mal ein paar Fakten zum Mond:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltraum/0,1518,443323,00.htmlRadarfindet kein Eis in Mondkratern
Seit Jahren hoffen Forscher, tief in den dunklenKratern am Mond-Südpol auf Eis zu stoßen. Doch sie könnten enttäuscht werden:Radar-Untersuchungen fanden in den kalten Löchern keine Spuren von Wassereis. Sollte dasstimmen, wären die Nasa-Pläne für eine Mondstation Makulatur.
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DieVorstellung von der Tankstelle im kosmischen Vorgarten der Erde klingt allzu verlockend:Wenn Menschen auf dem Mond eine Art Raststätte für weitere Expeditionen Richtung Marserrichten, sollen sie dort auch gleich Sauerstoff zum Atmen und Wasserstoff alsRaumschiff-Treibstoff gewinnen - aus Wassereis, das die Astronauten in schattigen Kraternam Südpol finden.
Doch womöglich gibt es in den tiefen Löchern am Südpol desMondes gar kein Eis - oder zumindest weniger, als bisher angenommen. Das lassenRadarmessungen australischer und US-amerikanischer Forscher nun vermuten. "ReichlichSteine, aber keine Eisschichten", meldete die Cornell University. Vom Radioteleskop impuertoricanischen Arecibo aus hätten Astronomen um Donald Campbell Radarwellen zumMond-Südpol geschickt und mit dem Green-Bank-Teleskop im US-Bundesstaat West Virginiawieder aufgefangen.
Mondeis: Nur Kälte oder auch Feuchtigkeit im Krater?
* REUTERS / NASA
* Cornell University / Arecibo Observatory
*NASA
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Die soentstandenen Radarbilder "zeigen keine Hinweise für konzentrierte Ablagerungen vonWassereis im Shackleton-Krater oder anderswo am Südpol", schreiben die Forscher in deraktuellen Ausgabe des Fachmagazins "Nature". Damit widersprechen sie der bisherigenLehrmeinung über Wasser auf dem Erdtrabanten.
Seit dem Jahr 1994 herrschte unterPlanetenforschern Optimismus: Radaraufnahmen der Raumsonde "Clementine" vom Südpol desMonde hatten ein bestimmtes Polarisationsmuster gezeigt. Die Art, wie der Mond dieRadarwellen zurückgeworfen hatte, deuteten Wissenschaftler als Folge der Reflexion durchWassereis. Eine schöne Überraschung für hochfliegende Pläne - zumal "Clementine" einehemaliger Militärsatellit war, den die US-Amerikaner im Rahmen des Star-Wars-Programmsvon US-Präsident Ronald Reagan gestartet hatten.
Irdisches Wasser auf ewigtiefgekühlt?
Auch Geologen fanden es plausibel, dass am Südpol des Mondes Eisvorkommt. Dort erreicht die Sonne den Boden vieler Krater niemals. Diese Löcher im ewigenSchatten sind eiskalt, nie steigt die Temperatur dort über Minus 173 Grad Celsius.Allerdings gibt es keine Erklärung dafür, wie auf dem Mond selbst Wasser entstanden seinkönnte. "Es muss nachträglich eingefangen worden sein", sagte Dietrich Möhlmann vomInstitut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) inBerlin.
Schließlich umkreise der Mond die Erde, aus deren Atmosphäre kleineMengen an Wasser entschwänden - die dann im Kühlschrank des Mondsüdens gefrieren könnten,etwa im zwei Kilometer tiefen, 19 Kilometer durchmessenden Shackleton-Krater. Schließlichhatten im Jahr 1992 Radarmessungen von der Erde aus ähnliche Eisvorkommen in Kratern aufdem Merkur nachgewiesen.
"Campbells Ergebnisse stehen in gewissem Widerspruch zuanderen Messungen, die wir haben", sagte Planetenforscher Möhlmann im Gespräch mitSPIEGEL ONLINE. Sollten die Autoren des "Nature"-Beitrags Recht behalten, wäre das einRückschlag oder "wenigstens eine Überraschung".
Klärung wird erst ein Einschlagbringen
Doch Möhlmann bezweifelt die Aussagekraft dieser Messungen: Mit derverwendeten Wellenlänge komme man nur 10 bis 20 Zentimeter in den Mondboden hinein."Insofern scheinen mir diese Ergebnisse noch nicht als endgültig und auch nicht alsverallgemeinerbar auf alle Krater in Polnähe oder gar in höheren Breiten."
Endgültigen Aufschluss könnte erst eine gewaltsamere Untersuchung der lunarenKältekammern geben: Im Jahr 2009 soll die Nasa-Sonde "Lunar Reconnaissance Orbiter" einProjektil in den Shackleton-Krater schleudern. Anschließend soll eine Beobachtungssondedurch die aufgewirbelte Staub- und Gesteinswolke fliegen und mit Hilfe einerInfrarotkamera und eines Spektrometers die chemische Zusammensetzung der Wolkeanalysieren. So könnte eventuell vorhandenes Wasser direkt festgestellt werden - dieForscher wären nicht mehr auf die Interpretation möglicherweise irreführender Reflexionenangewiesen.
Denn was bislang als typisches Muster von Wassereis in derPolarisation der Röntgenstrahlen gegolten habe, könne von Mondgeröll ebenso hervorgerufenwerden - das behaupten jedenfalls Campbell und seine Kollegen.
Erwartungen fürRückkehr zum Mond zurückschrauben
Seit der Landung von "Apollo 17" im Dezember1972 hat kein Mensch mehr den Mond betreten. Nach dem Aufbau eines Außenpostens auf demMond sollen später Nasa-Raumfähren mit einer Crew an Bord zu einer anderthalb Jahrelangen Reise zum Mars starten. Die Nasa prüft zurzeit, ob der Südpol eine möglicheLandestelle für die im Jahr 2020 geplante Rückkehr zum Mond sein könnte.
Werdendie Astronauten dann Wassereis vorfinden oder nicht? Experte Möhlmann verweist auf eineEinschränkung im scheinbar völlig konträren Befund des australisch-amerikanischen Teams:"Es wird ja nicht ausgeschlossen, dass da im Mittel noch Wasser im Boden ist - ein biszwei Prozent -, nur eben nicht lokal in diesen Kratern."
Wenn es dort überhauptEis gebe, sei dies nur in kleinen, verteilten Körnern vorstellbar, die nur einenBruchteil des dort vorkommenden Mondstaubs ausmachten, schreiben die Autoren. Sie warnenkünftige Mondsiedler: "Jegliche Planung für die Nutzung von Wasserstoff am Südpol desMondes sollte von diesen geringen durchschnittlichen Vorkommen abhängig gemacht werdenanstatt von der Erwartung ortsgebundener Ablagerungen mit höheren Konzentrationen."
stx/AFP/dpa