@aronsperber Ich denke, man sollte mal die Geschichte des Verfassungsschutzes betrachten, und was für Leute damals zu Beginn der BRD beim Verfassungsschutz gearbeitet und Pöstchen bezogen haben (in der betreffenden Zeit):
-ab 1945 Amt für Verfassungsschutz (von der US Army betrieben) mit dem Ziel die neugegründete KPD zu überwachen
-7.11.1950 Gründung des Bundesamtes für Verfassungsschutz (bis 1955 unter Aufsicht der Alliierten)
Dazu aus Wiki:
[...] Grundlage der Tätigkeit sollte von Anfang an das Sammeln von Nachrichten ohne polizeiliche Exekutivbefugnisse sein. Diese Trennung geheimdienstlicher und polizeilicher Tätigkeiten [...] ist eine Reaktion auf die Erfahrungen mit der Geheimen Staatspolizei als politischer Polizei.[3]
Trotz dieser organisatorischen Abgrenzung gab es starke personelle Kontinuitäten; bis zum Ende der alliierten Aufsicht 1955 waren viele ehemalige Mitarbeiter der Gestapo als inoffizielle Mitarbeiter beschäftigt, danach auch offiziell.Wikipedia: Bundesamt für Verfassungsschutz#GeschichteUnd nun werfen wir mal einen kleinen Blick auf die Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz:
-1950-1954 Otto John: Im Juli 1954 tauchte der ehemalige britische Geheimdienstler John in der DDR auf. Nach dortigen Rundfunk-Propagandaauftritten und Verhören durch MfS und KGB kehrte er überraschend Ende 1955 zurück und wurde zu einer vierjährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Der freiwillig bzw. erzwungen erfolgte Aufenthalt Otto Johns in der DDR war einer der ersten großen politischen Skandale der jungen Bundesrepublik.
[...]
-1955-1972 Hubert Schrübbers: Rücktritt, nachdem seine Tätigkeit in der NS-Justiz während der Zeit des Nationalsozialismus bekannt wurde. Unter Schrübbers sollen auffällig viele hohe Positionen im Bundesamt mit ehemaligen SS- bzw. SD-Angehörigen besetzt worden sein. 1962–1967 war Ernst Brückner sein Vizepräsident.Wikipedia: Bundesamt für Verfassungsschutz#Pr.C3.A4sidentenIch finde, dass auffallend oft die Vergangenheit der Mitarbeiter (siehe fette Hervorhebungen) bei Wiki erwähnt wird. Die sind alle keine lupenreinen Demokraten gewesen. Aber sollten nicht gerade die Beschützer unserer Verfassung diese Voraussetzung mitbringen? (Ich will ja auch keine ehemaligen STASI-Mitarbeiter beim Verfassungsschutz.)
Hier für die YT-Gemeinde:
https://www.youtube.com/watch?v=YeyR86Me6_Yaronsperber schrieb:Starke wollte also einen linken Märtyrer schaffen?
Ich weiß nicht, was Starke wollte. Ich habe nur zusammengefasst, was in dem zitierten Spiegel-Artikel stand. Vielleicht war Starke auch einfach paranoid? Vielleicht wollte er nur Schutz gegen die Studenten für seine Polizisten. Ich weiß auch nicht, was Starke damit bezweckte 40-50 Agents Provocateurs bei der Vietnam-Demo einzusetzen? Vielleicht waren ihm die Studenten bis dahin zu friedlich?
aronsperber schrieb:es konnte in den Stasi-Akten zwar bislang kein Nachweis gefunden werden, dass er auf Befehl geschossen hatte.
was aber keineswegs beweist, dass es keinen solchen Befehl gab.
viele Stasi-Akten sind ausgedünnt, die Stasi hatte viel brisantes Material rechtzeitig vernichtet:
Gleiches gilt ja anscheinend auch für Akten des Verfassungsschutzes.
Dass man in den STASI-Akten bislang keinen Hinweis auf den Schiefbefehl für Kurras gefunden hat, heißt aber auch nicht, dass er vernichtet/bisher nicht gefunden wurde. Stand heute: Es gab keinen Schießbefehl. Alles andere ist Spekulation.
Es fanden sich keine Anhaltspunkte für einen Mordauftrag des MfS, aber neue Indizien dafür, dass Kurras Ohnesorg unbedrängt und gezielt aus kurzer Distanz erschossen hatte und dabei von umstehenden Polizisten und seinem Vorgesetzten beobachtet worden war. Die Beweislage reichte jedoch nicht zur Wiederaufnahme seines Prozesses aus. Die Ermittlungen zum Mordverdacht wurden im November 2011 eingestellt. Die Motivation für Kurras' Tat ist bis heute unbekannt.Wikipedia: Karl-Heinz KurrasAußerdem:
Nach den 2009 gefundenen Stasi-Akten reagierte das MfS überrascht auf den tödlichen Schuss ihres Agenten und ordnete wenige Tage darauf als Funkspruch an:
„Material sofort vernichten. Vorerst Arbeit einstellen. Betrachten Ereignis als sehr bedauerlichen Unglücksfall.“[40]
Kurras antwortete: „Zum Teil verstanden, alles vernichtet“ und forderte Geld für seine juristische Verteidigung. Das MfS rätselte über die Motive seiner Tat, da ihm anderslautende Zeugenaussagen vom Tatablauf vorlagen:
„Es ist zur Zeit noch schwer zu verstehen, wie dieser GM eine solche Handlung, auch wenn im Affekt oder durch Fahrlässigkeit hervorgerufen, begehen konnte, da sie doch ein Verbrechen darstellt.“[18]
Daraufhin prüfte das MfS am 8. und 9. Juni 1967, ob Kurras „im Auftrage einer feindlichen Dienststelle als Agent Provocateur die Verbindung zum MfS aufnahm“, also ein Doppelagent war. Indizien dafür fand man nicht. In einem internen Vermerk vom 8. Juni 1967 heißt es, man habe seine „charakterliche Schwäche“ für Schusswaffen gekannt, aber unterschätzt. Am 9. Juni 1967 nannten MfS-Mitarbeiter Kurras „Mörder“ und „Verbrecher“.[17] Am selben Tag wurde entschieden:
„Die Verbindung zum GM wird vorläufig abgebrochen.Wikipedia: Karl-Heinz Kurras#Reaktionen in der DDRaronsperber schrieb:Tatsache ist, dass das Land, für das Kurras als Agent arbeitete, den Tod Ohnesorgs für eine Kampagne ausschlachtete, die maßgeblich zur Radikalisierung der 68er beitrug.
Da hast Du wohl recht.
Wikipedia: Karl-Heinz Kurras#Reaktionen in der DDRAber so ist es halt, ein Ereignis wird genommen um seine Interessen durchzusetzen (d.h. nicht, dass man dieses Ereignis herbeigeführt haben muss). Die PC-Ballerspiel-Verbieter-Bewegung engagiert ja auch keine Amokläufer.
aronsperber schrieb:die radikale Linke hatte in der BRD nie eine Chance, dazu war der reale Sozialismus der DDR einfach zu nahe
Trotzdem hatte man ganz große Angst vor der der radikalen Linken. Sonst hätte man nicht das "Amt für Verfassungsschutz" gegründet um die KPD (nicht die DRP oder DP oder VU) zu überwachen.
Nein, es ging um Antikommunismus. Und da hat man gerne auf die alten Nazis zurückgegriffen. Da ergibt sich das Feindbild von ganz alleine.