Link: www.willighp.de (extern) (Archiv-Version vom 14.05.2005)Anhang: stammbaum_neu.gif (39,2 KB)Der menschliche StammbaumEin bunter Haufen unterschiedlicher Urmenschen tummelte sich in den vergangenen vier bis fünf Millionen Jahren zunächst ausschließlich in Afrika. Lange galt der 1974 in Ostafrika entdeckte Australopithecus afarensis (der "Südaffe aus Afar", Spitzname "Lucy") mit rund 3,7 Millionen Jahren als unser ältester Ahne. Zwei Jahrzehnte später, im Sommer 1995, wurde "Lucy" entthront: Mit dem 3,9 bis 4,2 Millionen Jahre alten Australopithecus anamensis (dem südlichen Affen vom See"= war am Turkanasee in Nordkenia ein noch älterer, bereits aufrecht gehender Hominide gefunden worden, der in der direkten Vorfahrenlinie sämtlicher Frühmenschen steht.
Dagegen wird der 1994 in Äthiopien entdeckte, rund 4,4 Millionen Jahre alte Ardipithecus ramidus ("an der Wurzel stehender Bodenaffe") inzwischen als ein ausgestorbener Seitenzweig unserer Ahnenreihe aufgefaßt. Dieser vorläufig älteste, zweibeinig auf dem Boden gehende Hominide ist dem gemeinsamen Ursprung der Menschen und Menschenaffen vermutlich sehr nahe. Erneut für Aufregung sorgte 1995 ein französisches Forscherteam, das im Tschad - rund 2500 Kilometer weiter westlich als die bisherigen Funde im ostafrikanischen Grabenbruch - eine neue Art fand und Australopithecus bahrelgazali ("südlicher Affe vom Gazellenfluß") taufte.
Wie sich aus den Nachfahren des Australopithecus anamensis und von "Lucy" später die weiteren Frühmenschenformen entwickelten, ist unter den Experten umstritten. Stammbäume sind Legion, und immer wieder werden neue vorgelegt. Prominentester deutscher Mitspieler im Stammbaumspiel der Paläoanthropologen ist Friedemann Schrenk vom Hessischen Landesmuseum in Darmstadt. "Je nachdem, wer sich wann, wo und wie an der Interpretation menschlicher Fossilien versucht, unterscheiden sich die Resultate erheblich", meint Schrenk. Die Rekonstruktion der Menschheitsgeschichte sei eine Art Denkspiel, bei dem zunächst alles erlaubt sei.
Schrenks Lieblingsgedanke ist: Der rund 2,5 bis 1,9 Millionen Jahre alte Homo rudolfensis, von dem sein Team 1991 am Malawi-See eine Unterkiefer entdeckte, nimmt eine zentrale Stelle im Stammbaum ein. Mit diesem ältesten Vertreter der Gattung Homo wären unsere Ahnen in Ostafrika zu "echten" Menschen geworden. Möglicherweise begann bereits mit Homo rudolfensis - vor über zwei Millionen Jahren - die Kette mehrerer Auswanderungen aus Afrika.
Dieses Szenario würde die jüngste Neudatierung von javanischen Homo-erectus-Funden auf ein Alter von 1,8 Millionen Jahren plausibel machen - sie könnten "Rudolfensis" -Nachfahren sein. Die Grafik gibt noch das konservative Szenario wider, wonach der Erectus erst vor etwa einer Million Jahre Afrika verließ und von Homo ergaster abstammt.
mfg pioid
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