Link: www.heise.de (extern)Die Entdeckung des Feuers: Die kommende Energierevolution
Carter Phipps 13.12.2005
Ein Interview mit dem Futuristen John Petersen über die Zeit nach dem Öl
Zur Veränderung fehlt ein katalytisches Ereignis!
Das ist ein guter Slogan! Aber glauben Sie wirklich, dass wir so extreme Situationen brauchen, um diese Veränderungen in die Wege zu leiten?
John Petersen: Es gibt viele Leute mit einem enormen Interesse daran, alles beim Alten zu belassen. Das ist eine Riesenmaschine, die sich nicht einfach in eine andere Richtung lenken lässt. Wenn einem nicht gerade ins Gesicht geschlagen wird und Blut dabei fließt, denken die wenigsten Leute daran, sich zu ändern. Wir sind Gewohnheitstiere.
Es muss ein katalytisches Ereignis geben, um die Tür zu öffnen, und dann muss man mit einer gut entwickelten Alternative durch diese Tür rennen, muss den Leuten dann zeigen, dass sich die Veränderung wirklich lohnt. Es erfordert so etwas wie den "Patriot Act", um einmal ein geschmackloses Beispiel zu benutzen. Drei Wochen nach dem elften September legten sie in der momentan herrschenden Wut dieses weit reichende Gesetz vor, und alle haben "Ja!" gesagt. Sie wussten, drei Monate später würde sich die Dringlichkeit wieder verflüchtigt haben, und die Leute würden dann wieder das Gleiche tun wie zuvor.
Wenn ich nichts Anderes zu tun hätte, würde ich einen Stapel Gesetzesentwürfe schreiben, für den Tag, an dem etwas Großes passiert. Und dann könnte man alles nach Capitol Hill rüberwerfen und denen sagen: "Das hier wird das Problem lösen." Und weil es gut durchdacht und ausgearbeitet ist, wird es problemlos durchgehen.
Nullpunktenergie und kalte Fusion
Schauen wir jetzt mal nach vorn: Was wird der Treibstoff der Zukunft sein, der, den wir in dreißig oder vierzig Jahren verwenden werden?
John Petersen: Eine Möglichkeit wäre, dass es einen Durchbruch bei der Nullpunktenergie gibt, oder einen Durchbruch bei der kalten Fusion. Nullpunktenergie ist die elektromagnetische Energie, die auf fundamentalster Ebene überall im Universum existiert. In einem Kubikzentimeter Raum vor Ihrem Gesicht ist so viel Energie wie in der gesamten bekannten Materie des Universums. Überall um uns herum sind unvorstellbare Mengen von Energie. Manche würden sogar sagen, diese Energie ist Gott oder ist Liebe. Einige sehr kluge Leute würden behaupten, dass wir als Teil Gottes existieren, und dass diese Energie Gott ist. Aber unabhängig davon, ob das wahr ist oder nicht, falls man diese schlummernde Energie in Elektrizität oder Wärme umwandeln könnte, hätte man plötzlich überall im Universum eine nutzbare Energiequelle zur Verfügung. Sie könnten mit Ihrem Raumschiff, ohne Treibstoff mitzunehmen, bis ans andere Ende der Galaxie fliegen, weil Sie ihn, egal wo Sie sind, bekommen können. Man hat in Laborversuchen bewiesen, dass diese Energie existiert. Zwar haben die Wissenschaftler noch keinen Weg gefunden, sie technisch nutzbar zu machen, aber es wird daran gearbeitet.
Zur anderen Möglichkeit, der kalten Fusion: Die kalte Fusion funktioniert wie eine Batterie, die man mit einer bestimmten Energiemenge auflädt, die dann jedoch mehr Energie wieder abgibt. Das nennt man "over-unity production". Zum Beispiel lädt man mit einem Watt auf, entnimmt aber vier Watt. Die Traditionalisten werden jetzt natürlich sagen, dass das unmöglich ist, weil ja der zweite Satz der Thermodynamik besagt, dass in jedem Prozess Energie verbraucht wird und man daher nie mehr Energie entnehmen kann, als man hineingesteckt hat. Aber sie gehen davon aus, dass wir in einem geschlossenen System arbeiten. Sowohl bei der Nullpunktenergie als auch bei der kalten Fusion könnte es im Gegensatz dazu sehr wohl sein, dass wir Zugang zu einem offenen System haben: dem Universum. Auf jeden Fall hat es auf diesem Gebiet in den letzten Jahren genügend Erfolge gegeben, um da von einem gewissen Wiederaufleben des Forschungsinteresses zu sprechen.
Was meinen Sie damit, wenn Sie sagen, dass es auf diesem Gebiet Erfolge gegeben hat?
John Petersen: Über hundert Labore haben in den letzten zehn Jahren von Fortschritten bei der kalten Fusion berichtet. Das Problem besteht darin, dass der Prozess nicht stabil ist – manchmal funktioniert er, manchmal nicht. Ich meine, das hängt mit den Materialien zusammen. Es gibt eine ganze Reihe von Faktoren, die auf die richtige Art und Weise zusammenkommen müssen, und wenn das endlich jemand geschafft hat, dann wird sich die Welt verändern. Dieser Durchbruch käme der Entdeckung des Feuers gleich. Er wäre so fundamental, dass er alles verändern würde. Aber auch dann wäre es immer noch eine elektrische Welt; man würde die elektrische Energie nur anders, eben durch eine dieser Möglichkeiten, erzeugen.
Es existiert also ein Potenzial für eine Energierevolution, die über alles hinausgeht, was bisher da war.
John Petersen: Ja. Wenn Sie richtig hinschauen, dann sehen Sie, dass heute schon ähnlich dramatische Veränderungen stattfinden. Wir sind dabei, das ganze Leben auf diesem Planeten genetisch zu verändern. Wir manipulieren heute schon so viele Aspekte des Lebens, bei denen wir früher geglaubt haben, dass dies niemals möglich ist. Es erscheint mir also nicht zu weit hergeholt zu sagen, dass sich in der nicht allzu fernen Zukunft solch eine grundlegende Energierevolution ereignen könnte.
Das Gespräch ist zuerst in der amerikanischen Ausgabe des Magazins "What Is Enlightenment?" (Nr. 29) erscheinen, die Übersetzung in der gleichnamigen deutschen Ausgabe Nr. 17.
Biete entgegennehmt, John Petersens Anschaulicher Beweis! Die Zukunft!