Hallo
16.04.2006 um 15:03
Hi, ich bin Hanni, 26 Jahre alt.
Sollte ich mich jemals von einem Ausserirdischen gefragt werden, ob ich von der Erdekomme, werde ich das LEUGNEN ! Es wär mir echt zu peinlich.
Ich kann mich gut erinnern, daß ich so bis zu meinem 10. Lebensjahr immer gerneTiersendungen gesehen habe. Die meisten waren von Greenpeace, WWF und ähnlich "grünen"Organisationen. Der Schluß von fast jeder Sendung zeigte, daß nicht alles (bzw. vieles)sich im grünen Bereich befand - Könnt Ihr euch noch an das Ei, welches mit einem Bild derErde bemalt war und ein schwarzes Tuch herunterrollte, erinnern? Nachdem es über dieTischkante gerollt war, hielt das Bild an, kurz bevor es den Boden erreichte und einSchriftzug war zu sehen, der sinngemäß lautete : " Es ist fünf vor zwölf. Wie langewollen wir weitermachen?"
Dann kam die Wiedervereinigung und irgendwie das Ende des erhobenen Zeigefingers am Endesolcher Sendungen. Ich fragte mich : Hat jetzt sich eigentlich wer darum gekümmert, dieUhr zurück zu stellen? Ist das nicht mehr wichtig?
In der Schule( Gymnasium) hielt ich mich mehr schlecht als recht. Mein Vater (heuer78...) sagte zwar immer, daß man fürs Leben und nicht für die Schule lernt, doch konnteich dieses nun wirklich nicht bestätigen.
Ich hatte eher den Eindruck, als solle in der Schule aus einem Menschen ein SchülerFABRIZIERT werden.
Nachdem ich zweimal durch die 11. gefallen war, machte ich ein Praktikum in einer KiTa,für 6 Monate.
Mit Kindern zu arbeiten ist etwas, was ich nur jedem empfehlen kann; merkt man doch, wiesich die eigene Warnehmung von früher zu heute geändert hat (oder auch nicht..).
Allerdings kann es sehr bitter sein, Einblicke in die Leben dieser kleinen Menschen zuerhalten.
Danach machte ich eine Ausbildung zum Biologisch - Technischen Assistenten(BTA). Ja,Tiere aufschnippeln, Gentechnik usw. Sehr aufschlußreich.
Nachdem ich die Schule irgendwie lustig fand und zu faul zum Arbeiten war, machte ichauch noch eine Ausbildung zum CTA (Chemisch- ).
Während dieser Ausbildung ( Ich hatte mich schon immer für Wahrnehmung und ihre Phänomeneinteressiert), fiel mir ein Buch von Frederic Vester in die Hände, nämlich "Die Kunstvernetzt zu denken". Es behandelt den Weg vom technokratischen hin zum kybernetischenDenken. Klartext : Vom (Beruf einsetzen) hin zum MENSCHEN.
Ein ganz einfacher Sachverhalt zeigt den Grund für das roboterhafte Verhalten vielerunserer Mitmenschen (aber auch uns - und mir!).
Der Gesamtinput an Daten, die unsere Sinnesorgane produzieren, bewegt sich so um die1000000000 bit/s. Um diese Datenmenge bewältigen zu können filtert das verarbeitendeGehirn (also wir) die Daten auf lediglich 100bit/s
! herunter. Im ASCII Code entspricht das ca 12 Zeichen/s, da bleibt also nicht vielübrig. Einem Monitor würde das ein Standbild bescheren, das sich vielleicht mal allehalbe Minute erneuert.
Wir sehen nur deswegen ein konstantes Bild, weil das Gehirn den Datenstrom selbst wiederauffüllt, auf ca 10000000 bit/s. Das heißt aber nichts anderes, als daß 99,999% unserer"Realität" von uns selbst PRODUZIERT werden und zwar anhand unserer Erinnerungen undderen Wertungen!
Das technokratische(einfache Ursache-Wirkung) Denken ist die Folge unserer Erziehung.Meiner Meinung nach hat unsere (technokratische) Umgebung einen Hang zum Schwarz/Weißmalen. In kombination ergibt sich daraus folgendes : Man wird als Mensch geboren, dann zueinem Kind gemacht, dann zu Junge/Mädchen, dann zu einem Schüler und irgendwann zu einem(Beruf einsetzen). Mit dem Beruf bekommt man einen sozialen Status aufgepfropft, dereinem vorgibt, wie viel Geld auf dem Konto sein sollte, wo man seinen Urlaub verbringt,wie gut der/die Freund(in) auszusehen hat etc. Je nach Übereinstimmung mit diesenVorgaben wird die eigene Situation als gut oder schlecht empfunden. Sprecht mal einenBonzen auf die Klapperkiste an, die er als Leihwagen für seinen Schlitten in Reperaturbekommen hat. Dann sprecht mal einen Arbeiter an, der sich den 5Tage Urlaub im 5-SterneHotel geleistet hat auf seinen Urlaub an. Die Reaktionen darauf sind nicht schwer zuberechnen : Bonze - Momentanzustand unter Niveau - ihm gehts ja so mies. Und natürlichumgekehrt.
Fragt im nächsten Moment den Bonzen etwas erfreuliches und ,oh wunder, seine Laune ändertsich sofort.
Die 99,999% selbst gebastelte Realität wirkt aber nicht nur auf die Stimmung.
Im Zusammenspiel mit der Spezialisierung auf die verschiedenen Berufs gruppen führt dasdazu, daß wir einen Anteil von 100% Fachidioten gezüchtet haben. Ich selbst stamme aus ,naja, wohlhabenden Verhältnissen. Ich hatte erst mit 8 Jahren den ersten (bewussten)Kontakt mit "Armut" als ich mich in der Grundschule mit einem Halbmarokkaner anfreundete.
Wir mussten nie darauf achten, wieviel wir zu Essen einkaufen.
Da merkte ich zum ersten mal, daß ich ein "Fachidiot" bin. In meiner gewohnten Umgebungkam ich viel besser zurecht als hier, da man sich nicht einfach nehmen konnte, was soherumlag.
Jetzt stellt euch mal einen Haufen Politiker vor, alle von Berufswegen Fachidioten undjeder aus seiner ganz eigenen Umgebung. Jedem einzelnen fehlt das Verstandnis für andereFachbereiche und viele andere Umgebungen.Ein Freund nannte das Gesamtergebnis den"synergetischen Effekt der menschlichen Dummheit" - eingeschränkte Sichtweise.
Insofern glaube ich nicht einmal mehr daran, daß die Gesamtentwicklung von ein paarwenigen aus Bösartigkeit und Machtgier in die von ihnen gewünschten Bahnen gelenkt wird.Ich denke vielmehr, daß durch die unglaubliche Vielfalt an Spezialisierungen der Blickfür die komplexen kybernetischen Vorgänge, die eigentlich bestimmend für jedes System(Wirtschaft, Globalisierung, Klima, kurz : alles) sind, verloren geht.
Wenn man allen BWLern erzählt, daß es Deutschland gut geht, wenn das Bruttosozialproduktnur hoch genug ist, ist es verständlich, daß kaum einer von denen an die nach wie vorvorhandenen Probleme denkt, wenn das BSP denn mal hoch ist. BSP hoch = ALLES in Ordnungsozusagen.
Komplexe kybernetische Vorgänge hört sich fast abstoßend an; Doch um den Bogenzurückzuschlagen : Die Arbeitsweise unseres Gehirns ist zuallererst auf das Wahrnehmenvon solchen Zusammenhängen ausgelegt und erst mit unserer Geburt beginnt man, uns das"auszutreiben", indem man uns ein simples Ursache = Wirkung = gut/schlecht - Prinzipeinpflanzt bzw. anerzieht.
Um solche Vorgänge erkennen zu können, darf man sich nicht in Einzelheitenverstricken(Berufe!) aber auch nicht alles zu sehr vereinfachen(BSP hoch =gut).Man mußdie Wahrnehmung offen halten für alle Dinge um einen herum.
In diesem Sinne : tolles Heft!
Hoffe, das war nicht zu viel auf einmal Gruß an alle Hanni