Anschlag bei Charlie Hebdo - Zuviel Zufall?
19.01.2015 um 11:56@jimbo
Man muss eben nur auch immer im Hinterkopf behalten wie die Medien funktionieren und wie hoch die "Reportagedichte" ist, bevor man Doppelmoral oder Ignoranz vorwirft.
Werden in einer Stadt wie Paris 12 Menschen an einem Tag hingerichtet, so kann man im Zeitalter von Internet, Smartphone, Twitter, Facebook & Co. davon ausgehen, sehr schnell und weitreichend davon über mehrere Kanäle zu hören. In Paris leben ca. 21000 Menschen pro Quadratkilometer und Reporter, Presseagenturen etc. sitzen vor Ort.
Vom Eingang des Notrufes bis zur Aussendung von Reportern und ersten "Breaking News"-Inserts im Fernsehen vergehen da vielleicht Minuten.
Dazu kommt, dass derartige Gewalt in hiesigen Breiten nicht gerade alltäglich ist, was den Sensationscharakter noch steigert.
Nachrichten funktionieren nach dem Prinzip "Mann beißt Hund", weil "Hund beißt Mann" so alltäglich ist, dass es keinen Nachrichtenwert besitzt.
Als Beispiel:
"4 Menschen innerhalb eines Tages auf offener Strasse erschossen" in Detroit ist keine Sensation.
Es ist tragisch, es wird Kopfschütteln und hochgezogene Augenbrauen produzieren, aber keine landesweiten Sondersendungen oder gar weltweite Berichterstattung.
"4 Menschen innerhalb eines Tages auf offener Strasse erschossen" in Märkisch Buchholz oder Schnackenburg ist allerdings eine Sensation und wird landesweit durch die Nachrichten gehen.
Obendrein kommt dazu, dass je näher ein Ereignis an der eigenen Haustür stattfindet, desto wichtiger wird es empfunden.
Für die Menschen in deiner Straße wären 10 erschossene Menschen im Garten von Nachbar Schulze auch "wichtiger", als 10 erschossene Redakteure bei Charlie Hebdo.
Baga in Nigeria liegt, von unserer Warte aus betrachtet, im Nirgendwo. Mit ca. 1600 Menschen auf knapp 6 Quadratkilometern. Und selbst die offiziellen Stellen in Nigeria sind sich über die Opferzahlen nicht klar, oder spielen diese herunter.
Als Vergleich:
Der Flughafen Charles de Gaulle in Paris ist ca. fünf mal größer als Baga und hat knapp das siebenfache an "Einwohnern".
Das ist keine Rechtfertigung dafür, die Opfer in Baga weniger tragisch zu finden als die Opfer in Paris. Menschliche Tragödie ist beides.
Es ist nur ein Erklärungsansatz dafür, warum man von manchen Ereignissen mehr oder intensiver hört, als von anderen.
jimbo schrieb:Ich finde halt diese Doppelmoral und das mit 'Zweierlei' oder 'Dreierlei' Maß messen heut zu Tage ätzend.Bis zu einem gewissen Grad stimme ich dir da zu.
Man muss eben nur auch immer im Hinterkopf behalten wie die Medien funktionieren und wie hoch die "Reportagedichte" ist, bevor man Doppelmoral oder Ignoranz vorwirft.
Werden in einer Stadt wie Paris 12 Menschen an einem Tag hingerichtet, so kann man im Zeitalter von Internet, Smartphone, Twitter, Facebook & Co. davon ausgehen, sehr schnell und weitreichend davon über mehrere Kanäle zu hören. In Paris leben ca. 21000 Menschen pro Quadratkilometer und Reporter, Presseagenturen etc. sitzen vor Ort.
Vom Eingang des Notrufes bis zur Aussendung von Reportern und ersten "Breaking News"-Inserts im Fernsehen vergehen da vielleicht Minuten.
Dazu kommt, dass derartige Gewalt in hiesigen Breiten nicht gerade alltäglich ist, was den Sensationscharakter noch steigert.
Nachrichten funktionieren nach dem Prinzip "Mann beißt Hund", weil "Hund beißt Mann" so alltäglich ist, dass es keinen Nachrichtenwert besitzt.
Als Beispiel:
"4 Menschen innerhalb eines Tages auf offener Strasse erschossen" in Detroit ist keine Sensation.
Es ist tragisch, es wird Kopfschütteln und hochgezogene Augenbrauen produzieren, aber keine landesweiten Sondersendungen oder gar weltweite Berichterstattung.
"4 Menschen innerhalb eines Tages auf offener Strasse erschossen" in Märkisch Buchholz oder Schnackenburg ist allerdings eine Sensation und wird landesweit durch die Nachrichten gehen.
Obendrein kommt dazu, dass je näher ein Ereignis an der eigenen Haustür stattfindet, desto wichtiger wird es empfunden.
Für die Menschen in deiner Straße wären 10 erschossene Menschen im Garten von Nachbar Schulze auch "wichtiger", als 10 erschossene Redakteure bei Charlie Hebdo.
Baga in Nigeria liegt, von unserer Warte aus betrachtet, im Nirgendwo. Mit ca. 1600 Menschen auf knapp 6 Quadratkilometern. Und selbst die offiziellen Stellen in Nigeria sind sich über die Opferzahlen nicht klar, oder spielen diese herunter.
Als Vergleich:
Der Flughafen Charles de Gaulle in Paris ist ca. fünf mal größer als Baga und hat knapp das siebenfache an "Einwohnern".
Das ist keine Rechtfertigung dafür, die Opfer in Baga weniger tragisch zu finden als die Opfer in Paris. Menschliche Tragödie ist beides.
Es ist nur ein Erklärungsansatz dafür, warum man von manchen Ereignissen mehr oder intensiver hört, als von anderen.