfall auf viel weniger Stimuli umso stärker konzentrieren, bringen wir die Zeitwahrnehmung des Gehirnes aus dem Konzept und alles erscheint gedehnt.

Das ist dasselbe Prinzip wie das, dass wir oft die Zeit vergessen wenn wir uns sehr auf eine Aufgabe konzentrieren. Hohe Konzentration zusammen mit hoher sympathischer Aktivität verleitet das Gehirn quasi dazu, einer detailreichen aber schnellen Aufgabe dieselbe Zeitspanne zuzumessen wie einer detailarmen und langsamen Aufgabe.

Ich hoffe ich konnte mich einigermaßen verständlich machen ;)


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