Auftriebskraftwerk
13.03.2023 um 19:03Hallo,
nachdem ich mich nach Jahren der Abstinenz nun doch entschlossen habe, mich in diesem Forum anzumelden und nachdem dieses hier das Thema war, das ich - passiv - von Anfang an mitgelesen hatte, will ich mich nun denn an dieser Stelle einmal vorstellen.
Mit einer naturwissenschaftlichen Ausbildung hatte ich immer schon eine Neigung zu Science Fiction, Ufos, Prä-Astronautik, Psi-Kräften, wobei ein Buch von Prokop über die Rhine-Tests und die "Erinnerungen an die Wirklichkeit" mir den Realitätssinn bewahrt haben.
Letztlich hat tatsächliche Physik mehr an Rätseln und Wundern zu bieten, aber die Faszination, herauszufinden, wie etwas funktioniert, besteht weiterhin auch bei den "Grenzwissenschaften". Und wenn man sieht, wie sehr Menschen von Scharlatanen manipuliert und ausgenommen werden, haben wir als Naturwissenschaftler auch sowas wie eine Aufklärungspflicht.
Per Internet habe ich das zuerst intensiver mitverfolgt, als ein berühmter deutscher Kapillarforscher, dessen Namen zu nennen ich unwürdig bin, 2010 mit seinem Perpetuum Mobile die Foren flutete. Spaßeshalber schaue ich immer noch alle paar Jahre auf der Webseite von HWCV nach, ob dort etwas Neues zu sehen ist. Lange Zeit war dort immer nur das Schlittenkapillar zu finden. Anscheinend seit dem 2.2.2022 gibt es aber Veröffentlichungen zu einer Technologie, die "zweifellos ihren historischen Rang einnehmen werden". Im Shop werden Geräte mit der Bezeichnung Zero angeboten. Um Preise zu erfahren, müsste man per Mail Kontakt aufnehmen. Einerseits Bilder von fertigen Geräten, andererseits soll aber noch eine Entwicklungszeit von 2 Jahren nötig sein. Man ahnt das Geschäftsmodell, bei dem Menschen dazu gebracht werden, Geld für etwas zu geben, was dann doch nie geliefert wird.
Es existiert ein Video mit einer Kette, die - das sollen wir jedenfalls glauben - ein Rad antreibt und sich endlos dreht und dreht und dreht. Angetrieben wird die Kette scheinbar durch ein Kapillar auf der Basis von Ferrofluid. Interessant ist, dass diesmal eine ungewöhnlich genaue mathematisch/physikalische Herleitung auf der Webseite zu finden ist, noch mit Wasser als Auftriebsmedium. Und da lässt sich dann auch sehr genau feststellen, wo der Fehler liegt.
Die erste Großtat des Hans Weidenbusch hatte darin bestanden, dass er ca. 2006 den Impulserhaltungssatz widerlegt hatte. Zwei Überraschungseier schwimmen, aneinander gekoppelt, in gleichbleibender Höhe unter Wasser. In dem einen Ü-Ei befindet sich Luft, in dem anderen Ü-Ei befindet sich ein Gewicht, das den Auftrieb genau kompensiert. Dann soll ein an den beiden Ü-Eiern befindlicher Mechanismus mit einer Feder deren Position vertauschen, bzw. sie dazu bringen, sich in der Mitte zu treffen. Und, siehe da, auch in der neuen Position heben sich Gewicht und Auftrieb exakt auf. Beide Ü-Eier schweben weiterhin in gleichbleibender Höhe. Aber der Schwerpunkt hat sich verschoben. Damit ist der Impulserhaltungssatz widerlegt.
Der Trick besteht darin, dass die beiden Ü-Eier sich auch in jeder anderen Höhe unter Wasser im Gleichgewicht befinden und dort verharren würden. Statt einer statischen Berechnung, die nur darum kreist, dieses Gleichgewicht herzuleiten und sich dadurch bestätigt zu fühlen, wäre eine dynamische Berechnung nötig, wie das System von Zustand A in Zustand B gelangt. Und da würde die Kraft das leichte Ü-Ei stärker beschleunigen als das schwere. Beide Ü-Eier würden sich also nicht in der Mitte treffen, sondern im gemeinsamen Schwerpunkt, wie es der Impulserhaltungssatz aussagt. Zusätzlich ist bei der Bewegung noch der Wasserwiderstand zu überwinden, was am Prinzip nichts ändert.
Das Auftriebskraftwerk hätte ich gern in Aktion gesehen und ich bin immer noch enttäuscht, dass es mit der Vorführung bei der Hannover Messe nicht geklappt hat. Ich hatte vorsorglich extra alte Kontakte aufgewärmt, um eine Freikarte zu bekommen. Was ebenfalls nicht geklappt hat, war eine Auslieferung der Geräte, "bevor der Schnee fällt". Ebenfalls ist es nicht eingetreten, "dass denen der Arsch schon auf Grundeis geht". Bedauerlicherweise haben bei Rosch und Co. anscheinend doch alle Geschäfte, wie von denen geplant, stattgefunden. Leider habe ich auch keine Idee, wie man das hätte anders ausgehen lassen können.
Aber ich hatte immer noch ein paar Ideen zur Funktionsweise des AuKW, die ich hier rückwirkend einbringen möchte. Diskutiert wurde hauptsächlich auf der Basis der Energie, die unten eingeblasen wird und die dann maximal oben am Getriebe zur Verfügung steht. Wie sieht es aus - analog zum Versuch mit den Ü-Eiern - mit einer dynamischen Betrachtungsweise, bei der es darum geht, wie das Karussell von der Ruheposition in Fahrt gerät? Mit jeder Umdrehung wird ein Stück mehr kinetische Energie hinzugefügt. Wenn die Maximalgeschwindigkeit erreicht ist, muss die eingeblasene Energie nicht diese gesamte Geschwindigkeit erzeugen, sondern braucht nur die Reibungsverluste zu ersetzen. Wenn der Kompressor plötzlich abgeschaltet wird, könnte das Karussell sich mit der gespeicherten Energie noch 1-2 Runden weiterdrehen.
Nun bringt so eine Betrachtungsweise beim AuKW nicht wesentlich neue Erkenntnisse. Außer vielleicht, es könnte der Energieumsatz überschätzt worden sein. Es wurde ein überdimensionierter Generator verwendet, um die behauptete hohe Energieproduktion vorzutäuschen. Vielleicht wurde auch ein überdimensionierter Kompressor verwendet. Dann wäre die Menge der tatsächlich eingeblasenen Luft geringer als angenommen und entsprechend weniger Drehmoment würde oben ankommen. So manch hitzige Diskussion, ob das Getriebe auseinanderfliegen müsste, hätte sich ersparen lassen. Theorien, dass da im Betrieb ein Zahnrad rausgenommen wird oder dass der Generator beim Start als Motor verwendet wird, wären gar nicht erst aufgekommen. Es würde ja völlig ausreichen, wenn das Getriebe den Generator im Leerlauf antreiben kann.
Gaia und Rosch haben ein paar Chancen verpasst. Das Karussell arbeitet ja umso effektiver, je weniger Reibung es gibt. Da hätte ich doch mindestens erwartet, dass die Auftriebsbehälter mit Haifischhaut überzogen werden. Und so ein Behälter muss auf seinem Weg ständig auf der einen Seite Wasser verdrängen, das auf der anderen Seite dann wieder in die Lücke hineinströmt. Wenn man es erreichen könnte, dass das Wasser dabei eine Art stehende Welle bildet, wäre die Wirbelbildung und damit die Reibung wesentlich geringer. Man könnte eine Beziehung zwischen aufsteigenden und absteigenden Auftriebsbehältern herleiten und das mit Cooper-Paaren bei der Supraleitung vergleichen. Auf der Schwurbelskala ist nach oben hin noch viel Platz.
Gibts es hier eigentlich auch einen Thread, wo fehlgeleitete Wissenschaft debunked wird? In letzter Zeit hatte ich mich beschäftigt mit einem Video von einem Veritasium, der uns 2021 über die "Big Misconception About Electricity" aufklären wollte und dabei ins Klo gegriffen hat. Immerhin hat er etwas aufgebracht, mit dem man auch gestandene Physiker ins Straucheln bringen kann. Wer es noch nicht kennt, sollte sich die Debatte mit diversen Antwort-Videos dazu gönnen. Mindestens ebenso spannend wie das AuKW oder die Kapillartechnologie.
realradioactiveman
nachdem ich mich nach Jahren der Abstinenz nun doch entschlossen habe, mich in diesem Forum anzumelden und nachdem dieses hier das Thema war, das ich - passiv - von Anfang an mitgelesen hatte, will ich mich nun denn an dieser Stelle einmal vorstellen.
Mit einer naturwissenschaftlichen Ausbildung hatte ich immer schon eine Neigung zu Science Fiction, Ufos, Prä-Astronautik, Psi-Kräften, wobei ein Buch von Prokop über die Rhine-Tests und die "Erinnerungen an die Wirklichkeit" mir den Realitätssinn bewahrt haben.
Letztlich hat tatsächliche Physik mehr an Rätseln und Wundern zu bieten, aber die Faszination, herauszufinden, wie etwas funktioniert, besteht weiterhin auch bei den "Grenzwissenschaften". Und wenn man sieht, wie sehr Menschen von Scharlatanen manipuliert und ausgenommen werden, haben wir als Naturwissenschaftler auch sowas wie eine Aufklärungspflicht.
Per Internet habe ich das zuerst intensiver mitverfolgt, als ein berühmter deutscher Kapillarforscher, dessen Namen zu nennen ich unwürdig bin, 2010 mit seinem Perpetuum Mobile die Foren flutete. Spaßeshalber schaue ich immer noch alle paar Jahre auf der Webseite von HWCV nach, ob dort etwas Neues zu sehen ist. Lange Zeit war dort immer nur das Schlittenkapillar zu finden. Anscheinend seit dem 2.2.2022 gibt es aber Veröffentlichungen zu einer Technologie, die "zweifellos ihren historischen Rang einnehmen werden". Im Shop werden Geräte mit der Bezeichnung Zero angeboten. Um Preise zu erfahren, müsste man per Mail Kontakt aufnehmen. Einerseits Bilder von fertigen Geräten, andererseits soll aber noch eine Entwicklungszeit von 2 Jahren nötig sein. Man ahnt das Geschäftsmodell, bei dem Menschen dazu gebracht werden, Geld für etwas zu geben, was dann doch nie geliefert wird.
Es existiert ein Video mit einer Kette, die - das sollen wir jedenfalls glauben - ein Rad antreibt und sich endlos dreht und dreht und dreht. Angetrieben wird die Kette scheinbar durch ein Kapillar auf der Basis von Ferrofluid. Interessant ist, dass diesmal eine ungewöhnlich genaue mathematisch/physikalische Herleitung auf der Webseite zu finden ist, noch mit Wasser als Auftriebsmedium. Und da lässt sich dann auch sehr genau feststellen, wo der Fehler liegt.
Die erste Großtat des Hans Weidenbusch hatte darin bestanden, dass er ca. 2006 den Impulserhaltungssatz widerlegt hatte. Zwei Überraschungseier schwimmen, aneinander gekoppelt, in gleichbleibender Höhe unter Wasser. In dem einen Ü-Ei befindet sich Luft, in dem anderen Ü-Ei befindet sich ein Gewicht, das den Auftrieb genau kompensiert. Dann soll ein an den beiden Ü-Eiern befindlicher Mechanismus mit einer Feder deren Position vertauschen, bzw. sie dazu bringen, sich in der Mitte zu treffen. Und, siehe da, auch in der neuen Position heben sich Gewicht und Auftrieb exakt auf. Beide Ü-Eier schweben weiterhin in gleichbleibender Höhe. Aber der Schwerpunkt hat sich verschoben. Damit ist der Impulserhaltungssatz widerlegt.
Der Trick besteht darin, dass die beiden Ü-Eier sich auch in jeder anderen Höhe unter Wasser im Gleichgewicht befinden und dort verharren würden. Statt einer statischen Berechnung, die nur darum kreist, dieses Gleichgewicht herzuleiten und sich dadurch bestätigt zu fühlen, wäre eine dynamische Berechnung nötig, wie das System von Zustand A in Zustand B gelangt. Und da würde die Kraft das leichte Ü-Ei stärker beschleunigen als das schwere. Beide Ü-Eier würden sich also nicht in der Mitte treffen, sondern im gemeinsamen Schwerpunkt, wie es der Impulserhaltungssatz aussagt. Zusätzlich ist bei der Bewegung noch der Wasserwiderstand zu überwinden, was am Prinzip nichts ändert.
Das Auftriebskraftwerk hätte ich gern in Aktion gesehen und ich bin immer noch enttäuscht, dass es mit der Vorführung bei der Hannover Messe nicht geklappt hat. Ich hatte vorsorglich extra alte Kontakte aufgewärmt, um eine Freikarte zu bekommen. Was ebenfalls nicht geklappt hat, war eine Auslieferung der Geräte, "bevor der Schnee fällt". Ebenfalls ist es nicht eingetreten, "dass denen der Arsch schon auf Grundeis geht". Bedauerlicherweise haben bei Rosch und Co. anscheinend doch alle Geschäfte, wie von denen geplant, stattgefunden. Leider habe ich auch keine Idee, wie man das hätte anders ausgehen lassen können.
Aber ich hatte immer noch ein paar Ideen zur Funktionsweise des AuKW, die ich hier rückwirkend einbringen möchte. Diskutiert wurde hauptsächlich auf der Basis der Energie, die unten eingeblasen wird und die dann maximal oben am Getriebe zur Verfügung steht. Wie sieht es aus - analog zum Versuch mit den Ü-Eiern - mit einer dynamischen Betrachtungsweise, bei der es darum geht, wie das Karussell von der Ruheposition in Fahrt gerät? Mit jeder Umdrehung wird ein Stück mehr kinetische Energie hinzugefügt. Wenn die Maximalgeschwindigkeit erreicht ist, muss die eingeblasene Energie nicht diese gesamte Geschwindigkeit erzeugen, sondern braucht nur die Reibungsverluste zu ersetzen. Wenn der Kompressor plötzlich abgeschaltet wird, könnte das Karussell sich mit der gespeicherten Energie noch 1-2 Runden weiterdrehen.
Nun bringt so eine Betrachtungsweise beim AuKW nicht wesentlich neue Erkenntnisse. Außer vielleicht, es könnte der Energieumsatz überschätzt worden sein. Es wurde ein überdimensionierter Generator verwendet, um die behauptete hohe Energieproduktion vorzutäuschen. Vielleicht wurde auch ein überdimensionierter Kompressor verwendet. Dann wäre die Menge der tatsächlich eingeblasenen Luft geringer als angenommen und entsprechend weniger Drehmoment würde oben ankommen. So manch hitzige Diskussion, ob das Getriebe auseinanderfliegen müsste, hätte sich ersparen lassen. Theorien, dass da im Betrieb ein Zahnrad rausgenommen wird oder dass der Generator beim Start als Motor verwendet wird, wären gar nicht erst aufgekommen. Es würde ja völlig ausreichen, wenn das Getriebe den Generator im Leerlauf antreiben kann.
Gaia und Rosch haben ein paar Chancen verpasst. Das Karussell arbeitet ja umso effektiver, je weniger Reibung es gibt. Da hätte ich doch mindestens erwartet, dass die Auftriebsbehälter mit Haifischhaut überzogen werden. Und so ein Behälter muss auf seinem Weg ständig auf der einen Seite Wasser verdrängen, das auf der anderen Seite dann wieder in die Lücke hineinströmt. Wenn man es erreichen könnte, dass das Wasser dabei eine Art stehende Welle bildet, wäre die Wirbelbildung und damit die Reibung wesentlich geringer. Man könnte eine Beziehung zwischen aufsteigenden und absteigenden Auftriebsbehältern herleiten und das mit Cooper-Paaren bei der Supraleitung vergleichen. Auf der Schwurbelskala ist nach oben hin noch viel Platz.
Gibts es hier eigentlich auch einen Thread, wo fehlgeleitete Wissenschaft debunked wird? In letzter Zeit hatte ich mich beschäftigt mit einem Video von einem Veritasium, der uns 2021 über die "Big Misconception About Electricity" aufklären wollte und dabei ins Klo gegriffen hat. Immerhin hat er etwas aufgebracht, mit dem man auch gestandene Physiker ins Straucheln bringen kann. Wer es noch nicht kennt, sollte sich die Debatte mit diversen Antwort-Videos dazu gönnen. Mindestens ebenso spannend wie das AuKW oder die Kapillartechnologie.
realradioactiveman