Rolly22 schrieb:Die NIST Berichte sind eine Fundgrube für Architekten, Bauingenieure und Statiker weltweit.
Genau dafür werden sie ja auch gemacht, damit Fehler nicht wiederholt werden.
Die Bauweise des WTC7 mit asymmetrisch verteilten Stützen, die sehr unterschiedlich große Last tragen (aber gleich dimensioniert waren), wäre schon seit Jahrzehnten nicht mehr genehmigt worden.
Anfangs mussten überall im WTC ja auch Brandschutzanstriche, Sprinkleranlagen u.s.w. nachgerüstet werden, weil sich die Brandschutzverordnungen änderten.
In einigen Jahren wird man womöglich die Styropor-Wärmeisolierungen nicht mehr genehmigen.
Der Hochhausbrand in Lomdon sollte einem zeigen, dass nicht alles, was gebaut wird, perfekt geplant ist.
nikolas1981 schrieb:Doppelstahlträgern
Wie meinen? Was ist das, "Doppelstahl"?
Oder meinst Du Doppel T-Träger? Du meinst, die sind unkaputtbar, egal wie heiß sie werden und wie die Verbindungen zwischen Stützen und horizontalen Trägern aussehen, egal wie hoch die Last ist, die darauf ruht oder sich in Bewegung setzt, und kinetische Energie existiert nicht?
Das würde Statikern und Brandschutz-Experten eine Menge Arbeit ersparen, wenn sie sich darauf verlassen könnten. Merkwürdigerweise muss aber alles immer genau berechnet werden und jeder Statiker wird Dir sagen, dass die Berechnungen nur gültig sind, so lange da niemand einen wichtigen Teil zerstört, und jeder Brandschutz-Experte wird sagen, dass das wichtigste ist, dass das Gebäude nicht einstürzt, bevor es evakuiert wurde.
Trotzdem weiß man, dass bei einem großflächigen Feuer in einem Wolkenkratzer die Personen in den Geschossen darüber nicht zu retten sind. Darum gibt es Sprinkleranlagen... die versagen können, wenn Leitungen beschädigt sind oder der Wasserdruck nicht ausreicht.
Nur ein Beispiel aus der Natur, zur Statik: Ein Felshang liegt einige Zehntausend Jahre mit ungeheurer Last unbeweglich herum, bis sich irgendwo ganz oben ein Felsbrocken löst.
Dadurch kommt es zu einer
Kettenraktion, an deren Ende ein ganzer Felshang mit rasender Geschwindigkeit und brutaler Energie ins Tal donnert und alles platt macht, was im Weg steht.
Man darf sich
statische Systeme wie Häuser, Brücken oder Türme niemals als unzerstörbar vorstellen. Sonst bräuchte es keine Statiker, die für viel Geld mühselig berechnen, wie das funktionieren kann. Die außerdem die Aufgabe haben, bei ausreichenden Toleranzgrenzen nicht zu viel Material zu verbauen... denn das geht ins Geld.
Die WTC-Gebäude wurden in den 70ern errechnet, auf Computern, die eine Leistung hatten wie heute ein besserer Taschenrechner. Man hat alles damals bekannte an Statik ausgereizt, um möglichst weite Spannweiten zwischen den Stützen zu haben, damit die Geschosse möglichst variabel einzurichten waren.
Es gibt wohl wenige Gebäude, bei denen das so gemacht wurde - und obendrein wenige, bei denen die Stahlträger nicht von Beton ummantelt wurden ("Stahlbeton"). Ein paar Zentimeter Feuerschutz-Anstrich und eine Lage Gipskartonplatten können nicht den Feuerschutz von einigen Zentimetern Beton bieten.
Da hat man schon zwei Faktoren, die bei großflächigen Bränden ungünstig sind.
Dazu waren im WTC7 an den senkrechten Stützen, die zuerst einknickten, die Bodenelemente nicht rechtwinklig, sondern schiefwinklig angebracht, weil das Gebäude keinen rechteckigen Grundriss hatte. Dadurch waren die Verbindungen an diesen Stellen stärker belastet, anfälliger und sind ausgerissen, als die
Zugkräfte die die Träger in den Bodenelementen ausübten, sich veränderten (weil sie sich durch Hitze verformten).
Das war der dritte ungünstige Faktor.
Der vierte war, dass auf genau diesen Stützen eine größere Last als auf den anderen ruhte, weil darüber das "Penthouse" mit der Gebäudetechnik stand, das ein großes Gewicht hatte.
Also rissen die Verbindungen der Bodenelemente ab, die senkrechten Stützen knickten weg, das Penthouse kam runtergedonnert, und in einer Kettenraktion gaben auch die anderen Stützen nach und zuletzt wurde die Fassade
herabgezogen, darum der beinahe freie Fall.