@myzyny ...die Gewinnbelege samt Spendenquittung werde ich noch heute hier posten. Bis dahin einige Sätze über den DEUTSCHEN LOTTO- UND TOTOBLOCK aus dem Jahr 1995:
"03.07.1995
Glücksspiele
Das Geld muß raus
Es gibt viel zu gewinnen bei Lotto, Toto und Co., vor allem für die Funktionäre des staatlich organisierten Glücksspiels. Der normale Lotto-Spieler wird abgezockt - mit falschen Versprechungen, fingierten Ziehungen und Gewinnen, die es gar nicht zu gewinnen gibt.
Im Stuttgarter Fernsehstudio 2 des Süddeutschen Rundfunks greift Moderatorin Kathinka Dapper vor laufender Kamera in die Lostrommel, die Glücksfee zieht die Gewinner der Rubbelstar-Sonderauslosung und reicht sie - wie immer mit strahlendem Lächeln - an den Notar weiter.
So geht es zu, beim rechtsstaatlich betriebenen deutschen Glücksspiel. Doch nicht immer geht es so korrekt weiter.
In diesem Fall eilte der verantwortliche Redakteur herbei. Die Ziehung sei zu lang, tobte er, die Aufzeichnung passe nicht in die Lücke, die in der "Abendschau" dafür vorgesehen ist. Was tun?
Ganz einfach: Die Lose der Gewinner wandern zurück in die Trommel. Die Gewinner erfahren nichts von ihrem Glück. Der notarielle Aufpasser erklärt die erste Ziehung für ungültig und ordnet eine zweite an. Die fällt zeitlich besser aus, der Notar gibt sein Okay.
So geschah es am 26. April 1993. Wie lässig die Veranstalter mit ihrem Glück umgingen, erfuhren die Spieler nicht. Erst Revisoren der C&L Treuarbeit deckten den Schmu bei einer Sonderprüfung auf. Das Ergebnis wird bis heute geheimgehalten.
"Alles ist drin", heißt das offizielle Lotto-Motto. Viele Verantwortliche nehmen es offenbar allzu wörtlich. Das Treuarbeit-Gutachten enthüllt im Detail die verlotterten Sitten.
Jahrelang drückten die meisten Mitspieler während der SDR-Ziehung der Rubbellose vergebens die Daumen. Sie konnten nicht gewinnen. Ihre Kärtchen waren nie in den Lostrommeln, aus denen die Glücksfeen die Gewinner fischten.
Bei einer Vor-Auslosung, selbstverständlich unter notarieller Aufsicht und mathematisch-statistisch völlig korrekt, wurden ihre Losabschnitte schon ausgemustert - immer gleich säckeweise.
"Wir verkaufen Träume", sagt Westlotto-Chef Winfried Wortmann. Der Mann hat offenkundig recht.
Kleine Tricks und großer Schmu: Bei Lotto, Toto und Co. geht es längst nicht so sauber und ehrlich zu, wie die Akteure des staatlich konzessionierten Glücksspiels behaupten - und wie die Spieler glauben.
Nicht einmal die Chance einer Vor-Auswahl hatten jahrelang Zigtausende von Lotto-Spielern: Ausgerechnet die Vier- und Fünf-Wochen-Dauerscheine, mit denen die treuesten Tipper spielen, nahmen an vielen lukrativen Sonderauslosungen nicht teil.
Dabei gibt es bei diesen Extraspielen regelmäßig BMWs, Ferraris und 100 000-Mark-Bündel zur Eigenheimfinanzierung zu gewinnen. Doch der Lotto-Zentrale war es zu aufwendig, die Dauerscheine für die Sonderziehungen in jeder Woche neu aus der Ablage zu holen. Ein klarer Verstoß gegen Recht und Gesetz sowie gegen die eigenen Lotto-Regeln, das belegt der Bericht der Treuarbeit-Revisoren. Geprüft wurde nur in Baden-Württemberg. Doch die Stuttgarter Toto-Lotto GmbH behauptet, "daß verschiedene Blockpartner ähnlich verfahren".
Ein Glück sind die Lotterien vor allem für die Funktionäre. Die werfen das Geld der Spieler mit vollen Händen raus. Der Staat, im Besitz der Lotteriehoheit, kontrolliert kaum, solange die Kasse stimmt.
Und die ist prall gefüllt: Lotto und Toto, Glücksspirale und Rubbellose, Klassenlotterie und Super 6 - immer neue Glücksverheißungen lassen die Branche boomen.
Von dieser Geldquelle profitieren viele. Mehr als 2 der insgesamt 12,7 Milliarden Mark, die im Jahr gesetzt werden, greifen die Finanzminister über die Lotteriesteuer ab. Mit weiteren rund zweieinhalb Milliarden werden im Landesauftrag Opern- und Krankenhäuser unterstützt, Maler und Sportler finanziert.
Für die Gewinne der Spieler ist im Schnitt nicht einmal die Hälfte der Einsätze vorgesehen. Bei manchen _(* Bei der Ziehung von Spiel 77 und ) _(der Lotto-Zahlen am 10. Juni. )
Wetten, etwa der Glücksspirale, ist es kaum mehr als ein Drittel.
Doch der Traum vom "Goldregen" (Lotto-Werbung) siegt bei zwei von drei erwachsenen Deutschen über die statistische Gewißheit, nur eine minimale Chance zu haben. Selbst der schlichte Dreier, der meist nicht einmal einen Zehnmarkschein bringt, fällt - pro Spielreihe - statistisch nur alle 61 Wochen. Beim Sechser dauert es sogar 298 799 Jahre (siehe Grafik Seite 100).
Die Spieler tippen, zahlen und verlieren dennoch weiter - darauf kann die staatliche Glücksspielszene bauen. Die Gewinne der Spielveranstalter sprudeln so reichlich wie noch nie. Alle Lotto-Fürsten wollen profitieren.
In Hessen etwa stolperte im vorigen Jahr SPD-Finanzministerin Annette Fugmann-Heesing über Fernreisen, Luxusgehälter und üppige Abfindungen in dem von ihr beaufsichtigten Lotto-Revier. Ein "schlimmer Sumpf" sei die Lotto-Zentrale, kommentierte Regierungschef Hans Eichel hilflos.
In Baden-Württemberg entging CDU-Finanzminister Gerhard Mayer-Vorfelder nur knapp demselben Schicksal wie seine hessische Kollegin. Zunächst jedenfalls, die Stuttgarter Staatsanwaltschaft ermittelt noch immer gegen ihn.
Gegen Mayer-Vorfelders ehemaligen Lotto-Chef Peter Wetter verhängte das Stuttgarter Amtsgericht Ende Mai einen Strafbefehl über 52 500 Mark - wegen Untreue in fünf Fällen. Seine Stellvertreter sollen aus den gleichen Gründen ebenfalls Geldstrafen zahlen. Sie sind noch im Amt.
Westlotto-Chef Wortmann plädiert inzwischen für "eine überregionale Sicherheitskommission", damit sich nicht länger jeder regionale Lotto-Clan nur selbst kontrolliere. Er fürchtet, daß die Spieler eines nicht so fernen Tages übellaunig reagieren könnten.
Anlaß dafür hätten sie zur Genüge. Überall im staatlich lizenzierten Spielbetrieb wird getrickst - nicht nur beim Lotto.
Für die Glücksspirale wurden bis 1992 nur Lose mit den Anfangsziffern null bis fünf verkauft. Ausgelost aber wurden die Gewinne aus den vollständigen Serien mit jeweils zehn Millionen Losen. Alle Treffer, die auf die obere Hälfte der Serie entfielen (Anfangsziffern sechs bis neun), waren nur theoretisch Gewinne, in der Praxis aber Nieten - die entsprechenden Lose existierten nicht.
Von 1993 an kamen auch Lose pro Veranstaltung mit den Anfangsziffern sechs und sieben in den Verkauf. Und erst als die Gerüchte in der Branche zu laut wurden, konnten die "drucktechnischen Gründe", so die offizielle Begründung, überwunden und alle Nummern produziert werden, die in der Ziehung sind.
Die Sache ist noch immer nicht in Ordnung, bis heute werden längst nicht alle Lose verkauft: Die kleineren Lotto-Länder, von Bremen bis zum Saarland, werden oft nur drei Millionen Lose pro Veranstaltung los - und nicht zehn Millionen. Bei ihnen werden also nach wie vor Scheingewinne gezogen.
Das alles geschieht unter notarieller Aufsicht. Bei einer Verlosung im Juni 1991, der Fall findet sich in einer Urteilsbegründung des Stuttgarter Oberlandesgerichts vom 5. Mai dieses Jahres, verfiel der Notar selbst einer verrückten Idee.
Weil der ausländisch klingende Name des soeben gezogenen Gewinners schlecht lesbar und nicht leicht auszusprechen war, fand die amtlich vereidigte Vertrauensperson es richtig, das Los des Fremdländers zurück in die Trommel zu werfen und neu zu ziehen - möglichst einen deutschen Namen.
Das war selbst dem Vertreter der Lotto-Zentrale zu windig. Er verhinderte die neuerliche Ziehung.
Doller noch treiben es jene Spielveranstalter, die mit Gewinnen locken, obwohl es die gar nicht gibt. Das Gutachten der Treuarbeit enthüllt die dreisten Tricks der Glücksmacher: Die Sonderauslosung von 26 VW-Cabrios war für den 26. Juni 1993 in Baden-Württemberg groß angekündigt. Stattgefunden hat sie freilich nie. Die schönen Autos, so hieß es später, waren nicht lieferbar.
Vor allem bei den Sonderauslosungen geht das Glück gelegentlich sonderbare Wege. Zwar wirbt der Deutsche Lotto- und Toto-Block in ganz Deutschland: "10 BMW 740 i" zu gewinnen am 2. September; zehnmal 100 000 Mark zum Nikolaustag oder "10 Mercedes S 500 Coupe" fürs Sonder-Spiel 77. Aber zu gewinnen sind die Preise in weiten Teilen Deutschlands nicht.
Weil es meist nicht genug Top-Gewinne für alle 16 Lottogesellschaften gibt - sondern zum Beispiel nur drei Ferraris für 16 Regionen - wird eine "Vorausziehung" vorgeschaltet: Die Luxuslimousinen oder das "Baugeld" (viermal eine Million Mark am 14. Januar 1995) werden zunächst zwischen den Lotto-Zentralen verlost.
Wer dann etwa in Bremen eigens deshalb zum Tippschein greift, weil ihn der Daimler lockt, hat keine Chance, wenn Autos vorab an Sachsen oder Bayern gingen. Auch die Spieler im Rheinland und in Westfalen stehen in diesem Fall abseits.
Mathematisch-statistisch, rechtfertigen sich die Lotto-Herren, sei das - immer nach dem Zufallsprinzip - völlig in Ordnung. Nach dieser Logik könnte der Lotto-Buden-Besitzer allerdings auch vier von fünf Scheinen vor den Augen seiner Kunden in den Müll werfen.
Es muß ja nicht unbedingt getrickst und gepfuscht werden: Die Tipper sind auch so die Verlierer im Millionenspiel. Die Veranstalter führen auf Kosten ihrer Kunden ein süßes Leben.
Bei der Württemberger Lotto-Zentrale etwa wuchs der Umsatz aus Spieleinsätzen zwischen 1988 und 1993 um 28 Prozent. Die Ausgaben des Lotto-Teams aber stiegen um über 100 Prozent: Elegante Dienstwagen wurden angeschafft, Luxusreisen mit Ehefrauen organisiert.
Das 30 Millionen Mark teure Stuttgarter Lotto-Haus gleiche teilweise "eher einem Museum für moderne Kunst als einem Betriebsgebäude", staunten die Prüfer des Landesrechnungshofes. Das Unternehmen arbeite "in ständiger Versuchung, gegen den Sparsamkeitsgrundsatz zu verstoßen". Allein für einen Steinway-Flügel blätterten die Lotto-Verwalter 68 500 Mark hin - frei nach dem Werbespruch der Glücksspielbranche: "Das Geld muß raus."
Das Motto gilt überall im Lotto-Land. Über die "kostspielige Geschäftsbesorgung", die sich das Land mit seiner Sport-Toto GmbH leiste, staunte im Mai dieses Jahres auch der Rechnungshof im benachbarten Rheinland-Pfalz. 12,9 Prozent aller Glücksspieleinnahmen bleiben dort in der Verwaltung hängen.
Mit viel Geld pflegen die Lotto-Männer ihre Gäste auf das fürstlichste zu bewirten - vor allem ihre Kontrolleure in den Aufsichtsgremien. Und zu luxuriösen Gratisreisen laden sie gleich scharenweise ein.
Ihre eigenen Interessen verlieren die Lotto-Herrschaften in Mainz dabei nicht aus den Augen. Die Gruppe der Leitenden Angestellten wird zum Teil entlohnt wie Oberbürgermeister einer größeren Stadt.
Den vier Mitgliedern der Geschäftsführung geht es noch etwas besser. Ihre Gehälter sind binnen fünf Jahren um über 40 Prozent angehoben worden, im Schnitt auf rund 290 000 Mark im Jahr. Dazu kommen "Leistungsprämien" von bis zu 45 000 Mark im Jahr.
So richtig auskömmlich wird die Sache erst durch einen Zusatzjob: Die Lotto-Geschäftsführer sind zugleich in der Geschäftsleitung eines Reiseunternehmens, das zu 20 Prozent der Sport-Toto GmbH gehört und zu 80 Prozent Sportverbänden, die wiederum beim Lotto mitmischen dürfen.
Wieviel dabei abfällt, wollten die Herrschaften dem Rechnungshof nicht preisgeben: Sie verweigerten den Einblick in ihre Geschäftsunterlagen.
Wer es zu einer Spitzenposition bei einer der 16 Lotto-Zentralen in Deutschland bringt, hat ausgesorgt. Der langjährige, im Vorjahr ausgemusterte Stuttgarter Lotto-Chef Peter Wetter strich 256 787 Mark per annum ein.
Auch für den Lebensabend der Lotteriebosse ist gut gesorgt. Dem Landesrechnungshof jedenfalls "war eine derart günstige Versorgungszusage bisher noch nicht bekannt geworden", wie er sie im Fall Wetter entdeckte: "Insbesondere der schon nach vier Jahren Tätigkeit bei der Gesellschaft erreichte Ruhegehaltssatz", monierten die Prüfer, überschreite "die Grenze des Vertretbaren".
Solche Jobs sind, logisch, selten über das Arbeitsamt oder über Zeitungsinserate zu haben. Hilfreicher sind da schon Beziehungen zur Politik. Seit Jahrzehnten pflegen Parteien und Landesregierungen entbehrliche Honoratioren auf den hochdotierten Lotto-Sesseln zu entsorgen.
In Niedersachsen bettete Ministerpräsident Gerhard Schröder seinen Staatskanzleichef Reinhard Scheibe lottoweich, die Hamburger Sozialdemokraten wurden in der Glückszentrale ihren gescheiterten Polizeipräsidenten los, den Ex-Gewerkschaftssekretär Dieter Heering. In Münster, bei Westlotto, wartete der von den NRW-Christdemokraten als Finanzminister vorgesehene Theodor Schwefer jahrelang auf einen Wahlsieg seiner CDU - vergebens, aber hochdotiert.
Die Lotto-Bosse bedanken sich gewöhnlich mit Geldspenden für Sport- oder Gesangvereine, die ihren Gönnern am Herzen liegen. Manchmal richten die Lotto-Leute, wie in Stuttgart geschehen, ihren Freunden aus der Politik auch Geburtstagsfeste aus oder bauen ihnen einen Partyraum: Der im Firmenjargon nach dem Finanzminister und langjährigen Lotto-Kontrolleur des Südwest-Landes, Gerhard Mayer-Vorfelder, "MV-Keller" benannte Festsaal unter der Lotto-Zentrale verschlang rund 400 000 Mark.
Nur wenn es die Herren allzu toll treiben, fällt das freigebige Gebaren auf. Dann muß ein Verantwortlicher gehen - aber sonst bleibt alles beim alten. So überstand das staatliche Monopol zum Ausbeuten der Spielleidenschaft noch jeden Skandal.
Die Kundschaft scheint es nicht zu stören. Obwohl sich das "Geldvernichtungsspiel" (ein Lotto-Bezirksleiter) bei rationaler Betrachtung nicht lohnt, spielen (fast) alle mit. Sie werden geködert mit dem Traum vom Reichtum, der Illusion, alle Klassen und Barrieren zu überspringen, und der Hoffnung, hier endlich - im Lotto-Spiel - seien alle Menschen gleich.
Nur rund 200 Deutschen gelingt alljährlich, was Millionen erträumen: 6 aus 49 Zahlen richtig zu tippen. Ihre Glücksgeschichten werden von der Tippschein-Industrie unter die Leute gebracht und von der Boulevardpresse multipliziert. Und, seltsam genug, sie locken selbst dann, wenn sie tatsächlich eher abschrecken.
Franz K. zum Beispiel lebt und schuftet wie eh und je - aus Angst, als Lotto-Millionär erkannt zu werden. Seinen dunkelroten Sportwagen holt er nur nächtens, zwischen zwei und fünf, aus der Garage. Dann rast er heimlich und allein über Süddeutschlands Autobahnen. Ist das der Traum vom Glück?
3,95 Mark verlottot der Durchschnitts-Hamburger jede Woche, das ist deutscher Spitzenwert. Der skeptische - oder geizige - Mecklenburger hat dagegen im Schnitt nur 68 Pfennig fürs Glücksspiel übrig, die anderen Provinzen liegen gleichmäßig verteilt dazwischen.
Alle, Nordlichter, Ostdeutsche und Alpenländer, legen allerdings dann kräftig mehr auf die Theke, wenn ein üppig gefüllter Jackpot lockt. "Neuer Rekord an Spieleinsätzen", jubelte "Toto-Lotto intern" zum Jahresende, "der Lotto-Jackpot brachte die große Wende".
Der Jackpot, die Sammeltasse für die nicht getroffenen Hauptgewinne, ist der Köder, mit dem die Wirtschaft zusätzliche Kunden anzieht. Bis zum 10. September vorigen Jahres hatten sich rund 42 Millionen Mark im Topf angesammelt, die Umsätze verdreifachten sich auf ein nie zuvor erreichtes Niveau (siehe Grafik).
Jackpots entstanden früher zufällig - wenn niemand sechs Richtige tippte und die Gewinne deshalb der nächsten Ziehung zugeschlagen wurden. Solchem Zufall aber wollten die Glücksritter aus den Lotto-Burgen ihren besten Werbeträger nicht überlassen. Sie tricksten - heimlich und überaus erfolgreich.
Im Januar 1988 sahen die Lotto-Gesellschaften die segensreiche Wirkung eines hohen Jackpots zum erstenmal: 18,8 Millionen Mark lockten, die Einnahmen wuchsen um mehr als 50 Millionen Mark. Aber solche übervollen Töpfe waren damals selten. Die Wahrscheinlichkeit, sechs Richtige zu tippen, lag bei eins zu 14 Millionen. Da war bei 100 Millionen Tippreihen pro Woche - statistisch - fast immer ein Sechser dabei, der den Gewinn abräumte.
Im Februar 1988 hatte sich noch mal ein neuer Jackpot aufgebaut. Doch danach hofften die Lotto-Gesellschaften fast vier Jahre lang vergebens auf den Umsatzrenner. Die Wahrscheinlichkeit war gegen sie. Deshalb halfen die Verantwortlichen etwas nach.
Im Dezember 1991 wurde das System trickreich geändert. Wer den Höchstgewinn haben will, muß seither zu den sechs Treffern auch noch die richtige Endziffer seiner Lotto-Schein-Nummer haben. Diese "Superzahl" wird separat gezogen.
Aus "sechs aus 49" wurden, über Nacht, "sieben aus 49". Der scheinbar kleine Unterschied wirkt sich gewaltig aus. Die Wahrscheinlichkeit für den Top-Gewinn wurde zehnmal kleiner: Sie schrumpfte auf nunmehr eins zu 140 Millionen.
Kein Wunder, daß der Jackpot seither immer wieder gut gefüllt wird. Im Dezember 1994 - gerade 14 Wochen nach dem Sensationsspiel vom September - waren bereits wieder über 20 Millionen im Topf, in der zweiten Juniwoche lockten 23 Millionen.
Die Lotto-Könige in ihren Lotto-Zentralen können nicht genug kriegen. Ständig suchen sie nach neuen Ideen, die Gewinn-Quoten zu drücken und so ihre Profitchancen zu erhöhen. Auf das Glück allein wollen sie nicht warten.
Der modernen Technik verdanken die Spielveranstalter ihren neuesten Coup. Ein Computer soll künftig die Spielscheine direkt ablesen und die Zahlen in die Zentralen schicken.
Der Vorteil: Dann kann auch am Samstag noch getippt werden, bis wenige Minuten vor dem Start der seit 1965 erfolgreichsten TV-Serie. Dann werden, da sind die Lotto-Bosse ganz sicher, noch mehr Menschen den Atem anhalten, wenn Lotto-Fee Karin Tietze-Ludwig sagt: "Es wird wieder spannend bei uns im Ersten."
(Quelle: "DER SPIEGEL" – 27/1995)
Stresstest – „Großraum Krefeld“