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Telephatie?
21.07.2006 um 09:51Link: www.spiegel.de (extern)
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,427578,00.html
Telepathie-Test mit Hightech
Von Christian Stöcker
Auch seriöseForscher streiten bis heute darüber, ob Telepathie oder Telekinese möglich sind odernicht. Britische Wissenschaftler wollen nun einen definitiven Test fürGedankenübertragung entwickeln - mit Hilfe virtueller Realität.
Wenn David Wildeüber seine Arbeit redet, glaubt man, ein verschämtes bisschen Hoffnung herauszuhören.Deshalb spricht der Forscher von der University of Manchester lieber von"Standardisierung" und "methodologischen Tests", als von Parapsychologie. In Wirklichkeitaber arbeitet Wilde - mit Hightech als Werkzeug - an einem System, das endlichnachweisbar machen soll, worüber die Menschheit seit Jahrhunderten grübelt:Gedankenübertragung.
Virtual-Reality-Experiment: Simulierte Objekte bewegen
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University of Manchester
Virtual-Reality-Experiment:Simulierte Objekte bewegen
Die Liste der mit solchen Forschungsthemen ins Abseitsabgeglittenen Wissenschaftler ist lang. Doch nur einmal hat sich ein echter Star derpsychologischen Forschung auf die Seite der Beschwörer des Übersinnlichen geschlagen:1994 veröffentlichte der US-Psychologe Daryl J. Bem von der Cornell University gemeinsammit einem notorischen Parapsychologen namens Charles Honorton im höchst renommierten"Psychological Bulletin" einen Artikel mit dem Titel "Existiert Psi? Replizierbare Belegefür einen anomalen Prozess der Informationsübertragung" (Bd 115, S. 4). Dieser stellte,in solch ernstzunehmendem Rahmen bis dahin einzigartig, einen Überblick von Studien vor,mit sensationellem Ergebnis: Telepathie funktioniert.
Bem ist nicht irgendwer.Jeder Psychologiestudent kennt seinen Namen, schon seit den Sechzigern publiziert derSozialpsychologe in den renommiertesten Blättern seiner Disziplin. Vielleicht auch "wegeneines für mich vorteilhaften Vorurteils", gestand er später selbst ein, wurde der Artikeldamals überhaupt veröffentlicht. Honorton hingegen erlebte die Publikation, seinengrößten Erfolg, nicht mehr.
Senden von Geist zu Geist?
Die Studien, dieBem und Honorton zusammenfassten, benutzten alle die gleiche Methode: Im sogenanntenGanzfeld-Verfahren soll geprüft werden, ob Gedanken von einem Raum in den nächstenübertragen werden können. Die Versuchspersonen bekommen dafür zwei halbe Pingpongbälleüber die Augen, die zusätzlich mit rotem Licht bestrahlt werden, was ein völliggleichförmiges Bild schafft, ein "Ganzfeld". Über Kopfhörer wird ein gleichmäßigesRauschen vorgespielt, die Probanden werden weich gebettet. So wenige Sinneseindrücke wiemöglich sollen sie erreichen, denn, so die Theorie, wenn es Telepathie überhaupt gibt,dann ist sie vermutlich so schwach, dass jeder andere Umweltreiz sie übertönen würde.
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Telepathie - Aberglaube oder reales Phänomen?
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von Shiraz
Eine zweite Person in einem anderen Raum sieht sich üblicherweiseBilder oder Videos an, und versucht dann durch schiere Konzentration, das Gesehene an den"Empfänger" im sensorischen Kokon zu schicken, von Geist zu Geist. Lässt man die"Empfänger" anschließend raten, welches von vier angebotenen Bildern der "Sender" gesehenhat, liegt die Wahrscheinlichkeit für einen Zufallstreffer bei 25 Prozent - derMetastudie von Bem und Honorton zufolge lagen die tatsächlichen Ergebnisse aber eher bei30 bis 40 Prozent. Das sei der Beweis, sagen die Einen, direkte Kommunikation von Geistzu Geist sei möglich. Das sei ein Ergebnis schlampiger Experimente und des Zufalls, sagendie Anderen.
Kritiker der Ganzfeld-Methode monieren etwa, es könnten dochirgendwie Informationen auf anderem als mentalem Wege von einem Raum in den anderengelangt sein - etwa durch Fingerabdrücke auf Bildkarten oder durch verräterische Blickeoder Bewegungen des Versuchsleiters.
Verbundenheit stärkt die Verbindung?
Auch wenn man all diese Einwände experimentell ausräumt bleibt jedoch ein Problem:"Ich kann keine Ganzfeld-Studie machen und Ergebnisse garantieren", gab Bem selbst einmalzu, in einem Gespräch mit dem "Skeptical Inquirer", der Zeitschrift derSkeptikerorganisation "Commitee for the scientific Investigation of Claims of theParanormal". Telepathie-Resultate sind nicht jederzeit wiederholbar - das aber ist eineGrundvoraussetzung für die Anerkennung als wissenschaftlich nachgewiesenes Phänomen.
David Wilde hofft nun, die Methode, die seine Kollegen und er entwickeln, werde alleFragezeichen ein für alle mal ausräumen. Mit einem Virtual-Reality-Helm und einemDatenhandschuh sehen die Versuchspersonen die zu betrachtenden Objekte in einemsimulierten statt in einem realen Raum. Sie können sie aufheben und bewegen, sogarpassende Geräusche sollen die virtuellen Gegenstände machen. "Wir kontrollieren alles,was die Versuchspersonen sehen und hören", sagt Wilde im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE.Teilnehmen sollen Paare von Freunden oder Verwandten, denn bei denen rechnet man sich diebesten Chancen für funktionierende Gedankenübertragung aus - Verbundenheit verstärkt dieVerbindung, so die Logik.
Der "Sender" soll in der Studie im virtuellen Raumnacheinander verschiedene Objekte sehen, sie betrachten oder virtuell in die Hand nehmen,etwa ein Telefon, einen Regenschirm oder einen Ball. Der "Empfänger" sieht in seinemHelmdisplay das entsprechende Objekt, aber auch noch drei andere und soll nun raten,welches der Sender im gleichen Augenblick betrachtet. Alle möglichen Probleme derGanzfeld-Methode kann man so ausschließen, glaubt Wilde: Das System erlaube "die bislangobjektivste Erforschung von Telepathie".
"Newton und Einsteinkümmerlich aussehen lassen"
Ziel sei es aber nicht "ihre Existenz zu beweisenoder zu widerlegen, sondern eine experimentelle Methode zu schaffen, diewissenschaftlicher Prüfung standhält." Trotzdem hofft Wilde auch, dass eventuellvielleicht doch vorhandene Gedankenübertragungs-Effekte in der virtuellen Umgebungbesonders gut funktionieren können - weil die Versuchspersonen in solchen Umweltenbesonders stark auf das hier und jetzt und auf ihre Aufgabe fokussiert seien. Er ziehtParallelen zu Computerspielen, die den Spieler ja auch völlig in ihren Bann ziehenkönnten: "Die Leute haben die Tendenz, sich sehr in solche Umgebungen zu versenken."
Billig war die Ausrüstung nicht, "ein paar tausend Pfund" habe man schon investiert,sagt Wilde, und seine Kollegen haben etwa sechs Monate gebraucht, die Software zuentwickeln. Sollten die Experimente jedoch eines Tages zum Ziel führen, hätte sich derAufwand gelohnt - die von einem Skeptiker gegründete "James Randi Educational Foundation"hat einen Preis von einer Million Dollar für die erste überzeugende Demonstration einer"paranormalen Fähigkeit" ausgeschrieben.
Ganz zu schweigen vomwissenschaftlichen Gewinn: Ray Hyman, einer der hartnäckigsten Kritiker der Methoden vonHonorton und anderen Erforschern parapsychologischer Phänomene, sagte einmal: "Der erste,der auf diesem Gebiet einen Durchbruch erreicht, wird Newton und Einstein kümmerlichaussehen lassen."
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,427578,00.html
Telepathie-Test mit Hightech
Von Christian Stöcker
Auch seriöseForscher streiten bis heute darüber, ob Telepathie oder Telekinese möglich sind odernicht. Britische Wissenschaftler wollen nun einen definitiven Test fürGedankenübertragung entwickeln - mit Hilfe virtueller Realität.
Wenn David Wildeüber seine Arbeit redet, glaubt man, ein verschämtes bisschen Hoffnung herauszuhören.Deshalb spricht der Forscher von der University of Manchester lieber von"Standardisierung" und "methodologischen Tests", als von Parapsychologie. In Wirklichkeitaber arbeitet Wilde - mit Hightech als Werkzeug - an einem System, das endlichnachweisbar machen soll, worüber die Menschheit seit Jahrhunderten grübelt:Gedankenübertragung.
Virtual-Reality-Experiment: Simulierte Objekte bewegen
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University of Manchester
Virtual-Reality-Experiment:Simulierte Objekte bewegen
Die Liste der mit solchen Forschungsthemen ins Abseitsabgeglittenen Wissenschaftler ist lang. Doch nur einmal hat sich ein echter Star derpsychologischen Forschung auf die Seite der Beschwörer des Übersinnlichen geschlagen:1994 veröffentlichte der US-Psychologe Daryl J. Bem von der Cornell University gemeinsammit einem notorischen Parapsychologen namens Charles Honorton im höchst renommierten"Psychological Bulletin" einen Artikel mit dem Titel "Existiert Psi? Replizierbare Belegefür einen anomalen Prozess der Informationsübertragung" (Bd 115, S. 4). Dieser stellte,in solch ernstzunehmendem Rahmen bis dahin einzigartig, einen Überblick von Studien vor,mit sensationellem Ergebnis: Telepathie funktioniert.
Bem ist nicht irgendwer.Jeder Psychologiestudent kennt seinen Namen, schon seit den Sechzigern publiziert derSozialpsychologe in den renommiertesten Blättern seiner Disziplin. Vielleicht auch "wegeneines für mich vorteilhaften Vorurteils", gestand er später selbst ein, wurde der Artikeldamals überhaupt veröffentlicht. Honorton hingegen erlebte die Publikation, seinengrößten Erfolg, nicht mehr.
Senden von Geist zu Geist?
Die Studien, dieBem und Honorton zusammenfassten, benutzten alle die gleiche Methode: Im sogenanntenGanzfeld-Verfahren soll geprüft werden, ob Gedanken von einem Raum in den nächstenübertragen werden können. Die Versuchspersonen bekommen dafür zwei halbe Pingpongbälleüber die Augen, die zusätzlich mit rotem Licht bestrahlt werden, was ein völliggleichförmiges Bild schafft, ein "Ganzfeld". Über Kopfhörer wird ein gleichmäßigesRauschen vorgespielt, die Probanden werden weich gebettet. So wenige Sinneseindrücke wiemöglich sollen sie erreichen, denn, so die Theorie, wenn es Telepathie überhaupt gibt,dann ist sie vermutlich so schwach, dass jeder andere Umweltreiz sie übertönen würde.
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von Shiraz
Eine zweite Person in einem anderen Raum sieht sich üblicherweiseBilder oder Videos an, und versucht dann durch schiere Konzentration, das Gesehene an den"Empfänger" im sensorischen Kokon zu schicken, von Geist zu Geist. Lässt man die"Empfänger" anschließend raten, welches von vier angebotenen Bildern der "Sender" gesehenhat, liegt die Wahrscheinlichkeit für einen Zufallstreffer bei 25 Prozent - derMetastudie von Bem und Honorton zufolge lagen die tatsächlichen Ergebnisse aber eher bei30 bis 40 Prozent. Das sei der Beweis, sagen die Einen, direkte Kommunikation von Geistzu Geist sei möglich. Das sei ein Ergebnis schlampiger Experimente und des Zufalls, sagendie Anderen.
Kritiker der Ganzfeld-Methode monieren etwa, es könnten dochirgendwie Informationen auf anderem als mentalem Wege von einem Raum in den anderengelangt sein - etwa durch Fingerabdrücke auf Bildkarten oder durch verräterische Blickeoder Bewegungen des Versuchsleiters.
Verbundenheit stärkt die Verbindung?
Auch wenn man all diese Einwände experimentell ausräumt bleibt jedoch ein Problem:"Ich kann keine Ganzfeld-Studie machen und Ergebnisse garantieren", gab Bem selbst einmalzu, in einem Gespräch mit dem "Skeptical Inquirer", der Zeitschrift derSkeptikerorganisation "Commitee for the scientific Investigation of Claims of theParanormal". Telepathie-Resultate sind nicht jederzeit wiederholbar - das aber ist eineGrundvoraussetzung für die Anerkennung als wissenschaftlich nachgewiesenes Phänomen.
David Wilde hofft nun, die Methode, die seine Kollegen und er entwickeln, werde alleFragezeichen ein für alle mal ausräumen. Mit einem Virtual-Reality-Helm und einemDatenhandschuh sehen die Versuchspersonen die zu betrachtenden Objekte in einemsimulierten statt in einem realen Raum. Sie können sie aufheben und bewegen, sogarpassende Geräusche sollen die virtuellen Gegenstände machen. "Wir kontrollieren alles,was die Versuchspersonen sehen und hören", sagt Wilde im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE.Teilnehmen sollen Paare von Freunden oder Verwandten, denn bei denen rechnet man sich diebesten Chancen für funktionierende Gedankenübertragung aus - Verbundenheit verstärkt dieVerbindung, so die Logik.
Der "Sender" soll in der Studie im virtuellen Raumnacheinander verschiedene Objekte sehen, sie betrachten oder virtuell in die Hand nehmen,etwa ein Telefon, einen Regenschirm oder einen Ball. Der "Empfänger" sieht in seinemHelmdisplay das entsprechende Objekt, aber auch noch drei andere und soll nun raten,welches der Sender im gleichen Augenblick betrachtet. Alle möglichen Probleme derGanzfeld-Methode kann man so ausschließen, glaubt Wilde: Das System erlaube "die bislangobjektivste Erforschung von Telepathie".
"Newton und Einsteinkümmerlich aussehen lassen"
Ziel sei es aber nicht "ihre Existenz zu beweisenoder zu widerlegen, sondern eine experimentelle Methode zu schaffen, diewissenschaftlicher Prüfung standhält." Trotzdem hofft Wilde auch, dass eventuellvielleicht doch vorhandene Gedankenübertragungs-Effekte in der virtuellen Umgebungbesonders gut funktionieren können - weil die Versuchspersonen in solchen Umweltenbesonders stark auf das hier und jetzt und auf ihre Aufgabe fokussiert seien. Er ziehtParallelen zu Computerspielen, die den Spieler ja auch völlig in ihren Bann ziehenkönnten: "Die Leute haben die Tendenz, sich sehr in solche Umgebungen zu versenken."
Billig war die Ausrüstung nicht, "ein paar tausend Pfund" habe man schon investiert,sagt Wilde, und seine Kollegen haben etwa sechs Monate gebraucht, die Software zuentwickeln. Sollten die Experimente jedoch eines Tages zum Ziel führen, hätte sich derAufwand gelohnt - die von einem Skeptiker gegründete "James Randi Educational Foundation"hat einen Preis von einer Million Dollar für die erste überzeugende Demonstration einer"paranormalen Fähigkeit" ausgeschrieben.
Ganz zu schweigen vomwissenschaftlichen Gewinn: Ray Hyman, einer der hartnäckigsten Kritiker der Methoden vonHonorton und anderen Erforschern parapsychologischer Phänomene, sagte einmal: "Der erste,der auf diesem Gebiet einen Durchbruch erreicht, wird Newton und Einstein kümmerlichaussehen lassen."