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Transpersonale Psychologie u. ihre Begründer

84 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Psychologie, Transpersonale Psychologie ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Transpersonale Psychologie u. ihre Begründer

06.04.2005 um 00:27
da dieses thema noch nich jeder kennt,dachte ich mir ich klär mal ein wenig da drüber auf und poste mal was,zudem freu ich mich über beiträge und meinungen von euch und lade euch ein mit darüber zu diskutieren,ob dieser teil der psychlogie etwas bringt oder ob sie auf gut deutsch fürn arsch ist,was meiner meinung nach nich der fall ist,also was sagt ihr?
(in folge werd ich ein paar sachen hier reinkopieren)

Bewußtseinszustände, veränderte. Die Transpersonale Psychotherapie macht sich die heilende und wachstumsfördernde Wirkung veränderter Bewußtseinszustände zunutze und bezieht die Erkenntnisse der modernen Bewußtseinsforschung mit ein (Stanislav Grof, Ken Wilber). Über das "aufgeklärte" (Descartes, Newton) Alltagsbewußtsein hinaus wird hier eine große Zahl von Zuständen veränderten oder außergewöhnlichen Bewußtseins ("altered states of consciousness") beschrieben und erforscht. Diese lassen Rückschlüsse zu auf die Funktionen und das Wesen der menschlichen Psyche, den Aufbau des Universums und die Natur des Bewußtseins selbst. Grof nennt die für die Transpersonale Psychotherapie relevante Gruppe von veränderten Bewußtseinszuständen 'holotrope' (griech., auf die Ganzheit hinweisend) Zustände, die dazugehörigen Erfahrungen holotrope Erfahrungen (Grof, 1997).

Veränderte Bewußtseinszustände sind gekennzeichnet durch einen teilweisen Verlust der Kontrolle über die Alltagsrealität, Veränderungen der Denkprozesse, veränderte Raum- und Zeitwahrnehmung, Veränderungen in der Körperwahrnehmung und im emotionalen Ausdruck, sowie einer Intensivierung der Wahrnehmung.

Klassifikation veränderter Bewußtseinszustände ausgehend von der Natur des Bewußtseinszustandes: Ken Wilber (1990) unterscheidet in seiner "Stufentheorie des Bewußtseins" Bewußtseinsstufen, die einen immer umfassenderen Bewußtseinszustand charakterisieren. Christine Schenk (1997) teilt die Bewußtseinszustände nach der Wahrnehmung des materiellen und nicht materiellen Körpers ein (manifest, subtil, biologischer Körper, Energiekörper).

Einteilung nach Erfahrungsinhalten in veränderten Bewußtseinszuständen: Biographische Erfahrungen (unabgeschlossene Lebenserfahrungen), perinatale Erfahrungen (Grof, 1987), pränatale Erfahrungen, Vorausahnungen und Vorauswissen, transbiographische und transpersonale Erfahrungen, spirituelle Erfahrungen.

Auslöser veränderter Bewußtseinszustände können sein: spezifische Arten der Meditation, psychotherapeutisch begleitete Techniken der Atembeschleunigung und Atemretention (z.B. Holotropes Atmen), psychoaktive Substanzen (LSD, Psilocybin, etc.) und spirituell-existentielle Krisensituationen.

Erfahrungen in Zuständen veränderten Bewußtseins lassen den Menschen als Teil der kosmischen Einheit erkennen. Es wird deutlich, daß die Natur des Menschen wesentlich umfassender ist, als dies im Alltagsbewußtsein erfahren werden kann. Veränderte Bewußtseinszustände können als Tor zu anderen Welten betrachtet werden, indem sie zeigen, auf welche Weise archetypische und spirituelle Dimensionen in den Alltag reichen und das menschliche Leben beeinflussen. Die Ergebnisse der Bewußtseinsforschung bestätigen oft nahtlos die Aussagen großer spiritueller Traditionen.

Ingo Jahrsetz

Literatur:

Grof, Stanislav (1997) Kosmos und Psyche. An den Grenzen menschlichen Bewußtseins. Wolfgang Krüger, Frankfurt
Grof, Stanislav (1987) Das Abenteuer der Selbstentdeckung. Heilung durch veränderte Bewußtseinszustände. Kösel, München
Wilber, Ken (1990) Das Atman Projekt. Junfermann, Paderborn
Tart, Charles (1995) Hellwach und bewußt leben. Scherz, Bern/München
Schenk, Christine (1997) Chakren sehen lernen - Wie man den nicht-materiellen Körper des Menschen wahrnehmen kann. In: raum&zeit, Heft 89, Sept./Okt. 1997, Ehlers-Verlag, Dietramszell



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06.04.2005 um 00:28
Ego (aus transpersonaler Sicht). Starres, abgegrenztes Subjekt-Ich, die Illusion (maya), nach der es eine absolute Trennung zwischen Ich und Nicht-Ich gibt.

Durch Anerkennungssucht aufgeblähtes Ich, das sich um sich selbst dreht. Es zeigt sich in Spannungen und Verkrampfungen, in Neid, Verbissenheit, Gier, Eifersucht, Druck, Härte, Abwertung, Unversöhnlichkeit, Allmachtsphantasien, Anerkennungssucht und Machtansprüchen. Dem Ego zuzuschreiben ist weiters ein Festhalten an starren Bildern, ein Leben im Wartesaal der Zukunft und Vergangenheit, sich mehr mit Erwartungen und Befürchtungen auseinanderzusetzen, als mit dem Hier und Jetzt und ein chronisches Selbsterleben als "Gesehener". Vor allem aber zeigt sich das Ego in tiefen Mißtrauen gegen alles, was einfach passiert und baut somit eine Barriere gegen das transpersonale Selbst auf.

Spirituelle Wege setzen sich die Transformation des Ego zum Ziel, denn nur dann ist die Einheitserfahrung, die Vereinigung mit Gott möglich. Das transformierte Ego erkennt das transpersonale Selbst und dient ihm. Es zeigt sich in der Fähigkeit zu freifließender Liebe. Das transformierte Ego heftet sich nicht an die Affekte, sondern begleitet sie, es ist ein Sinnesorgan des Selbst. Es existiert in uns als Zeuge ohne Anhaftung und unterstützt uns in den täglichen Pflichten. Es zeichnet sich durch Vertrauen aus, kann flexibel reagieren und ist fähig, selbst produzierte Konzepte wieder loszulassen, wodurch der Boden für umfassende Befreiung bereitet wird.

Ego-Tod: Die mystischen Schriften berichten uns auch von Beispielen, in der diese innere Transformation kulminiert, den Egotod. Es steht in einem Augenblick alles auf dem Prüfstand, was ich bin und was ich habe. Dies kann zu einem Auflösen vertrauter Beziehungen, zum Verlust von materiellen Gütern, zu Depersonalisationserscheinungen und auch zu spontanen außergewöhnlichen Bewußtseinszustände führen. Eine Siddha-Yoga Meisterin schreibt in ihrer Autobiographie (Gurumayi, 1990, S.44f): "Das Haus meines Ichs ging in Flammen auf. Alles, was ich besaß wurde verbrannt. Ich wollte mein Haus retten. Aber ich konnte nicht entkommen. Auch die Tür meines Hauses stand in Flammen. Ich weiß nicht mehr, was dann geschah......Und alles verstummte in der endlosen Stille der Liebe."

Sylvester Walch

Literatur:

Gurumayi, Chidvilasananda: Asche zu meines Gurus Füßen. Syda Foundation. South Fallsburg 1990.



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06.04.2005 um 00:28
Erleuchtung. Bei der Erforschung außergewöhnlicher Bewußtseinszustände widmet sich die Transpersonale Psychologie dem in vielen spirituellen Traditionen beschriebenen Phänomen der "Erleuchtung". Licht gilt in der frühgriechischen und hebräischen Anschauung als Symbol für Leben und Heil. In der christlichen Tradition bedeutet Erleuchtung das Erhelltwerden durch das Licht, welches Symbol für Leben und Heil ist. Der Erkennende wird dieser Erleuchtung meist plötzlich, unvermutet und unmittelbar gewahr. In der Literatur über fernöstliche Meditationsformen wird Erleuchtung im Sinn des Durchbruchserlebnisses verwendet. Erleuchtung ist dabei die Übersetzung des Sanskrit-Terminus "Bodhi" (wörtl. Erwachen), japanisch als Satori oder Kensho übersetzt. Dabei wird der Mensch der Leere jenseits von Sein und Nichtsein inne, die es ihm ermöglicht, das wahre Wesen aller Dinge zu begreifen. Der indische Yoga (Patanjali und seine Kommentatoren) beschreiben mehrere Stufen von "samadhi" (Vereinigung, Totalität, Stase, Verbindung). Samadhi ist jener Zustand, in dem das Objekt sich in seinem Wesentlichen enthüllt und als ob es "leer von sich selbst wäre" (Eliade 1977).

Da Worte zum mentalen Reich der Logik und des Diskurses gehören, können sie auf Transzendenz nur hinweisen. Deshalb ist es leichter Aussagen zu finden, was Erleuchtung nicht ist, als was sie ist. Häufig vermitteln Bilder, Gleichnisse und Paradoxien die Qualität der Erfahrung. Der Legende nach hielt Buddha auf die Frage nach der Natur der Wahrheit eine Blume hoch. Bildhaft wird im Zen der Weg zur Erleuchtung oft mit den 10 Ochsenbildern dargestellt. Auf der letzten Stufe nimmt der Vielerfahrene sein ganz normales Leben wieder auf, aber er ist erwacht und sich der inneren transpersonalen Natur aller Geschöpfe bewußt (Vaughan, 1985). Für die Transpersonale Psychologie markiert Erleuchtung einen Höhepunkt menschlichen Bewußtseins. Sie begreift die spirituelle Suche und damit die Suche nach Erleuchtung als eine natürliche und legitime Dimension der menschlichen Psyche (Grof, 1994).

Hermann Wegscheider

Literatur:

Eliade M (1977) Yoga, Unsterblichkeit und Freiheit, Insel, Frankfurt am Main, S 86-104
Vaughan F (1990) Die Reise zur Ganzheit, Psychotherapie und spirituelle Suche, Kösel, München, S.131-144
Grof S (1994) Das Heilungspotential außergewöhnlicher Bewußtseinszustände, Beobachtungen aus der psychedelischen und holotropen Therapie. In: Zundel E und Loomans P (Hrsg) Psychotherapie und religiöse Erfahrung, Konzepte und Methoden transpersonaler Psychotherapie, Herder, Freiburg, S.159-204




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06.04.2005 um 00:29
Esoterik. Der Begriff leitet sich vom griechischen Adverb 'eso' (innen) ab. Genauer aus dessen Komparativ 'esotero' (tiefer innen) Es wird damit ein im Innersten verborgenes Geheimnis angesprochen. In der ursprünglichen Bedeutung wird unter Esoterik die Suche jedes Menschen nach dieser letzten, im innersten verborgenen Wahrheit verstanden. Willigis Jäger (1991) unterscheidet zwischen esoterischer und exoterischer Spiritualität. Unter Esoterik versteht er eine auf direkte Gotteserfahrung aufbauende Religiosität, der Esoteriker ist also ein Mensch, der sich auf den Weg gemacht hat, das Göttliche in sich und in allem zu erfahren. Exoterik bezeichnet im Gegensatz dazu eine Religiosität, die auf Schriften, Dogmen, Ritual oder Symbol beruht, wie dies in den meisten sogenannten Staatsreligionen der Fall ist. Der Begriff der Esoterik wurde in den letzten zwei Jahrzehnten durch die sogenannte "Esoterikwelle" sehr verwässert, mit allerlei negativen Auswüchsen und Scharlatanerie. Im normalen Sprachgebrauch versteht man heute unter Esoterik ein unüberblickbares Sammelsurium an verschiedenen Natur-Heilmethoden (z.B. Edelsteintherapie, Aura Soma, diverse Energiebehandlungen), Rückbesinnung auf alte Traditionen (Kelten, Hexen, Schamanismus etc.), diverse okkulte Praktiken, Astrologie und ganz allgemein die Beschäftigung mit Spiritualität. Die Transpersonale Psychologie versteht den Begriff der Esoterik im ursprünglichen Sinn und im Sinne Willigis Jägers (1991).

Hans Peter Weidinger

Literatur:

Jäger, W. (1991) Suche nach dem Sinn des Lebens, Verlag Via Nova. Petersberg
Beckers H.-J. und Kohle H. (1994) Kulte, Sekten, Religionen, Pattloch Verlag. Augsburg




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06.04.2005 um 00:30
Holographisches Weltbild. Ein auf den Neurochirurgen und Hirnforscher Karl H. Pribram (1971) und den Physiker David Bohm (1950) zurückgehender Begriff, der die Funktionsweise des Hologramms einer neuen Betrachtung naturwissenschaftlicher Phänomene und insbesondere der Funktion des Gehirns zugrunde legt. Der Begriff des Holographischen Weltbildes wurde Teil des neuen Paradigmas in den Naturwissenschaften und von vielen Autoren der Transpersonalen Psychologie aufgegriffen (vgl. Talbot 1992, Wilber 1982). Beim Hologramm (erstmals 1947 von Denis Gabor beschrieben) handelt es sich um eine besondere Art eines optischen Speichersystems , wobei auf einem lichtempfindlichen Film lediglich Wellen- und Interferenzmuster aufgenommen werden. Beleuchtet man dieses holographische Filmnegativ von hinten mit einem Laserstrahl, so sieht man davor ein eingeschränkt dreidimensionales Bild. Selbst wenn die Fotoplatte in kleinere Teile zerbrochen wird, kann aus jedem dieser Teile das vollständige ganze Bild rekonstruiert werden, allerdings unschärfer, d.h. das Ganze ist im Teil enthalten.

Karl Pribram beschreibt in seinem Werk 'Languages of the brain' (1971) die Funktionsweise des Gehirns analog der eines Hologramms. Auf diese Art und Weise konnten nicht nur einige schwer erklärbare Phänomene der Gehirnforschung neu interpretiert werden (z.B. Entstehung des Gedächtnisses und des inneren Bildes von der Außenwelt), sondern auch paranormale Phänomene wie Präkognition, Telepathie und Psychokinese schienen plötzlich eine physikalische Grundlage zu haben.

Da der Teil das Ganze enthält, kann der Mensch über sein Gehirn, seinen Geist Zugang zu sämtlichen Informationen erhalten. Die Begrenztheit von Raum und Zeit löst sich auf, die Getrenntheit aller Dinge erweist sich als Illusion. Diese Erfahrung wird von spirituellen Traditionen als mystische Erfahrung beschrieben. David Bohm (1950) spricht von der eingefalteten Ordnung aller Dinge, dem Urgrund allen Seins und der expliziten Ordnung, wie die Welt uns im Alltag entgegentritt. Das Holographische Weltbild trägt auf diese Weise zu einem Verständnis der transpersonalen Sichtweise bei, indem es den Menschen als Teil eines größeren Ganzen beschreibt und über diesen Teil das Ganze zugänglich ist.

Hans Peter Weidinger

Literatur:

Pribram, K.(1971) Languages of the Brain, Englewood Cliffs
Bohm, D.(1950) Ganzheit und die implizite Ordnung, London
Wilber, K. (Hsg.) (1988) Das Holographische Weltbild, Scherz Verlag
Talbot, M.(1992) Das Holographische Universum, Droemer Knaur, München



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06.04.2005 um 00:31
Initiatische Therapie. Entwickelt von der Gräfin und dem Grafen Dürckheim, wird in der Regel der Transpersonalen Psychotherapie zugeordnet. Als Graf Dürckheim sich 1952 in Todtmoos-Rütte (Schwarzwald) niederließ, fing eine langjährige Zusammenarbeit mit seiner späteren Frau, Maria Hippius, an. Maria Hippius hat nach dem Zweiten Weltkrieg dort als Psychologin, anfänglich graphologisch, gearbeitet. Aus der Graphologie heraus entwickelte sie das "Geführte Zeichnen", eines der beiden Hauptmedien der Initiatischen Therapie. Graf Dürckheim, der inspiriert durch seine intensive Auseinandersetzung mit dem Zen-Buddhismus viele Bücher verfaßte, entwickelte die "Personale Leibtherapie", heute vielfach "Initiatische Leibtherapie" genannt, als zweites Hauptmedium der Initiatischen Therapie.

Die Initiatische Therapie ist nicht nur durch Zen, sondern auch maßgeblich durch die Tiefenpsychologie von C.G. Jung und E. Neumann inspiriert. Außerdem fließen Elemente der westlichen Mystik und der Ganzheits- und Gestaltpsychologie mit ein.

Eine der Grundvorstellungen ist, daß eine initiatische (oder Seins-) Erfahrung einen inneren Prozeß auslösen kann: "den initiatischen Weg". In einer Seinserfahrung ergibt sich eine Durchlässigkeit für die immanente Transzendenz. Das Ziel des initiatischen Weges ist die Verwirklichung eines mehr dauerhaften "Bezugs zur Transzendenz" mittels einer "Bereinigung des Unbewußten". Das therapeutische Angebot in Einzel- und Gruppenstunden wird aus diesem Grunde mit "Exercitiae ad integrum" ergänzt, wie zum Beispiel Aikido, Tai-Chi, Yoga, Übungen mit dem Schwert und das Za-Zen. Außerdem wird der Alltag als Übungsfeld mit einbezogen.

Im "Geführten Zeichnen" werden nach vorbereitendem Zeichnen von Urformen mit verschlossenen Augen in absichtsloser Grundhaltung bewußtseinsnahe und -reife Themen wie "von selbst" aus der Tiefe hervorgeholt und sichtbar. Ähnliches geschieht in der Arbeit mit Tonerde. Auch in der Leibtherapie wird nach anfänglicher Zentrierung Prozeßarbeit geleistet in dem Sinne, daß Schattenmaterial durch gezielte Berührungen bearbeitet wird, Anima- und Animusaspekte integriert werden und eine "Ich-Selbst-Achse" (E. Neumann) erstellt wird. Auch in Träumen werden die im Hinblick des Individuationsprozesses (C.G. Jung) relevanten Themen manifest. Deswegen finden sie in allen Medien der Initiatischen Therapie Beachtung.

Pieter Loomans

Literatur:

Dürckheim, Karlfried (1974): Im Zeichen der großen Erfahrung. Otto Wilhelm Barth, München.
Hippius, Maria Gräfin Dürckheim (1996): Geheimnis und Wagnis der Menschwerdung. Novalis, Schaffhausen.
Jacobi, Jolande (1971): Die Psychologie von C.G. Jung. Walter, Freiburg.
Neumann, Erich (1974): Ursprungsgeschichte des Bewußtseins. Kindler, München.
Zundel, Edith und Loomans, Pieter (1994): Psychotherapie und religiöse Erfahrung. Herder, Freiburg.




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06.04.2005 um 00:31
Kundalini. Sanskrit, wörtlich: "Schlange", auch "Schlangenkraft" genannt. Sie symbolisiert die spirituelle Kraft, die schlafend aufgerollt (Bed.: "Das Zusammengerollte", die "3 ½ mal zusammengerollte" Schlage) am unteren Ende der Wirbelsäule eines jeden Menschen ruht. "Sie ist ihrem Wesen nach Shakti, die höchste schöpferische Energie des Universums....." (Muktananda, 1982). Sie kann durch die Gnade eines spirituellen Meisters, durch spirituelle Praktiken oder durch spontane Ereignisse erweckt werden. Einmal erwacht (die zweite, die geistige Geburt), beginnt eine intensive spirituelle Entwicklung. Dabei werden die subtilen Kraftzentren (Chakren) des feinstofflichen Leibes geöffnet und gereinigt. Im Verlauf dieses Prozesses kommt es zu einer intensiven Konfrontation mit offenen Lebensthemen, archetypischen Mustern (z.B. Stirb und Werde-Prinzip), latenten Krankheiten und unerledigten Eindrücken aus möglichen früheren Leben (samskaras und karmas). Dieser Reinigungsvorgang kann von außergewöhnlichen physischen Zuständen (Haltungen, Bewegungen, Atemmuster) und spontanen veränderten Bewußtseinserfahrungen (Visionen, Nahtodeserlebnissen, Trancezuständen etc.) begleitet werden. Die transformierende Energie der Kundalinkraft führt so zu einer Integration auf allen Ebenen des Seins. Das Ziel ist letztendlich die innere bewußte Verbindung mit Gott. "Wenn es gelänge, Kundalini zu erwecken, so daß sie aus ihrer bloßen Potentialität herausträte, dann würde man unweigerlich eine Welt in Gang setzen, die völlig anders wäre als die unsere. Es wäre eine Welt der Ewigkeit" (Jung, 1975).

Sylvester Walch

Literatur:

Avalon, Arthur: Die Schlangenkraft. Otto Wilhelm Barth Verlag. 1988.
Muktananda: Kundalini. Aurum Verlag. Freiburg 1982.
Jung, C.G.: Psychological Commentary on Kundalini Yoga. Spring 1975. In: Kripananda (1986)



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06.04.2005 um 00:32
Meditation. Die Transpersonale Psychologie sieht in der Meditation einen wichtigen Auslöser für veränderte Bewußtseinszustände spiritueller oder mystischer Art (Grof, Walsh). Meditation (von lat. 'meditari' - sich üben, nachsinnen) bedeutet nachsinnendes Eindringen, intensives Betrachten, sich versenken. Dieses Ziel wird durch Meditationshilfen erreicht: z.B. durch Körper- oder Atemübungen, Konzentration auf symbolische Formen (Mandala, Thanka, Yantra) und auf Klänge (Mantra). Die meisten meditativen Verfahren stützen sich auf das Zusammenwirken aller kognitiven und affektiven Kräfte, auch der Leib (Haltung und Atmung) sind mit einbezogen. Gemeinsames Zeichen aller Meditationsformen ist, daß ihre Übung den Geist des Übenden sammelt, ihn beruhigt und klärt wie die Oberfläche eines aufgewühlten Gewässers, auf dessen Grund man nur schauen kann, wenn die Oberfläche still und das Wasser klar ist. Ziel der Meditation ist, sich selbst zu finden, mit sich selbst eins zu werden, die Einheit mit dem Urgrund allen Seins und auch die Einheit mit allen Formen des Lebens zu erkennen.

Östliche Meditation: Der umfassende Name für Meditation lautet in Indien Yoga ("zusammenbinden", "ins Joch spannen"). Der Gedanke des Anjochens von Zugtieren vor einem Wagen wurde allegorisch als Zügelung des Geistes verstanden. Im Yoga-Sutra (2.-5.Jh. nach Chr.) wird das Zusammenwirken von somatischen (Atem- und Körperübungen) und psychischen Verhaltensweisen (z.B. "pratyahara" - Zurückziehen der Sinne) beschrieben. Im Buddhismus wird Achtsamkeit und Konzentration betont. In der Praxis spielt hier die somatische Seite (Meditationssitz, rhythmische Atmung) eine wichtige Rolle. Von Ceylon bis hin nach Japan hat sich ein breites Spektrum unterschiedlicher Methoden wie z.B. visuelle Konzentration auf ein Symbolbild, die Anrufung von wiederholten Namen des Buddha Amithaba bis hin zu den koan-Übungen der "Rinzai-Schule" des Zen entfaltet. Im tibetischen Buddhismus haben Visualisierungen von Göttern, Dämonen und Buddhas sowie die Mantra-Meditation einen großen Stellenwert (Govinda, 1975). In der islamischen Frömmigkeit ist das eigentliche meditative Element "dikr", das sich "Erinnern", das ständige "Gedenken an Gott".

Westliche Meditation: Gestalt gewonnen hat das frühe christliche Meditieren im Mönchstum. Dabei wird vor allem durch das Rezitieren biblischer Texte das innerliche Gewahrwerden der Gegenwart Gottes angestrebt. Ignatius von Loyola, die karmelitische Meditation und Franz von Sales verstärkten den affektiven Charakter der Meditation mit der Tendenz bis hin zur mystischen Vereinigung. Das Jesusgebet der Ostkirche ist weniger Gebet mit ganz bestimmten Inhalten, sondern eher Meditation mit starker psychosomatischer Komponente. In Verbindung mit dem Ein- und Ausatmen wird die Formel "Herr Jesus Christus / erbarme Dich meiner" wiederholt. Sowohl das Jesusgebet als auch Zen-buddhistische Methoden fanden Eingang in die neuere christliche Praxis (Enomiya-Lasalle, 1976). Sie bieten Zugänge zu einer unmittelbaren und wiederholbaren Erfahrung veränderten Bewußtseins.

Hermann Wegscheider

Literatur:

Eliade, M. (1977) Yoga. Unsterblichkeit und Freiheit. Insel, Frankfurt am Main, S.44-109
Govinda, A. (1975) Grundlagen tibetischer Mystik. Fischer, Frankfurt am Main
Enomiya-Lasalle, H.M. (1976) Zen. Weg zur Erleuchtung. Hilfe zum Verständnis. Einführung in die Meditation. Herder, Freiburg




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06.04.2005 um 00:32
Mystik. Griech. 'myein', "Augen oder Lippen schließen", um dadurch die äußere Wahrnehmung auszuschalten und zur inneren Erfahrung zu gelangen; 'myein' heißt aber auch "den Mund schließen", um den Uneingeweihten die Mysterien nicht zu verraten. Allgemein bezeichnet Mystik eine Erfahrung des Einsseins mit der Höchsten Wirklichkeit (Steindl-Rast, 1985). In der jüdisch-christlichen und der islamischen Tradition gipfelt die Erfahrung in der "unio mystica", in der erlebten Vereinigung mit Gott. Nontheistische Glaubenssysteme beschreiben Mystik als Einswerden mit dem Urgrund des Seins, mit der Leere, aus der alles hervorgeht (E. Zundel, 1989). Mystische Elemente treten in allen Religionen auf: im Christentum als christliche Mystik, im Judentum als Kabbalah, im Buddhismus als Zen und die tibetischen Formen, im Islam als Sufismus, im Hinduismus als Yoga. Die Momente überwältigender, grenzenloser Zugehörigkeit und die Augenblicke universellen Einsseins charakterisieren die Erfahrungen der Mystiker.

Die Transpersonale Psychologie ist seit ihren Anfängen (A. Maslow, Gipfelerlebnis) mit dem Phänomen konfrontiert, daß grundsätzlich bei allen Menschen mystische Erfahrungen auftreten können, nicht nur bei den sogenannten Mystikern, Heiligen und Meditierenden. "Schließlich ist der Mystiker keine besondere Art Mensch, sondern jeder Mensch ist eine besondere Art Mystiker" sagt der Benediktinermönch David Steindl-Rast (Steindl-Rast, 1985). Die Transpersonale Psychologie versucht die von Mystikern erlebten Phänomene in ihren Ähnlichkeiten und Unterschieden zu beschreiben und deren heilendes Potential zu nutzen. Im wesentlichen geht es dabei um die Integration von Psychotherapie und spirituellen Erkenntniswegen.

Um die mystische Erfahrung von Regressionszuständen abzugrenzen, verwendet Ken Wilber für letzteres den Begriff "präpersonal". Transpersonale Einheitsgefühle bauen auf dem Personalen (einem funktionalen und steuernden Ich) auf. Der mystische Weg wird aus transpersonaler Perspektive durch eine Ichstärkung vorbereitet (Identität, Eigenständigkeit). In der mystischen Erfahrung verbindet sich das Personale mit dem Transpersonalen. Nach diesem Verständnis hat Mystik nichts mit Weltflucht und Abkehr von der Welt zu tun, der Mystiker übernimmt Verantwortung in der Welt, weil er sich als Teil des Ganzen erkennt (W. Jäger, 1991).

Hermann Wegscheider

Literatur:

Zundel, E. (1989) Einleitung. In: Zundel, E. und Fittkau, B. (Hrsg.), Spirituelle Wege und Transpersonale Psychotherapie, Jungfermann, Paderborn, S.11-29
Steindl-Rast, D. (1985) Fülle und Nichts. Die Wiedergeburt christlicher Mystik. Dianus Trikont, München, S.161-188
Jäger, W. (1991) Suche nach dem Sinn des Lebens. Bewußtseinswandel durch den Weg nach innen. Vianova, Petersberg, S. 177-182




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06.04.2005 um 00:33
Peak Experience. 'Gipfelerlebnis', von A. Maslow geprägter Begriff, der spontan auftretende Erfahrungen transzendenter Natur beschreibt. Gipfelerlebnisse treten universell auf und sind theistischen, übernatürlichen oder nicht-theistischen Inhalts. Die Erfahrung ist so einzigartig wie die Person, die sie erlebt. Unabhängig vom Inhalt und der Interpretation der Erfahrung arbeitet Maslow bestimmte Charakteristika heraus, die konstant bei Gipfelerfahrungen auftreten: Sie sind vereinheitlichend und Ego-transzendierend, sinngebend und integrierend; sie können therapeutisch wirksam sein, indem sie eine Zunahme an freiem Willen, Selbst-Bestimmtheit, Kreativität und Empathie bewirken. Maslow empfiehlt das Studium der 'Peak Experiences', um persönliches Wachstum, Integration und Erfüllung im Leben zu fördern und um sie allen Menschen zugänglich zu machen. Obgleich Maslow in den Begriff auch die mystischen Erfahrungen mit einschließt, ist ihm jedoch an einer Säkularisierung gelegen, da er davon ausgeht, daß Gipfelerlebnisse zu den natürlichen Erfahrungen des Menschen gehören und auch ohne religiösen Kontext erlebbar sind (z.B. in Krisensituationen, beim Fasten, Joggen, Naturerlebnisse, etc.).

Hans Peter Weidinger

Literatur:

Maslow, A. (1970) Religious Aspects Of Peak-Experiences. Personality and Religion. Harper&Row, New York



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06.04.2005 um 00:33
Philosophia perennis. Lat., 'ewige Philosophie'; taucht zuerst 1540 bei A. Steuchus, später bei Leibniz, A. Huxley, K. Wilber u.a. auf. Die Sache, die dieser Begriff bezeichnet, ist sehr viel älter und universal. Es geht um den gemeinsamen Kern der spirituellen Erfahrung der Menschheit, wie sie die Heiligen und Weisen aller Hochreligionen der Welt überraschend ähnlich berichten, so unterschiedlich ihre Dogmen und Institutionen auch sein mögen. Schriftlich wurde die ewige Philosophie erstmals vor ungefähr 2500 Jahren in Indien niedergelegt. Sie beschreibt eine andere, 'eigentlichere' Wirklichkeit als die unseres Alltags, eine Wirklichkeit, die Grund, Ursprung und Ziel alles Seienden ist. Hindus nennen sie Brahman, Taoisten Tao, Christen Gott.

Im Rahmen der ewigen Philosophie gibt es viele Wege, um dieser Wirklichkeit nahe zu kommen: Wege der Stille (Meditation), der Ekstase (z.B. Derwischtänze), Wege über Atemkontrolle oder über feinstoffliche Energien, Wege des Wissens, Handelns und vor allem auch der liebenden Hingabe; Wege über Schmerz und Todesnähe (Schamanismus) und natürlich auch der Weg über christliche Kontemplation und Gebet.

Das höchste Ziel dieser Wege ist die All-Einheit, die 'unio mystica' in der jüdisch-christlichen und der islamischen Tradition oder das Einswerden mit dem Urgrund des Seins, der Leere, der alle Form entspringt, dem nicht mehr Benennbaren in den nontheistischen Glaubenssystemen.

Edith Zundel

Literatur:

Huxley, A: Die ewige Philosophie, Serie Piper 1987
Zundel/Loomans, Hrsg.: Psychologie und religiöse Erfahrung, Herder 1994



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06.04.2005 um 00:34
Prozeßarbeit (Prozeßorientierte Psychologie, Prozeßorientierte Therapie). Die Prozeßarbeit (therapeutische Arbeit nach Gesichtspunkten der Prozeßorientierten Psychologie) wurde auf Grundlage von C.G. Jungs Werk unter Einbeziehung von altem taoistischen, schamanischen (Castaneda, Eliade), alchimistischen Wissen und neuesten quantenphysikalischen und chaostheoretischen Erkenntnissen über grundlegende Weltzusammenhänge in erster Linie von Arnold Mindell in der Schweiz und in den USA entwickelt. Sie bezieht Aspekte der Transpersonalen Psychologie mit ein. Lebensprozesse haben an sich die Tendenz, sich auszudrücken und zu verwirklichen, im körperlich - organischen Bereich und im Spüren, Fühlen, Denken, Wollen und Handeln. Auch im Bereich des Träumens macht sich der Prozeß - oft schon in seiner Entstehung - bemerkbar. Hindert man diese Energien daran, in ihrem direkten Weg gelebt zu werden, drücken sie sich auf Nebenwegen aus (,,Sekundärprozeß"). Dieser kann parallel zum ,,primären Ausdruck" - etwa der unmittelbaren Tätigkeit oder verbalen Äußerung - z.B. als inkongruente Körpersprache sichtbar und erfahrbar werden (Mindell, 1994). Hier träumt der Körper sozusagen einen ,,Körpertraum" in unbewußten Bewegungen oder Haltungen bis hin zu Krankheitssymptomen (Psychosomatik) und schließlich bei konsequenter Mißachtung sogar zu vorzeitigem Tod. Es gilt diese Ausdrucksweise zu entschlüsseln und bewußt zu machen und dann in den primären = unmittelbaren Lebensprozeß zu integrieren (Traumkörperarbeit: Mindell, 1993). Der Prozeßarbeiter weiß nicht von vornherein, wohin der Prozeß führt. Er versucht vielmehr mit Feingespür, genauer Beobachtung der Wahrnehmungs- und Ausdruckskanäle und Methodenvielfalt die spezielle Erscheinungsform des individuellen Prozesses gemeinsam mit dem Klienten zu erfahren und zu übersetzen. Das Symptom wird hierbei nicht als zu therapierendes Übel betrachtet, sondern als verbündeter Begleiter am Weg zur Heilung, bis es schließlich durch den direkten Ausdruck des ursprünglich Beabsichtigten überflüssig wird - ähnlich dem Schamanen, der zuerst mit dem Verbündeten ringen muß, um seine Macht letztlich nützen zu können (Castaneda, 1981). Mindell und seine MitarbeiterInnen arbeiten auch speziell in Krisengebieten mit Angehörigen verfeindeter Bevölkerungsgruppen - ,,Weltarbeit", ,,Friedensarbeit" (Mindell, 1996).

Michael Hofreiter

Literatur:

Castaneda C (1981) Reise nach Ixtlan. Fischer, Frankfurt
Eliade M (1985) Yoga, Unsterblichkeit und Freiheit. Suhrkamp, Frankfurt
Mindell A (1993) Traumkörperarbeit oder: Der Lauf des Flusses. Junfermann, Paderborn
Mindell A (1994) Traumkörper in Beziehungen, Prozeßorientierte Psychologie in Praxis und Theorie. Sphinx, Basel
Mindell A. (1996) Den Pfad des Herzens gehen. Via Nova, Petersberg




Die Staaten blühen nur, wenn entweder Philosophen herrschen oder die Herrscher philosophieren.
Die schlimmste Art der Ungerechtigkeit ist die vorgespielte Gerechtigkeit.
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Transpersonale Psychologie u. ihre Begründer

06.04.2005 um 00:35
Psychosynthese. Eine zur Transpersonalen Psychotherapie zählende psychologische Theorie und Bewegung, begründet durch den italienischen Psychiater Roberto Assagioli (1888 - 1974). Sein Hauptanliegen war es, die transpersonalen Bereiche der menschlichen Erfahrung und die im eigentlichen Sinne menschlichen Werte wie Hingabe, Altruismus, u.a. nicht aus Trieben wie Sexualität, Macht und Aggression zu erklären, sondern sie als eigene Phänomene zu betrachten.

Das Ziel der Psychosynthese ist die Synthese verschiedener Aspekte der Persönlichkeit um das Zentrum, den Kern der Person. Dieses Zentrum ist, in der Sprache der Psychosynthese, das "Höhere Selbst" oder kurz das Selbst. Es wird als der Motor der psychischen Aktivität angesehen, als das Zentrum, von welchem aus der Prozeß der Entwicklung seinen Ausgang nimmt und unterhalten wird. Es ist dies jene Natur, welche zu erfahren Ziel und Streben aller mystischen Erfahrungstraditionen war und ist (Buddha-Natur, Brahman, Christus-Natur oder Seelenfunken).

Als Sinn der menschlichen Entwicklung wird in der Psychosynthese die Selbst-Entfaltung gesehen: nämlich daß sich das Selbst, verstanden als Quelle unseres Potentials, als Samen und Matrix unserer Zukunft, möglichst ungehindert entfalten kann und daß wir unsere Möglichkeiten zum Ausdruck bringen können.

Psychische Störungen sind in diesem Kontext zu sehen. Die Psychosynthese kennt keine eigene Pathologie-Lehre oder Neurosentheorie. Alles, was als Pathologie erscheint, kann der verzerrte Ausdruck eines höheren Strebens sein, das es freizulegen und einzurichten gilt. Alles, was recht normal und angepaßt aussieht, kann eine latente lebenslange Weigerung sein, sich seinem "eigentlichen" Wesen und damit seiner Selbstwerdung zu entziehen. Psychische Störung und Normalität sind relative Begriffe und auf das Ziel der organischen Selbst-Erfahrung hin zu sehen. Sofern diese behindert ist oder gar stagniert, werden Störungen im Sinne eines Ziel-Block-Modells behandelt.

Die Psychosynthese ist eine pragmatische Therapie, sofern sie als Therapie eingesetzt wird. Die Art des therapeutischen und methodischen Angebots hat sich stets zu richten nach der Eigenart des Klienten, nach der Besonderheit der vorgebrachten Störung und nicht zuletzt nach den Neigungen und Fähigkeiten des Therapeuten. So gesehen ist die Psychosynthese ein Verständnis- und Begriffsrahmen, in welchem der therapeutische Prozeß Sinn und Zusammenhang ergibt und der dem Verlauf einer Therapie fruchtbare Anstöße geben kann. Die Psychosynthese-Methode gibt es nicht. Sie besteht allenfalls darin, alle therapeutischen Werkzeuge nach dem Verständnis zu nutzen, welches der Psychosynthese eigen ist. Innerhalb der Psychosynthese wurden beispielsweise folgende Methoden in eigenem Stil weiterentwickelt: die Arbeit mit geleiteten Phantasien; die Übung der Desidentifikation, vielleicht die genuninste Psychosynthese-Übung; das Erden von Erfahrung und die sog. Willensarbeit; das Aktivieren von blockierenden Traumata und deren emotionale Katharsis; Übungen des Ausdrucks; Probehandeln und Tun-als-ob.

Therapeutisches Vorgehen im Rahmen der Psychosynthese hat immer folgende Kennzeichen: Sie ist prozeßbezogen und klientenzentriert. Sie erkennt das Selbst des Klienten an und sucht mit ihm nach möglichen konstruktiven Ausdrucksformen für die weitere Entfaltung dieses seines Selbst. Sie unterscheidet Problembereiche und Einsatz von Methoden nach personaler und transpersonaler Arbeit. Sie verwendet die im Klienten innewohnenden Selbstheilungskräfte systematisch, indem sie diese als transpersonale Energien anspricht und methodisch evoziert. Sie arbeitet viel mit der Kraft innerer Bilder. Sie ist ansonsten methodisch für Inspirationen anderer Therapierichtungen offen und in dieser Hinsicht unorthodox.

Aron Saltiel

Literatur:

Assagioli, Roberto: Psychosynthese. Handbuch der Methoden und Techniken (rororo transformation) 1993, Frankfurt a. M.
Ferrucci, Piero: Werde was du bist (rororo transformation) 1986, Frankfurt a. M.
Parfitt, Will: Psychosynthese (Aurum) 1992, Braunschweig



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06.04.2005 um 00:35
Selbst (aus transpersonaler Sicht). In der Transpersonalen Psychologie transzendiert das transpersonale Selbst die Grenzen der Persönlichkeit. Bildlich gesprochen ist im innersten Kern unserer Persönlichkeit eine Öffnung, durch die das transpersonale Selbst hindurchscheint: Es trägt nach Leibniz den "Funken des Kosmos" in sich und kann nach C.G. Jung auch als "Gott in uns" bezeichnet werden (Jung, 1971, S. 134f). Im Christentum heißt es: "Das Reich Gottes ist in Dir", im Buddhismus: "Schau nach innen, Du bist der Buddha", im Siddha-Yoga: "Gott wohnt in Dir als Du", im Hinduismus: "Atman (das individuelle Bewußtsein) und Brahman (das universelle Bewußtsein) sind eins", im Islam "Wer sich selbst kennt, kennt seinen Herrn".

Dem transpersonalen Selbst nähert man sich, wenn man sich nach innen wendet und allmählich die Identifizierung mit dem, was wir sind und was wir haben, loszulassen bereit sind. Für Erich Neumann (1974) ist das transpersonale Selbst das "dirigierende Zentrum", von dem alle Prozesse angestoßen, geleitet, kontrolliert und ausbalanciert werden, und "das Selbst ist sowohl für das Psychische wie das Physische transzendent." Weise Menschen sagen, daß es immer bei uns ist, weder geboren, noch sterben wird, unzerstörbar und unverwundbar ist, und von den Zeitläuften unbeeindruckt bleibt: Für Muktananda (vgl.1971) ist es kleiner als das Kleinste und größer als das Größte und wohnt für immer im Herzen aller Wesen. Das Selbst ist ein unlokalisierbarer Seinsgrund, aus dem der individuelle Mensch hervorbricht und gleichzeitig geht es grenzenlos und formlos in das Sein des Seienden ein. Es ist ein Hologramm, in das der Kosmos eingefaltet ist. Alles ist im Selbst enthalten und daher erwerben wir vollkommenes Wissen über alle Dinge, wenn wir das Selbst kennen. Das personale Selbst ist im transpersonalen aufgehoben (in einem doppelten Sinn: beherbergt und überschritten). Das transpersonale Selbst dient als Brücke zwischen dem existentiellen Selbstbewußtsein und dem transpersonalen Einheitsbewußtsein. Über diese Brücke kommuniziert das letzte Geheimnis mit uns.

Sylvester Walch

Literatur:

Jung C.G.: Die Beziehungen zwischen dem Ich und dem Unbewußten. Olten 1971.
Muktananda: Der Weg und sein Ziel. München 1987.
Neumann, Erich: Ursprungsgeschichte des Bewußtseins. München 1974.



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06.04.2005 um 00:36
Spiritualität. Lat. 'spiritus' (Atem, Lebenshauch, Seele, Geist). Der Begriff bezieht sich damit auf die geistige Dimension des Menschen und weist auf den Ursprung allen Lebens hin. In der Transpersonalen Psychotherapie versteht man unter Spiritualität die Suche jedes Menschen nach dem Sinn des Lebens (Jäger 1991), die Beschäftigung mit der Frage woher wir kommen und wohin wir gehen, sowie die Sehnsucht des Menschen, seine wahre Natur zu erkennen. Während die traditionellen Religionsgemeinschaften vorwiegend den Glauben an Gott als wesentlichen Inhalt religiösen Lebens sehen, steht bei der spirituellen Suche der mystischen Traditionen die Erfahrung des Göttlichen im Vordergrund. Wenn sich Menschen ernsthaft auf die Suche nach dem Göttlichen in sich selbst machen, spricht man von einem spirituellen Weg. Seit altersher gibt es spirituelle Lehrer und Meister, die dem Suchenden helfen, sein "Innerstes Selbst" (Gott, Atman, das kosmische Bewußtsein, Nirwana) zu finden und sich mit ihm zu verbinden. Meist ist ihr Wirken eingebettet in eine spirituelle Tradition, wobei es sich hier vorwiegend um die mystischen Zweige der Hauptstromreligionen handelt (z.B. Sufismus, verschiedene Formen des Yoga, Zen-Buddhismus, christliche Mystiker). Hier wird ein Set aus spirituellen Übungen angeboten, wie Anleitungen zur Meditation, Singen oder Rezitieren von Mantren, Lesen Heiliger Schriften u.a., um das Verständnis und die Erfahrung der "wahren Natur des Selbst" (Muktananda, 1975) zu vertiefen. Ziel des spirituellen Weges ist die vollkommene Befreiung von Anhaftungen an materielle Güter, die Überwindung des Egos und das permanente Ruhen im Selbst. Im Gegensatz zu Sekten wird nichts versprochen, sondern die spirituellen Übungen lediglich als Vorbereitung für etwas gesehen, was "Gnade" genannt wird, die direkte Erfahrung des Göttlichen in einem selbst. Die Transpersonale Psychologie bemüht sich um einen Brückenschlag zwischen Psychotherapie und Spiritualität und versucht, eine einheitliche Sichtweise zu entwickeln, in der das Personale und das Transpersonale bzw. Göttliche als letztendlich zwei verschiede Manifestationen ein und derselben Wirklichkeit gesehen werden.

Hans Peter Weidinger

Literatur:

Jäger, W. (1991) Suche nach dem Sinn des Lebens, Verlag Via Nova. Petersberg
Martin, B. (1985) Handbuch der spirituellen Wege, Rowohlt. Hamburg
Muktananda, Swami (1975) Spiel des Bewußtseins, Aurum Verlag. Freiburg im Breisgau
Zundel, E. und Fittkau, B. (Hsg.) (1989) Spirituelle Wege und Transpersonale Psychotherapie, Junfermann-Verlag. Paderborn




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06.04.2005 um 00:36
Spirituelle Krise. Der Begriff wurde von Stanislav und Christina Grof in die Transpersonale Psychotherapie eingeführt. Bis in die 80er Jahre hinein bezeichnete er krisenhafte Entwicklungen von Menschen auf einem traditionellen spirituellen Weg. Es können jedoch auch Menschen in ihrem Alltag in eine Krise geraten, wenn sie mit einem tieferen Verständnis von sich selbst und dem Mysterium der Existenz in Berührung kommen. Eine spirituelle Krise zeigt sich immer als Mischform von Schwierigkeiten neurotischer Lebensorganisation und dem Auftreten spiritueller Erfahrungen und Energien. Es wird daher heute von spirituell-existentieller Krise oder psycho-spiritueller Krise gesprochen. Spirituelle Energien manifestieren sich in der Regel als erhöhte Lebensenergie, als Möglichkeit zu mehr Freiheit und als größere Bereitschaft, das eigene Herz zu öffnen. Treffen diese Potentiale mit ungelösten Konflikten der aktuellen Lebensführung oder der eigenen Biographie zusammen, so kann das zum krisenhaften Zusammenbruch alter Strukturen führen, ohne daß ein neuer Halt im aktuellen Leben schon gefunden wäre.

Auslöser spirituell-existentieller Krisen im allgemeinen sind ein übermäßig hohes Streßniveau aufgrund traumatischer Lebensumstände, das häufig gekoppelt ist mit einer individuell erhöhten Streßbereitschaft. Als klassische Auslöser (Stanislav und Christina Grof, Emma Bradgon u.a.) gelten traumatische Trennung und Verlust, Nah-Todes-Situationen (z.B. schwere operative Eingriffe, Unfälle), Geburt eines Kindes, intensive sexuelle Erfahrungen, traumatische Beziehungen und Familienerfahrungen (z.B. sexueller Mißbrauch, körperliche Mißhandlung und Gewalt). Weiters können intensives Üben einer spirituellen Technik und intensive psychotherapeutisch geleitete Selbsterfahrung krisenauslösend sein.

Die Formen spirituell-existentieller Krisen sind einerseits kultur- und traditionsabhängig, andererseits beeinflußt von der individuellen Biographie und karmischen Faktoren. Die bekanntesten Formen spiritueller Krisen sind: die Erfahrung des zentralen Archetyps (John W. Perry) bzw. die Öffnung gegenüber dem Mythos des Lebens; die schamanische Krise; die Dynamik von Tod und Wiedergeburt; das Erwachen der Kundalini. Als weitere Formen nennt Grof das Auftauchen karmischer Muster, die sensitive Öffnung, unterschiedliche Formen von Hellsichtigkeit und Telepathie, die Erfahrung der Besessenheit, sowie psychoide und paranormale Erfahrungen.

Ingo Jahrsetz

Literatur:

Grof, Christina und Stanislav: The Stormy Search For The Self. New York 1990 (St. Martins Press)
Spiritual Emergency. When Personal Transformation Becomes a Crisis. Ed. By Christina and Stanislav Grof. Los Angeles 1989 (Jeremy P. Tarcher)
Bragdon, Emma: Spirituelle Krisen. Freiburg 1991 (Bauer)
Sanella, Lee: Kundalini - Psychosis Or Transcendence? San Francisco 1981 (H.S. Dakin)



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Transpersonale Psychologie u. ihre Begründer

06.04.2005 um 00:37
Transpersonale Psychologie. Der Begriff wurde in den USA in den sechziger Jahren von den humanistischen Psychologen Maslow und Sutich und dem Psychiater und Psychoanalytiker Grof geprägt. Davor wurde er schon gelegentlich bei den Jungianern und von Assagioli benutzt. Transpersonale Psychologie "bezieht die spirituelle Dimension der menschlichen Psyche wieder ein, ohne sich auf eine bestimmte Religionsform festzulegen" (Grof). Es geht dabei nicht um Dogmen, sondern um persönliche spirituelle Erfahrung.

Theoretisch schlägt die Transpersonale Psychologie eine Brücke zwischen dem Welt- und Menschenbild der Aufklärung, dem die moderne Wissenschaft - und damit auch die Psychologie - verpflichtet ist, und der 'philosophia perennis', der 'ewigen' Philosophie, dem in allen Hochreligionen der Welt überraschend ähnlichen Welt- und Menschenbild der Mystiker, das sich aus deren religiösen Erfahrungen ergeben hat. Praktisch verbindet sie das Bemühen der modernen Psychotherapie um die "Heilung der Seele" mit dem Bemühen der jahrtausendalten spirituellen Wege (Meditation, Yoga, Kontemplation usw.) um ihr "Heil" (Dürckheim).

Das Ziel der Transpersonalen Psychologie ist, wie das der herkömmlichen, die autonome, vernünftige Person, die "lieben und arbeiten" kann (Freud). Darüber hinaus strebt sie, soweit die Bedürfnisse und Erlebnisse des Klienten und der persönliche Erfahrungs- und Erkenntnisstand des Therapeuten es zulassen, das Ziel der ewigen Philosophie an: das Bewußtsein der All-Einheit, die Erfahrung und Erkenntnis, daß das eigene innerste Wesen, der 'Funken Gottes in uns' (Eckart) eins ist mit dem Göttlichen im Kosmos. Diese Einheit als Grund, Ursprung und Ziel menschlicher Existenz erfahren und erkennen zu können, hebt ihre Isolierung und Entfremdung auf und gibt Sinn. Ständig in diesem Bewußtseinszustand zu leben gelingt allerdings in jeder Generation nur sehr wenigen Menschen.

Die amerikanische Transpersonale Psychologie ist in Theorie, empirischer Forschung und therapeutischer Praxis weitgehend Bewußtseinspsychologie. Es geht um die Entwicklung dieses Bewußtseins in der Individual- und Menschheitsgeschichte (Wilber), um veränderte Bewußtseinszustände und deren Evokation und (Heil-)Wirkung (Grof) und um Meditations- und Bewußtseinsforschung generell. Im Vergleich zur Aufmerksamkeit und Präsenz eines Zen-Meisters z.B. erweist sich unser normales Alltagsbewußtsein als suboptimal; Charles Tart nennt es 'Consensus Trance' und propagiert Aufmerksamkeitstraining. Neben den bereits genannten sind Autoren wie Ram Dass, Metzner, Walsh/Vaughan, Mindell und andere maßgeblich an der Entwicklung der Transpersonalen Psychologie in den USA beteiligt.

In Europa entwickelte der Schweizer C.G. Jung schon Anfang des Jahrhunderts seine Analytische Psychologie - er gilt allgemein als Pionier und Klassiker der Transpersonalen Psychologie und -therapie -, wenig später der Italiener Assagioli die Psychosynthese, nach dem zweiten Weltkrieg der Österreicher Viktor Frankl die Logotherapie, die Schweizer Boss und Binswanger die Daseinsanalyse, die Deutschen Graf Dürckheim und Maria Hippius Gräfin Dürckheim die Initiatische Therapie, um nur die wichtigsten zu nennen.

Der Kontakt zwischen diesen älteren europäischen und den in den sechziger Jahren zur Zeit der Studenten- und New-Age-Bewegung entstandenen amerikanischen Ansätzen ist nicht immer problemlos. Es gibt jedoch Dialoge zwischen beiden und der Begriff 'Transpersonale Psychologie' ist dabei, zum Oberbegriff für alle Psychologie und -therapieansätze zu werden, deren letztes Ziel ist, "das Geistige im Menschen mit dem Geistigen im Kosmos" (Steiner) wieder zu verbinden.

Edith Zundel

Literatur:

S. Boorstein Hrsg.: Transpersonale Psychotherapie, Scherz/Barth 1988
Ch.T. Tart: Transpersonale Psychologie, Walter 1978
Zundel/Loomans Hrsg.: Psychologie und religiöse Erfahrung, Herder 1994




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06.04.2005 um 00:37
Transpersonale Psychotherapie. Der Begriff der Transpersonalen Psychotherapie entwickelte sich allmählich in den 80er und 90er Jahren und bedeutet die Umsetzung der Erkenntnisse der Transpersonalen Psychologie auf die Psychotherapie. Während die herkömmlichen psychotherapeutischen Schulen bis auf wenige Ausnahmen die Entwicklung einer reifen Persönlichkeit und die Ausbildung von genügend Ich-Stärke zur Bewältigung der Anforderungen des Lebens als oberstes Ziel sehen, bezieht die Transpersonale Psychotherapie die religiöse bzw. spirituelle Dimension der Psyche mit ein, ohne sich jedoch auf eine bestimmte Religionsform festzulegen. Ken Wilber spricht vom "Atman Projekt" (Wilber 1980), dem potentiellen Entwicklungszyklus des menschlichen Bewußtseins hin zum höchsten Bewußtsein (Atman): es entwickelt sich vom Unbewußten ("präpersonal", Kindheitsentwicklung) hin zum Selbstbewußtsein ("personal", Entwicklung eines reifen Ich) und weiter zum Überbewußten ("transpersonal"). Unter transpersonal versteht Wilber in diesem Zusammenhang den "Weg des Mystikers", also das Aufgehen in einem größeren Lebensplan und die Entwicklung des Gewahrseins der Einheit allen Seins. Das Ich verliert dadurch nicht seine Bedeutung, aber an Wichtigkeit. Es ordnet sich einer größeren Einheit, dem Selbst unter und stellt sich in seinen Dienst.

Die Transpersonale Psychotherapie bemüht sich um einen Brückenschlag zwischen Psychotherapie und Spiritualität und versucht, eine einheitliche Sichtweise zu entwickeln, in der das Personale und das Transpersonale als letztendlich zwei verschiede Manifestationen ein und derselben Wirklichkeit gesehen werden. Wichtig ist dabei eine fundierte Ausbildung in einer "personalen" und einer "transpersonalen" Therapiemethode, um die Phänomene, die auf diesem Weg auftreten können, richtig einordnen und begleiten zu können.

Zu den Transpersonalen Therapiemethoden (Zundel und Loomans, 1994) zählt man heute: Die Analytische Psychologie C.G. Jungs, die Psychosynthese nach Roberto Assagioli, die Daseinsanalyse nach Binswanger, die Initiatische Therapie nach Carlfried Graf Dürckheim, das Holotrope Atmen nach Stanislav Grof, die Prozeßorientierte Psychotherapie nach Arnold Mindell.

Hans Peter Weidinger

Literatur:

Zundel, E. und Fittkau, B. (Hsg.) (1989) Spirituelle Wege und Transpersonale Psychotherapie, Junfermann-Verlag. Paderborn
Zundel, E. und Loomans, P. (Hsg.) (1994) Psychotherapie und religiöse Erfahrung, Herder. Freiburg im Breisgau
Walsh, R.N. und Vaughan, F. (Hsg.) (1980) Psychologie in der Wende, Scherz. Bern, München, Wien
Wilber, K. (1990) Das Atman Projekt, Junfermann Verlag. Paderborn
Boorstein, S. (1988) Transpersonale Psychotherapie, Scherz. Bern, München, Wien



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06.04.2005 um 00:38
Transzendenz. Lat. 'transcendentia - "das Überschreiten". Das Jenseitige, Übersinnliche, auch die Jenseitigkeit Gottes. In der Philosophie Platons: "die ewigen Ideen". Jene "transzendenten Urbilder" haben die "Archetypenlehre" in der Analytischen Psychologie C.G. Jungs maßgeblich geprägt.

Der Begriff Transzendenz steht in gewissem Gegensatz zum Begriff Immanenz, der aristotelischen Auffassung, daß das "ewige Sein" jedem Geschöpf inne wohnt. Auch der Immanenzgedanke hat einen Widerhall in der Transpersonalen Psychologie gefunden: im Konzept des Selbst (C.G. Jung), des transpersonalen Selbst (R. Assagioli) und des Wesenskerns (K. Dürckheim / M. Hippius Dürckheim).

In der Mystik sind beide spirituellen Strömungen (Transzendenz und Immanenz) ebenfalls vertreten, z.B. in der christlichen mittelalterlichen Braut- und Wesensmystik. Den scheinbaren Widerspruch der beiden Begriffe versucht Graf Dürckheim mit dem Konstrukt der "immanenten Transzendenz" zu überbrücken.

Die Erfahrung der Transzendenz wird außer in der Mystik auch in der Transpersonalen Psychotherapie angestrebt und zwar im Bemühen, die rationale, mentale Betrachtungsweise zu überschreiten, zu Gunsten einer transpersonalen (K. Wilber), integralen (J.P. Gebser) Bewußtseinsstruktur.

Pieter Loomans

Literatur:

Dürckheim, Graf, Karlfried (1984) Von der Erfahrung der Transzendenz. Herder, Freiburg.
Gebser, Jean: (1978) Ursprung und Gegenwart II. Novalis, Schaffhausen.
Wilber, Ken (1984) Halbzeit der Evolution. Scherz, München.



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06.04.2005 um 00:38
Assagioli, Roberto * 27.2.1888 in Venedig; + 23.8.1974 in Florenz, Begründer der Psychosynthese

Stationen seines Lebens: Sohn jüdischer Eltern; mit 2 Jahren verlor er den Vater, seine Mutter Elena Kaula heiratete 1891 Dr. Emanuele Assagioli; 1904 Abitur; 1905 Umzug der Familie nach Florenz, dort Studium der Medizin; 1905 beginnende Auseinandersetzung mit Freud; 1906 erste Publikation; Beschäftigung mit mystischen Autoren, sichtbar an der Übersetzung und Einleitung eines Werkes von Johann Georg Hamann; 1909 liegen die ersten Grundlagen der Psychosynthese in zwei Artikeln bereits vor, anschließend intellektuelle Auseinandersetzung mit Freud, aktive Teilnahme am intellektuellen und philosophischen Leben in Florenz; 1907-1910 Doktorarbeit über Psychoanalyse, Mitglied der Freud-Gesellschaft Zürich und der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung als einziger Italiener, Artikel im Jahrbuch für Psychoanalytische Forschung und im Zentralblatt für Psychoanalyse, Gründungsmitglied der italienischen psychologischen Gesellschaft; 1911 Beitrag über das Unbewusste auf dem IV. Internationalen Kongress für Philosophie in Bologna; 1912-1915 Gründung und Herausgabe der Zeitschrift "Psiche"; 1922 Heirat mit Nella Ciapetti, 1923 Geburt des Sohnes Ilario; 1926 Gründung des "Istituto di Cultura e di Terapia Psichica" in Rom, ab 1933 umbenannt in "Istituto d Psicosintesi" mit eigenen Kursen; 1930 Beitritt zur Arcana-Schule von Alice Bailey; 1940 Verhaftung durch die Faschisten wegen pazifistischer Aktivitäten; 1951 stirbt sein Sohn; Gründung einer italienischen Union für fortschrittliches Judentum; Ende der 50er Jahre Neugründung des Instituts für Psychosynthese in Florenz; 1957 Gründung der „Psychosynthesis Research Foundation“ in Delaware, USA; seit 1957 jährliche Tagungen in verschiedenen europäischen Ländern und Ausbreitung über Europa; seit 1969 Mitglied des Herausgebergremiums des "Journal of Transpersonal Psychology"; in seinen letzten Lebensjahren Besuch verschiedener Psychotherapeuten und "Sucher" aus dem "Human Potential Movement", die die Gedanken und Methoden Assagiolis in ihre Arbeit integrieren oder eigenständige Institute für Psychosynthese in den Vereinigten Staaten und Europa gründen.

Wichtige theoretische Beiträge und Orientierungen: Assagiolis Absicht war es, eine Psychologie für das 20. Jahrhundert zu entwerfen, in der sowohl die Erkenntnisse der Psychoanalyse und der modernen Psychologie Platz haben, als auch die Weisheit der spirituellen Traditionen, und zwar in einer Sprache und theoretischen Konzeption, die für Menschen unterschiedlicher Weltanschauung, theoretischer Ausrichtung und kulturellem Hintergrund akzeptabel wäre. Aus diesem Grund hat er auch fast alle neuen psychologischen Strömungen seiner Zeit, soweit sie ihm bekannt waren, integriert und auch seine Schüler dazu angehalten, dasselbe zu tun. Die einzige Weltanschauung, die Assagioli mit der Psychosynthese inkompatibel findet, ist eine materialistische.

Die Psychosynthese ist eine transpersonale Psychologie insofern, als sie von einem spirituellen Wesenskern des Menschen ausgeht, den die mystischen Traditionen den "Seelenfunken" genannt haben und den Assagioli das "Höhere Selbst" nennt, ein Begriff der wohl aus der Theosophie kommt. Assagioli griff Freuds Lehre vom Unbewussten auf, grenzte aber von der Freudschen Begrifflichkeit des Unbewussten, das er das tiefere Unbewusste nannte, das "höhere Unbewusste" ab, das er als eine Art Reservoir "höherer" d.h. transpersonaler Inhalte ansah, zu denen er Qualitäten wie Liebe, Wille, Mitgefühl, Mut, Intuition und Inspiration, Schönheit, Geduld, u.ä. rechnete. Das Leben sah Assagioli als eine Entwicklungslinie der Selbstverwirklichung, in welcher der je eigene innere Wesenkern oder die innere Bestimmung zum Ausdruck zu bringen wäre. Dies ist gleichzeitig immer auch Selbsthingabe an ein größeres Ganzes. Die Psychosynthese versteht sich in diesem Sinne als eine Hilfe zur Selbstwerdung. Das kann, je nach persönlichem Standort, zunächst klassische Psychotherapie sein. Deswegen ist Psychosynthese eher als Meta-Psychologie oder zusätzliche Qualifikation zu verstehen, denn als eigenständige psychotherapeutische Schule. In dieser sog. personalen Psychosynthese geht es darum, jene Hemmnisse, die aus traumatisierenden Erfahrungen oder mangelnden Lernerfahrungen der Vergangenheit stammen, aufzulösen. Schlichte Leid- und Symptomfreiheit ist aber nicht Ziel, vielmehr beginnt dort erst der eigentliche Weg der transpersonalen Psychosynthese, dies heißt, Zugang zu seinen eigenen inneren Quellen und ein Wissen um die eigene Lebensaufgabe zu erhalten und diese in die Wirklichkeit umzusetzen. Insofern ist die Psychosynthese eine moderne säkularisierte Form und ein Destillat verschiedener spiritueller Wege.

Besonderen Wert legte Assagioli dabei auf den Willen, der erst in der modernen Selbststeuerungspsychologie wieder Aufmerksamkeit erlangt hat. Er hebt hervor, dass ein geschulter Wille zentral für die theoretische und praktische Psychologie der Entwicklung ist. Denn es bedarf nicht nur der Einsicht in Zusammenhänge und der Vorsätze, sein Leben in Verantwortung und Freiheit neu zu gestalten, sondern auch der praktischen Fähigkeit hierzu. Dies geschieht durch eine Analyse und gezielten Einsatz der Selbststeuerungsfunktionen, die gemeinhin Wille genannt werden.

Die Psychosynthese kennt kein eigenes psychopathologisches Störungskonzept. Assagioli lehnte sich vielmehr an das Jungsche Konzept der Komplexe an, die bei ihm als "Teilpersönlichkeiten" wieder auftauchen. Diese versteht man vermutlich am besten, wenn man sie als Vorläufer des modernen Schema-Begriffs nimmt.

Die Elemente der therapeutischen Arbeit sind vielfältig und eklektisch: Häufig werden Imaginationen und kreative Medien eingesetzt. Hier besteht Nähe zu Ansätzen des katathymen Bilderlebens, wenngleich die Imaginationsarbeit Assagiolis ihre Quelle wohl eher in esoterischen Traditionen hat. Aber auch sehr strukturierende, verhaltensnahe Interventionen werden eingesetzt. Insgesamt ist die Psychosynthese als Methode pragmatisch. Psychische Probleme werden dort bearbeitet, wo sie auftauchen. Deshalb ist die Psychosynthese kompatibel mit sehr vielen therapeutischen Schulen und bietet sich als integratives Modell an.

Wesentliche Publikationen:

Assagioli R (1965, 1978, 1988) Handbuch der Psychosynthese. Freiburg, Aurum; Adliswil, Verlag Astrologisch-Psychologisches Institut
Assagioli R (1982, 1987, 1991) Die Schulung des Willens. Paderborn, Junfermann.
Assagioli R (1988, 1992) Psychosynthese und transpersonale Entwicklung. Paderborn, Junfermann


Literatur zur Person:

Hardy J (1987) A psychology with a soul. London, Arkana/Routledge and Kegan Paul
Ferrucci P (1984) Werde was Du bist. Basel, Sphinx/Hamburg, Rowohlt




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06.04.2005 um 00:39
Karlfried Graf Dürckheim

Dürckheim, Karlfried Graf, Prof. Dr., Schriftsteller und Psychotherapeut. Sein voller Name lautete: Karl Friedrich Alfred Heinrich Ferdinand Maria Graf Eckbrecht von Dürckheim - Montmartin. Er entstammte väterlicherseits pfälzisch-elsässischem Uradel. Sein Stammbaum läßt sich bis in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts zurückverfolgen. Er wurde am 24.10 1986 in München geboren und verbrachte die Kindheit abwechselnd in Steingaden und Bassenheim. Während des Ersten Weltkrieges war er von 1914-1918 im Einsatz beim königlich-bayerischen Infantrie-Leibregiment. Dann folgte das Studium der Philosophie und Psychologie in München und Kiel. Anschließend Promotion in Kiel und Habilitation an der Universität Leipzig. Im Jahre 1931: Professur an der Pädagogischen Akademie in Breslau, dann in Kiel. Es folgt eine Tätigkeit als außenpolitischer Mitarbeiter von 1934 bis 1937, vor allem in England. Ab 1938 bis 1948 Aufenthalt in Japan mit der Gelegenheit einer intensiven Kenntnisnahme der japanischen Geisteskultur. Er macht intensive Erfahrungen mit Zen-Buddhismus, u.a. in Form der Kunst des Bogenschiessens, der Tee-Zeremonie, Ikebana und Kalligraphie.

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland gründet er mit seiner späteren Frau Dr. Maria Hippius die Existential-Psychologische Bildungs- und Begegnungsstätte, Schule für Initiatische Therapie in Todtmoos-Rütte im Schwarzwald. Beide entwickeln dort die Initiatische Therapie, eine Variante der Transpersonalen Psychotherapie.

Es folgt eine rege, schriftstellerische, psychotherapeutische und Vortragstätigkeit bis ins hohe Alter. Die Initiatische Therapie findet vielerorts innerhalb Deutschlands als auch im näheren Ausland in Zweigstellen und Einzelpraxen Anwendung. Graf Dürckheim hat innerhalb der Initiatischen Therapie die "personale Leibtherapie" entwickelt. Durch seine profunden Kenntnisse des Zen-Buddhismus hat er sehr zu der heutigen Beliebtheit des Za-Zen in Europa beigetragen.

Er starb am 28.12.1988 in Todtmoos-Rütte.

Literatur:

Dürckheim, Graf, Karlfried:

(1950) Japan und die Kultur der Stille. Otto Wilhelm Barth Verlag, München
(1956) Hara, die Erdmitte des Menschen. Otto Wilhelm Barth Verlag, München
(1961) Zen und Wir. Otto Wilhelm Barth Verlag, München
(1962) Der Alltag als Übung. Hans Huber, Bern
(1964) Wunderbare Katze und andere Zen-Texte. Otto Wilhelm Barth Verlag, München
(1975) Vom doppelten Ursprung des Menschen. Herder, Freiburg
(1975) Der Ruf nach dem Meister. Scherz, München
(1976) Meditieren - wozu und wie. Herder, Freiburg
(1984) Von der Erfahrung der Transzendenz. Herder, Freiburg

Wehr, Gerhard:

(1988) Karlfried Graf Dürckheim. Ein Leben im Zeichen der Wandlung.

Pieter Loomans



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