hier ein ausführlicher Artikel
http://www.neue-oz.de/information/noz_print/kreis_emsland/Vom-Klimakiller-zum-Energietraeger.html (Archiv-Version vom 27.07.2009)Vom Klimakiller zum Energieträger?
Von Holger Hartwig
Papenburg.
Ist der Papenburger Firma egm-International der Durchbruch für eine sinnvolle energetischen Wiederverwertung von Kohlendioxid (CO2) gelungen? Diese Frage stellt sich nach Versuchsreihen mit einem neu entwickelten Verfahren unter Einsatz eines stabilisierenden Wasserwirblers. Während die Wissenschaft noch keine Erklärung für das Verfahren und die Ergebnisse hat, testieren erste Universitäten in Deutschland und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) den Erfolg der Bindung von Kohlendioxid-Bestandteilen in Wasser bzw. Öl.
Der Initiator: Die Idee für denWirbelwandler hatte Torsten Sulz vor etwa sieben Jahren. Der heute 41-Jährige aus dem Landkreis Oberhavel (Brandenburg) war schwer erkrankt. „Damals hatte ich viel Zeit zum Nachdenken. Dabei beschäftigte mich die Frage, ob es nicht in der Natur Beispiele für eine Lösung des Kohlendioxid-Problems geben kann“, so der Maschinenbauer. Er habe viel Literatur gewälzt und dabei vor allem Viktor Schauberger als Vorreiter in der Nutzung von Wirbeltechnologien studiert.
Die Faszination für den Tornadowirbel motivierte ihn, diesen nutzbar zu machen. „Ich habe dann viel getüftelt, weil ich der Überzeugung bin, dass es eine andere Lösung als die risikoreiche und unwirtschaftliche Verpressung des CO2 im Untergrund geben muss.“ Zunächst habe er mit einer Holzform und Wasser einen Tornado-Wirbel simuliert. Bei ersten Tests zeigte sich, dass es gelingen könnte, gasförmige und flüssige Stoffe neu zu mischen. Er habe die Tests forciert und einen Wasserwirbler aus Gießharz gefertigt, berichtet der Autodidakt. Die Ergebnisse waren nach seinen Worten beeindruckend. So habe er das mit Kohlendioxid angereicherte Wasser zum Gießen von Pflanzen verwandt – und besseres Wachstum festgestellt. „Erst als ich dann das Testmodell über einen längeren Zeitraum laufen ließ, bildete sich ein ölartiger Film“, erzählt Sulz. Es habe sich dann herausgestellt, dass dieses Öl als Brennstoff dienen könnte.
Das Verfahren: Mit neuartigen Konstruktions-, Berechnungs- und Fertigungsprinzipien hat die egm nach eigener Darstellung einen Wirbelwandler in Form eines hyperbolischen Kegelkörpers mit Zylindermanschette entwickelt. Mit dem Wandler werde durch die spezielle Art und Weise der Stoffzuführung (z. B. Wasser, Öl und Kohlendioxid) ein künstlicher Wirbel erzeugt. In die geometrische Konstruktion des „egm-Wirbelwandlers“ seien die Kreiszahl Pi, die Euler’sche Zahl sowie die Erdbeschleunigung eingeflossen. Aufgrund des bisher einzigartigen Aufbaus würden sich, wie es in der Firmendarstellung heißt, „resonante höchstdrehende und beschleunigende Wirbel als stehende Wellen bilden, die Teilchengeschwindigkeiten auf molekularer und atomarer Ebene erzeugen, die Stoffumwandlungen induzieren“.
Unterstützt wurde der Entwickler Torsten Sulz in den vergangenen Jahren durch den Ingenieur Andre Linow (Technischer Leiter der egm) sowie durch den Biophysiker Jürgen Axmann. Eingebunden in die Versuche waren zudem als wissenschaftlicher Beirat Dr. Konstantin Meyl, Professor für Energietechnik an der Hochschule Furtwagen, und Dr. Dirk Freese, Privatdozent an der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) in Cottbus im Fachbereich Bodenschutz und Rekultivierung.
Die Versuche: Ausgangspunkt für die Tests mit dem Wirbelwandler war die Zusammenführung von Wasser und Kohlendioxid (siehe Grafik). Die Tests zielten auf die Einbindung von CO2 in Wasser. Nach mehrmaligem Durchlaufen des Wirbelwandlers bildete sich auf dem angereicherten Wasser ein Ölfilm. Erstmals in Papenburg stellten die egm-Entwickler das Verfahren im November 2008 vor. Das Besondere dabei: Mit dem Öl, das auf dem angereicherten Wasser schwamm, konnte eine Brennereinheit angetrieben werden.
Bei einer zweiten Versuchsreihe im Juli 2009 in der Kanalstadt präsentieren die Entwickler im Beisein einer Delegation aus den Emiraten, Politikern und der Wirtschaft die Verlängerung von Rapsöl zu 100 Prozent mit Wasser und unter der Zuführung von Kohlendioxid. Wieder wurden die Stoffe dem Wirbelwandler zugefügt, und die Vermengung des gelben Rapsöls, des klaren Leitungswassers und des Kohlendioxids ergab eine milchfarbige Substanz. Diese nahmen die Entwickler und schütteten sie in einen Behälter im Motorraum eines Mercedes-Benz (Diesel). Die Flüssigkeit wurde dann direkt dem Motor zugeleitet – und das Fahrzeug drehte auf dem Firmenparkplatz mehrere Runden. Bei einem weiteren Versuch wurden Kerosin (Brennwert 43 Megajoule je Kilogramm) und Kohlendioxid durch den Wirbelwandler zugeführt. Nach dem dritten Durchlauf mit Kohlendioxid ergaben die Messungen mehr als eine Verdoppelung des Kerosin-Brennwertes auf 94 Megajoule je Kilogramm.
Die Testate: In Zusammenarbeit mit der BTU Cottbus wurden 2008 erstmals Abgase eines Automotors in den Wirbelwandler eingetragen und mit Wasser zusammengebracht. Testate der BTU Cottbus mit Prüfbericht vom 7. April 2009 bestätigen, dass das vom Motor produzierte Kohlendioxid vollständig abgebaut wurde und ein ölfarbiger Film entstand, der bei entsprechender spektroskopischer Untersuchung Ähnlichkeiten mit Pflanzenöl bzw. Biodiesel aufwies und brennbar war.
Ebenfalls wurde von dem SGS Institut Fresenius aus Dortmund am 7. April 2009 bestätigt, dass die ölige Phase im Wesentlichen aus höheren Fettsäuren (Palmitin- und Ölsäure, sowie den korrespondierenden Mono- und Diglyceriden) besteht. Von der Universität in Al Ain wurde ein Heizwert von 41 Megajoule je Kilogramm bestätigt (6. November 2008).
Das bei dem Verfahren angereicherte Wasser wurde dann in mehreren Versuchen zur Bewässerung von Pflanzen verwandt. In einer ersten Studie der BTU Cottbus konnte das Pflanzenwachstum um 30 Prozent gesteigert werden. Ende April 2009 bestätigte dann auch die Technische Universität Berlin die Verdoppelung des Wachstums von zwei Algenstämmen im mit Kohlendioxid verwirbelten Wasser im Vergleich zu anderen Algen (Bericht vom 27. April 2009).
Erste Erkenntnisse zu der Vermutung, dass das verwirbelte Wasser über einen längeren Zeitraum keimfrei bleibt, ergaben Analysen des Potsdamer Wasser- und Umweltlabor (PWU). Des Weiteren wurde ein Wert von 336,1 Total-Organic-Carbon (TOC) an organischem Kohlenstoff testiert. Dieser TOC-Wert in Milligramm Carbon pro Liter ist laut egm der etwa 100-fache Wert von Leitungswasser. Fünf Monate offen gelagertes verwirbeltes Wasser hielt die gesetzlich festgelegten mikrobiologischen Parameter ein (Laborbericht vom 10. Juni 2009).
Die Nutzungsmöglichkeiten: Die Entwickler sehen den Wirbelwandler als „grundlegend neue Umwelt- und Energietechnologie“ an. Mögliche Einsatzfelder sind laut egm:
Ölgewinnung und -aufwertung für Energiewirtschaft und Verkehrswesen, verbunden mit Abgassenkungen
CO2-Abgassenkung verbunden mit der Kohlenstoffanreicherung in Wasser für Energiewirtschaft, Umweltschutz, Landwirtschaft, Aquakulturen und Biotechnologie Strecken von Ölen mit Wasser und Abgasen
Leistungssteigerung biotechnologischer Verfahren und Spurenelementeersatz, z.B. bei Aquakulturen
Wasserentkeimung und -konservierung für Industrie, Landwirtschaft, Trinkwasser Meerwasserentsalzung
Stoffumwandlung für Pharmakologie und Chemieindustrie
Die Perspektive: Für egm-Geschäftsführer Wolfgang Gesen steht fest, dass „Kohlendioxid kein Klimakiller, sondern ein Energieträger ist“. „Allerdings befinden wir uns noch in den Anfängen und haben noch einen steinigen Weg vor uns, bis die Technologie industriell eingesetzt werden kann“, so Gesen. Die Testate der Labors zeigten aber, dass eine Einbindung von Kohlendioxid durch den Wirbelwandler möglich sei. „Wir haben unserer Meinung nach eine Basis dafür, Kohlendioxid nutzbar zu machen. Das Verfahren könnte langfristig Umweltprobleme lösen, eine nachhaltige Gewinnung von Energie ermöglichen und für eine Leistungssteigerung bei biotechnologischen Verfahren sorgen.“ Das Problem sei, dass bisher zahlreiche Wissenschaftler zwar die Resultate bestätigt hätten, es „aber noch keine wissenschaftliche Erklärung gibt, warum diese dauerhafte CO2-Einbindung stattfindet“.
Deshalb stoße das Verfahren in Deutschland an vielen Stellen auf Skepsis. Gesen: „Wer in die Geschichte zurückschaut, für den ist dieser Umstand aber nichts Ungewöhnliches – viele bahnbrechende Entwicklungen erschienen zunächst nicht erklärbar.“
Für die weitere Entwicklung des Wirbelwandlers benötige das Unternehmen nun Partner. Bisher habe man alles ohne staatliche Subventionen vorangetrieben, so der Emsländer. Er ist optimistisch, „mit den Vereinigten Arabischen Emiraten diesen Partner zu finden, der an die Möglichkeiten dieser Technologie glaubt und mit uns gemeinsam die Weichen für die Weiterentwicklung des Verfahrens stellt“. Bei der Regierung der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) stößt die Papenburger Technologie auf großes Interesse. Dr. Abdelrachman A. Khaleg, Berater des Präsidenten der VAE, verfolgt seit etwa einem Jahr die Entwicklungsarbeit. Er zeigte sich begeistert von den aktuellen Versuchen, die er zusammen mit dem wissenschaftlichen Berater der Regierung, Abdulla Mangoosh, begleitete.
Khaleg sagte am Rande der Versuche in Papenburg: „Die erfolgreichen Versuche haben uns gezeigt, dass die Technik zur Grundlage für die Lösung des weltweiten CO2-Problems und die nachhaltige Produktion von Öl werden könnte.“ Khaleg kündigte an, dass er die Ergebnisse und Eindrücke der erfolgreichen Testreihen zur Prüfung an die Regierung seines Landes weitergeben werde. Ziel sei eine Partnerschaft, die die Weiterentwicklung bis zur industriellen Nutzung des Verfahrens ermögliche. Entsprechende Verhandlungen, die eine Forschungseinrichtung in Papenburg und eine Pilotanlage in Abu Dhabi vorsehen, sollen in den kommenden Monaten zum Abschluss gebracht werden.