schon Konfuzius wusste:
Bevor ihr euch streitet klärt die Begriffe.
Ich finde es mehr als leichtfertig wie einige bedauernswerte Gemüter hier stetig ein Schubladendenken sondergleichen an den Tag legen und damit auch noch andere anstecken.
In kaum einem anderen Diskurs spiegelt sich das so sehr wieder wie beim angeblichen Zwist zwischen "Esoterikern"/"Esos", den "Verschwörungstheoretikern"/"VTlern" gegenüber den Bescheidwissern-vorm-Herrn, die sich da großspurig als "Skeptiker" bezeichnen.
All diese Personifikationen gibt es kaum in Reinform, und wenn, dann befindet sich kener dieser Zustände - selbst der s.g. "Skeptiker" - wohlkaum mit dem gesunden Menschenverstand in Einklang.
Der augenscheinlichste grob-fahrlässige Fehler in all dieser Argumentation ist, dass Esoterik per se als reiner Unfug und Scharlatanerie abgetan wird, Verschwörungen mitsamt Verschwörungstheorien generell als indiskutabel hingestellt werden, während zwanghaft ein Konsenz der Skeptiker suggeriert wird. Diese gedanklichen Fronten lassen das nötige Maß an Differenzierung bei weitem vermissen.
Wenn Esoteriker durchweg leichtgläubige Naivlinge sind, wie erklärt sich es dann, dass sie angeblich zur Mehrzahl aus abgebrühten Scharlatanen bestehen sollen?
Sind nicht die Scharlatane vielmehr vergleichbar mit dem Klischee des verrückten Wissenschaftlers, so experimentierfreudig und hartnäckig wie sie sind? Oder handelt es sich nicht gar nur um eine Esoterik-Branche mit zwar Vorzeige-beispielhaften aber wenigen skrupelosen Unternehmern wie sie im Buche stehen und in jeder Branche zu finden sind, und einer Käuferschaft mit unzähligen unterschiedlichen Interessen und Intensionen - vom Aberglaube bis zum schlichten Kitsch? Und all diese Individuen werden hier einfach in einen Topf geworfen und mit einem Wort abgehandelt, das so inflationär abgenutzt ist, dass es schon fast gleichbedeutend mit "Spinner" oder "Freak" ist - von Leuten, die jegliche Naivität bei sich verleugnen und sich "Skeptiker" nennen oder großspurig und mehr als weit vorausgreifend als "Wissenschaftler" bezeichnen.
Was hier geschieht, ist ein einziges Verunsichern, ausgehend von denen, die sich stetig und mit übertriebenen Sicherheitsabstand immer auf der sicheren Seite geben, gegenüber denen, die über alle Horizonte hinaus nach Untastbarem greifen. Wer die Leute nach Kategorien "Esoteriker", "Pseudowissenschaftler" oder "Verschwörungstheoretiker" abstempelt, hat nicht nur den Pseudo-Titel "Skeptiker" verdient, sondern auch "engstirnig", "leichtfertig" und "anmaßend".
Sicher fehlt einem großen Teil der jungen Allmy-User die Lebenserfahrung bzw. das Wissen, um chauvinistischen Mechanismen in der Gruppendynamik zu erkennen. Aber nichts anderes brachte den faschistischen Nationalsozialismus in Deutschland wesentlicher in Fahrt und nichts anderes verbirgt sich auch hinter dieser angeblich so "organisierten Trollerei". Wer "Die Welle" oder "Das Experiment" kennt, wird zumindest ziemlich eindeutige Parallelen in dem Verhalten Einiger erkennen. Ich frage mich, ob wir in Deutschland immer noch diesen Keim des Bösen in uns tragen, oder ob dieses Phänomen generell auftritt, wenn Menschenmassen beginnen, sich selbstständig aufzugliedern.
Jedenfalls kann ich nichts Gutes daran erkennen, ausser dass dieses Hineinrutschen in diese primitivsten Verhaltensweisen des Aburteilens und bewussten Fehleinschätzens auch einen gewissen Wahnwitz haben.