@greenkeeper Ohne dir zu nahe treten zu wollen, möchte ich dir sagen, dass du dich besser informieren solltest über die Themen, bevor du dir eine Meinung bildest und diese niederschreibst.
Eine Wahl, insbesondere Wiederwahl eines Parteivorsitzenden auf einem Bundesparteitag ist in keinster Weise zu vergleichen mit einem Beschluss im Bundestag.
An einem Bundesparteitag nehmen die Mitglieder der Partei teil, die von ihren Ortsvereinen dazu ausgewählt wurden, in ihrem Namen zu sprechen, Beschlüsse zu fassen und zu wählen (Delegierte). Sie alle sind Mitglied ein und derselben Partei. Und ja, da kann jedes Mitglied durchaus von seiner Partei sprechen - natürlich erst recht der Parteivorsitzende.
Die Wahl eines Parteivorsitzenden ist für die mehrheitliche Beschlussfassung der Anträge, die auf einem Parteitag zur Abstimmung stehen, außerordentlich wichtig. Er repräsentiert nicht nur die gesamte Partei, sondern er spricht und handelt in ihrem Namen! Würden beispielsweise etwas über 50 % der Mitglieder ihre Stimme für einen Parteivorsitzenden abgeben und dieser damit gewählt, sind die Grabenkämpfe vorprogrammiert. Denn es gibt in einer Partei immer sowohl linke als auch rechte Strömungen in der Meinungsbildung (die ja kein starres Gebilde ist!). Wenn nun der PV für eine Richtung steht, würden fast die Hälfte der Partei nicht mitgenommen: Die Folge wäre eine baldige Auflösung der Partei, da es keine verlässlichen Mehrheiten mehr gäbe.
Bei einer Wiederwahl des PV wird diesem das Vertrauen seiner gesamten Partei ausgesprochen. Und genau das sagt ein Wahlergebnis des PV auf einem Parteitag aus: Wieviele sprechen ihm das Vertrauen aus und wieviele verweigern ihm das Vertrauen.
Ein Viertel etwa haben SG sein Vertrauen verweigert: Das ist sehr viel! Da muss jetzt der gesamte PV daran arbeiten, dass es - vor allem - bis zur Stellung des Kanzlerkandidaten für die Wahl 2017 wieder eine größere Menge an Parteimitgliedern hinter ihrem PV stehen. Auch leidet das Ansehen nach außen eines PV, je weniger Mitglieder hinter ihm stehen. Denn jeder in parteiübergreifenden Gremien oder in wirtschaftlich geführten Gesprächen wird sich die Frage stellen können: Redet und handelt er denn noch für seine Partei? Was sind seine Aussagen wert, wenn viele seiner Parteimitglieder nicht hinter ihm stehen?
Nochmals: Dass 74 % der SPD-Mitglieder (vertreten durch die Delegierten) ihrem Parteivorsitzenden ihr Vertrauen ausgesprochen haben, ist kein gutes Ergebnis! Das ist das schlechteste Ergebnis, das je ein PV hatte, der sich zur Wiederwahl stellte.
Wenn die Medien also darüber berichten, dass SG von seiner Partei abgestraft wurde, so ist das keine manipulative Berichterstattung sondern die mediale Darstellung innerparteilicher Strukturen und deren Auswirkungen, also die Wahrheit!