@rosaKeks Ich glaube ein Problem ist die zunehmende Komplexität in unserer Welt.
ich habe mich im Studium mit Geschichte der Medizin auseinander setzen müssen - ja auch Mittelaltermedizin ist
prüfungsrelevant - da finden sich viele Konzepte, die die klassischen Esoteriker heute wieder aufgreifen (z.B. Signaturenlehre oder Spaghyrik etc.).
Ich meine bei manchen Menschen eine Sehnsucht nach Abkehr von der Komplexität festzustellen, Sehnsucht nach Simplifizierungen, nach einfachen Erklärungen der Welt. Ein Problem ist sicherlich, dass wir immer mehr Wissen und dieses Wissen immer mehr Nichtwissen offenbart und die Zusammenhänge immer komplexer werden. Das überfordert nicht nur den Bildungsfernen.
Man beruft sich dann auch vermeintlich einfache aus subjektiver Sicht logische Zusammenhänge, da man wahrscheinlich von der Realität überfordert ist. Dabei wird auch gerne auf historische Stilblüten zurückgegriffen - gleichzeitig aber auch übersehen, dass auch im Mittelalter Medizin und Wissenschaft dem allgemeinen Bürger weit voraus und ebenso unverständlich waren wie wir es heute haben. Dabei ist heute das Niveau der Allgemeinbildung - auch wenn man es nicht wahrhaben möchte - höher als noch vor 500 Jahren - ok eine gewisse Regression lässt sich dabei bei dem ein oder anderen durchaus feststellen.
Daraus resultiert meiner Meinung nach dann der Wunsch nach Simplifizierungen der auch einem Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit entspringt. Ich habe den Eindruck Menschen leben leichter und entspannter, wenn manden Dingen einen einfach nachvollziehbaren Sinn gibt - das beruhigt ungemein, wahrscheinlich sogar mehr als entsprechende Medikamente.
In so einer Situation zieht man dann gerne stark vereinfachende und auch falsche Denkkonzepte an Land, beruft sich auf unsere Altvorderen und und und. Ich denke dass der persönliche Druck bisweilen dabei ganz schön groß ist und baut sich dann seine eigene Welt auf, sucht sich Gleichgesinnte und summt im Rahmen der kognitiven Konsonanz dann gemeinsam im Chor und schirmt sich nach außen ab - um ja nicht das instabile Gleichgewicht - wie beim inversen Pendel - durch eine leichte Störung von außen zu zerstören.
Manche verstricken sich dann soweit in ihre eigene Realität, dass ein Ausstieg nur unter Aufgabe der eigenen Lebensrealität denkbar wäre und ich denke das verkraften viele Menschen nicht, weil man sich dann eingestehen müsste, das sein gesamtes Lebensbild falsch ist. Zweitens gehört zu so einem Schritt auch noch eine gewisse Einsichtsfähigkeit und verschiedene Resilienzfaktoren dazu, um das überhaupt durchführen zu können. Man kann hier gerne Theorien aus der Suchtkrankenbehandlung übertragen.
Soviel erstmal dazu...