@gom_jabbar:
Du meintest, es würde ein neues Paradox entstehen, weil auch die Zwillingsschwester in der Rakete für sich beanspruchen könnte, sie habe sich nicht bewegt, und daß deshalb aus ihrer Sicht der auf der Erde zurückgebliebene Zwilling langsamer gealtert sein müßte. Wenn sie sich also wiedertreffen, wäre jeder älter als der andere, und das wäre paradox.
Habe ich Dich da richtig verstanden?
Denn das ist kein NEUES Paradox, sondern es ist genau das, was ich unter dem Begriff 'Zwillingsparadox' verstehe.
Es sagt: wenn die räumliche Situation zwischen beiden völlig symmetrisch ist (jeder kann behaupten, der ANDERE bewege sich), dann müsse auch die zeitliche Situation zwischen beiden symmetrisch sein (also müssen beide am Ende gleich alt sein).
Um dieses Paradox zu entkräften muß man also zeigen, daß die räumliche Situation NICHT symmetrisch ist.
Um dies zu tun, zeigen viele auf die Beschleunigung, die nur der eine von beiden wahrnimmt (womit das ganze zu einem Problem der ALLGEMEINEN Relativitätstheorie wird).
Andere sagen, daß man die Allgemeine RT gar nicht braucht, weil man die Zahlenwerte für den Flug (Beschleunigung, Entfernung, Flugzeit) so anpassen kann, daß die Beschleunigungen überhaupt nicht mehr ins Gewicht fallen.
Der Witz ist: man benötigt weder die Spezielle, noch die Allgemeine RT, um zu zeigen, daß die räumliche Situation NICHT symmetrisch ist!
Wenn sie symmetrisch wäre, müßten beide dasselbe sehen, wenn sie sich gegenseitig bei dem Experiment beobachten.
Aber was sehen sie dabei?
Der Zwilling in der Rakete fliegt laut Definition die Hälfte der Zeit von der Erde weg, und die zweite Hälfte der Zeit wieder auf die Erde zu. Er oder sie sieht die Erde also genausolange von sich wegfliegen, wie er sie auf sich wieder zurückfliegen sieht.
Der Zuhausegebliebene sieht aber etwas völlig anderes!
Warum? Egal, wie schnell sich das Licht bewegt: solange es nicht unendlich schnell ist, braucht es eine gewisse Zeit, bis der Zwilling auf der Erde SIEHT, daß die Rakete umkehrt. Die Zeit, in der ein Beobachter auf der Erde die Rakete sich entfernen SIEHT ist also länger als die Zeit, in der er die Rakete auf sich zu kommen sieht.
Da weder die Newtonsche noch die Einsteinche Physik behauptet, das Licht wäre unendlich schnell (und wahrscheinlich auch niemand von Euch), ist somit bewiesen, daß beide Beobachter nicht dasselbe sehen, und deshalb KANN die Situation NICHT symmetrisch sein!
@sky:
'Inertial' bedeutet 'träge'.
Schon Galilei hatte ja herausgefunden, daß ein Körper, der einmal in Bewegung ist, in dieser Bewegung verharren wird (und ein stillstehender still bleibt), solange keine äußeren Kräfte auf ihn wirken. Daraus folgt auch, daß man nicht absolut feststellen kann, wer sich jetzt eigentlich bewegt, solange die Körper nur ihrer Trägheit folgen. Ein solches System, daß nur seiner Trägheit folgt, nannte Einstein ein Inertialsystem. Befindet man sich in einem Inertialsystem, hat man (das entdeckte wie gesagt bereits Galilei) nicht die geringste Möglichkeit festzustellen, ob sich dieses System bewegt oder nicht. Man kann höchstens feststellen, ob es beschleunigt wird.
Nimmt man zu diesem Gesetz von Galilei noch das Gesetz von Maxwell hinzu, nachdem sich elektromagnetische Wellen in alle Richtungen mit gleicher Geschwindigkeit ausbreiten, kommt man quasi automatisch zu der Schlußfolgerung, daß 'Zeit', 'Raum' und 'Masse' nicht absolut, sondern vom Bewegungszustand des jeweiligen Beobachters abhängig sind - eben zur speziellen Relativitätstheorie (kurz SRT).
Wer die SRT anzweifelt, muß deshalb entweder die Entdeckung von Galilei oder die von Maxwell anzweifeln.