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Studie zur Präkognition
09.01.2011 um 08:40Ich wollte es der "Ich habs ja schoin immer gewusst"-Fraktion einfach nicht vorenthalten.
Angeblich hat ein Psychologie statistisch relevante Ergebnisse erhalten das sexuelle Präkognition (ja, es geht immer um das Eine ;-) möglich sei. Jedenfalls erklärt die Beschränkung auf sexuelle Reize die evolutionäre Selektion ziemlich schlüssig, aber lest mal selber.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,738163,00.html
Psychologen-Streit
Forscher empören sich über Hellseherei-Studie
Von Nina Weber
Corbis
Präkognition: Forscher will Vorhersehung nachgewiesen haben
Vorhersagen, was in der Zukunft passiert - das ist Stoff für Science-Fiction-Filme. Oder tatsächlich machbar? Ein wissenschaftliches Journal veröffentlicht nun eine Studie, die angeblich belegt, dass Menschen dazu in der Lage sind. Die Fachwelt ist schockiert. Und widerspricht.
Ein ganzer Forschungszweig, der besonders in den siebziger Jahren florierte, beschäftigt sich damit, sogenannte PSI-Phänomene wie Vorhersehung, Hellsicht oder Telepathie beim Menschen nachzuweisen. Denn was wäre schließlich praktischer? Die Zahl der Autounfälle würde beispielsweise drastisch sinken - weil die Fahrer rechtzeitig gegensteuern, bremsen, ausweichen können. Elfmeterschießen würden vom sportlichen Zweikampf zum Hellseher-Duell mutieren.
Recht bekannt sind Experimente, bei denen ein Proband angeben soll, welches Symbol ein anderer gerade auf einer Karte betrachtet. Große Durchbrüche wurden damit nicht erzielt. Vom allgemeinen Wissenschaftsbetrieb werden die Parapsychologen kaum ernst genommen - normalerweise.
Denn jetzt hat ein PSI-Forscher einen Coup gelandet. Daryl Bem, emeritierter Professor der Cornell University, beschäftigt sich nicht nur mit dem Paranormalen, er ist vor allem wegen seiner psychologischen Forschungsarbeit durchaus renommiert. Vielleicht lässt sich so erklären, dass das "Journal of Personality and Social Psychology", eine angesehene Fachzeitschrift, in diesem Jahr eine Arbeit von Bem veröffentlicht, die mit einem vermeintlichen Beleg für die sogenannte Präkognition aufwartet.
Menschen können demnach zukünftige Ereignisse bewusst oder unbewusst wahrnehmen und darauf reagieren: Es ist ein Forschungsergebnis, das - wenn es stimmte - unser Weltbild verändern müsste. (Eine vorläufige Version der Studie findet sich hier.) Obwohl noch nicht offiziell gedruckt, sorgt die Arbeit schon jetzt für Aufregung. Das wirft nicht zuletzt die Frage auf, ob es vertretbar ist, den Aufsatz einer solch steilen These zu drucken, nur weil die Daten interessant sind. Oder handelt es sich bei der Veröffentlichung schlicht um "eine Peinlichkeit für den gesamten Forschungszweig", wie Ray Hyman, ein Parapsychologie-Kritiker, gegenüber der "New York Times" beklagte?
Neun Experimente, tausend Teilnehmer
Daryl Bem ist jedenfalls nicht vorzuwerfen, dass die gelieferte Datenmenge nicht ausreichend sei. Gleich neun verschiedene Experimente schildert er, acht davon haben seiner Aussage nach statistisch signifikante Ergebnisse erbracht. Die gesamte Zahl seiner Versuchsteilnehmer liegt bei mehr als eintausend.
In einem Versuch setzte er hundert Teilnehmer vor einen Monitor. Sie sollten sagen, hinter welchem von zwei abgebildeten Vorhängen ein Bild erscheinen würde. Das Foto wurde von einer Software platziert, nachdem sie sich entschieden hatten. Der Kniff dabei: Lagen sie richtig, bekamen die Teilnehmer nach dem Lüften des Vorhangs ein pornographisches Bild zu sehen. Menschen können sexuelle Reize vorausahnen und aktiv ansteuern - das wollte der Psychologe damit belegen. Die Fähigkeit würde aus seiner Sicht einen evolutionären Vorteil darstellen.
Zum Vergleich wurden den Teilnehmern auch neutrale, negative, positive oder romantische Motive präsentiert. Die Trefferquote lag bei den erotischen Bildern bei 53,1 Prozent, in allen anderen Foto-Kategorien zwischen 49,4 und 51,3 Prozent. Der Unterschied ist zwar nicht groß, laut Bem aber statistisch relevant.
In einem weiteren Experiment präsentierten die Forscher den Teilnehmern 48 Wörter. Anschließend gaben die Probanden alle diejenigen wieder, die sie sich gemerkt hatten. Erst danach übten sie 24 Wörter ein. Die Wissenschaftler werteten aus, ob die Teilnehmer mehr von diesen 24 geübten Wörtern angegeben hatten. Die verdrehte Reihenfolge - erst abfragen, dann dem Gedächtnis auf die Sprünge helfen, sollte wieder die Vorhersage-Fähigkeit belegen. Bem präsentiert auch hier ein positives Ergebnis, wobei der Effekt wieder klein ist.
Klein, aber bedeutsam - zumindest, wenn die Experimente tatsächlich ein Beweis dafür wären, dass Menschen auf Informationen aus der Zukunft zurückgreifen können. Dann hätten die Parapsychologen also immer Recht gehabt. Selbst wenn sie keine vernünftige Erklärung liefern können, wie die Daten aus der Zukunft die Gegenwart erreichen und wie der Mensch sie dann aufnimmt. Manchmal wird zwar auf die Quantenphysik verwiesen, die das irgendwie ermöglichen soll, aber eine schlüssige Erklärung bleibt bislang aus.
Kritik in derselben Ausgabe des Fachblatts
Aber man darf Bems Schlussfolgerung anzweifeln. Das tun auch vier niederländische Forscher, die in derselben Ausgabe des Fachblatts schreiben. (Eine vorläufige Version ihrer Erwiderung findet sich hier; einige Details ihrer Kritik im Kasten oben links.) Die Wissenschaftler der Universität Amsterdam unterzogen sämtliche Daten einer erneuten Analyse und meinen: Eindeutige Beweise für die Vorhersehung liefern die Tests nicht.
Die Niederländer kritisieren aber nicht nur Bem und seine Untersuchungen. Psychologen sollten dringend daran arbeiten, ihre Daten besser auszuwerten, fordern sie. Die genutzten Methoden und Statistik-Techniken seien "zu schwach, zu dehnbar und ließen zu viele Möglichkeiten, sich selbst und andere Forscher zu verwirren", urteilen sie. Es ließe sich auch gemeiner ausdrücken: Die Psychologen laufen Gefahr, alles und nichts zu belegen, weil sie ihre Mathematik-Hausgaben nicht erledigt haben.
Eric-Jan Wagenmakers, einer der Autoren, bemängelt auch, dass manche Fachzeitschriften Ergebnisse vor allem dann veröffentlichen, wenn sie gängigen Erwartungen widersprächen - entsprechende Aufmerksamkeit ist ihnen somit gewiss. In der Hinsicht ist die Präkognitionsstudie natürlich absolut spitze.
Immerhin: Bems Versuche sind extra so angelegt, dass sie von anderen Forschern wiederholt werden können. Das entspricht der besten wissenschaftlichen Praxis. Wenn sich in Laboren weltweit gleiches ereignen würde, dann spräche das für die These. Wenn es aber keine Belege gibt, dann muss sie verworfen werden. Einige Forscher wie zum Beispiel Jeff Galak von der Carnegie Mellon University berichten bereits, dass sie Bems Ergebnisse nicht reproduzieren konnten.
Ob doch noch andere Wissenschaftler herausfinden werden, dass Menschen in die Zukunft sehen können? Vielleicht mag ja jemand wagen, das vorherzusagen.
Angeblich hat ein Psychologie statistisch relevante Ergebnisse erhalten das sexuelle Präkognition (ja, es geht immer um das Eine ;-) möglich sei. Jedenfalls erklärt die Beschränkung auf sexuelle Reize die evolutionäre Selektion ziemlich schlüssig, aber lest mal selber.
Psychologen-Streit
Forscher empören sich über Hellseherei-Studie
Von Nina Weber
Corbis
Präkognition: Forscher will Vorhersehung nachgewiesen haben
Vorhersagen, was in der Zukunft passiert - das ist Stoff für Science-Fiction-Filme. Oder tatsächlich machbar? Ein wissenschaftliches Journal veröffentlicht nun eine Studie, die angeblich belegt, dass Menschen dazu in der Lage sind. Die Fachwelt ist schockiert. Und widerspricht.
Ein ganzer Forschungszweig, der besonders in den siebziger Jahren florierte, beschäftigt sich damit, sogenannte PSI-Phänomene wie Vorhersehung, Hellsicht oder Telepathie beim Menschen nachzuweisen. Denn was wäre schließlich praktischer? Die Zahl der Autounfälle würde beispielsweise drastisch sinken - weil die Fahrer rechtzeitig gegensteuern, bremsen, ausweichen können. Elfmeterschießen würden vom sportlichen Zweikampf zum Hellseher-Duell mutieren.
Recht bekannt sind Experimente, bei denen ein Proband angeben soll, welches Symbol ein anderer gerade auf einer Karte betrachtet. Große Durchbrüche wurden damit nicht erzielt. Vom allgemeinen Wissenschaftsbetrieb werden die Parapsychologen kaum ernst genommen - normalerweise.
Denn jetzt hat ein PSI-Forscher einen Coup gelandet. Daryl Bem, emeritierter Professor der Cornell University, beschäftigt sich nicht nur mit dem Paranormalen, er ist vor allem wegen seiner psychologischen Forschungsarbeit durchaus renommiert. Vielleicht lässt sich so erklären, dass das "Journal of Personality and Social Psychology", eine angesehene Fachzeitschrift, in diesem Jahr eine Arbeit von Bem veröffentlicht, die mit einem vermeintlichen Beleg für die sogenannte Präkognition aufwartet.
Menschen können demnach zukünftige Ereignisse bewusst oder unbewusst wahrnehmen und darauf reagieren: Es ist ein Forschungsergebnis, das - wenn es stimmte - unser Weltbild verändern müsste. (Eine vorläufige Version der Studie findet sich hier.) Obwohl noch nicht offiziell gedruckt, sorgt die Arbeit schon jetzt für Aufregung. Das wirft nicht zuletzt die Frage auf, ob es vertretbar ist, den Aufsatz einer solch steilen These zu drucken, nur weil die Daten interessant sind. Oder handelt es sich bei der Veröffentlichung schlicht um "eine Peinlichkeit für den gesamten Forschungszweig", wie Ray Hyman, ein Parapsychologie-Kritiker, gegenüber der "New York Times" beklagte?
Neun Experimente, tausend Teilnehmer
Daryl Bem ist jedenfalls nicht vorzuwerfen, dass die gelieferte Datenmenge nicht ausreichend sei. Gleich neun verschiedene Experimente schildert er, acht davon haben seiner Aussage nach statistisch signifikante Ergebnisse erbracht. Die gesamte Zahl seiner Versuchsteilnehmer liegt bei mehr als eintausend.
In einem Versuch setzte er hundert Teilnehmer vor einen Monitor. Sie sollten sagen, hinter welchem von zwei abgebildeten Vorhängen ein Bild erscheinen würde. Das Foto wurde von einer Software platziert, nachdem sie sich entschieden hatten. Der Kniff dabei: Lagen sie richtig, bekamen die Teilnehmer nach dem Lüften des Vorhangs ein pornographisches Bild zu sehen. Menschen können sexuelle Reize vorausahnen und aktiv ansteuern - das wollte der Psychologe damit belegen. Die Fähigkeit würde aus seiner Sicht einen evolutionären Vorteil darstellen.
Zum Vergleich wurden den Teilnehmern auch neutrale, negative, positive oder romantische Motive präsentiert. Die Trefferquote lag bei den erotischen Bildern bei 53,1 Prozent, in allen anderen Foto-Kategorien zwischen 49,4 und 51,3 Prozent. Der Unterschied ist zwar nicht groß, laut Bem aber statistisch relevant.
In einem weiteren Experiment präsentierten die Forscher den Teilnehmern 48 Wörter. Anschließend gaben die Probanden alle diejenigen wieder, die sie sich gemerkt hatten. Erst danach übten sie 24 Wörter ein. Die Wissenschaftler werteten aus, ob die Teilnehmer mehr von diesen 24 geübten Wörtern angegeben hatten. Die verdrehte Reihenfolge - erst abfragen, dann dem Gedächtnis auf die Sprünge helfen, sollte wieder die Vorhersage-Fähigkeit belegen. Bem präsentiert auch hier ein positives Ergebnis, wobei der Effekt wieder klein ist.
Klein, aber bedeutsam - zumindest, wenn die Experimente tatsächlich ein Beweis dafür wären, dass Menschen auf Informationen aus der Zukunft zurückgreifen können. Dann hätten die Parapsychologen also immer Recht gehabt. Selbst wenn sie keine vernünftige Erklärung liefern können, wie die Daten aus der Zukunft die Gegenwart erreichen und wie der Mensch sie dann aufnimmt. Manchmal wird zwar auf die Quantenphysik verwiesen, die das irgendwie ermöglichen soll, aber eine schlüssige Erklärung bleibt bislang aus.
Kritik in derselben Ausgabe des Fachblatts
Aber man darf Bems Schlussfolgerung anzweifeln. Das tun auch vier niederländische Forscher, die in derselben Ausgabe des Fachblatts schreiben. (Eine vorläufige Version ihrer Erwiderung findet sich hier; einige Details ihrer Kritik im Kasten oben links.) Die Wissenschaftler der Universität Amsterdam unterzogen sämtliche Daten einer erneuten Analyse und meinen: Eindeutige Beweise für die Vorhersehung liefern die Tests nicht.
Die Niederländer kritisieren aber nicht nur Bem und seine Untersuchungen. Psychologen sollten dringend daran arbeiten, ihre Daten besser auszuwerten, fordern sie. Die genutzten Methoden und Statistik-Techniken seien "zu schwach, zu dehnbar und ließen zu viele Möglichkeiten, sich selbst und andere Forscher zu verwirren", urteilen sie. Es ließe sich auch gemeiner ausdrücken: Die Psychologen laufen Gefahr, alles und nichts zu belegen, weil sie ihre Mathematik-Hausgaben nicht erledigt haben.
Eric-Jan Wagenmakers, einer der Autoren, bemängelt auch, dass manche Fachzeitschriften Ergebnisse vor allem dann veröffentlichen, wenn sie gängigen Erwartungen widersprächen - entsprechende Aufmerksamkeit ist ihnen somit gewiss. In der Hinsicht ist die Präkognitionsstudie natürlich absolut spitze.
Immerhin: Bems Versuche sind extra so angelegt, dass sie von anderen Forschern wiederholt werden können. Das entspricht der besten wissenschaftlichen Praxis. Wenn sich in Laboren weltweit gleiches ereignen würde, dann spräche das für die These. Wenn es aber keine Belege gibt, dann muss sie verworfen werden. Einige Forscher wie zum Beispiel Jeff Galak von der Carnegie Mellon University berichten bereits, dass sie Bems Ergebnisse nicht reproduzieren konnten.
Ob doch noch andere Wissenschaftler herausfinden werden, dass Menschen in die Zukunft sehen können? Vielleicht mag ja jemand wagen, das vorherzusagen.