Moin moin
@Nepomuk,
hat leider etwas länger gedauert, aber ich hatte/habe da mit einem ziemlichen Chaos zu kämpfen, und die Expansion des Raumes war gerade das Letzte, womit ich mich befassen wollte.
Nepomuk schrieb am 28.05.2016:Ich habe es so verstanden, das die Gravitation auf die Expansion Auswirkungen hat. Gäbe es weniger Materie(also weniger Gravitation) , würde die Expansion noch schneller sein. Ist das richtig? Die Expansionsgeschwindigkeit nimmt aber trotzdem stetig zu,oder? Warum tut sie dies?
Zunächst einmal muss ich bei deiner Frage (PN) nach einem Buchtipp passen, ich bin mehr der Video-Typ
:D. Ca. 80% meines Halbwissens stammt von Lesch, ich habe alle seine Videos (die alten wie die neueren) ausnahmslos mehrfach gesehen. Und wenn man das über Jahre hinweg intensiv durchzieht, gepaart mit dem wirklichen Willen, etwas zu lernen, dann bleibt auch das eine oder andere hängen. Bücher sind bis auf wenige Ausnahmen nicht mein Ding, müssen sie auch nicht sein, da ich das aus purem Privatvergnügen betreibe. Ich stehe weder unter Zeitdruck, noch muss ich irgend was abliefern, noch beweisen, ich habe einfach nur Freude an der Physik, davon aber reichlich.
Angefangen hat alles vor vielen Jahren mit "Alpha Centauri". Damals hatte ich noch überhaupt keinen "Draht" zur Physik, ich stand eher auf SF-Filme, und als ich Alpha Centauri las, dachte ich, es wäre eine SF-Serie
:D.
Nachdem ich mir alle Folgen besorgt hatte, fing ich mit Folge 1 an, und war im ersten Augenblick mächtig enttäuscht. Aber Harald Lesch wäre heute bei weitem nicht so bekannt, hätte er nicht das Talent, seine Zuschauer am Bildschirm zu fesseln. Und was soll ich sagen, bereits nach den ersten paar Folgen, hatte ich Dinge begriffen, von denen ich zuvor nicht einmal wusste, dass sie existieren. Braune Zwerge, Rote Riesen, Schwarze Löcher, Sternentstehung, Gaswolken, Relativitätstheorie, Quantenmechanik, etc. pp .... es war einfach unfassbar, ich wusste, wie Sterne entstehen, und warum sie die Dinge tun, die sie tun. Tja, so fing alles an, die Geschichte mit den Foren kam erst viel später. Und heute sitze ich vorm Computer, und versuche anderen zu erklären, wie es mit dem ganzen Gravitationskram so auf sich hat
:D.
Nun aber zu deiner Frage. Gravitation wirkt anziehend, ist nicht abschirmbar, und hat eine unendliche Reichweite. Ihre Stärke nimmt jedoch mit dem Abstand proportional zu 1/r^2 ab. Sie ist für die Strukturbildung im frühen Universum mitverantwortlich, und sorgt bis heute dafür, dass diese Strukturen auch trotz der beschleunigten Expansion des Universums nach wie vor bestehen bleiben. Salopp gesagt ist die Gravitation der Kleister, der dafür sorgt, dass gravitativ ausreichend gebundene Systeme wie unser Sonnensystem, oder auch Galaxien und Galaxienhaufen nicht einfach auseinander fliegen.
In der Frühphase des Universums, also in den ersten paar mrd. Jahren, waren auch die Abstände zwischen den Galaxien noch geringer, und dementsprechend war die Anziehung auch größer als heute. Wäre die Gravitation die einzige Kraft im Universum, wäre die Expansion vermutlich irgendwann zum Erliegen gekommen, und alles wäre wieder in sich zusammen gestürzt.
Das dem nicht so ist, verdanken wir etwas, von dem wir noch keine Ahnung haben, worum es sich dabei handelt. Das ist natürlich noch lange kein Grund, dem Kind keinen Namen zu geben
:D. Das Wenige, was wir über die Dunkle Energie zu wissen glauben, haben wir aus der Beobachtung des Verhaltens der uns bekannten baryonischen Materie herausgelesen. Viel ist das leider noch nicht, aber wie heißt es so schön, in der Not frisst der Teufel auch Krümel
:D.
Dunkle Energie macht demnach ca. 70% des Energiegehaltes des Universums aus, es hat eine antigravitative Wirkung (das heißt nicht, dass es so etwas wie Antigravitation gibt! Nur die Wirkung entspricht dem.). Zudem muss die Energiedichte der Dunklen Energie nahezu konstant sein, was bedeutet, dass die Energiemenge der DE bei steigendem Volumen ebenfalls zunimmt. Und was noch wichtig ist, entgegen dem uns bekannten Äquivalenzprinzip von Masse und Energie (E=mc^2), hat die Dunkle Energie kein Massenäquivalent, welches der Expansion entgegen wirkt, sondern genau entgegengesetzt.
Mit diesen Eigenschaften lässt sich zunächst das beobachtete Expansionsverhalten halbwegs erklären. Nach einer sehr kurzen Phase extremer Expansionsgeschwindigkeit (Inflation) folgte eine lange Phase, in der die Expansionsrate wieder abnahm, anfangs stärker, später bedingt durch die immer größer werdenden Abstände zwischen den Strukturen immer weniger. Zugleich stieg aber die anfangs kaum vorhandene Energiemenge der Dunklen Energie ständig an (konstante Energiedichte!), was der Verlangsamung der Expansion zusätzlich entgegen wirkte. Und vor ca. 6 Milliarden Jahren war es dann so weit, die Verlangsamung wurde gestoppt, und das Universum begann beschleunigt zu expandieren. Und dieser Zustand hält bis heute an.
So viel erst mal dazu, kann auch sein, ich sehe dass alles zu stark vereinfacht, und mit Zahlen kann ich es auch nicht belegen. Es ist halt nur das Bild, welches mir in zahllosen populärwissenschaftlichen Beiträgen vermittelt wurde. Mir persönlich reicht dieser Grad an "Tiefe" auch.
:DUnd nun noch etwas OT ....
Spoiler
Anlässlich der Fussball-EM 2016 in Frankreich habe ich ein kleines Tippspiel unter folgendem Link eröffnet:
https://www.kicktipp.de/allmystery-tippspiel/
Die Teilnahme ist kostenlos, aber es gibt auch (außer unendlich viel Ruhm und Ehre) nix zu gewinnen. In der UH habe ich auch einen Thread dazu angelegt, aber da dort nicht jeder vorbei schaut, bringe ich es auch hier noch mal... :D
EM-2016 Tippspiel