@gerhard86 Ich kenne die technische Denkweise sehr gut und mir sind auch diejenigen Gesprächspartner am liebsten mit denen ich mich auf einem hohen wissenschaftlichen Niveau unterhalten kann, insofern bin ich auch ein Verfechter und erklärter Fan von evidenzbasierten Medizin.
Aber im Krankheitsgeschehen spielt ja die Psyche eine extrem wichtige Rolle und aus ärztlicher Sicht reicht mir dann eine technische Betrachtung nicht aus, um die Denkweise der Patienten zu verstehen. Da kommen so viele emotionale Gründe mit ins Spiel.
Für mich hat zB auch der stringente Glaube an ein funktionierendes AuKW/PM (der wievielten Art auch immer) eindeutig pathologische wahnhafte Züge. Dazu gibt es in der Psychiatrie ja auch einige gute Beschreibung für.
Vielleicht verstehst Du auch, was das Thema für mich so spannend macht - nicht nur die technische Unmöglichkeit eines solchen unterfangens dessen Gründe ja hier schon super heraus gearbeitet wurden - sondern vielmehr, warum sich mensch davon nicht überzeugen lässt, dass es nicht funktioniert und stattdessen lieber in seiner eigenen "heilen" Welt bleibt, in einer Welt, in der alles irgendwie einen Sinn ergibt.
Meine Beobachtung ist auch, dass Menschen gerne ein Konstrukt eigener Wahrheiten aufbauen und in der systematischen Therapie gibt es dazu auch die Modellvorstellung eines Mobilé welches irgendwie austariert wird und in sich schlüssig und harmonisch - auch wenn es ein ganz unsinniges realitätsfremdes Konzept darstellt. Kommt jetzt eine Störung von außen - und für diese Menschen ist die physikalisch-technische Realität eine gewaltige Störung ihrer scheinstabilen Welt, dann kommt alles ins Wanken und es wird instabil. Und ich denke dann wird mit aller Macht versucht, diese Scheinstabilität zu erhalten. Vielleicht spielen da auch viele Ängste mit, ins bodenlose zu fallen etc. pp.
Interessant ist für mich auch die Beobachtung, dass solche Verhaltensweisen oft auch mit zwanghaften (anankastischen) Persönlichkeiten zusammen hängen also auch ein Charaktermerkmal sein können.
Wissenschaftler sollten eigentlich in ihrer Ausbildung gelernt haben, dass man seine "Meinung" an neue wissenschaftliche Erkenntnisse anpassen können muss, um nicht in einen religiösen Dogmatismus abzurutschen sondern um wirklich neues "Wissen" zu schaffen. Dabei muss es einem Wissenschaftler egal sein, welches Weltmodell ihm am besten gefällt wenn die Erkenntnis zeigt, dass die Welt anders funktionieren muss sollte ein Wissenschaftler eigentlich begeistert sein und sein Mobilé neu ausrichten. Diese Anpassungsfähigkeit an äußere Veränderungen scheint solchen Menschen ebenfalls zu fehlen, d.h. eine Art Anpassungsstörung an Veränderungen.
Nun ja, ich schweife gerade sehr ab, sorry aber mich fesselt das Thema auch auf die ein oder andere Weise...