Zeitreisen bereits "Alltag"?
13.04.2005 um 20:07
Eine Reise durch die Zeit unternimmt jeder von uns: in jedem Augenblick machen wir einen Schritt in die Zukunft. Doch sind wir fest an den stetigen Fluss der Zeit gebunden, wir können weder schneller vor geschweige denn zurück. Wer von uns hat nicht schon davon geträumt, einmal in die Zukunft zu reisen, um mit den Lottozahlen der nächsten Ziehungen zurück zu kehren und damit seinem Glück ein wenig nachzuhelfen?
In der Trilogie "Zurück in die Zukunft" wurde Ähnliches sehr schön dargestellt. Mancher Zeitgenosse finsteren Sinnes dachte vielleicht auch schon daran, in die Vergangenheit zu reisen und den eigenen Großvater zu ermorden. Wer solche Missetat plant hat bereits das erste Problem: er kommt mit der Kausalität in ärgsten Konflikt! Denn wenn der Großvater zu früh stirbt, kann er nicht den Vater des Bösewichtes zeugen, womit dieser selbst nicht existiert. Es ist also gar nicht so einfach, Reisen in der Zeit durchzuführen, zumindest wenn man durch sie die Ereignisse der Gegenwart nachhaltig beeinflussen will. Aber fragen wir uns zunächst: sind Zeitreisen überhaupt grundsätzlich möglich
Auf zum Milchstraßenzentrum!
Im Prinzip ja, würde es sicher von Radio Eriwan lauten. Es gibt tatsächlich eine recht einfache Methode, in der Zeit zu reisen. Man braucht dazu nicht mehr als ein supermassives Schwarzes Loch, etwa von der Größe, wie es im Zentrum der Milchstraße zu finden ist. Hier kann man seine Rakete vorsichtig auf eine stabile Umlaufbahn möglichst nahe dem Ereignishorizont manövrieren, so dass die Gezeitenkräfte durchaus noch erträglich bleiben. Bei einem stellaren Schwarzen Loch wäre das nicht möglich. Der Ereignishorizont liegt viel näher zur Singularität, so dass die Gezeitenkräfte hier mörderisch wirken und jeden sich nähernden Astronauten zerreißen würden.
Unser Astronaut umkreist nun also munter das Milchstraßenzentrum, während seine Kollegen in einer Parkposition weit draußen warten. Was geschieht nun? Wenn die Kollegen die Uhr des Astronauten beobachten sehen sie, dass dessen Zeiger sich immer langsamer bewegen, je näher er dem Ereignishorizont kommt. Der Astronaut sieht das allerdings anders: für ihn geht seine Uhr vollkommen normal, aber er kann erkennen, wie seine Kollegen von Minute zu Minute altern. Ja er sieht den ganzen Kosmos sich schnell entwickeln! Wenn der Astronaut sich nah genug am Horizont des Schwarzen Lochs und lange genug dort aufhält, wird er bei seiner Rückkehr die Beobachter- Kollegen nicht mehr kennen, denn hier haben inzwischen schon mehrere Generationen von Beobachtern ausharren müssen...
High Speed Zeitreisen
Zeit wird also durch Gravitation verlangsamt, wie wir schon wissen. Wenn unser Astronaut seinen Orbit verlässt und zurück kehrt, hat er eine Reise in die Zukunft unternommen. Die ist allerdings irreversibel (nicht umkehrbar), er kann also nicht zurück zu dem Zeitpunkt, an dem er seine Reise antrat. Die Geschichte hat aber noch einen anderen Haken: das zentrale Schwarze Loch der Milchstraße ist rund 28 000 Lichtjahre entfernt. So alt wird kein Astronaut, um auf normalem Weg dorthin zu gelangen, selbst wenn er mit nahezu Lichtgeschwindigkeit fliegen könnte!
Allerdings könnte man sich die weite Reise auch sparen. Denn denselben Effekt kann man erzielen, wenn man sich mit großen Geschwindigkeiten bewegt. Mit einem geeigneten Antrieb kann der Astronaut in Bereichen nahe der Lichtgeschwindigkeit umherfliegen, in denen dann die Zeitdilatation voll zum Tragen kommt. Wenn er zur Erde heimkehrt, wird er wiederum eine irreversible Reise in die Zukunft gemacht haben.
Auf diese Weise wird es also leider nichts mit unserem Lottogewinn, da wir nicht in unsere Ausgangszeit zurück können. Auch der Großvater kann beruhigt sein Leben fristen, da niemand auf solchen Wegen in die Vergangenheit gelangt.
Doch vielleicht sollte er sich doch nicht zu früh freuen...
Tiplers Bauplan einer Zeitmaschine
Man nehme Materie von mindestens 10 Sonnenmassen und presse sie zu einem extrem dünnen Zylinder zusammen, in etwa so, als würde man ein Schwarzes Loch durch eine Spaghettimaschine quetschen. Diesen versetze man dann in hyperschnelle, relativistische Rotation, und schon hat man eine Zeitmaschine, mit welcher man in die Zukunft und in die Vergangenheit reisen kann.
Der amerikanische Professor für Physik und Mathematik Frank J. Tipler hat bereits 1974 einen Artikel veröffentlicht, in welchem er globale Kausalitätsverletzungen durch einen rotierenden Zylinder beschrieb. Die Allgemeine Relativitätstheorie, so Tipler, lässt es zu, dass ein Teilchen durch die umgebende Raumzeit einer Singularität läuft und dabei zur selben Zeit an seinen Startpunkt wie bei seiner Abreise wieder ankommt. Anders gesagt, es müsste zweimal durch ein Wurmloch laufen und würde so eine zeitartige Schleife bilden. Aber der Weg durch eine Singularität ist nicht ganz ohne Gefahren, realistischer wäre daher die Anfertigung eines kompakten Zylinders. In seiner Umgebung ist die Raumzeit sinusförmig gekrümmt, so dass die Zeit schwingt und nicht mehr geradlinig von der Gegenwart zur Zukunft läuft.
Die Zeit in der Umgebung eines solchen Zylinders wird also schwingen und ein Körper, der sich sehr vorsichtig nähert, ist nicht zwangsläufig den unangenehmen Verformungen unterworfen wie bei einem Höllentrip durch eine Singularität.
Solch ein Zylinder sollte theoretisch unendlich lang sein, was natürlich praktisch unmöglich ist. Das Rezept zur Herstellung einer tatsächlich funktionierenden Zeitmaschine klingt dennoch recht einfach: Man nehme etwa 200 Neutronensterne (es darf gerne auch etwas mehr sein!), deren Materie für unseren Zweck genügend kompakt ist, und ordne sie in einer Reihe an. So ergibt sich ein Zylinder von rund 20 km Durchmesser und mindestens 4000 km Länge. Damit keine unbekannten negativen Einflüsse auf die Milchstraße entstehen, sollte man das Gerät außerhalb der Galaxie aufbauen. Nun muss man "nur" noch die Rotation der Neutronensterne synchronisieren und sie soweit auf Trab bringen, dass sie wenigstens auf halbe Lichtgeschwindigkeit kommt, da sonst die Gefahr besteht, dass der Zylinder kollabiert oder explodiert.
Tipler prognostiziert nun, dass man sich auf einem sehr sorgfältig ausgewähltem spiraligen Kurs der Mitte des Zylinders nähern und in die verschiedenen Zeitzonen eintauchen kann. Je nachdem, wie schnell und wo man in diese Zonen gelangt, kann man beliebig weit in der Zeit vor- und zurückgehen oder sich plötzlich in einer entfernten Galaxie wiederfinden. Um nicht in die chaosartig ineinander verwirbelte Raumzeit zu gelangen, muss man allerdings einen (sehr!) großen Bogen um die Enden des Zylinders machen, hier wäre jeder Aufenthalt absolut tödlich. Hält man sich aber nur in der Mitte des Zylinders auf, könnte man eine gute Chance zum Überleben des Abenteuers haben.
Im Querschnitt sieht man die Raumzeit- Umgebung des Zylinders. Direkt neben dem Zylinder befindet sich die "Verbotene Zone" (rot), hier wäre ein Aufenthalt schon aufgrund der enormen Gezeitenkräfte absolut tödlich. Wenn man in den grünen Ring eintaucht, begibt man sich in die Vergangenheit. Entsprechend weist der hellblaue Ring der Positivität den Bereich aus, in welchem eine Zeitreise in die Zukunft möglich ist.
Wie kommt Tipler nun eigentlich zu seiner Überzeugung, dass eine solche "Maschine" in der Tat Zeitreisen ermöglichen könnte? Um das zu verstehen, beschäftigen wir uns ein wenig mit der Allgemeinen Relativitätstheorie:
Um Bewegungen innerhalb der Raumzeit darzustellen, verwendet man vereinfachte Diagramme. Man benutzt eine senkrechte Achse, um Bewegungen in der Zeit darzustellen (t), die waagerechte (y) dient uns zur Veranschaulichung von Bewegungen in den 3 Raumdimensionen gleichzeitig (wir lassen die 3 Raumdimensionen zu einer einzigen schrumpfen). Das Diagramm ist nicht ganz realistisch, aber es wäre enorm schwierig, wollte man alle 4 Dimensionen darstellen. Blau dargestellt ist ein unbewegtes Teilchen. Da es sich nicht in Bezug auf einen Beobachter im Raum bewegt, sehen wir nur eine Bewegung senkrecht die Zeitachse hinauf.
In dieser Darstellung sieht man nun, wie sich ein Teilchen in der Raumzeit bewegt. Wenn es eine gleichmäßige Geschwindigkeit hat, ergibt sich eine schräg ansteigende gerade Linie. Durch beschleunigte oder verzögerte Bewegung erhält man eine Kurve. Bei Beschleunigung bewegt sich die Kurve von der Zeitachse weg, durch Abbremsen wieder auf sie zu. Solche Linien, ob Kurven oder Geraden innerhalb der Raumzeit nennt man Weltlinien. Eine Weltlinie repräsentiert also den Weg eines Teilchens oder von etwas anderem (z.B. einem Menschen) durch die vierdimensionale Raumzeit.
In diesem Diagramm sieht man die Weltlinien von Photonen. Wenn man das Diagramm der Realität entsprechend gestaltet, wird die Zeitachse in Sekunden unterteilt und die Raumachse in Lichtsekunden (die Strecke, die das Licht in 1 s zurücklegt, also 300 000 km). Eingezeichnet sind jetzt die Weltlinien von Photonen, sie steigen in einem Winkel von 45° an. Größer kann dieser Winkel niemals werden, sonst hätten die Teilchen mehr als Lichtgeschwindigkeit! Alles, was rechts oder links dieser Weltlinien liegt, bleibt für immer unerreichbar. Diesen Bereich bezeichnen wir einfach als "Irgendwo".
In dieses Diagramm wurde eine zweite Raumdimension (x) eingezeichnet. Hierdurch ergibt sich ein kegelförmiges Aussehen der Weltlinien, man nennt deshalb diese Weltlinien auch Lichtkegel. Wenn wir die Lichtgeschwindigkeit als obere Grenze akzeptieren, liegen alle anderen Weltlinien innerhalb dieser Lichtkegel. Doch man sieht noch mehr in diesem Diagramm: am Kreuzungspunkt der Koordinatenlinien, also im Nullpunkt (t, x, y = 0), liegt die Gegenwart. Nach oben hin öffnet sich der Zukunftslichtkegel, nach unten geht es in die Vergangenheit. Wichtig hierbei ist zu wissen, dass jeder Punkt in der Raumzeit einen eigenen Lichtkegel aufweist!
Ein Teilchen, welches sich unterhalb der Lichtgeschwindigkeit bewegt, kann also jede Weltlinie innerhalb des Zukunftskegels als auch des Vergangenheitskegels einnehmen. Man nennt diese Bereiche auch zeitartig, weil die Zeit in jedem Moment des Teilchens eine Rolle spielt. Den Bereich außerhalb der Kegel bezeichnet man als raumartig, er ist solchen Teilchen wie Tachyonen vorbehalten, oder entspricht anderen Universen. Sie sind uns nicht zugänglich, die Zeit ist hier imaginär. Wie gesagt nennt man die Bereiche außerhalb der Lichtkegel auch einfach "Irgendwo". Liegt die Weltlinie direkt auf der Kegeloberfläche, stimmt also mit der eines Photons überein, nennt man sie lichtartig. Diese Weltlinie hat immer eine Steigung von 45°, und das Teilchen bewegt sich mit c.
Raumzeitdiagramme zeigen uns auch, wie sich ein Teilchen in die Vergangenheit bewegen kann. Ereignisse folgen immer eins auf das andere und liegen daher nacheinander auf der Weltlinie, die stets von der Gegenwart in die Zukunft weist. Aber wie kann es sein, dass man trotz Bewegung mit weniger als c in die Vergangenheit geraten könnte? Man sieht im Diagramm eine Weltlinie, die fast in sich gekrümmt ist, wo also ein Ereignis wieder dann eintritt, als es in der Vergangenheit begann. Wie aber könnte eine Weltlinie so verbogen werden? Die Allgemeine Relativitätstheorie hat uns hierzu gezeigt, dass z.B. starke Gravitationsfelder die Raumzeit krümmen. Oder anders ausgedrückt, der Lichtkegel, in welchem sich Teilchen oder Mensch befinden, wird durch diese Krümmung geneigt oder gar gekippt (kleine dunkelblaue Kegel im Diagramm). Wenn demnach Teilchen oder Mensch eine derart stark gekrümmte Raumzeit durchlaufen, könnten sie tatsächlich in die Vergangenheit geraten! Und das, ohne gegen mathematische oder physikalische Gesetze zu verstoßen, und es ist dazu keine Überlichtgeschwindigkeit erforderlich.
Nun betrachten wir noch einmal den Zylinder, der mit mindestens halber Lichtgeschwindigkeit rotieren muss, damit genügend Fliehkräfte erzeugt werden und er nicht unter der eigenen Gravitation zusammen bricht.
Je näher man dem Zylinder kommt, umso mehr wird die umgebende Raumzeit mitgerissen. Weit außerhalb ist noch alles recht "normal", die Raumzeit ist flach und kaum verzerrt, und die Lichtkegel stehen senkrecht im Diagramm (Detail B). Die Zeit verläuft wie gewohnt von der Gegenwart in die Zukunft. Eingezeichnet sind der Übersichtlichkeit halber nur die Zukunftslichtkegel. Wenn man nun weiter vordringt, sieht ein außenstehender Beobachter, dass die Zeit immer mehr durch die Gravitation verlangsamt wird (ähnlich der Annäherung an den Ereignishorizont eines Schwarzen Lochs, siehe weiter oben). Hier würde ein Astronaut in die Zukunft reisen. Je weiter man aber nach innen kommt, um so mehr neigen sich die Kegel, bis sie sich schließlich bei einem Winkel von über 45° überschneiden (Detail A). Sie kippen über die x,y- Koordinaten in den negativen Zeitbereich, Raum und Zeit tauschen ihre Rollen.
Es bildet sich eine geschlossene zeitartige Schleife um den Zylinder, ein Zeitreisender kann mit einer Rakete von Lichtkegel zu Lichtkegel gelangen, ohne dass hierzu Geschwindigkeiten über der des Lichts erforderlich wären. Er kann durch vorsichtiges Navigieren auf spiralförmigen Bahnen beliebig rückwärts durch die Zeit reisen, muss aber peinlich darauf acht geben, dem Zylinder nicht zu nahe zu kommen. Allerdings kann er maximal nur bis zu dem Zeitpunkt zurück, an welchem die Zeitmaschine geschaffen wurde. Der Traum, dem Bau der Pyramiden in Ägypten zuzusehen bleibt daher unerfüllt. Anders ist es mit der Zukunftsreise: sie kann beliebig weit in die Zukunft gehen, und dazu muss der Zylinder sogar nur einen kurzen Moment stabil sein.
Wie realistisch ist nun dieser Tipler-Zylinder? Mathematisch und physikalisch gesehen sind Zeitreisen zulässig. Tiplers Berechnungen haben noch heute ihre Gültigkeit, die beschriebene Zeitmaschine würde tatsächlich funktionieren. Aber es gibt schier unüberwindbare Probleme, wollte man wenigstens 10 oder 20 Neutronensterne zusammenschalten. Die erste Schwierigkeit ist, sie über große Entfernungen transportieren zu müssen. Selbst wenn das einer Superzivilisation gelingen könnte, stände sie doch vor der unlösbaren Aufgabe, die Sterne vor dem Kollaps zu bewahren. Die ungeheure Gravitation würde sie sofort vereinigen und zu einem einzigen Schwarzen Loch kollabieren lassen, bevor noch die erforderliche superschnelle Rotation eingestellt werden könnte. Und wer wollte 20 oder gar 200 Neutronensterne dazu bringen, synchron mit mehreren Milliarden Umdrehungen pro Minute zu rotieren?
Die Allgemeine Relativitätstheorie birgt vielleicht noch manches Geheimnis, dessen Entdeckung uns dennoch irgendwann Reisen in der Zeit und vor allem auch in interstellaren Distanzen erlauben wird.
Natürliche Zeitmaschinen
Eine bessere Ausgabe des Tipler- Zylinders könnte sogar in der Natur vorkommen, so dass man sich die Mühe zum Einfang der Neutronensterne ersparen kann: kosmische Strings!
Zwar sind dies rein theoretische Gebilde, die aber quasi als Überbleibsel des Urknalls durchaus existieren könnten.
Schleifen kosmischer Strings könnten sich zusammenlagern und dabei Energie in Form von Gravitationswellen verlieren, wie hier in einer Simulation von Richard Battye und Paul Shellard. Trotz hoher innerer Spannung könnten sich Strings auflösen. Sie müssen aber nicht unbedingt in Form der hier gezeigten Schleifen vorliegen, sondern könnten auch Lichtjahre lange Fäden bilden. Dann wären sie genau passend für unsere Zeitmaschine.
Während ein Schwarzes Loch eine eindimensionale, punktförmige Singularität im Raumzeitkontinuum darstellt, ist ein kosmischer String zweidimensional. Zwar auch fast unendlich dünn, kann er sich aber über viele Lichtjahre weit erstrecken und hätte weitaus massivere Wirkungen auf die umgebende Raumzeit. Bis heute hat leider noch niemand einen kosmischen String nachgewiesen, das könnte aber vielleicht irgendwann über den Gravitationslinseneffekt gelingen. Sollten sie wirklich existieren, wären hochentwickelte Intelligenzen eventuell in der Lage, zwei kosmische Strings nebeneinander zu arrangieren, oder einen mit einem Schwarzen Loch zu koppeln. Noch besser wäre, könnte man zwei dieser Exoten mit hoher Geschwindigkeit aufeinander prallen lassen. Durch ein vorsichtiges Manöver in die Nähe des Geschehens würde man dann in die Lage versetzt, jeden Ort im All und zu jeder beliebigen Zeit zu besuchen. Sagt die Theorie...
Gödels Zeitmaschine
Dass Einsteins Relativitätstheorie grundsätzlich Zeitreisen nicht verbietet, bewies schon 1949 der Mathematiker Kurt Gödel (1906 bis 1978).
Zu beginn der Nazi- Herrschaft emigrierte er in die USA, wo er als Professor in Princeton arbeitete und ihn eine innige Freundschaft mit Einstein verband. Während er neue Lösungen Einsteinscher Gleichungen fand kam ihm der Gedanke, dass der Kosmos rotieren könnte. Die Schwerkraft, die das Universum zusammenhält und vielleicht eines Tages wieder zu dessen Kollaps führt, könnte durch eine Zentrifugalkraft ausgeglichen werden. Wenn das der Fall ist, muss nicht zwangsläufig ein beobachtbares Rotationszentrum existieren, sondern jeder beliebige Beobachter im All sieht das Universum um sich herum rotieren. Genauso, wie sich alles von jedem Beobachter durch die Expansion entfernt.
Wenn massive Objekte rotieren, das haben wir schon bei den Schwarzen Löchern gesehen, ziehen sie die umgebende Raumzeit in dieser Rotation mit. Das macht jeder sich drehende Körper, aber dieser Effekt ist bei sehr kleinen Massen, wie z.B. derjenigen der Erde, kaum nachweisbar. Sollte aber das Universum rotieren, könnten die Auswirkungen auf die Raumzeit sehr ausgeprägt sein.
Betrachten wir hierzu noch einmal zwei Lichtkegel. Jedem Punkt in der Raumzeit kommt ein eigener Lichtkegel zu (nach oben öffnet sich jeweils der Zukunftskegel, nach unten geht es in die Vergangenheit). Zwei entfernte Ereignisse A und B können nichts voneinander erfahren (ihre Weltlinien sind nochmals rot angedeutet). Erst wenn sich in der Zukunft die Lichtkegel überschneiden, können die Beobachter A und B Informationen voneinander erhalten. Wenn z.B. jetzt im Augenblick eine Supernova in der Andromeda- Galaxie explodiert, können wir erst in 2½ Millionen Jahren davon erfahren, nämlich erst wenn sich dann unsere Lichtkegel überlappen.
Falls wir in einem rotierenden Universum leben, könnten die Lichtkegel durch die in der Rotation mitgerissene Raumzeit geneigt oder sogar gekippt werden.
Sollte das geschehen, dann kann ein Beobachter von A nach B gelangen, ohne dass hierzu Überlichtgeschwindigkeit erforderlich wäre. Mehr noch, das ganze Universum könnte von einer umlaufenden Reihe gekippter Lichtkegel auf einer geschlossenen zeitartigen Schleife umspannt sein! Ein Beobachter wäre so imstande, von A ausgehend das ganze Universum zu durchlaufen und exakt zu seiner eigenen Startzeit wieder am Ausgangspunkt anzukommen. Das ganze Universum könnte nach Gödels Ansicht eine riesige Zeitmaschine sein.
Aber auch diese Sache hat leider einen Haken:
Falls sich wirklich eine zeitartige Schleife ausbildet, muss der Kosmos etwa eine Umdrehung in 70 Millionen Jahren machen. Wir können nur schwerlich eine Rotation nachweisen, falls sie aber stattfindet, ist diese Geschwindigkeit eher unwahrscheinlich, zu schnell. Und bei einem Alter des Universums von ca. 13 Milliarden Jahren würde die kürzeste zeitartige Schleife einen Umfang von etwa 100 Milliarden Lichtjahren haben. Es wäre damit eine recht langweilige Zeitmaschine!
Dennoch geht auch aus Gödels Gleichungen hervor, dass die Relativitätstheorie Zeitreisen durchaus gestattet. Und aus seinen Berechnungen folgt, dass große rotierende Massen die Raumzeit mitreißen und dadurch Lichtkegel kippen können und geschlossene zeitartige Schleifen entstehen. Wie schon weiter oben gesehen, hat das Tipler auch für seine Maschine genutzt.
Zeitreisen eiskalt
Wie Sie vielleicht schon dem Abschnitt über Wurmlöcher entnehmen konnten, sind solche Gebilde ebenfalls bestens als Zeitmaschine geeignet. Dass es aber noch einfacher geht, will Prof. Ronald Mallett, ein (vielleicht nicht ganz ernst zu nehmender?) theoretischer Physiker, beweisen: er lässt das Licht eines Lasers im Kreis zirkulieren. Zwar hat Licht keine Masse, aber es soll seinen Berechnungen nach im Quantenbereich ebenfalls Auswirkungen auf die Raumzeit haben. Er hat schon nachgewiesen, dass zirkulierendes Licht in seiner Umgebung eine Art Strudel hervorruft.
Nun will Mallett den Strudel auf die Zeit ausdehnen, indem er einen zweiten Laser gegenläufig einsetzt. Das Problem, das sich aus seinen Formeln ergibt, liegt in den extrem hohen Energieverbräuchen. Doch auch hierzu hat der Wissenschaftler eine Lösung parat: er will das Licht durch ultrakalte Substanzen nahe dem absoluten Nullpunkt auf Schritt- Tempo verlangsamen (was tatsächlich funktioniert). Malletts Zeitmaschine scheint daher vorerst weniger für eher warmblütige, zeitreisewillige Menschen geeignet zu sein. Er will auch erst klein beginnen und das Verhalten einzelner Atome untersuchen.
Hintergrund seines Forschungstriebs ist sein im Alter von 33 Jahren zu früh verstorbener Vater, der sich allzu sehr dem Zigaretten- und Alkoholkonsum gewidmet hatte. Mallett will ihn nun nachträglich davon abhalten...
Man sieht, es ist nicht sehr einfach mit unseren irdischen Mitteln durch die Zeit zu reisen. Möglicherweise werden sich in der Zukunft ungeahnte Tore öffnen, von denen wir heute noch nichts wissen. Auch bleibt die Frage offen, wenn Zeitreisen wirklich von Physik und Mathematik erlaubt sind, warum wir noch keinen Besuch aus der Zukunft bekamen! So bleibt uns vorerst nur die Hoffnung, dass eines Tages Doc Emmitt Brown den Flux- Kompensator entwickelt und diesen in einen DeLorean einbaut. Zumindest wäre dies eine attraktive und ansprechende Methode, Reisen auf angenehme Weise in die Zeit zu unternehmen!
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