Peak Oil?
23.07.2013 um 09:10
Zitat von http://www.aspo.ch/assets/images/dsfeupload/6/ns_74.pdf
1
Peak Oil ist nicht tot!
Ein Bericht der Energy Watch Group entlarvt Mythen und Hyperbeln der
„Energie Revolution“
. Zusammengefasst und kommentiert von
Adrian Hänni
,
Vorstandsmitglied ASPO Schweiz.
Glaubt man der massenmedialen Berichterstattung der letzten Monate, so befinden
wir uns am Anfang eines globalen
Ölrausches.
In ihrem neuesten World Energy Outlook
(WEO), veröffentlicht im November 2012, prognostiziert die International Energy Agency(IEA) ein teigendes globales Erdölangebot in den kommenden Jahrzehnten. Die IEA versichert dabei
explizit, dass in absehbarer Zukunft (bis 2035 und darüber hinaus) keine geologischen oder technischen Restriktionen ein ständiges Anwachsen der Ölproduktion verhindern werden.
Für besondere Resonanz sorgtausserdem die Prognose, dass die USA zwischen 2020 und 2025
durch die Erschliessung unkonventioneller Öl-
und Gasvorkommen unabhängig vonImporten werden könne
.
Spätestens seit der Veröffentlichung des WEO 2012 herrscht in den Medien ein
regelrechter Hype
:
Szenarien von
für Jahrzehnte
im Überfluss vorhandenem Erdöl
und Erdgas
werden ebenso gezeichnet
,
wie eine Rückkehr zu den günstigen Preisen
fossiler Energie der 1990er Jahre her
beigeschrieben wird
–
obwohl selbst die IEA im
WEO 2012 kontinuierlich ansteigende Rohölpreise bis zum Jahr 2035 voraussagt.
Gemäss diesen
Medienberichten haben sich die Grundlagen der Förderung fossiler
Energie in den letzten Jahren vollständig gewandelt,
da nun, im Zuge der
„Energierevolut
ion“, bislang unzugängliche unkonventionelle Öl
-
und Gasvorkommen
mittels
Fracking
gefördert werden könnten.
„Peak Oil ist tot“, lautet der Slogan des
Tages.
Saudi
-
Arabien und Russland auf dem Peak?
Soweit der Mythos.
Dass eine nüchterne Analyse der empirischen Daten diesen
(Zweck
-
)Optimismus n
icht rechtfertigt
und die Realität wohl etwas anders aussieht,
zeigt ein Bericht der
Energy Watch Group
(EWG),
Fossil and Nuclear Fuels
–
the
Supply Outlook
, welche in diesem Früh
ling veröffentlicht wurde.
Bei der EWG handelt
es sich um ein internationales Netzwerk von renommierten Wissenschaftlern und
Parlamentariern. Für die Autoren ihrer
Studie
–
zu ihnen gehört
auch Dr. Werner
Zittel, Vorstandsmitglied der ASPO Deutschland und
Referent an der ASPO
Jahrestagung am 14. September 2013 in Basel
–
ist klar:
Die mittel
-
und langfristige
Prognose der Erdölförderung hat sich nicht verändert und es gibt keine neuen
Fakten, welche eine fundamentale Neuinterpretation rechtfertigen würden.
2
Der EWG
-
Bericht weist zunächst einmal auf einige unangenehme Fakten und
Widersprüchlichkeiten
hin
, welche im allgemeinen Goldgräbertr
ubel geflissentlich
übersehen we
rden
. Trotz dem Hype um die Förderung von Shale Gas und Shale Oil
in den USA, und
trotz
dem Gerede um eine fundamentale geographische
Verschiebung der globalen Erdölproduktion vom Nahen Osten nach N
ordamerika,
wäre
das weltweite Erdölangebot 2012 zurückgegangen,
wenn
Saudi
-
A
rabien seine
(nota bene konventionelle) Förderung nicht ausgeweitet
h
ätte
.
Der EWG
-
Bericht stellt
jedoch fest, dass Saudi
-
Arabiens Ölproduktion signifikant zurückgehen wird, falls in
den nächsten Jahren keine bedeutenden neuen Felder entdeckt und erschlossen
werden. Es wird deshalb prognostiziert, dass Saudi
-
Arabien und die
OPEC als
Ganzes
bereits
heute den Peak Oil erreicht haben und dass ihre Förderung in den
nächsten zwei Jahrzehnten um durchschnittlich zwei Prozent pro Jahr zurückgehen
wird.
Dies ist sicherlich eine der kontroverser
en Aussagen des Berichts, der
allerding
s auch
darauf hin
weist, dass selbst im
WEO 2012 eingeräumt
wird
, dass mit
Russland ein weiteres wichtiges Förderland 2012 den Peak Oil erreicht hat.
Quelle
: EWG
-
Bericht (englische Version),
S. 37
Enttäuschende Hoffnungsträger
In den letzten Jahren
ruhen
die Hoffnungen auf eine Trendwende in der weltweiten
Erdölförderung
hauptsächlich
auf
Tiefseeöl im Golf von Mexiko
,
Tar Sands in der
kanadischen Provinz Alberta
, und
Shale Oil
in den USA
. Der EWG
-
Bericht
argumentiert dagegen, dass die Zukunftsaussichten d
ieser drei Hoffnungsträger bei
weitem nicht so vielversprechend sind.
Die Autoren prognostizieren einerseits, dass
sich die kanadische Ölproduktion bereits auf dem Peak befindet.
Andererseits
zeigen
3
sie auf, dass die Ölförderung in den USA
in den letzten v
ier Jahren (2008
-
2012)
entsprechend dem langfristigen Trend zurückgegangen ist, wenn man einmal von
der Schieferölförderung in Texas und North Dakota absieht.
Selbst in der Offshore
-
Region des Golfs von Mexiko kam es 2011 und 2012 zu einem starken
Förderrü
ckgang.
Schliesslich wird betont, dass die Erwartung, die Förderung von Shale Oil könne
einen Anstieg der Ölproduktion in den USA für mindestens 10 bis 20 Jahre
ermöglichen,
einer
detaillierten
Prüfung
nicht standhalte
. Die Autoren weisen dabei
zu Recht
darauf hin, dass die hohen
decline rates
von bereits produzierenden
Bohrlöchern das ständige Bohren einer grossen Zahl neuer Bohrl
öcher erfordert
, nur
um den Rückgang der so genannten Basisproduktion zu kompensieren. Gemäss den
Kalkulationen der EWG ist es äusserst wahrscheinlich, dass die Produktion der
beiden
mit Abstand
bedeutendsten Shale Oil Plays
–
des Bakken in North Dakota
und des Eagle For
d in Texas
–
innerhalb der nächsten zwei bis d
rei Jahre den Peak
erreichen wird. Die Erwartung sei deshalb, dass die gesamte Ölforderung in den USA
schon bald (2015
-
2017) wieder auf den langfristigen Abwärtstrend einschwenken
und 2030 viel geringer als heu
te sein werde.
Die Förderung von Schieferöl, so wird
bilanziert, „wird sich wahrscheinlich als eine Blase erweisen, welche nur etwa 10
Jahre anhält“.
Der Kontrast zu den euphorischen Verheissungen von IEA und
Massenmedien könnte kaum schärfer sein.
Quelle
: EWG
-
Bericht
(englische Version),
S. 44
4
„Peak Oil is now!“
Die
EWG
-
Studie kommt so zum Schluss, dass der Peak Oil heute bereits erreicht ist
und die globale Erdölproduktion bald kontinuierlich zu sinken beginnt. „Gemäss
unserer Analyse ist es ziemlich wahrscheinlich, dass die weltweite Ölförderung im
Jahr 2030 im Vergleich mit 2012 um 40 Prozent zurückgegangen sein wird“, erklären
die Autoren um Werner Zittel.
Quelle:
Quelle: EWG
-
Bericht (englische Version),
S. 47
Nicht viel mehr Optimismus versprüht die EWG in ihrer Analyse des Erdgasangebots.
So hält sie es
beispielswei
se für wahrscheinlich
–
und begründet überzeugend
–
dass der Shale Gas Boom in den USA bereits seinen Peak erreicht hat.
Quelle: EWG
-
Bericht (englische Version),
S. 74
Entsprechend warnt der EWG
-
Bericht, dass ab etwa 2015 ein steiler Rückga
ng der
gesamten US
-
Erdgasförderung einsetzen könnte
sie auf, dass die Ölförderung in den USA
in den letzten vier Jahren (2008-2012)
entsprechend dem langfristigen Trend zurückgegangen ist, wenn man einmal von
der Schieferölförderung in Texas und North Dakota absieht.
Selbst in der Offshore
-
Region des Golfs von Mexiko kam es 2011 und 2012 zu einem starken
Förderrückgang.
Schliesslich wird betont, dass die Erwartung, die Förderung von Shale Oil könne
einen Anstieg der Ölproduktion in den USA für mindestens 10 bis 20 Jahre
ermöglichen, einer detaillierten Prüfung nicht standhalte
. Die Autoren weisen dabei zu Recht darauf hin, dass die hohen decline rates von bereits produzierenden Bohrlöchern das ständige Bohren einer grossen Zahl neuer Bohrlöcher erfordert
, nur um den Rückgang der so genannten Basisproduktion zu kompensieren. Gemäss den
Kalkulationen der EWG ist es äusserst wahrscheinlich, dass die Produktion der
beiden mit Abstand bedeutendsten Shale Oil Plays
–
des Bakken in North Dakota
und des Eagle Ford in Texas
–
innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre den Peak
erreichen wird. Die Erwartung sei deshalb, dass die gesamte Ölforderung in den USA
schon bald (2015 2017) wieder auf den langfristigen Abwärtstrend einschwenken
und 2030 viel geringer als heute sein werde.
Die Förderung von Schieferöl, so wird bilanziert, „wird sich wahrscheinlich als eine Blase erweisen, welche nur etwa 10Jahre anhält“.
Der Kontrast zu den euphorischen Verheissungen von IEA und
Massenmedien könnte kaum schärfer sein.
Quelle
: EWG
-
Bericht
(englische Version),
S. 44
4
„Peak Oil is now!“
Die
EWG
-
Studie kommt so zum Schluss, dass der Peak Oil heute bereits erreicht ist
und die globale Erdölproduktion bald kontinuierlich zu sinken beginnt. „Gemäss
unserer Analyse ist es ziemlich wahrscheinlich, dass die weltweite Ölförderung im
Jahr 2030 im Ver
gleich mit 2012 um 40 Prozent zurückgegangen sein wird“, erklären
die Autoren um Werner Zittel.
Quelle:
Quelle: EWG
-
Bericht (englische Version),
S. 47
Nicht viel mehr Optimismus versprüht die EWG in ihrer Analyse des Erdgasangebots.
So hält sie es
beispielswei
se für wahrscheinlich - und begründet überzeugend
–
dass der Shale Gas Boom in den USA bereits seinen Peak erreicht hat.
Quelle: EWG
-
Bericht (englische Version),
S. 74
Entsprechend warnt der EWG
-
Bericht, dass ab etwa 2015 ein steiler Rückgang der gesamten US
-
Erdgasförderung einsetzen könnte.
Die EWG geht weiter davon aus, dass Schiefergas in Europa
–
im Gegensatz zu den USA und unabhängig von
Umweltbedenken
–
aus geologische
n
, geographischen und industriellen Gründen
eine vernachlässigbare Rolle spielen wird. Unter anderem diese pessimistische
Prognose für die Entwicklung von Shale Gas ausserhalb Nordamerikas
lässt die
EWG voraussagen, dass die globale Erdgasproduktion, genauso wie die globale
Kohleproduktion, um oder sogar vor dem Jahr 2020
den Peak erreichen wird. Der kombinierte Peak aller fossilen
Energiequellen wird deshalb einige Jahre vor 2020 erwartet und „wird beinahe mit dem beginnenden Rückgang der Erdölproduktion zusammenfallen“.
Der bald beginnende Rückgang der globalen Ölförderung wird folglich gemäss den
Kalkulationen der EWG zu einer wachsenden Energielücke führen,
die schon bald zu gross sein wird, um sie mit Erdgas und/oder Kohle zu füllen. Den Energiebeitrag der Nuklearenergie wiederum hält die EWG für zu gering, um auf globaler Ebene einen
signifikanten Einfluss zu haben. Ausserdem unterliegt die Uranförderung denselben
Restriktionen wie fossile Energieträger
–
die globale Uranproduktion erreichte den
Peak bereits um 1980.